Aufstellung der Häuser

Bahnhofstr. 04



21.03.2006 © Kurt-Willi Julius

1     Bahnhofstraße Nr. 4

(dol) Jakob Katzenstein und Frau, geb. Weizenkorn aus Korbach. Textilgeschäft in der Bahnhofstraße, jetzt Kickuth. Ihr einziger Sohn Albert fiel im Krieg. Die Katzensteins wurden damals in die Synagoge evakuiert. Das Haus steht noch an der Ecke Scharwinkel/Vorderheide. Dann verschwanden sie.

(kin) Im Haus Bahnhofstraße 4 führte das Ehepaar Jakob und Rosalie Katzenstein ein Textilgeschäft. Vermutlich um 1890 kamen Jakob und Rosalie Katzenstein, die aus Frankenau beziehungsweise aus Korbach stammten, nach ihrer Eheschließung nach Frankenberg und eröffneten dort das Textilgeschäft. Ihr einziger Sohn Albert fiel im Ersten Weltkrieg für sein deutsches Vaterland. Er war einer von zwei Gefallenen der Jüdischen Gemeinde Frankenberg.

Ihnen zur Seite stand als Haushaltshilfe Hilde Blum, die als 17-jährige im Mai 1939 im Haus der Bahnhofstraße 4 gemeldet ist. Seit dem Februar 1939 lebte sie aus Friedrichsroda kommend, bei Katzensteins.

Vermutlich Ende 1941 wurde das Ehepaar gezwungen, sein Haus zu verlassen. Es wurde zwangsweise in das Gebäude der im November 1938 geschändeten und im Inneren zerstörten Synagoge, Scharwinkel 4, einzuziehen. Seit Januar 1941 lebte bei dem Ehepaar Katzenstein noch die Schwester von Frau Katzenstein, das war Hedwig Weitzenkorn aus Korbach. Die Hausgehilfin Hilde Blum war zu dieser Zeit vermutlich bereits in Leipzig. (Offiziell wird sie allerdings erst zwei Tage vor ihrer Verschleppung aus Leipzig in Frankenberg abgemeldet).

In der Frühe des 6. September 1942 wurde der 77-jährige Jakob Katzenstein gemeinsam mit seiner 72-jährigen Ehefrau Rosalie und deren 57-jährigen Schwester Hedwig Weitzenkorn unter Androhung schwerster Strafen bei Nichtbefolgung vom Ortsgendarm zum Frankenberger Bahnhof geführt und in ein Sammellager nach Kassel gebracht. Von dort gab es einen Massentransport am nächsten Tag in das Ghetto Theresienstadt. Am 27. November 1942 starb Jakob Katzenstein bei fürchterlichsten hygienischen Verhältnissen im Ghetto Theresienstadt. Nur wenige Wochen nach dem Tod ihres Mannes starb auch Rosalie Katzenstein am 13. Januar 1943, ihre Schwester Hedwig Weitzenkorn kam eine Woche später am 20. Januar 1943 in Theresienstadt zu Tode.

Hilde Blum, die Hausgehilfin der Katzensteins, wurde im Januar 1942 von Leipzig nach Riga in Lettland verschleppt. Ein letztes Lebenszeichen gibt es von ihr vom 1. Oktober 1944, als sie zwei Tage vor ihrem 22. Geburtstag im KZ Stutthoff bei Danzig registriert wird.

Bahnhofstr. 4 mit Kaiserlichem Postamt um 1910
Reproduktion Wissemann 1980, Seite 150

Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig erinnern an die Bewohner des Hauses in der Frankenberger Bahnhofstraße 4:

Jakob Katzenstein - *8.4.1865 in Frankenau - ermordet 27.11.1942 Ghetto Theresienstadt
Rosalie Katzenstein geb. Weitzenkorn - *6.5.1870 in Korbach - ermordet 13.1.1943 Ghetto Theresienstadt
Hedwig Weitzenkorn - *30.3.1885 in Korbach - ermordet 20.1.1943 Ghetto Theresienstadt
Hilde(gard) Blum - *3.10.1923 in Borken - ermordet KZ Stutthoff
Else Sommer - *1914 - ermordet im Vernichtungslager Sobibor


© Kurt-Willi Julius 02.03.2007

Bahnhofstr. 22


23.03.2006 © Kurt-Willi Julius

2     Bahnhofstraße Nr. 22
(dol) Dr. med Albert Lissard, Praxis im ersten Stock des Hauses Stöber, früh verstorben. Auf dem hiesigen jüdischen Friedhof beerdigt. Ehefrau: Olga Lissard, geb. Marek (geb. 24.5.1880 in Jamnitz/Mähren). Ihr Sohn Ernst war evangelisch und später Mediziner in Berlin. Er kam öfters mit seiner Mutter, um das Grab des Vaters zu besuchen. Da nach jüdischem Ritus keine Blumen auf den Gräbern sind, war Dr. Lissards Grab das einzige geschmückte. Dr. Lissard starb in Berlin. Seine Mutter überlebte ihn. Sie starb über 90jährig in einem Marburger Altersheim.


