Montag, 05. Dezember 2022, Waldeckische Landeszeitung / Lokales
Erinnerung an Vöhler Juden
Schilder an vier Häusern angebracht, weitere sind geplant
VON HANS PETER OSTERHOLD
Vöhl – Der Förderkreis „Synagoge in Vöhl“ ist überaus aktiv und hält mit Veranstaltungen und Aktionen die Geschichte der Juden in der Region wach. Am Samstag wurden vier Schilder an Häusern, die einst von Juden bewohnt waren, feierlich enthüllt. Mehr sollen folgen.
Es war ein frischer Wintermorgen, als sich einige Interessierte vor dem Haus in der Basdorfer Straße 9 trafen, um sich das erste Türschild anzusehen. Das Haus war ursprünglich von Juden erbaut worden.
Die hebräische Inschrift in einen Balken ist noch zu erkennen und wurde in Jerusalem übersetzt: „Gesegnet seist du in der Stadt und gesegnet seist du auf dem Feld…“ Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Haus von Familie Selzam gekauft und war in den 1940er-Jahren kurz von Juden bewohnt worden, die später im Holocaust umgebracht wurden.
Die Geschichte des Hauses und seiner Bewohner ist auf der Steintafel kurz skizziert. Wer den QR-Code unten auf der Tafel mit seinem Smartphone einscannt, kommt zur Webseite des Vereins, wo es mehr Details zur Geschichte des Hauses und der jüdischen Familien in Vöhl gibt. Förderkreis-Vorsitzender Karl-Heinz Stadtler begrüßte die Versammlung, und Landrat Jürgen van der Horst hob das Engagement des Vereins hervor, dem es gelinge, „Spuren nachzuzeichnen“. „Es ist wichtig, solche Signale zu setzen“, so der Landrat.
Vöhls Bürgermeister Karsten Kalhöfer betonte, dass trotz der „nie wieder“ Einstellung vieler, es immer noch antisemitische Strömungen in der Gesellschaft gebe. „Dies ist ein wunderbares Projekt, um die Erinnerung zu bewahren.“ SPD-Landtagsabgeordnete Daniela Sommer erzählte von der Begegnung mit einer „Montagsdemonstration“, die sie entsetzte. „Das verschwimmt etwas“, sagte Sommer und rief dazu auf, das nicht zuzulassen und gegen Hass und Hetze aufzustehen.
Christian Schnatz aus Dorf-itter hat die Platten mit den Inschriften gefertigt. Weitere wurden an den Häusern Mittelgasse 1, 7 und 11 angebracht. Für die Zukunft sind an allen Häusern, die von Juden bewohnt waren, Inschriften geplant. Für Karl-Heinz Stadtler sind dies Dokumente der Geschichte der Häuser, des Dorfes und unseres Landes. Wir seien nicht für die Vergangenheit verantwortlich, aber für die Gestaltung der Gegenwart und Zukunft.
In einer Präsentation wurde noch demonstriert, welche Informationen die Internetseite des Vereins über die Häuser und deren Geschichte und Geschichten enthält, die man im Internet findet oder über den QR Code. Die Veranstaltung wurde musikalisch umrahmt vom Posaunenchor Vöhl. Die Veranstaltungen der ehemaligen Synagoge Vöhl werden stets von der Polizei begleitet.