Samstag, 11. November 2023, Waldeckische Landeszeitung / Landkreis
Propst Mantey: Hoffnung in junge Generation
Zu einem eindringlichen Appell gegen Antisemitismus und einen leichtfertigen Verzicht auf demokratische Werte wurde auch die Rede, die Propst Dr. Volker Mantey, Propst des evangelischen Sprengels Marburg, in der Synagoge hielt. Er sprach in Vertretung von Bischöfin Dr. Beate Hoffmann, die ursprünglich teilnehmen wollte, und lobte die wertvolle Erinnerungsarbeit für die Opfer des NS-Unrechtsregimes, die in der Vöhler Synagoge seit Jahrzehnten, auch mit wenigen, noch überlebenden Zeitzeugen, geleistet werde.
„Die Kriege in der Welt und die terroristischen Angriffe zeigen uns leider nur allzu gut, dass das nichts ist, was es nur in der Vergangenheit gegeben hat. Das ist leider alles sehr aktuell“, so Dr. Volker Mantey. An Orten wie der Synagoge Vöhl lasse sich spüren, dass der „Terror des NS-Regimes keine ferne Geißel der Menschheit war, sondern dass ganz konkret Menschen hier vor Ort in Vöhl andere Menschen, Nachbarn und Arbeitskollegen dieser Ideologie ausgeliefert haben.“
Bezogen auf die Gegenwart: Im Gedenken an die Judenverfolgung werde erfahrbar, dass „wir Menschen nicht in der Lage sind, den Kipppunkt zu erkennen, ab wann hasserfüllte Ideologie unumkehrbar, für andere Menschen lebensbedrohlich wird“, sagte Dr. Mantey. Wer sage: „Ich wähle jetzt mal eine antidemokratische Partei“, könne diesen Punkt nicht mehr bestimmen.
Die MEMO-Jugendstudie 2023 zur Erinnerungskultur zeige ermutigend, dass sich immer mehr Jugendliche für Geschichte, insbesondere die Zeit des Nationalsozialismus interessierten, berichtete der Theologe und mahnte: „Es liegt nicht am Desinteresse junger Menschen für die Zeit des Dritten Reichs, sondern es liegt an uns, die Älteren, welche Gelegenheiten wir ihnen schaffen, wie wir ihnen plausibel erklären, wie der Nationalsozialismus und der Terror der damaligen Zeit funktionierten.“ zve