
Zum ersten Mal seit 1985 wird es in Vöhl keine öffentliche Gedenkfeier geben. Die Beschlüsse der Bundesregierung und der Landesregierungen zum Teil-Lockdown im November, die wir ausdrücklich akzeptieren, lassen uns keine Wahl!
Gleichwohl: Ein Gedenken findet statt - aber in anderer Form. Viel mehr Menschen als sonst werden sehen, wie die Namen der Ermordeten genannt und Kerzen angezündet werden. Wir laden Sie und euch alle dazu ein, am 9. November auf unserer Website an unserem Gedenken teilzunehmen.
Die Texte sind mit folgenden Links auch in Englisch aufzurufen:
Welcome, Karl-Heinz Stadtler
Commemorative Speech, Jürgen Damm
Vöhler Holocaust Victims, Karl-Heinz Stadtler
A coexistence with all people, Karl-Heinz Stadtler
Begrüßung: Früher nein sagen
Karl-Heinz Stadtler
Herzlich willkommen in der Vöhler Synagoge.
Herzliche willkommen zum Gedenken an den 9. November 1938, an die sogenannten Novemberpogrome.
Am 9. November 1938 wurden überall in Deutschland Synagogen angezündet, die Geschäfte und Wohnhäuser von Juden gestürmt, zerstört und geplündert. 30.000 jüdische Männer wurden verhaftet und in die Konzentrationslager Dachau, Buchenwald und Sachsenhausen bei Berlin gebracht. Unter ihnen auch die Vöhler Max Mildenberg, Martin Sternberg und Alfred Rothschild, aber auch Bruno Frankenthal und der Lehrer Ferdinand Stern.
Der 9. November gilt als ein Tag, an dem die Deutschen die Möglichkeit gehabt hätten, nein zu sagen zu dem, was sie bisher schon gesehen und erlebt hatten an Widerwärtigkeiten, an Benachteiligungen, an Diskriminierungen der jüdischen Bevölkerung, und sie hätten durch ihr Nein verhindern können, was nachher geschah. Die Deutschen haben es nicht getan. Sie haben nicht nein gesagt. In der Nachschau war dieser Tag offensichtlich zu spät. Man hätte früher nein sagen müssen.
Im Hof unserer Synagoge haben wir einen uralten Stein, den wir den Sag-Nein-Stein nennen. Und wenn ich Schüler durch die Synagoge führe oder über den Hof, dann sage ich ihnen angesichts dieses Steins, wenn 1933, 1935 mehr Menschen früher nein gesagt hätten, dann wäre nicht passiert, was geschehen ist.
Und darauf kommt es heute an, dass man frühzeitig nein sagt, dass man frühzeitig opponiert, wenn man den Eindruck hat, dass Rechtsradikale, Rechtsextremisten, faschistoide Strömungen das Klima vergiften. Wir sehen auch in den letzten Jahren in der Bundesrepublik und in unseren Nachbarländern, dass terroristische Taten geschehen, dass Menschen getötet werden. Ich erinnere an den Anschlag auf die Synagoge in Halle oder an die Ermordung von zehn Menschen in Hanau erst in diesem Jahr.
Der erste Satz des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland lautet: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ In diesem Satz heißt es nicht „Die Würde des Deutschen ist unantastbar.“ Oder „Die Würde des Weißen ist unantastbar.“ Oder: „Die Würde des Christen ist unantastbar.“ Sondern die Würde des Menschen, jedes Menschen ist unantastbar. Lassen Sie uns das Verpflichtung sein für uns selbst. Lassen Sie uns gegenseitig versprechen, dass wir rassistischen, antisemitischen, fremdenfeindlichen Äußerungen immer wieder aufs Neue entgegentreten. Auch dann, wenn es in unserem persönlichen Umfeld, in unserem Bekanntenkreis, in unserer Familie der Fall sein sollte. Lassen Sie uns irgendwelche Äußerungen dieser Art nie unwidersprochen lassen. Wenn wir uns das fest vornehmen, werden wir auch entsprechend handeln. Und wenn wir alle so handeln, dann verhindern wir die Gefahr von Entwicklungen, die wir alle nicht wollen. Lassen Sie uns gemeinsam eintreten für Frieden, Freiheit, Demokratie, für Toleranz und für ein solidarisches Miteinander. Ein Miteinander mit allen Menschen.
