Waldeck-Frankenberg – Als eine besondere Veranstaltung beim Literarischen Frühling 2025 wird in der alten Synagoge in Vöhl der ukrainisch-jüdische Schriftstellerr Dovid Bergelson, der in jiddischer Sprache von den Schtetls erzählt, vorgestellt – von der Wissenschaftlerin Sabine Koller.

Dazu teilen die Veranstalter des Literarischen Frühlings mit: Es war eine Welt, die niemals wieder aufersteht – die Welt der jüdischen Schtetl. In Polen, Weißrussland, Litauen, der Ukraine und einigen angrenzenden Gebieten lebten bis zur Nazi-Zeit mehr als vier Fünftel aller Juden in Europa. Viele von ihnen wohnten in ärmlichen Städtchen und Dörfern. Sie sprachen Jiddisch, jenes Amalgam aus Hebräisch, Aramäisch, slawischen Elementen und dem Mittelhochdeutschen, das die seit 1100 aus dem Rheinland geflohenen Juden mitgebracht hatten. Im Zweiten Weltkrieg haben die Deutschen diese Kultur unwiederbringlich ausgelöscht.

Die Wissenschaftlerin Sabine Koller, Professorin für Slavisch-Jüdische Studien an der Universität in Regensburg, stellt beim Literarischen Frühling am Donnerstag, 3. April, ab 16.30 Uhr ein neues Buch mit Erzählungen des Schriftstellers Dovid Bergelson (1884-1952) vor, die von dieser verlorenen Welt des Ostjudentums handeln. „Dieses Buch ist eine Kostbarkeit, die gerade in der heutigen Zeit eine besondere Aufmerksamkeit verdient“, erklärte dazu Christiane Kohl, die Leiterin des Literaturfestivals. „Dovid Bergelson, der aus einem Schtetl in der Ukraine stammte, war einer der wichtigsten Autoren, die in jiddischer Sprache geschrieben haben.“

Der Autor Dovid Bergelson, der ab 1907 in Kijyw, ab 1920 in Berlin lebte, hatte die NS-Zeit in der Sowjetunion überstanden. Dort wurde er 1949 von stalinistischen Schergen verhaftet und 1952 hingerichtet.

Prof. Dr. Susanne Koller hat im Jüdischen Verlag des Suhrkamp-Verlages unter dem Titel „Die Welt möge Zeuge sein“ gemeinsam mit ihrer russischen Kollegin Alexandra Polyan eine Sammlung von Erzählungen Dovid Bergelsons neu herausgegeben, die sie bei der Veranstaltung in Vöhl vorstellen wird. Die Lesung fügt sich ein in eine Reihe von mehr als zwei Dutzend Veranstaltungen, mit denen der Literarische Frühling im nächsten Frühjahr vom Freitag, 28. März, bis Samstag, 6. April, aufwartet.

Weitere Infos auf literarischer-fruehling.de. Eintrittskarten sind unter anderem über die Homepage und in den Geschäftsstellen der HNA erhältlich.
RED/MAB

FOTO: UNI REGENSBURG/NH