1950 (Wissemann 1994, S. 43)

24.05.2006 © Kurt-Willi Julius

Bahnhofstr. 23


Neubau 23.03.2006 © Kurt-Willi Julius

3     Bahnhofstraße Nr. 23
(dol) Albert Katten, der Bruder von Alex, wohnte im Hause Brosius in der Steingasse. Er war Holzhändler. Später kaufte die Familie das rote Haus in der Bahnhofstraße, (Molkerei Linde, jetzt Heini Vöhl). Der Holzplatz war auf dem Grundstück des heutigen Zahnarztes Becker. Die Kattens hatten drei Söhne, Wilhelm, Alfred und Albert? sowie eine Tochter Ilse, die 1984 mit ihrem Mann aus Amerika, in Frankenberg zu Besuch weilte.


Haus abgebrochen; 1950 (Wissemann 1994, S. 44)

Neubau 24.05.2006 © Kurt-Willi Julius

Bremer Str. 06


 An dieser Stelle stand das 1962 abgebrochene Haus. 24.05.2006 © Kurt-Willi Julius

5     Bremer Straße Nr. 6
(dol) Der „dicke" Marx (Runkes), Viehhändler. Später Möbelgeschäft Finkeldey (Möbelkiste) Haushaltswaren. Zwei Töchter, Hedwig und Kathinka. Eine war Krankenschwester in Hamburg. Beide heirateten die Gebrüder Zweig. Ein Sohn, Artur, war äußerlich das Ebenbild seines Vaters.


1962 abgebrochen; 1950 (Wissemann 1994, S. 64)

Neubau; 1987 (Wissemann 1994, S. 64)

Bremer Str. 16


An dieser Stelle stand das Haus in dem Martha Rosenbaum wohnte.
Foto: Matschin-Herberz

5a     Bremer Straße Nr. 16
Ein Stolperstein des Künstlers Gunter Demnig erinnert an die Bewohnerin des Hauses Bremer Straße 16:
• Martha Rosenbaum - *1898 - ermordet  im Vernichtungslager Auschwitz


01.03.2007 © Kurt-Willi Julius

Geismarer Str. 07


ehem. Geismarer Str. 7; vorne Auf der Heide 1, re Geismarer Str. 5 und 3, 7 ist längst
abgerissen 09.06.2006 © Kurt-Willi Julius

11   Geismarer Straße Nr. 7 (in der Quelle Dolenschall irrtümlich als Nr. 5 bezeichnet)
(dol) Jonas Buchheim, Viehhändler, Tochter Ida und Sohn Siegfried.

(kin) Ida Buchheim wurde 1904 in Frankenberg geboren. Ihr Vater war der Viehhändler Meier Buchheim in der Geismarer Straße 7. Bis wann Ida Buchheim hier lebte ist nicht bekannt. Im Juli 1935 wird sie in Frankenberg als Verheiratete (mit Willy Alexandrowitz) in der so genannten Judenkartei am selben Tag unter der Adresse Steingasse 16 an- und abgemeldet. Dies ist wohl ein Schreibfehler, möglicherweise ist Steingasse 19 gemeint, wo Verwandte von ihr lebten. Sie verzog nach Rheinswein in Ostpreußen. Aus Landwerk Neuendorf wurde sie nach Auschwitz verschleppt und ermordet.

Ein Stolperstein des Künstlers Gunter Demnig erinnert an die Bewohnerin des Hauses Geismarer Straße 7:

Ida Alexandrowitz geb. Buchheim - *2.10.1904 in Frankenberg - ermordet Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau


Geismarer Straße 7 Repro: Karl-Herm. Völke

das Haus Geismarer Str. 7 ist abgerissen; li: Auf der Heide 1, re: Geismarer Str. 5, 1968
(Magistrat... 1979, S. 26)


auch Auf der Heide 1 ist durch einen Neubau ersetzt; re Geismarer Str. 5, 1975
(Magistrat... 1979, S. 26)


GeorgDerReisende, Stolperstein Ida Alexandrowitz, 1, Geismarer Tor 7, Frankenberg, Landkreis Waldeck-Frankenberg, CC BY-SA 4.0