Dem Gedenken an die Novemberpogrome, aber auch an die rassistischen und antisemitischen Verbrechen der Gegenwart ist der heutige Tag gewidmet. Sie hören anschließend eine Gedenkrede des Ehrenvorsitzenden des Landesverbandes Hessen im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Herrn Jürgen Damm. Anschließend werden die 72 Namen der Vöhler Opfer des Holocaust genannt und für jeden von ihnen eine Kerze angezündet. Sahra Küpfer trägt danach das Kaddisch auf Aramäisch vor, das dann Günter Maier in die deutsche Sprache überträgt. Zum Schluss hören Sie ein kleines Musikstück von Sarah Küpfer.
Gedenkrede
Jürgen Damm
Ehrenvorsitzender des Landesverbands Hessen im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorte
Wer den Frieden will, muss den Frieden vorbereiten!
Si vis pacem para pacem!
Das ist die Konsequenz aus den unvorstellbaren Folgen von Krieg und Gewalt, wenn wir uns die letzten 110 Jahre – also von 1910 bis heute - anschauen.
Wenn wir uns die Entwicklung der Zeit ab 1910 vor Augen führen, dann erkennen wir: Was Anfang des 20sten Jahrhunderts nicht vorstellbar war, entwickelte sich in kurzer Zeit zu einem katastrophalen Flächenbrand in der ganzen Welt. Die Friedensbotschaft – zum Beispiel die der ersten Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner 1905: „Der nächste Krieg wird von einer Furchtbarkeit sein, wie noch keiner seiner Vorgänger, blieb ungehört.
Bertha von Suttner hat auch gesagt:
„Wer die Opfer nicht schreien hören, nicht zucken sehen kann, dem es aber, sobald er außer Seh- und Hörweite ist, gleichgültig ist, dass es schreit.“
Aber auch das Gebet von Papst Franziskus kann uns auf dem Weg zum Frieden helfen. Das Gebet das er anlässlich des Besuches des Präsidenten des Staates Israel, Schimon Peres, und des Palästinenser-Präsidenten Mahmud Abbas im Vatikan am Sonntag, 08. Juni 2014. gesprochen hat
„Herr, Gott des Friedens, erhöre unser Flehen!
Viele Male und über viele Jahre hin haben wir versucht, unsere Konflikte mit unseren Kräften und auch mit unseren Waffen zu lösen; so viele Momente der Feindseligkeit und der Dunkelheit; so viel vergossenes Blut; so viele zerbrochene Leben; so viele begrabene Hoffnungen. … Doch unsere Anstrengungen waren vergeblich. Nun, Herr, hilf Du uns! Schenke Du uns den Frieden, lehre Du uns den Frieden, führe Du uns zum Frieden! Öffne unsere Augen und unsere Herzen und gib uns den Mut zu sagen: ‚Nie wieder Krieg! Mit dem Krieg ist alles zerstört!‘ Flöße uns den Mut ein, konkrete Taten zu vollbringen, um den Frieden aufzubauen. Herr, Gott Abrahams und der Propheten, Du Gott der Liebe, der Du uns erschaffen hast und uns rufst, als Brüder zu leben, schenke uns die Kraft, jeden Tag Baumeister des Friedens zu sein; schenke uns die Fähigkeit, alle Mitmenschen, denen wir auf unserem Weg begegnen, mit wohlwollenden Augen zu sehen. Mach uns bereit, auf den Notschrei unserer Bürger zu hören, die uns bitten, unsere Waffen in Werkzeuge des Friedens zu verwandeln, unsere Ängste in Vertrauen und unsere Spannungen in Vergebung. Halte in uns die Flamme der Hoffnung am Brennen, damit wir mit geduldiger Ausdauer
Entscheidungen für den Dialog und die Versöhnung treffen, damit endlich der Friede siege. Und mögen diese Worte – Spaltung, Hass, Krieg – aus dem Herzen jedes Menschen verbannt werden! Herr, entwaffne die Zunge und die Hände, erneuere Herzen und Geist, damit das Wort, das uns einander begegnen lässt, immer ‚Bruder‘ laute und unser Leben seinen Ausdruck finde in ‚Shalom, Frieden, Salam‘! Amen.“
Mir ganz persönlich ist dieses Gebet des Papstes Ansporn, für den Frieden zu arbeiten und unseren Herrgott zu bitten, mir die Kraft dazu zu geben.
