Musik unter dem Sternenhimmel Programm 2016
Kulturprogramm in der Vöhler Synagoge will 2016 mit viel Energie und nachdenklichen Momenten begeistern
Musik unter dem Sternenhimmel
Vöhl. Wenn Klezmer auf Tango trifft, Musiker aus Jerusalem auf Künstler aus der Mongolei – dann hat in Waldeck-Frankenberg meistens der Förderkreis der Vöhler Synagoge seine Hände im Spiel.
Zu sieben Konzerten mit hochrangigen Künstlern aus der ganzen Welt lädt der Förderkreis ein. Es ist das erste Programm in der Geschichte der Vöhler Synagoge als Kultureinrichtung, bei dem nicht Kurt Willi Julius die Fäden zog. Nach dem plötzlichen Tod des künstlerischen Leiters 2014 konnte das Förderkreisteam im vergangenen Jahr noch auf bereits geplante Konzerte zurückgreifen. „Nun mussten wir das erste Mal in diese riesigen Fußstapfen treten“, erzählt Barbara Küpfer. Dabei seien sie der Philosophie von Kurt Willi Julius aber treu geblieben. Bekannte Gesichter und neue Ensembles sind im nächsten Jahr dabei. Chanson und Tango Am 28. Februar (19 Uhr) eröffnen die Musiker von Sedaa die Saison – mit Instrumenten und Melodien aus ihrer mongolischen Heimat. Omid Bahadori steuert iranische Eindrücke bei. Das Konzert mit dem Trio Santiago und Faleh Khaless wurde auf den 19. März (20 Uhr) vorgezogen. Spanische Musik der Renaissance- und Barockzeit, der jüdischen Tradition und aus der Balkanregion erklingen unter dem Titel „Meeting Points“ – zum letzten Mal in dieser Besetzung. Die Sängerinnen von „Aquabella“ gastieren am 21. Mai (20 Uhr) mit ihrem Programm „Ayadooeh“ unter dem Sternenhimmel in der Synagoge. Zu einem Chansonabend mit Maria Thomaschke wird am 25. Juni (20 Uhr) eingeladen. Die ehemalige „Aquabella“ stellt singend und schauspielernd ihr Programm „Zwei alte Damen tanzen Tango“ vor. Am 9. Juli kehren dann Quadro Nuevo mit ihrem Programm „Tango“ in die Synagoge zurück. „Das ist unser Luxus“, sagt Karin Keller schmunzelnd. Das international erfolgreiche Ensemble spielt Musik außerhalb musikalischer Schubladen. In Buenos Aires haben sie sich auf die Spuren des Tangos gemacht. Das Ergebnis präsentieren sie in Vöhl. Karten kosten 30/27/24 Euro. Die Gruppe Sistergold gastiert am 10. September (20 Uhr) mit ihrem Programm „Saxesse“ in der Synagoge. Der Name ist Programm: Die Musikerinnen haben ihre Saxofone im Gepäck. „Wir freuen uns, dass wir auch dieses Jahr wieder beim Gitarrenfestival dabei sind“, sagt Karin Keller. Am 8. Oktober (20 Uhr) spielen Tilmann Höhn, Frank Haunschild und Claus Boesser-Ferrari in der Synagoge. Harfe und Saxofon Das Jerusalem Duo – Hila Ofek und André Tsirlin – krönt am 12. November (19 Uhr) das Jahresprogramm und verbindet mit Harfe und Saxofon Klänge der Weltmusik. (resa)
Vöhler Bürgermeister verleiht Ehrenbrief
Christel Schiller, Barbara Urmoneit und Friedrich Denhof bekommen Auszeichnungen
Vöhler Bürgermeister verleiht Ehrenbrief an Ehrenamtliche
Drei Ehrenamtlichen der Großgemeinde überreichte der Bürgermeister den Ehrenbrief des Landes Hessen: Christel Schiller und Barbara Urmoneit aus Vöhl und Friedrich Denhof aus Buchenberg.
„In fast allen Bereichen des gemeindlichen Lebens zählen wir auf Sie“, erklärte Vöhls Bürgermeister Matthias Stappert, „und deswegen ist heute Zeit Danke zu sagen.“
Paul Hoorn kehrt zurück
Weihnachtskonzert begeistert Publikum
Paul Hoorn kehrt in die Vöhler Synagoge zurück
Vor begeistertem Publikum spielten Paul Hoorn, Michael Manz und Karolina Petrova in der Vöhler Synagoge ihr Programm "Von Fremde der Heimat und Heimat der Fremde".
