Korbach – Sie war unternehmerisch erfolgreich und hatte Einfluss: Die Familie Salberg spielte ab 1859 eine bedeutende Rolle in Korbach. Trotzdem wurden sie wie viele andere jüdische Familien Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung. Nachfahren von Faist Isaak Salberg (1822 – 1870) haben in dieser Woche Korbach besucht.

Für Armorer Wason aus London, ihre Cousine Christine Salberg aus East Grinstead in West Sussex, ihr Cousin Christopher Salberg aus Yeovil in Somerset und seine Ehefrau Jennifer Salberg war es eine Reise in die Familiengeschichte: An vielen Stellen in der Stadt haben Salbergs ihre Spuren hinterlassen. Die Familie besaß unter anderem einen Baustoffhandel, eine Branntwein-Destillerie, eine Privatbank und mehrere Häuser. 1862 gründete Fais Isaak Salberg die „Corbacher Ringofen-Gesellschaft Salberg Co.“. 1859 bereits erwarb er das Haus Unterstraße 5. Bis zur Einweihung der Korbacher Synagoge im Jahr 1895 befand sich in dem Haus Unterstraße 5 auch ein Raum für den Gottesdienst der Korbacher jüdischen Gemeinde – den er aber auch der katholischen Gemeinde zur Verfügung stellte.

„Faist Isaak Salberg und seine Söhne waren nicht nur im Handels- und Bankwesen tätig, sondern engagierten sich auch gesellschaftlich und trugen wesentlich zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region bei“, sagt Dr. Marion Lilienthal. Die Lehrerin an der Alten Landesschule hat intensiv das jüdische Leben in Korbach erforscht.

Salbergs bewahrte indes ihre bedeutende gesellschaftliche Stellung nicht vor der Verfolgung durch das nationalsozialistische Regime: „Einige Familienmitglieder emigrierten, während andere in Konzentrationslagern ermordet wurden“, so Lilienthal.

Die jüdische Herkunft sei in der Familie lange tabu gewesen, berichtet Armorer Wason: Ihr Urgroßvater habe seinen eigenen Kindern erzählt, sie stammten von schwedischen Lutheranern ab. Erst durch eine Korrespondenz mit einem Ahnenforscher in den 1950er Jahren offenbarte sich ihrem Großvater die wahre Geschichte. „Er wollte wahrscheinlich seine Kinder schützen“, versucht Wason die Motivation ihres Urgroßvaters zu deuten.

Bei einem Empfang im Rathaus trugen sich die Gäste ins Goldene Buch der Stadt ein. Museumsleiter Dr. Arnulf Scriba überreichte außerdem einen historischen Backstein, der in der Ziegelei der Familie hergestellt worden war. Bürgermeister Klaus Friedrich übergab den Besuchern Ausdrucke alter Familienfotos aus dem Stadtarchiv und die Kopie einer Anzeige der Ringofen-Gesellschaft, die 1907 in der Corbacher Zeitung erschienen war. Salbergs hatten ihrerseits eine Ausgabe des „Deutschen Künstler-Albums“ mitgebracht, das seit 1878 in Familienbesitz war.

Lilienthal hatte für die Familie Salfeld außerdem ein dreitägiges Besuchsprogramm organisiert. Neben Stadtrundgängen, Besuchen in der Alten Landesschule, dem Museum und der Synagoge in Vöhl gehörte auch eine Fahrt zum Gut Gindfeld bei Medebach dazu, das von 1860 bis 1890 im Familienbesitz war. Armorer Wason: „Wir sind Marion Lilienthal dankbar für die Organisation der Reise und die Recherche.“