Vöhl – Veränderung der Wahrnehmung, erhöhte Sensibilisierung, das ist der Anspruch jedes Kunstwerks und jeder thematischen Ausstellung. Mit der Art-Night ging die ehemalige Synagoge Vöhl einen Schritt weiter.

Einen Monat nach der Vernissage der Stelen-Ausstellung und der Präsentation der Jury-Ergebnisse im Licht eines Sommernachmittags, setzte die Art-Night zahlreiche Kunstwerke in ein neues Licht. Dadurch kamen bislang übersehene Feinheiten zum Vorschein, die unter voller Sonneneinstrahlung verborgen blieben.

Von den ausgezeichneten Kunstwerken profitierte besonders Adrian DeDeas „Bluebird“ von starken Spots, aufgrund des phosphoreszierenden Innenlebens erwies sich der Guckkasten in Betonoptik als einer der Publikumsmagneten. Massive Tagesgewinner mutierten dagegen oft zu monolithischen Mauerblümchen, während sich stiefmütterlich gewürdigte Stelen mit transparenten Qualitäten als facettenreiche Meisterwerke entpuppten.

Zur regelrechten Offenbarung geriet der Kontrast bei Fred Baumgarts Glas-Stele im Graffiti-Stil, die unter blauem Himmel schon zu den Hinguckern zählte, aber trotzdem vergleichsweise blass wirkte. Zur allzeit sichtbaren Kombination von schützender Hand, Davidsstern und Menora gesellten sich nun die Botschaften von politischen Gefangenen und KZ-Insassen, die mit den offenen Fenstern an der linken Seite als Symbol der Sehnsucht nach Freiheit korrespondierten.

Der Künstler, der bei der Vernissage nicht zugegen sein konnte, stand bei der Art-Night mehr im Fokus als seine Sonnenschein-Kollegen und gern Rede und Antwort.

Als thematisches Gegenstück im unteren Garten erstrahlten Christine Schirrmachers „Spiritual Guardians“ in Blau, Gold, Purpur und Rot mit der schützenden Hand als Fundament für die miteinander verschmolzenen Symbole. Auch vermeintliche Kataloggrößen wie Lisa Schwermer-Funkes Spiel mit der Perspektive des Erinnerns, bzw. Hassen Sheidaeis Stele aus gepressten Kleidern erfüllten im Licht der Nacht doch noch die ursprüngliche Verheißung.

Überall, wo Transparenz im Spiel war, offenbarte der Kontrast zwischen natürlicher Dunkelheit und starkem Kunstlicht zahlreiche bislang übersehene Feinheiten und Zusammenhänge.

„Die Art-Night hat unsere Erwartungen erfüllt“, zog Karl-Heinz Stadtler, Vorsitzender des Fördervereins, ein durchweg zufriedenes Fazit für die Veranstalter. „Der beleuchtete Garten bot ein sehr schönes Ambiente für die Stelen und natürlich auch für die doch recht zahlreich erschienenen Gäste“, erklärte er. Das Quartett „Chaverim“ habe mit seinen KlezmerKlängen die Menschen verzaubert. Sie hätten andächtig gelauscht und mit Applaus nicht gespart. Den Abschluss bildete ein Quiz. Berthold Herberz hatte mit dem Beamer Ausschnitte aus allen Stelen auf die Wand geworfen und die Gäste mussten raten, zu welcher Stele der Fotoausschnitt gehörte.