Gernshäuser Weg, Jüdischer Friedhof


Jüdischer Friedhof 24.05.2006 © Kurt-Willi Julius

12   Gernshäuser Weg - Jüdischer Friedhof
Wäre es nach dem Kasseler Regierungspräsidenten gegangen, gäbe es den jüdischen Friedhof überhaupt nicht mehr. Im Juni 1940 erließ der RP eine Verfügung, alle jüdischen Friedhöfe zu schließen und der „Deutschen Wirtschaft zuzuführen". Der Friedhof wurde nicht der deutschen Wirtschaft zugeführt. Er wurde wie die anderen jüdischen Kulturstätten jedoch von unbekannter Seite verwüstet. Eine der ersten Anordnungen der neuen Machthaber, die amerikanische Armee marschierte am 28. April 1945 in Frankenberg ein, wurde durch den damaligen Ausscheller, Herrn Kornemann, den Frankenberger Bürgern bekanntgegeben. Laut Zeitzeugen Wolfgang Ochse, der sinngemäße Wortlaut: „Die amerikanische Militärregierung befiehlt allen Mitgliedern der ehemaligen Nazi-Organisationen, sich mit Werkzeug am Pfingst-Sonntag beim jüdischen Friedhof einzufinden." Ca. 10% dieser Mitglieder befolgten den Befehl, befreiten den zugewachsenen Friedhof vom Unkraut und richteten die umgeworfenen Grabsteine wieder auf. Das Nichterscheinen der anderen 90% hatte für diese keine Konsequenzen zur Folge.

In der Nacht vom 6. auf den 7. November 1982, wurde der jüdische Friedhof zum zweiten Mal seit seinem Bestehen geschändet. Auch dieses Mal sind die Täter anonym geblieben. Am Morgen des 7. November, d.h. kurz vor dem 35. Jahrestag der Pogromnacht, prangten auf etlichen Grabsteinen Hakenkreuze, waren auf anderen Parolen, wie: „Wir wollen Gas, Wir wollen Zyklon B ..." aufgesprüht.

Weiterführende Literatur:

Jüdisches Leben in Frankenberg

Geschichte der Gemeinde und ihrer Familien.
Mit Beiträgen über die Juden in Geismar und Röddenau
sowie einer Dokumentation des jüdischen Friedhofs.

ISBN-13 : 978-3981383737; Thiele & Schwarz; 2011

Hainstr. 31, ehemalige Judenschule



09.07.2003 © Kurt-Willi Julius

27   Hainstraße Nr. 31
(dol) In der Hainstraße war die ehemalige Judenschule. Unten war die Schule, oben wohnte der jüdische Lehrer. Er hatte zwei Kinder. Sein Auto schoben die „Hitlerjungen" in den Teich. Möbel, Betten usw. warfen sie aus dem Fenster. Der Lehrer wurde „abgeholt". Seine Frau ging mit den Kindern nach Kirchhain, von wo sie stammte. Sie war eine bildschöne Frau.

Der Neubau der jüdischen Schule war erst 1913 eingeweiht worden. Davor befand sich die Schule in den Räumen der Synagoge im Scharwinkel. Der letzte Lehrer der Schule, Ferdinand Stern, war ebenfalls der Rabbiner der jüdischen Gemeinde. Er wohnte mit seiner Frau und seinen drei Kindern im oberen Geschoß der Schule. Herr Stern wurde am Morgen der Reichspogromnacht wie alle anderen jüdischen Männer im Landkreis verhaftet und im Gefängnis des Frankenberger Amtsgerichtes inhaftiert. Am selben Tag, am 10.11.1938, wurde die Schule verwüstet.

Als 13jähriger erlebte Heinrich Schwaner die Zerstörung der Schule. 40 Jahre danach veröffentlichte er seine persönlichen Erinnerungen in einem Leserbrief. Er reagierte damit auf den Zeitungsartikel „Bürger verhinderten Abbrennen der Synagoge" vom 9.11.1978, in dem zum ersten Mal in der HNA berichtet wurde, daß es auch in Frankenberg einmal jüdische Einwohner gab.

