4.9.2019, "Ziehe meinen Hut vor euch"

 
„Ziehe meinen Hut vor euch“
Sie waren als Landkulturboten in der Synagoge Vöhl im Einsatz: (von links) Laura Evers, Josephine Kowalczyk, Celina Henkler, Kira Gräbe, Emily Henkler und Leo Wilden. Foto: renner
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Renner, Julia

VON JULIA RENNER

Vöhl - Sie haben mit dafür gesorgt, dass die Arbeit des Förderkreises der Synagoge Vöhl auch über die Grenzen Waldeck-Frankenbergs hinaus bekannter wird: Sechs Schüler von ALS und Ederseeschule. Sie waren beim zweiten Durchlauf des Projekts Landkulturboten dabei.

Während der Sommerferien haben Laura Evers, Josephine Kowalczyk, Celina Henkler, Kira Gräbe, Emily Henkler und Leo Wilden jeweils zwei Wochen lang Besucher durch die Vöhler Synagoge geführt, ihnen das Gebäude und die jüdische Kultur Vöhls näher gebracht - und nebenbei an eigenen Projekten gearbeitet. Diese stellten sie zum Abschluss des Landkulturbotenprojekts jetzt vor.

Mit dem Leben jüdischer Kinder und Jugendlicher im Nationalsozialismus haben sich die Schüler ebenso beschäftigt wie mit den Themen „Juden in Basdorf“ und mit jüdischen Gottesdiensten. In zehnminütigen Präsentationen fassten sie ihre Ergebnisse in Präsentationen in der Vöhler Synagoge zusammen.

Der Kulturtourismus im ländlichen Raum werde oft unterschätzt, sagte Daniel Teppe von der Grimmheimat Nordhessen, die das Projekt mittlerweile federführend leitet. „Wir wollen mit dem Projekt auch darauf aufmerksam machen, dass wir nicht nur eine Urlaubsregion sind, sondern dass man hier auch gut leben kann. Das tragen die Kulturboten nach außen“, so Teppe.

Kreisbeigeordnete Hannelore Behle freute sich, dass das Beispiel der Vöhler Synagoge, die im vergangenen Jahr Vorreiter mit dem Projekt waren, Schule gemacht habe. Kultur und Tourismus im ländlichen Raum würden durch die Landkulturboten gestärkt. Der Landkreis sei sich des Potenzials bewusst, daher habe man das Projekt durch das „Netzwerk für Toleranz“ auch finanziell unterstützt. „Vöhler Saat ist auf guten Boden gefallen“, so Behle. Denn im kommenden Jahr wächst das Projekt weiter: In diesem Jahr sind in Nordhessen 18 Landkulturboten dabei, im kommenden werden es 36 sein. Reinhard Metka, Erster Beigeordneter der Gemeinde Vöhl, lobte den Mut der jungen Menschen, den besonderen Ferienjob anzutreten: „Ich ziehe meinen Hut vor euch.“

Auch in 2020 werde die Finanzierung vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft übernommen, sagte Karl-Heinz Stadtler, Vorsitzender des Förderkreises. Wie es danach weitergehe, sei aber noch nicht klar. Der Förderkreis sei jedenfalls „begeistert“ von den Landkulturboten - und hofft auf eine Fortsetzung in den kommenden Jahren.

Die Schüler haben in der Zeit „viel gelernt“, sagte Kira Gräbe. Besonders deutlich sei geworden: „So etwas darf sich in der Geschichte niemals wiederholen.“

 
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