VON SELINA POHLMANN
Vöhl - „Wir und die Anderen“ war der Titel: Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Facetten des Rassismus“ hat der Förderkreis Synagoge in Vöhl am Samstagnachmittag zu einem Markt der Möglichkeiten in die Henkelhalle eingeladen. Bei Kaffee und Kuchen tauschten sich die Besucher über die Themen Flucht und Integration aus, bevor ein Rahmenprogramm dann das Thema vertiefte.
Bei einer Podiumsdiskussion diskutierten Karl-Heinz Bastet, Latif Al-Homssi, Majd Ajam, Kilian Emde, Änne Vetterlein, Gerhard Gottmann, Johannes Rabe und Amir Hourizad über die Frage, ob Integration in Waldeck-Frankenberg gelungen ist. Die Vertreter des Landkreises, Netzwerker, Ehrenamtler, Betreuer und Flüchtlinge selbst boten mit ihren verschiedenen Blickwinkeln einen „vielseitigen Blick auf die Situation“, so Moderatorin Ursula Müller.
Bei der Unterhaltung sollten aber nicht nur die guten Entwicklungen dargestellt werden, auch Verbesserungsvorschläge wurden vorgebracht. Kilian Emde, Fachdienstleiter Ausländerwesen des Landkreises, betonte, dass seit 2015 die größte Herausforderung gewesen sei, „in irgendeiner Weise für alle da sein zu wollen“. Dafür habe vor allem Personal für den hohen bürokratischen Aufwand gefehlt.
Majd Ajam kam 2015 aus Syrien nach Deutschland, studiert mittlerweile in Gießen und ist ausgebildeter Rettungssanitäter. Er habe zwar viel Hilfe erhalten und sei dafür mehr als dankbar, allerdings habe auch er eineinhalb Jahre auf die Genehmigung gewartet, andere hätten bis heute noch keine. Viele andere Asylbewerber hätten es schwer und würden es auch weiter schwer haben, wenn sie keinen direkten Kontakt zu Betreuern und zum Ausländeramt hätten.
Aus dem Publikum kam daraufhin die Frage nach der anderen Seite auf: Nach denen, die die Flüchtlinge aufnehmen. „Integration kann nur gelingen, wenn die Gesellschaft sich weiter aktiv engagiert“, sagte Johannes Rabe vom Jobcenter Korbach. Daher würden die Ehrenamtler, die sich für Toleranz und gegen Rassismus einsetzen eine schwere Last mit ihrer wichtigen Arbeit tragen.
Im Anschluss an die Diskussion wurde „Sarahs Flucht“ aufgeführt. In dem Theaterstück geht es um ein afghanisches Mädchen, das sechs Monate lang auf der Flucht war, mit dem Ziel, nach Deutschland zu kommen. Das Besondere: Das Stück handelt von der wahren Geschichte zweier Kinder, die bei dem Theaterstück selbst mitwirkten.
Die Kinder erzählten eindrücklich, welche Schwierigkeiten und traumatischen Ereignisse mit der Flucht einhergegangen waren. Angst, Gestank, Enge, Gefahr, Gewalt und Langeweile waren die schmerzhaftesten Dinge, an die sich die Kinder erinnerten. Als der Flüchtlingszug in Österreich von rechtsradikalen Demonstranten gestoppt wurde, erreichten diese Gefühle ihren Höhepunkt. Schließlich kam die Familie in einem Lager in Kassel an, heute lebt sie in Eppe.
Mit traditioneller Musik aus dem Iran des „Dilan Ensembles“ klang der Tag anschließend aus.
Bürokratische Hürde ist groß