„Die Judenschule war dagegen bis zum Mittag des 10.11. noch unversehrt. Den Lehrer der Schule, Herrn Leo Stern, auch Rabbiner der jüdischen Gemeinde, hatte man schon in den frühen Morgenstunden wegen angeblichen Spionageverdachts verhaftet. Er konnte daher nicht Zeuge der Plünderung und Demolierung seiner Wohnung sein. Sein Auto, einen kleinen BMW, hatte ein in der Nähe wohnender SS-Mann in die Teichwiesen (heute Liegewiesen des Schwimmbades) gefahren und angezündet. Erst gegen 12.15 Uhr wurde die Schule, man höre und staune, von den 13jährigen Jungen einer Klasse der damaligen Stadtschule (heute Ortenbergschule), demoliert. Sie hatten während des damals üblichen politischen Unterrichts von der Zerstörung der Synagogen, aus Rache für die Ermordung des Botschaftssekretärs in Paris gehört. Diese Schulkinder waren durch die damaligen Medien so verhetzt, daß sie nach dem Unterricht spontan, ohne Mittagessen zur Judenschule stürmten. Gegen 13.00 Uhr wurden sie durch die Schüler der damaligen Landwirtschaftsschule „unterstützt". Frau Stern war zuvor mit ihren Kindern und unter Mitnahme des Schmucks und anderer Wertsachen zu Bekannten geflüchtet. Fast alle neugierigen Zuschauer schüttelten nur den Kopf aber keiner hatte den Mut, diese Schulkinder fortzujagen. Erst gegen 15.30 Uhr erschienen einige SS-Männer, die die Schule dann bewachten. Zuvor war ein HJ-Führer in voller Uniform aufgekreuzt. Ich erinnere mich noch genau, daß er sagte, es könnte alles zerschlagen werden, es dürfte aber nichts mitgenommen werden...

Der damalige Rektor der Stadtschule, Herr Mausehund, war über die Ausschreitungen seiner Schüler schwer empört. Die einzige Strafe, die er erteilen konnte, war eine Moralpredigt am nächsten Tag, die sich gewaschen hatte...".

(kin) Das Haus Hainstraße 31 war die Israelitische Schule in Frankenberg. Unten befanden sich die Schulräume, darüber eine geräumige Fünf-Zimmer-Wohnung für die Lehrerfamilie. Seit 1919 war Ferdinand Stern aus Zwesten der Lehrer der israelitischen Schule. In diesem Jahr war er aus Volkmarsen nach Frankenberg gezogen.

1921 heiratete der Lehrer Ferdinand Stern die bildschöne 24-jährige Martha Katz aus Arolsen. Das Ehepaar bekam fünf Kinder: Helmut (geboren 1922), Manfred (1923), Bertha Lieselotte (1925), Richard Josef (1932) und Max Heinz (1936).

Während der Kristallnacht im November 1938 kam es zu schwersten Ausschreitungen gegen die Familie Stern und zur Zerstörung ihrer Wohnung. Ferdinand Stern, 48 Jahre alt, wurde mit vielen anderen jüdischen Männern in das KZ Buchenwald bei Weimar verschleppt. Kurz nach seiner Ankunft dort starb er an den Folgen der brutalen Misshandlungen in Frankenberg am 14. November 1938.

Frau Stern stand nun mit ihren Kindern alleine. Der älteste Sohn Manfred war bereits seit 1937 zur Berufsausbildung in Frankfurt. Frau Stern zog Mitte Februar 1939 mit ihrer 13-jährigen Tochter Lieselotte und den beiden kleinen sieben und zwei Jahre alten Söhnen Richard und Max nach Frankfurt zu einem Neffen ihres Mannes - Maurerstraße 36, 2. Stock, ist auf der Karteikarte in Frankenberg zu lesen. Sie machte eine Ausbildung als Schneiderin und bemühte sich um Auswanderung. Lieselotte und Helmut Stern entkommen aus Deutschland.

Im Mai 1942 wird Martha Stern zusammen mit ihren drei Söhnen Manfred, 19 Jahre alt, Richard (10) und Max Heinz (5) aus ihrer Frankfurter Wohnung in der Weberstraße 7 im zweiten Stock verschleppt. Von der Frankfurter Großmarkthalle gab es einen Massentransport in das besetzte Polen, nach Lublin. Dort musste der Sohn Manfred Stern vermutlich wie alle Männer zwischen 15 und 50 Jahren den Zug verlassen. Er wurde in das nahe gelegene Konzentrationslager Majdanek gebracht, wo er aufgrund der schweren Lebens- und Arbeitsbedingungen in den folgenden Wochen zu Tode gekommen sein muss.

Der Zug mit den Frauen, Kindern und alten Männern fuhr in das Vernichtungslager Sobibor, wo das Öffnen der Zugtüren bedeutete, dass alle Personen zwei Stunden später in den Gaskammern, in die sie unter größten Täuschungen geführt wurden, vergast worden waren - so auch Martha Stern mit den beiden Söhnen Richard und Max.

Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig erinnern an die Bewohner des Hauses Hainstraße. 31:
Ferdinand Stern - *16.10.1890 in Zwesten - ermordet 14.11.1938 KZ Buchenwald
Martha Stern geb. Katz - *30.9.1897 in Arolsen - ermordet 1942 Vernichtungslager Sobibor
Manfred Stern - *4.6.1923 in Frankenberg - ermordet 1942 KZ Majdanek
Richard Josef Stern - *9.1.1932 in Frankenberg - ermordet 1942 Vernichtungslager Sobibor
Max Heinz Stern - *2.9.1936 in Marburg - ermordet 1942 Vernichtungslager Sobibor
• Ida Katz geb. Schartenberg - ∗1873 - ermordet 6.3.1943 KZ Theresienstadt


Totenkirche (abgebrochen), re hinten Hainstraße 31; 1960er Jahre © Horst Neugebauer


09.07.2003 © Kurt-Willi Julius

21.03.2006 © Kurt-Willi Julius


09.07.2003 © Kurt-Willi Julius

Das demolierte Auto des Lehrers (vgl. nebenst. Text) Repro: Karl-Hermann Völker

Kennkarte von Martha Stern Repro: Karl-Hermann Völker

21.03.2006 © Kurt-Willi Julius

GeorgDerReisende, Stolperstein Ida Katz, 1, Hainstraße 31, Frankenberg, Landkreis Waldeck-Frankenberg, CC BY-SA 4.0

Neustädter Str. 08


23.03.2006 © Kurt-Willi Julius

4     Neustädter Straße Nr. 8
(dol) Die Familie Wurmser wanderte nach Sao Paulo in Brasilien aus. Frau Wurmser besuchte einmal in Frankenberg E. A., die einst bei ihr gearbeitet hatte. Thekla Marx hatte eine Ausbildung bei Eva Marx absolviert, die in der Steingasse - heute Uhrmachergeschäft Gehrke - ein Putz- und Hutgeschäft führte.


24.05.2006 © Kurt-Willi Julius

Neustädter Str. 38


An dieser Stelle stand das in den 70-er Jahren abgerissene Haus. Foto: Matschin-Herberz

6a     Neustädter Straße Nr. 38
Hier lebt 1878 der jüdische Händler Salomon Bär auf. Er ist verheiratet mit Gella, geborene Isak, kauft Lumpen und Knochen auf und verkauft auch Lose zur Kasseler Pferdelotterie zum Preis von drei Mark. Am 20. Oktober 1878 gliedert er seinem Geschäftsbetrieb eine Agentur der Lübecker Feuerversicherungs-Gesellschaft an. Sein am 15. Januar 1871 geborener Sohn Moses will 1888 nach Amerika auswandern.

Vermutlich verliefen die Handelsgeschäfte nicht allzu gut, denn 1892 und 1900 bietet er sein Haus Nr. 456 zum Verkauf an. Um diese Zeit ist er in Frankenberg allgemein als "Hefe-Bär" bekannt. Das Haus kommt nicht zum Verkauf. Seine am 30. Januar 1876 geborene Tochter Pfanni, jüdischen Glaubens, heiratet am 29. Januar 1900 den evangelischen Händler Daniel Schäfer. Das Haus geht in den Besitz seiner Tochter Pfanni und seines Schwiegersohnes Daniel Schäfer über, der das Handelsgeschäft fortführt und unter dem Namen "Hefe-Schäfer" bekannt wird. Der Schuhmacher Gustav Pfingst empfiehlt hier 1910 seine Schuhmacherwerkstatt.

Salomon Bär war ein jüdischer Mitbürger Frankenbergs. Auch seine Tochter Pfanni Schäfer war Jüdin. Sie heiratete mit Daniel Schäfer einen Christen, so daß die Tochter Else Müller als Halbjüdin angesprochen wurde. Rudi Müller bezeichnete sich selbst als Vierteljude. Erstaunlich ist, daß Pfanni Schäfer als Jüdin das Dritte Reich in Frankenberg ohne Deportation in ein Konzentrationslager überstanden hat. Sie starb in Frankenberg am 24. August 1946 und soll während des Zweiten Weltkrieges zum christlichen Glauben übergetreten sein.

Konnte man sich dadurch den nationalsozialistischen Gesetzen entziehen? Nein, denn als Jude galten nach den Nürnberger Gesetzen vom 15. September 1935 und den Durchführungs-Verordnungen vom 14. November 1935 diejenigen Personen, die von drei oder vier jüdischen Großelternteilen abstammten. Konnte Pfanni Schäfer beweisen, daß zwei Großelternteile nicht dem jüdischen Glauben angehörten und sie mithin Halbjüdin war? Dies ist kaum anzunehmen.

