29.1.2019, Gedenken der NS-Opfer

Gemeinsame Feierstunde am Holocaust-Gedenktag

Vöhl: Landkreis und Förderkreis Synagoge gedachten der NS-Opfer

Vier Brüder ihres Vaters und Großvaters Robert Ebender kamen in Auschwitz um: Ihrer Familienangehörigen und aller Sinti-Opfer des Holocaust gedachten Tochter Elisabeth Aydin geb. Ebender (vorn, Mitte), Enkel und Verwandte in der Synagoge Vöhl. 

Vöhl – „Wir können eine Wiederholung von Schreckensherrschaft und Völkermord nur verhindern, indem wir das Bewusstsein dafür bewahren, was in der Zeit zwischen 1933 und 1945 geschehen ist“, mahnte Karl-Heinz Stadtler, Vorsitzender des Förderkreises „Synagoge in Vöhl“, als er dort am Sonntag die gemeinsame Feierstunde mit dem Landkreis zum „Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust“ eröffnete.

Es gebe nur noch wenige Zeitzeugen, die die Nazi-Diktatur bewusst erlebt hätten. Darum sei es heute Aufgabe aller, die als Politiker, Lehrer oder Eltern Verantwortung trügen, Bürger dafür zu sensibilisieren, dass sie Widerstand leisteten, wenn Menschenrechte, Freiheit und Toleranz gefährdet seien, sagte Stadtler.

Er freute sich deshalb besonders über die große Zahl junger Leute, die an der Gedenkfeier teilnahmen, darunter Schülerinnen der Ederseeschule Herzhausen. Von dem Auschwitz-Überlebenden Robert Ebender, gestorben 2003 in Frankenberg (WLZ berichtete), war die Tochter Elisabeth Aydin geb. Ebender mit Enkeln, Nichten und Neffen gekommen, um ihrer im Holocaust ermordeten Sinti-Vorfahren zu gedenken.

 

Der Vöhler Bürgermeister Matthias Stappert erinnerte in seinem Grußwort an den 27. Januar 1945, als das NS-Todeslager KZ Auschwitz-Birkenau von der Roten Armee befreit wurde. Es sei zu einem Symbol für alle Opfer des Nationalsozialismus geworden, und deshalb sei dieser Tag „wichtiger Teil unserer Erinnerungskultur“. Stappert dankte dem Landkreis, dass er dazu an solch einen geschichtsträchtigen Ort wie die Synagoge in Vöhl eingeladen habe.

In ihrer engagierten Gedenkrede stellte die Kreisbeigeordnete Hannelore Behle (Diemelsee) nach Beispielen aus der Geschichte die Frage, wie in der NS-Zeit Menschen, die in einem Umfeld von Kultur, Bildung und Menschlichkeit aufgewachsen waren, „diesen dünnen Firnis der Zivilisation so schnell abstreifen konnten“. Es sei eine Schutzbehauptung, so etwas könne uns heute nicht mehr passieren. „Nichts vermag uns vor dem Rückfall in die Barbarei zu schützen, außer unserem Gewissen!“

VON KARL-HERMANN VÖLKER