Vöhl – „Erinnern, Erwachen, Erleben“: Das ist der Titel einer Kunstausstellung, die in der ehemaligen Synagoge in Vöhl vom 15. August bis 31. Oktober zu sehen ist. Ausgangspunkt war die Neugestaltung eines Teils des Grundstücks neben dem Gebäude.

Dort entstanden zwei Plattformen, die in Zukunft als Ausstellungsfläche für sechs Skulpturen fungieren sollen. Um eine möglichst große thematische Vielfalt zu erreichen, wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, an deren Ende jene sechs Skulpturen, die bei einer Jury unter der Leitung Eva Renée Nele am besten ankommen, in der Mittelgasse stehen bleiben.

Die 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gehören unterschiedlichen Generationen an, einige haben lokalen und persönlichen Bezug, andere einen internationalen Hintergrund bzw. länger in anderen Kulturkreisen gelebt. Die Auswahl der Künstler erfolgte in persönlicher Ansprache und über thematische Internetportale“, erklärte der Vorsitzende des Fördervereins, Karl-Heinz Stadtler.

Er verweist auf eine breite Auswahl klassischer Materialien und ihrer Kombination, aber auch auf signifikante Abweichungen. Die Collage von Hassan Sheidaei sei eine Stele aus gepressten Kleidern, die aus der Motto-Trilogie das erste Thema aufgreife.

„Jede früher getragene Kleidung erinnert an etwas Erlebtes, hat seine eigene Geschichte und erinnert an ein anderes Ich“, würdigt der in Teheran geborene Künstler das einzelne Element. „In der Zusammensetzung der Kleidungen sind die Einzelgeschichten nicht mehr voneinander zu trennen und geben dem Werk einen vielschichtigen Charakter“, beschreibt Scheidai die Gesamtaussage seiner Komposition, die sich jeglicher religiöser Symbolik entzieht und nur auf die Vorerfahrung der Betrachter appelliert.

Auf die Mechanik des Erinnerns unter dem Eindruck aktueller Erfahrung spielen die bemalten Plexiglasflächen von Lisa Schwermer-Funke an, bei unterschiedlicher Perspektive und wechselndem Lichteinfall sorgen die einander überlagernden Farbflächen für einen vollkommen anderen Eindruck.

Der Genius loci, bzw. die Traditionen der Thora und ihre Nachwirkungen in den Symbolen Davidsstern und Kreuz finden sich in mehr als der Hälfte der ausgestellten Arbeiten wieder.

So verbinden sich die Symbole der beiden Weltreligionen in „Hoffnung“ von Eitan Jakob Katz. Der in Israel und Hamburg aufgewachsene Künstler verbindet in seiner Metallskulptur die religiösen Wurzeln seiner Vorfahren, die Jahrhunderte im Großraum Kassel ansässig waren.

Den Schnittpunkt von Herz und Davidsstern gestaltet Christine Schirrmachers „Spiritual Guardians“ in Blau, Gold, Purpur und Rot, eine schützende Hand trägt die miteinander verschmolzenen Symbole. Nicht ganz so offensichtliche Anspielungen auf biblischen Mythen und Symbole spielen auch eine Rolle, wie in Jutta Schliers Holzleiter mit Bezügen vom Buch Genesis wie dem Baum der Erkenntnis oder der Himmelsleiter wie zur Verbindung der heute lebenden Menschen zu Gott.

Eine vergleichsweise moderne Parabel hat Elisabeth Schlaunstein mit „Kafkas Haus“ in nachvollziehbare Optik umgesetzt. Die Geschichte vom Torwächter als Struktur einer endlosen Aneinanderreihung von Durchgängen.