Wenn man den Berichten von älteren Frankenbergern folgt, waren Beziehungen des NSDAP-Ortsgruppenleiters zu seinem Eisenbahner-Kollegen Fritz Müller, dem Schwiegersohn von Pfanni Schäfer, ihre Rettung. Da Pfanni Bär schon 1900 einen Christen heiratete, sind die Familien Schäfer und Müller nie als jüdische Familien in Frankenberg angesehen worden.


 Repro: Karl-Hermann Völker, 


Ein Stolperstein des Künstlers Gunter Demnig erinnert an den Bewohner des Hauses Neustädter Straße 38:
• Albert Bär - *1882 - ermordet im Ghetto Minsk

Neustädter Str. 55



Neubau; 23.03.2006 © Kurt-Willi Julius 

6     Neustädter Straße Nr. 55
(dol) Selma Katz, neben oder im jetzigen Pelzgeschäft Heinemann. Pflegetochter der Eheleute Katz - Porzellan und dergleichen. Selma heiratete einen Herrn Stern und wohnte mit ihrer Familie im Hause Lechner in der Bremer Straße.


1976 abgebrochen; 1975 (Magistrat... 1979, S. 84)




Neubau; 24.05.2006 © Kurt-Willi Julius

Obermarkt 02


22.03.2006 © Kurt-Willi Julius

26   Obermarkt Nr. 2
(dol) Textilgeschäft Blum neben „Goldener Engel" und Möbelgeschäft Gass. Die Familie hatte drei Söhne, Ernst, Hermann und Otto.

Ein Stolperstein des Künstlers Gunter Demnig erinnert an die Bewohnerin des Hauses Obermarkt 2:
Johanna Blumenfeld - *1879 - ermordet 15. März 1943 im Ghetto Lodz


um 1890 (Magistrat... 1979, S. 92)

1926 (Magistrat... 1979, S. 92)

um 1938 (Magistrat... 1979, S. 92)

1974 (Magistrat... 1979, S. 92)

während der Modernisierung; 1975/76 (Magistrat... 1979, S. 91)

während der Modernisierung; 1975/76 (Magistrat... 1979, S. 91)

24.05.2006 © Kurt-Willi Julius

01.03.2007 © Kurt-Willi Julius

Obermarkt 05


23.03.2006 © Kurt-Willi Julius

25   Obermarkt Nr. 5
(dol) Katz, Viehhändler neben Gerke, Eckhaus zur dunklen Gasse. Kinder, Käthe, Selma und Klärchen.

(kin) Im Haus Obermarkt 5 lebte der Viehhändler Salomon Katz, Jahrgang 1858, mit seiner Frau Jettchen und den Kindern Hermann, Sophie, Johanna und Flora. Die alten Eltern konnten Ende 1939 noch zu ihrem Sohn in die USA entkommen. Sophie Katz meldete sich im Alter von 49 Jahren wenige Wochen später nach Essen, Turmstraße 4 ab, wo ihre Schwester Johanna seit ihrer Heirat lebte. Nach einiger Zeit aber zog sie nach Berlin, wo ihre Schwester Flora seit ihrer Verheiratung wohnte.

Sophie Katz wurde aus Berlin verschleppt und in Auschwitz ermordet. Auch die Schwester Flora Katz - verheiratete Skapkowker - wurde aus Berlin deportiert und in Auschwitz ermordet. Ebenso die Schwester Johanna Katz verheiratete Bachenheimer; sie wurde im Juli 1942 gemeinsam mit ihrem Mann aus Essen über Düsseldorf in das Ghetto Theresienstadt deportiert.

Fast zwei Jahre später wurde sie gemeinsam mit ihrem Mann im Mai 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau verschleppt, wo sie vermutlich direkt nach der Ankunft vergast wurde.

Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig erinnern an die Bewohner des Hauses Obermarkt 5:
Sophie Katz - *2. August 1891 in Frankenberg - ermordet im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau
Johanna Bachenheimer geb. Katz - *13. Juli 1886 in Frankenberg - ermordet 1944 im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau
Flora Skapkowker geb. Katz - *23. November 1889 in Frankenberg - ermordet im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau


Abbruch 1979 Foto: Rothermund Frankenberg (Magistrat... 1979, S. 95)

1960er Jahre © Horst Neugebauer

© Kurt-Willi Julius

Obermarkt 13


24.05.2006 © Kurt-Willi Julius

22   Obermarkt Nr. 13
(dol) Samson Dilloff und Frau Lina neben der Bäckerei Bartel, heute Rathaus. Handel mit Spirituosen und Textilien. Landwirtschaft. Kontor der Schiffahrtsgesellschaft - Norddeutscher Lloyd ? - Am Haus hing ein großes Schiff mit Hinweisen auf die Seefahrt. Drei Söhne, Julius (am Landratsamt), Herbert und Albert.

