Freitag, 19. Mai 2023, Waldeckische Landeszeitung / Lokales
Musik verbindet drei Kontinente
Außergewöhnliches Hörabenteuer – Trio JMO zu Gast in der Vöhler Synagoge
Vöhl – Der Konzertabend in der alten Synagoge begann für die schon im Vorfeld begeisterten Zuschauer zunächst auf der Straße.
Mit guter Laune, Brezel in der Hand warteten sie auf die Musiker. Ein Motorschaden bei Frankfurt hatte für Probleme und eine deutliche Verspätung gesorgt. „Wäre das Team der Synagoge nicht so hilfsbereit und schnell gewesen, hätten wir wahrscheinlich gar nicht spielen können. Sie haben sich umgehend ins Auto gesetzt, beim Umladen und auch hier beim Ausladen geholfen.“ freute sich Jan Galega Brönnimann, das ‘J’ im Namen, noch immer ein bisschen atemlos. „Das Vöhler Publikum ist wirklich fantastisch. Es war so geduldig und hat uns so nett empfangen. Wir sagen noch einmal Danke an alle.“
Ohne Soundcheck richteten sie ihre Bühne ein und legten los. Moussa Cissokho, das ‘M’ im Namen, nahm sich Zeit für sein Instrument, die Kora. Mit 22 Saiten braucht die traditionelle afrikanische Stegharfe viel Zuwendung. Während er konzentriert die Saiten stimmte, nutzte Omri Hason, das ‘O’ im Namen, die Zeit für eine Kostprobe an Perkussionsinstrumenten und scherzte „Wenn Moussa seine Harfe stimmt, nennen wir es immer Familienzusammenführung. Moussa hat 22 Geschwister und jede Saite trägt den Namen eines Bruders oder einer Schwester.“
Nahtlos passte sich Jan Galega Brönnimann mit seinem Saxofon den improvisierten Percussionklängen an, und schließlich erklang auch, perlend und klar, die Kora.
Von der ersten Minute an verzauberte das Zusammenspiel der Musiker aus der Schweiz, Israel und dem Senegal das Publikum. „Jeder hat einen eigenen musikalischen Hintergrund“, erklärte Jan Galega Brönnimann. „Ich habe an einer Musikhochschule in der Schweiz studiert, Omri ist ein Selfmade-Musiker und spielt seine Instrumente virtuos, Moussa hat die strengste musikalische Ausbildung. Seit Generationen ist seine Familie eine Musikerfamilie. Er spielt beinahe alle traditionellen Instrumente und kann auch tanzen“.
Getanzt hat Moussa Cissokho an diesem Abend nicht. Es war seine Stimme, die alle in ihren Bann zog. Sein Gesang, in den senegalesischen Landessprachen Mandinka oder Wolof, bietet ein Potpourri unterschiedlichster Stilrichtungen. Er schmeichelt der Seele, wirkt zart und kräftig in den Raggaeklängen, sogar ironisch, wenn Moussa Cissokho gekonnt einzelne Obertöne herausfiltert und man sie als getrennte Töne wahrnimmt. Ob westlich rhythmisch, perkussiv oder östlich langsamer, getragener – musikalische Grenzen kennt das Trio nicht. Fast scheint es, als unterhielten sich Bassklarinette, Percussion und Kora miteinander. Improvisiert, ohne etwas dem Zufall zu überlassen.
JMO machten den Abend in der alten Synagoge zu einem außergewöhnlichen Hörabenteuer. Leider ohne Zugaben, hungrig nach einer abenteuerlichen Anreise, musste pünktlich Schluss gemacht werden. bl