Vöhl – „Klez­mer im El­fen­pa­last“: Be­reits der Ti­tel des Pro­gramms, mit dem der Kla­ri­net­tist Hel­mut Ei­sel und die Har­fe­nis­tin Bir­ke Fal­ken­roth in der ehe­ma­li­gen Vöh­ler Syn­ago­ge gas­tier­ten, ist ei­ne Her­aus­for­de­rung und zwingt zum Nach­den­ken.

„Klez­mer“ hei­ßt wört­lich aus dem He­bräi­schen über­setzt „Ge­fäß des Lie­des“, und was hat es mit dem „El­fen­pa­last“ auf sich? El­fen sind Na­tur­geis­ter, Fa­bel­we­sen aus der nor­di­schen My­tho­lo­gie. Für die Zu­hö­rer und Zu­hö­re­rin­nen, die ein­tauch­ten in die au­ßer­ge­wöhn­li­che mu­si­ka­li­sche Dar­bie­tung, hat sich ei­ne Ant­wort mit Si­cher­heit er­schlos­sen.

Schon Kö­nig Da­vid spiel­te einst Har­fe, um sei­ne Freun­de und Gäs­te zu un­ter­hal­ten. Da­mit wur­de er zum Vor­bild für al­le Klez­mer-Mu­si­ker. Dem für sei­ne sti­lis­ti­sche Viel­falt be­rühm­ten Welt­klas­se-Kla­ri­net­tis­ten Hel­mut Ei­sel war die Har­fe stets ei­ne ver­lo­cken­de Her­aus­for­de­rung und ist jetzt zu ei­ner fas­zi­nie­ren­den mu­si­ka­li­schen Ent­de­ckung ge­wor­den.

Ge­mein­sam mit der Har­fe­nis­tin Bir­ke Fal­ken­roth schlug er am Sams­tag­abend in bril­lan­ter Wei­se mit dem Kon­zert „Klez­mer im El­fen­pa­last“ wun­der­bar sen­si­ble Pfa­de ein. Von el­fen­zar­ten Klän­gen um­spielt, lies Hel­mut Ei­sel die Kla­ri­net­te in Bal­la­den hin­ge­bungs­voll sin­gen und öff­ne­te die Her­zen der Zu­hö­rer. Das Duo hat­te auch auf­re­gend fet­zi­ge Ti­tel zwi­schen It­amar Freilach (aus dem Jid­di­schen: „der Leb­haf­te, der Fröh­li­che“) und Tan­go der 30er Jah­re im Pro­gramm.

Die ers­ten bei­den Stü­cke wa­ren der Ukrai­ne ge­wid­met. Be­gon­nen wur­de mit ei­ner In­ter­pre­ta­ti­on der Na­tio­nal­hym­ne „Scht­sche Ne Wmer­la Ukra­ji­na“ „Noch ist die Ukrai­ne nicht ge­stor­ben“, es folg­te das tra­di­tio­nel­les Stück „Odes­sa Bul­gar“,, be­ar­bei­tet von Hel­mut Ei­sel. Der er­klär­te da­zu: „Der Bul­gar ist rhyth­misch iden­tisch mit dem „Freilach“ und be­deu­tet „fröh­lich“, und wir wün­schen den Men­schen in Odes­sa, dass sie bald wie­der frei, un­be­schwert und fröh­lich le­ben kön­nen.“

Mit „Pray­er“ ver­schaff­te Ernst Bloch in sei­ner Sui­te „From Je­wish Life“ ei­nen ty­pi­schen jü­di­schen Ge­bets­ge­sang. „Mi Ha‘ish“ ist ei­ne An­leh­nung an Psalm 34 und hei­ßt „Wer ist er“.

Es folg­ten wei­te­re Stü­cke, die Hel­mut Ei­sel ar­ran­giert hat, „Klez­mer im El­fen­pa­last“, „Ron­ja“, Sam­mys „Freilach“, „Ca­fé 1930“, ein his­to­ri­scher Tan­go von As­tor Piaz­zolla, dass all­seits be­kann­te Stück „Pe­ti­te Fleur“ von Sid­ney Be­chet, das Hel­mut Ei­sel, wie er sag­te, von sei­nem 6. Le­bens­jahr mu­si­ka­lisch ge­prägt hat, und zum Ab­schluss „Ba­ro­que Fla­men­co“ von De­bo­rah Hen­son-Co­nant, „Two Si­des of Je­ru­sa­lem“ und Yorams „Freilach“

Die Per­kus­si­on-Ele­men­te der Har­fe, die vor­wie­gend durch au­ßer­halb des me­lo­di­schen und to­na­len Be­reichs lie­gen­de Rhyth­men ge­prägt sind, ha­ben die Luft zum Flir­ren ge­bracht.

So fas­zi­nier­ten Ei­sel und Fal­ken­roth mit be­tö­rend zar­tem Klang­zau­ber und Me­lo­di­en zum Träu­men eben­so wie mit tän­ze­ri­schem Elan, mit vir­tu­os ver­spiel­ten Ton­kas­ka­den und ge­witz­ten Dia­lo­gen.

Die her­vor­ra­gen­de Akus­tik in der Syn­ago­ge trug zu dem mu­si­ka­li­schen Oh­ren­schmaus ent­schei­dend mit bei. Das Pu­bli­kum be­dank­te sich für das dar­ge­brach­te Mu­sik­me­nü mit an­hal­ten­dem to­sen­den Ap­plaus.