Die Heiligen Drei Könige kamen am Nikolausvorabend nicht nach Vöhl, stattdessen drei Multiinstrumentalisten mit Liedern in elf Sprachen in die Alte Synagoge. „Von Fremde der Heimat und der Heimat der Fremde“ lautete der Untertitel des Programms mit Liedern und Geschichten zu Advent und Weihnacht von Paul Hoorn, Michael Manz und Karolina Petrova. Ketzerisches Oratorium Mit seinem ketzerischen globalen Weihnachtsoratorium in der Tradition des Blauen Einhorns brachte das Trio die Zuhörer in der voll besetzten Alten Synagoge zum Nachdenken und auch zum Schmunzeln. In der Rolle des Evangelisten, der sich nur aufs Lukas-Evangelium beschränkt, verband Paul Hoorn die Auswahl von Liedern um den Erlösermythos aus elf Sprachen, die er im Verlauf seiner Introduktionen strophenweise übersetzte oder auch bewusst von der Tradition absetzte.
Etwa bei der Vorstellung des Titels „Maria im Dornwald“, der, im Gegensatz zum von Karolina Petrova gesungenen Kirchenlied, keine glücklich überwundene und verzauberte Durchgangsstation, sondern das allgegenwärtige Elend und den ständig gefährdeten Status der Flüchtlinge symbolisiert. Mit Klavier, Akkordeon und seinem Markenzeichen, der Flötentröte Chalumeau, bestreitet Paul Hoorn seinen instrumentalen Beitrag zum vielseitigen Klangbild. (ahi)
Gründe für das Gedenken

„Klezmers Techter“ feiern das Leben
„Poco Piu“ begeistert
Esther Bejarano und die Microphone-Mafia
Esther Bejarano und die Microphone-Mafia ernteten in Vöhl Beifallsstürme
Vöhl. „Wenn wir nicht aufstehen gegen das Schweigen, dann wird das Schweigen uns irgendwann selber erschlagen“, sagt Kutlu Yurtseven von der Kölner Hip-Hop-Band „Microphone Mafia“.
Dann stimmt er Bertolt Brechts Ballade von der Judenhure Marie Sanders an. Der scharfe Takt von Hans Eisler und flockige Rap-Fetzen reiben sich, auf der Bühne begegnen sich drei Generationen und drei Religionen, und sie ziehen eine musikalische Linie zwischen NS-Verbrechen, neuem Rassismus und Fremdenhass.
Die Lieder, die sie zusammen mit ihrem Sohn Joram Bejarano am E-Bass sowie den Hip-Hop-Musikern Rossi Pennino und Kutlu Yurtseven vorträgt, handeln nicht nur von den Traumata der Nazi-Zeit, sondern auch vom Widerstand gegen den Krieg („Desateur“), von der Friedensbewegung („Schir LaShalom“) oder der, wie sie singt, „Sehnsucht nach Menschlichkeit“.
Dem alten Arbeiterlied „Avanti Popolo“ begegnen atmosphärisch-dichte Schilderungen von Gastarbeiter-Schicksalen, die die beiden Kölner Rossi und Kutlu aus ihrer Familiengeschichte beisteuern. Und sie zitieren dabei die „Höhner“: „Wann geht der Himmel auch für mich wieder auf?“
Nach den Anschlägen auf Asylbewerber in Rostock-Lichtenhagen, Hoyerswerda und Mölln, dann auf die Gastarbeiterfamilie in Solingen hatte die Gruppe „Microphone Mafia“ eigentlich gehofft: „In zehn Jahren müssen wir nicht mehr gegen Rassismus rappen!“
Dann aber kamen die Morde des NSU, das Versagen der Behörden, Fremdenfeindlichkeit in der Asylpolitik, wie Kutlu Yurtseven aufzählt, viele Gründe, gemeinsam mit der starken Kämpferin Esther Bejarano weiter aufzustehen „für Wahrheit und Freiheit“.
Es sei dem Korbacher Verein „Lesebändchen“ und dem Förderverein Synagoge in Vöhl ein gemeinsames Anliegen gewesen, mit solch einem Konzert an die Befreiung vom Hitler-Faschismus vor 70 Jahren zu erinnern, erklärten ihre Vorsitzenden Ingo Hoppmann und Karl-Heinz Stadtler, als sie Esther Bejarano und ihren Musikern dankten.
Von Karl-Hermann Völker