Dienstag, 28. März 2023, Waldeckische Landeszeitung / Lokales
Vielfältige Klezmer-Musik begeistert
Helmut Eisel und Birke Falkenroth in Vöhler Synagoge mit Applaus belohnt
VON PETER FRITSCHI
Vöhl – „Klezmer im Elfenpalast“: Bereits der Titel des Programms, mit dem der Klarinettist Helmut Eisel und die Harfenistin Birke Falkenroth in der ehemaligen Vöhler Synagoge gastierten, ist eine Herausforderung und zwingt zum Nachdenken.
„Klezmer“ heißt wörtlich aus dem Hebräischen übersetzt „Gefäß des Liedes“, und was hat es mit dem „Elfenpalast“ auf sich? Elfen sind Naturgeister, Fabelwesen aus der nordischen Mythologie. Für die Zuhörer und Zuhörerinnen, die eintauchten in die außergewöhnliche musikalische Darbietung, hat sich eine Antwort mit Sicherheit erschlossen.
Schon König David spielte einst Harfe, um seine Freunde und Gäste zu unterhalten. Damit wurde er zum Vorbild für alle Klezmer-Musiker. Dem für seine stilistische Vielfalt berühmten Weltklasse-Klarinettisten Helmut Eisel war die Harfe stets eine verlockende Herausforderung und ist jetzt zu einer faszinierenden musikalischen Entdeckung geworden.
Gemeinsam mit der Harfenistin Birke Falkenroth schlug er am Samstagabend in brillanter Weise mit dem Konzert „Klezmer im Elfenpalast“ wunderbar sensible Pfade ein. Von elfenzarten Klängen umspielt, lies Helmut Eisel die Klarinette in Balladen hingebungsvoll singen und öffnete die Herzen der Zuhörer. Das Duo hatte auch aufregend fetzige Titel zwischen Itamar Freilach (aus dem Jiddischen: „der Lebhafte, der Fröhliche“) und Tango der 30er Jahre im Programm.
Die ersten beiden Stücke waren der Ukraine gewidmet. Begonnen wurde mit einer Interpretation der Nationalhymne „Schtsche Ne Wmerla Ukrajina“ „Noch ist die Ukraine nicht gestorben“, es folgte das traditionelles Stück „Odessa Bulgar“,, bearbeitet von Helmut Eisel. Der erklärte dazu: „Der Bulgar ist rhythmisch identisch mit dem „Freilach“ und bedeutet „fröhlich“, und wir wünschen den Menschen in Odessa, dass sie bald wieder frei, unbeschwert und fröhlich leben können.“
Mit „Prayer“ verschaffte Ernst Bloch in seiner Suite „From Jewish Life“ einen typischen jüdischen Gebetsgesang. „Mi Ha‘ish“ ist eine Anlehnung an Psalm 34 und heißt „Wer ist er“.
Es folgten weitere Stücke, die Helmut Eisel arrangiert hat, „Klezmer im Elfenpalast“, „Ronja“, Sammys „Freilach“, „Café 1930“, ein historischer Tango von Astor Piazzolla, dass allseits bekannte Stück „Petite Fleur“ von Sidney Bechet, das Helmut Eisel, wie er sagte, von seinem 6. Lebensjahr musikalisch geprägt hat, und zum Abschluss „Baroque Flamenco“ von Deborah Henson-Conant, „Two Sides of Jerusalem“ und Yorams „Freilach“
Die Perkussion-Elemente der Harfe, die vorwiegend durch außerhalb des melodischen und tonalen Bereichs liegende Rhythmen geprägt sind, haben die Luft zum Flirren gebracht.
So faszinierten Eisel und Falkenroth mit betörend zartem Klangzauber und Melodien zum Träumen ebenso wie mit tänzerischem Elan, mit virtuos verspielten Tonkaskaden und gewitzten Dialogen.
Die hervorragende Akustik in der Synagoge trug zu dem musikalischen Ohrenschmaus entscheidend mit bei. Das Publikum bedankte sich für das dargebrachte Musikmenü mit anhaltendem tosenden Applaus.