6.11.2019, Schwierige Wege in die neue Heimat

 
Schwierige Wege in die neue Heimat
Am Gesprächsnachmittag stellte (von links) Herbert Keim auch Öslem und Riza Aras Fragen zu ihren Leben in Deutschland. Foto: celina pohlmann
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Pohlmann, Selina

VON SELINA POHLMANN

Vöhl - Ein spannender Gesprächsnachmittag fand am Sonntag im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Facetten des Rassismus“ statt. Organisiert vom Förderkreis „Synagoge in Vöhl“ stand die dritte Staffel der Reihe unter der Überschrift „Wir und die anderen“; sie stellte die Frage, wie sich unsere Gesellschaft jenen gegenüber verhält, die nach Deutschland kommen.

Zahlreiche Gäste waren eingeladen, von ihrer Flucht oder Vertreibung zu berichten - sei es aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg oder der Gegenwart. Denn „es gab schon immer Konflikte im Zusammenhang mit Zuwanderung“, erklärte Karl-Heinz Stadtler, Vorsitzender des Förderkreises.

Von den Gründen, die dazu führen das Heimatland zu verlassen, über den Fluchtweg, bis in zu der Aufnahme in Deutschland und der Frage nach gelungener Integration reichten die verschiedenen Geschichten. Sie verdeutlichten, wie vielfältig Migration ist. So kam Gerhard Stumpe aus Zierenberg 1945 als Vertriebener aus Gablonz im tschechischen Nordböhmen in einem Flüchtlingszug nach Herzhausen und dann nach Basdorf. Zwei seiner Schwestern wurden beim damaligen Bürgermeister untergebracht. Er selbst und seine Mutter mit zwei weiteren Geschwistern musste in einem neun Quadratmeter großen Zimmer leben, bis sie eine eigene Wohnung fanden. Trotz seiner bewegenden Vergangenheit, die geprägt ist von politischen Umbrüchen, Krieg und Vertreibung, habe er in Nordhessen eine neue Heimat gefunden. „Das ist mein Weg von meiner Heimat in eine neue Heimat gewesen“, sagte Stumpe.

Öslem und Riza Aras leben in Frankenberg. Sie kamen als Gastarbeiter aus dem türkischen Igdir nach Deutschland und erzählten von Problemen mit Sprachkursen und Arbeitsgenehmigungen.

Außerdem berichtete Richard Oppenheimer, der derzeit aus den USA in Bad Wildungen zu Gast ist, von seiner Mutter und Großmutter, die die Konzentrationslager der Nationalsozialisten überlebten und später in die USA emigrierten.

Auch Shams Haydari erzählte seine Geschichte. Er floh 2015 aus dem Iran und kam über Türkei und Balkanroute nach Deutschland. Den gleichen Weg nahmen die Kurdin Bayaza Rostom und der Syrer Essa Almohammad Alessa in den Jahren danach. Khadar Mahammed Dahirfloh 2016 aus Äthiopien über die Sahara, das Mittelmeer und Italien.

Jeanette Küpfer hatte ebenfalls eine beeindruckende Geschichte zu erzählen. Sie floh als einjähriges Kleinkind mit Eltern und Geschwistern nach Shanghai, lebte dort 14 Jahre und emigrierte dann zunächst nach Italien, bevor ihr Weg später nach Deutschland führte. Die Lebensberichte wurden mit Bildern aus der Heimat der Migranten und mit Karten der Fluchtrouten unterlegt. Herbert Keim (Frankenberg) und Karl-Heinz Stadtler moderierten und führten die Gespräche.