Bildunterschrift zum linken Bild: Vor der Sanierung im Jahre 1966 - 1o-türmiges Rathaus mit dem baufälligen Verwaltungsgebäude Obermarkt 13 und der "Beamtenlaufnahn" (Verbindungsgang), Ankauf (!!!; der Webmaster) des Wohn- und Geschäftshauses durch die Stadt im Jahre 1938 von Dilloff, mehrmaliger Umbau des Hauses zu Büroräumen, Abbruch im Jahre 1966.


Abbruch 1966 Foto: Rothermund, Frankenb. (Magistrat... 1979, S. 99)

60er Jahre © Horst Neugebauer

60er Jahre © Horst Neugebauer

60er Jahre © Horst Neugebauer

nach der Sanierung; (Magistrat... 1979, S. 95)

23.03.2006 © Kurt-Willi Julius

23.03.2006 © Kurt-Willi Julius

Obermarkt 14


21.03.2006 © Kurt-Willi Julius

24   Obermarkt Nr. 14
(dol) Greta und Herbert Plaut, neben Bachheimer, zwei Kinder. Textilien. Herbert lernte damals in einem Seidengeschäft in Hannover. Greta Plaut hatte nach dem Krieg Verbindung von Amerika aus nach Frankenberg aufgenommen. Sie soll auch einmal hier gewesen sein.

Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig erinnern an die Bewohner des Hauses Obermarkt 8:
Emil Plaut - *20.1.1871 in Frankenau - ermordet 10.10.1942 KZ Sachsenhausen
Johanna Plaut geborene Marx - *22.4.1876 in Grüsen - ermordet 18.11.1942 Ghetto Theresienstadt
Recha Lamm - *5.7.1890 in Homberg - ermordet 1942 Ghetto Minsk


vor der Restaurierung; 1986 (Wissemann 1994, S. 146)

vor der Restaurierung; 1987 (Wissemann 1994, S. 146)

während der Restaurierung; 1989 (Wissemann 1994, S. 146)

nach der Restaurierung; 1993 (Wissemann 1994, S. 146)

21.03.2006 © Kurt-Willi Julius

Obermarkt 15


23.03.2006 © Kurt-Willi Julius

21   Obermarkt Nr. 15
(dol) Ruben Marx, links neben der „Säule". Ein etwas zurückgebliebener Sohn und eine Tochter, Thekla Marx, später Frau Wurmser, die zunächst als „Putzmacherin" arbeitete. Danach verkaufte sie Weißwaren und Wäsche im Keilschen Haus, heute Torlach.


24.05.2006 © Kurt-Willi Julius

Obermarkt 16


23.07.2003 © Kurt-Willi Julius

23   Obermarkt Nr. 16
(dol) Bachenheimer (Maler und Anstreicher), neben Landwirt Reinius. Bachenheimer war „Matzenbäcker" (salzloses, ungesäuertes Brot). Er hatte zwei Kinder.

(kin) Im Fachwerkhaus Obermarkt 16 in Frankenberg wohnte die Familie Fürst. Die Geschwister Max und Johanna Fürst waren 1881 und 1883 hier geboren. Die Eltern waren Faist Fürst und Florentine geb. Lichtenstein. Es konnte noch nicht geklärt werden, ob die Eltern ihren Lebensabend in Frankenberg verbrachten, wann sie starben und ob sie auf dem Jüdischen Friedhof in Frankenberg beerdigt sind.

Max Fürst lebte im Mai 1939 in Hannover, gemeinsam mit seiner Frau Elise geb. Jacoby aus Gudensberg. Beide wurden aus Hannover am 15.
Dezember 1941 aus ihrer Wohnung in Hannover, An der Strangriede 55, nach Riga in Lettland in das dortige Ghetto verschleppt. Die Umstände
ihres Todes sind nicht bekannt.

Johanna Fürst lebte vermutlich seit ihrer Heirat mit Izaak Keyser in Menden in Westfalen. Um der nationalsozialistischen Verfolgung zu entkommen, floh das Ehepaar nach Holland. 1941 lebte es in Amsterdam, Hunzestraat 23 huis.

Über das Lager in Westerbork wurden beide am 22. Mai 1944 nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet. Johanna Fürst-Keyser war zu dieser Zeit 63 Jahre alt.

Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig erinnern an die Bewohner des Hauses Obermarkt 16:
Max Fürst - *16.7.1883 in Frankenberg - ermordet im Ghetto Riga
Johanna Keyser geborene Fürst - *21.3.1881 in Frankenberg - ermordet 1944 Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau

Ergänzung und Korrektur vom Frankenberger Stadtarchivar Hecker am 22.09.2007:
Das Ehepaar Gustav und Emma Bachenheimer, geb. Hammerschlag, hatte fünf Kinder, vier Töchter und einen Sohn. Der Vorbesitzer des Hauses hieß Falk Fürst. Dieser verließ mit seiner Frau Florentine, geb. Lichtenstein, um 1906 Frankenberg und starb 1918 in Menden (Kreis Iserlohn).


vor der Restaurierung; 1985 (Wissemann 1994, S. 148)

während der Restaurierung; 1991 (Wissemann 1994, S. 148)

nach der Restaurierung; 1993 (Wissemann 1994, S. 148)

Obermarkt 14, 16, 18; 23.07.2003  © Kurt-Willi Julius

01.03.2007 © Kurt-Willi Julius

Pferdemarkt 03


23.03.2006 © Kurt-Willi Julius

16   Pferdemarkt Nr. 3 (in der Quelle Dolenschall irrtümlich als Nr. 4 bezeichnet)
(dol) Metzgerei Leopold Freund. Das Ehepaar blieb kinderlos.


Foto: Stadtarchiv Frankenberg, um 1910

Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig erinnern an den Bewohner des Hauses Pferdemarkt 3:

• Philipp Dilloff - ∗1863 - ermordet 23.9.1942 Vernichtungslager Treblinka


GeorgDerReisende, Stolperstein Philipp Dilloff, 1, Pferdemarkt 1, Frankenberg, Landkreis Waldeck-Frankenberg, CC BY-SA 4.0

Pferdemarkt 06


24.05.2006 © Kurt-Willi Julius

5   Pferdemarkt Nr. 6
(dol) Jonas Dilloff, nebenan, kinderlos, Fellhändler und Schlächter.


vor der Modernisierung; 1967 (Magistrat... 1979, S. 106)

24.05.2006 © Kurt-Willi Julius

Pferdemarkt 08


24.05.2006 © Kurt-Willi Julius

14   Pferdemarkt Nr. 8
(dol) Schuhgeschäft Sally Stern. Heute Haus Friedrich (Schneider). Die beiden hochbegabten Kinder, Klärchen und Julius, waren einmal aus Amerika zu Besuch gekommen und wohnten bei F. H.-K. Herr Stern besuchte seine Kunden in und um Frankenberg mit einem grünen Sack auf dem Rücken, der neue und reparierte Schuhe enthielt.

(kin) Im Haus Pferdemarkt 8, in dem am 1. Mai 1911 das Schuhgeschäft von Sally Stern eröffnet wurde, lebte im 19. Jahrhundert das Ehepaar Liebmann und Ernestine Marx. Es hatte mehrere Kinder, unter anderen Sara, geb. 1875 in Frankenberg, Jenny, geb. 1879 in Frankenberg und Lina, 1882 in Frankenberg geboren. Sara Marx lebte wie ihre Schwester Jenny Marx in Mühlheim an der Ruhr. Von dort wurden sie 1942 im Alter von 66 und 63 Jahren in das besetzte Polen nach Izbica bei Lublin verschleppt. Sie wurden vermutlich im Vernichtungslager Sobibor vergast.

Lina Marx heiratete Moritz Rosenbaum und hatte eine Tochter Lieselotte. Die Familie wohnte in Essen-Stele in der Berliner Straße 39-41, während des Krieges lebte das Ehepaar in Essen, Lenbachstraße 3. Lina Rosenbaum wurde im Alter von 59 Jahren gemeinsam mit ihrem Mann am 21. Juli 1942 aus Essen über Düsseldorf in das Ghetto Theresienstadt deportiert, dann von dort zwei Monate später am 21. September 1942 in das Vernichtungslager Treblinka verschleppt und dort vergast.


Pferdemarkt 4 bis 12 um 1908
Reproduktion: Wissemann 1980, Seite 79

Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig erinnern an die Bewohner Pferdemarkt 8
David Goldschmidt - *1873 - ermordet 1943 Ghetto Theresienstadt ?
Sara Marx - *1875 - ermordet 1942 Vernichtungslager Sobibor
Jenny Marx - *1879 - ermordet 1942 Vernichtungslager Sobibor
Lina Rosenbaum geb. Marx *1882 - ermordet 1942  Vernichtungslager Treblinka


01.03.2007 © Kurt-Willi Julius

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