Samstag, 27. Januar 2018, 19.00 Uhr, „Lyrik gegen das Vergessen“

Collage von vier Portraits

zum Holocaust-Gedenktag

Schauspielerin Ursula Illert trägt Gedichte vor, die in Konzentrationslagern geschrieben wurden.
Anka Hirsch begleitet sie am Cello,
Prof. Dr. Dietfrid Krause-Vilmar erläutert den historischen Rahmen.

„Rira, rirarutsch,

Wir fahren in der Leichenkutsch.

Rira, rirarutsch,

Wir fahren in der Kutsch.

Wir stehen hier und stehen dort

Und fahren flink die Leichen fort.“

Fortsetzung

So beginnt eines der Gedichte der 1903 in der tschechischen Stadt Vitrovice bei Ostrava geborenen Ilse Weber. Bis 1939, dem Jahr des Kriegsbeginns, gab sie unter anderem Kinderbücher heraus. Im Februar 1942 wurde sie zusammen mit Mann und Kind nach Theresienstadt verschleppt, wo sie eine Kinderkrankenstube einrichtete. Dort schrieb sie viele Gedichte, die zum Teil erhalten blieben. 1944 wurde die Familie nach Auschwitz deportiert und starb dort am 6. Oktober desselben Jahres in einer der Gaskammern.

Dieses und weitere Gedichte Webers und zahlreiche Gedichte anderer Häftlinge von Ghettos und Konzentrationslagern sind – häufig ergänzt um Daten aus den Lebensgeschichten – in einem Bändchen mit dem Titel „Lyrik gegen das Vergessen“ abgedruckt, das der Germanist Michael Moll im Jahre 1991 zusammen mit Barbara Weiler (SPD), der späteren Vertreterin Nordhessens im Europaparlament, herausgegeben hat.

Auf Initiative von Barbara Weiler geht auch die Veranstaltung „Lyrik gegen das Vergessen“ des Förderkreises „Synagoge in Vöhl“ am Samstag, dem 27. Januar zurück. Jenen Tag, dem Tag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz, erklärten die Vereinten Nationen im Jahre 2005 zum „Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts“. In der ehemaligen Vöhler Synagoge wird dann die Schauspielerin Ursula Illert (Frankfurt/M.) eine Auswahl der Gedichte vortragen. Ihrer Meinung nach war das Schreiben von Gedichten für viele der dem Tod geweihten Häftlinge ein Mittel, um durchzuhalten. Die Cellistin „Anka Hirsch (Lauterbach) hat dazu eine brüchig-assoziative, klagende Musik komponiert“ (Osthessen News vom 10. November 2017), die sie auch in Vöhl vortragen wird.

Professor Dr. Dietfrid Krause-Vilmar, profiliertester Kenner der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Nordhessen, ehemaliger Hochschullehrer in Kassel, Gründungsmitglied des Vöhler Förderkreises und dort bereits mehrmals als Redner und Musiker zu Gast, wird über die vielfältigen Formen der Kunst in Konzentrationslagern sprechen.

Die Veranstaltung wird über das „Netzwerk für Toleranz Waldeck-Frankenberg“ aus den Bundesmitteln des Programms des Bundesfamilienministeriums „Demokratie leben!“ gefördert.

Karten für alle Plätze kosten 8 €, an der Abendkasse wird ein Aufschlag von 1 € fällig.

Reservierungen unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. bzw. 05635-1022.