Zwei ehemalige Deutsch-Lehrende und ein Mediziner – auch ehemalig – stellen in der Vöhler Synagoge am Sonntag, 2. April, ab 15 Uhr drei Bücher vor: zwei Autobiographien und einen Roman. Und dazu gibt es eine Auswahl an selbstgebackenen Kuchen und Torten zu Kaffee oder Tee.
Zweimal im Jahr lädt der Förderkreis Synagoge in Vöhl e.V. dazu ein, sich mal wieder mit einem Buch zu beschäftigen.
Ingeborg Drüner (Dorfitter) stellt „Grundfarbe Deutsch: Warum ich dahin gehe, wo die Rassisten sind“ vor. Autor ist der dunkelhäutige Umes Arunagirinathan, ein Tamile aus Sri Lanka, Herzchirurg und „engagiertes Mitglied der deutschen Gesellschaft“(Zitat aus einem Werbetext), der in seinem Leben immer wieder diskriminierendes Verhalten erlebt hat. Allerdings klagt er nicht an, sondern klärt auf. Er setzt sich ein für ein Zusammenleben, in dem das Gemeinsame das Wichtige ist, die Grundfarbe Deutsch eben: die deutsche Sprache, die freie Selbstentfaltung, Gleichberechtigung und all die Werte, die uns wichtig sind.
Dr. Thomas Ludolph (Frankenberg) hat sich für Leon Weintraubs Autobiographie „Die Versöhnung mit dem Bösen: Geschichte eines Weiterlebens“ entschieden. Er stimmt die Zuhörer damit auf den Besuch des Autors im April in der Alten Landesschule und den Beruflichen Schulen in Korbach und in der Vöhler Synagoge ein. Der inzwischen 97-Jährige wurde im polnischen Lodz geboren und hat das dortige Judenghetto vom ersten bis zum letzten Tag erlebt. Hunger, Zwangsarbeit, Tod, Deportationen ins Vernichtungslager Chelmno – damit war er als Jugendlicher und junger Mann ständig konfrontiert. Bei Auflösung des Ghettos wurden die noch Lebenden nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Weintraub überlebte auch dies, kam für kurze Zeit ins KZ Flossenbürg. Bei einer weiteren Verlegung gelang ihm die Flucht. Wie er Familienangehörige wieder fand, ohne Abiturzeugnis Medizin studieren und Arzt in Warschau werden konnte, dass und warum er dann nach Schweden emigrieren musste, erfährt man beim Literatur-Café oder bei Leon Weintraubs Vortrag in der Synagoge am 28. April.
Bereits in Vöhl war der Romanautor Robert Domes. 2019 las er in der Reihe „Facetten des Rassismus“ aus seinem Roman „Nebel im August“ vor, in dem er die Lebensgeschichte des Ernst Lossa erzählte, der im Rahmen des Euthanasieprogramms der Nazis als aufmüpfiger Jugendlicher mit einer Giftspritze ermordet wurde. Karl-Heinz Stadtler stellt Domes‘ neuen Roman „Waggon vierter Klasse. Eine Spurensuche in der Nachkriegszeit“ vor. Eigentlich sind es zwei Geschichten, die miteinander verwoben sind. Da ist die auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte des Alois Roth, der in der Nazizeit aus seinem Heimatort im Allgäu spurlos verschwand. Und da ist die fiktive Geschichte des 16jährigen Flüchtlingsmädchens Martha aus Ostpreußen, das 1948 in demselben „Waggon vierter Klasse“ untergebracht ist, in dem noch vor einigen Jahren jener Alois Roth wohnte, über den Martha nun mehr herausfinden möchte.
Ein Eintrittsgeld wird nicht erhoben. Spenden für die Arbeit des Förderkreises werden gerne angenommen.