Freitag, 16. Dezember 2022, Waldeckische Landeszeitung / Lokales
Kultur digital erlebbar machen
Der 15-jährige Enrico Nicoló di Stefano unterstützt den Förderkreis Synagoge
VON STEFANIE RÖSNER
Vöhl – Enrico hat ein Faible für Geschichte. Da passt es gut, dass sich der 15-Jährige in der Synagoge in Vöhl ehrenamtlich einbringt. Über das Programm „Digitaler Werkzeugkasten“ möchte er den Förderkreis digital voranbringen.
Als Digital-Coach lässt sich der Schüler in Workshops weiterbilden und bringt dann Ideen mit, um die Arbeit des Förderkreises Synagoge Vöhl digital zu unterstützen. Vorstandsmitglied Philipp Wecker betreut das Projekt. Zunächst hat er mit Enrico Nicoló di Stefano damit begonnen, jüdische Ausstellungsstücke aus dem ersten Stockwerk der Synagoge zu digitalisieren, um sie per Bildschirm im Erdgeschoss zu präsentieren. „So kann durch Digitalisierung mehr Barrierefreiheit erreicht werden“, erklärt Wecker. Die Exponate werden somit auch Menschen gezeigt und beschrieben, denen der Aufstieg über die Treppe ins Obergeschoss zu beschwerlich ist.
„Wir haben großes Glück, dass Enrico uns unterstützt“, sagt Philipp Wecker. Der Schüler einer zehnten Klasse der MPS Sachsenhausen wohnt in Freienhagen und hatte sich um einen Platz beim Synagogen-Projekt für Jugendliche mit dem Namen „Landkulturboten“ beworben. Weil dafür aber schon alle Plätze belegt waren, ergab sich eine andere Gelegenheit: Der Förderkreis Synagoge Vöhl bewarb sich um eine Förderung über das Projekt „Digitaler Werkzeugkasten“ der Landesstiftung „Miteinander in Hessen“ und des DAKU Dachverbandes der Kulturfördervereine. Der Förderkreis war somit der erste Kulturförderverein in Hessen, der einen Jugendlichen vorweisen konnte, der sich als Digital-Coach ausbilden lassen wollte.
Erste Treffen fanden pandemiebedingt noch online statt, berichtet Enrico. Zuletzt war er bei einem Workshop in Eschwege und hat neue Impulse erhalten. So plant Enrico, ein Video zu drehen, das später über die Webseite der Synagoge gezeigt werden soll. „Ich habe mir eine Art von Interview vorgestellt“, sagt Enrico. Philipp Wecker wird ihm dafür Rede und Antwort stehen.
Interesse für Geschichte, insbesondere für die italienische, hat Enrico schon lange. Ein Praktikum im Korbacher Bonhage-Museum hatte ihm gut gefallen, und er liest richtig gerne – gedruckte – Bücher, wie seine Mutter, die in Italien geboren wurde und ein Haus voller Bücher hat.
In seiner mündlichen Abschlussprüfung zum Ende der neunten Klasse beschäftigte sich Enrico mit der Inquisition. Das Thema seiner Abschlussprüfung in der zehnten Klasse werde Mussolini sein. „Ich bin auch religiös interessiert“, sagt Enrico, der Küster in der katholischen Kirche in Waldeck ist.
Die Fortbildung als Digital-Coach bringe ihn persönlich weiter, sagt Enrico. Seine Motivation für das Engagement: „Ich möchte helfen und Neues kennenlernen.“