Ja, schauen wir ganz bewusst auf die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts, den Ersten Weltkrieg; schauen wir auf den grausamen Zweiten Weltkrieg; schauen wir auf den Koreakrieg, den Vietnamkrieg, aber auch auf die Kriege, die heute in vielen Teilen der Welt täglich Menschenopfer fordern. In Mali, in Afghanistan, in der Ostukraine , aber auch in Bergkarabach!
Nun könnten wir fragen: Warum können wir in dieser Welt nicht friedlich miteinander leben? Warum müssen wir unsere Konflikte blutig ausfechten? Warum lernen wir nicht aus der Geschichte? Und jetzt sage ich etwas, was mich seit vielen Jahren umtreibt. Was kann ich, was können wir, jede und jeder Einzelne mit Blick auf die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Welt tun? Da erlebe ich bei vielen Menschen das berühmte Achselzucken. Diesem Achselzucken halte ich entgegen: Schauen wir genau hin, welche brutalen Folgen Krieg und Gewalt in der Vergangenheit gehabt haben; aber schauen wir auch auf unser angeblich so friedliches Leben. Schauen wir in unsere Familien, in unsere Vereine, in unsere Schulen, in unsere politischen Gemeinden. Ja, schauen wir uns in unserm unmittelbaren Lebensumfeld um. Überall ist Neid, ist Auseinandersetzung, die sehr oft die Würde des Menschen antastet. Und nun behaupte ich, dass diese Welt friedlicher wird, wenn jeder von uns nicht auf die unveränderbaren großen Auseinandersetzungen dieser Welt verweist, sondern ganz klein in seinem unmittelbaren Umfeld den Frieden schafft, der möglich ist. Ich behaupte - und das ist für mich lebensbestimmend -, wenn wir alle in unserem unmittelbaren Umfeld für Frieden arbeiten, dann wird die Welt friedlicher.
Der Leitspruch des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, der im Jahre 1953 von jungen Menschen acht Jahre nach dem zweiten Weltkrieg mit seinen 55 Millionen Toten beim ersten großen internationalen Jugendlager auf der Kriegsgräberstätte Lommel in Belgien geprägt wurde, lautet: „Arbeit für den Frieden – Versöhnung über den Gräbern“ und bestimmt die friedenspädagogische Arbeit des Volksbundes. Diese baut auf der Erinnerung an die fürchterlichen Folgen von Krieg und Gewalt auf.
Heute hier in der Synagoge von Vöhl, vor dem Thora-Vorhang, denken wir an die grausamen Ereignisse des 09. November 1938 und der dann mit aller Brutalität des Volkszorns – auch hier im Waldecker Land – von deutschen Menschen, von Mitbürgern, Nachbarn - begangene Mord an Juden im Holocaust. Da handelten nicht asoziale Menschen, da handelten Menschen wie Du und ich, verblendet und hirnlos gemacht durch Propaganda.
Meine Generation - ich bin Jahrgang 1938, habe also noch Erinnerungen an Kriegsereignisse – kann bald nicht mehr befragt werden; deshalb ist es so wichtig, dass wir Orte der Erinnerung schaffen, Orte wie diese ehemalige Synagoge oder das Gustav-Hüneberg-Haus in Volkmarsen. Für mich als Angehöuger des Volksbundes sind natürlich historisch
aufgearbeitete Kriegsgräberstätten Orte, an denen wir deutlich machen können, welche Folgen Krieg und Gewalt haben können.
Ein Gedanke zum Schluss:
Neonationalsozialismus ist im Vormarsch: Heute zeigt er sich in Aussagen wie „Hitler und die Nazis seien nur ein Vogelschiss in über 1000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte “, oder die Forderung nach einer “erinnerungspolitischen Wende um 180 Grad”, was heißt, die Zeit des Nationalsozialismus positiv zu betrachten.
Diese Grundhaltungen sind es, meine Damen und Herren, die den Brunnen vergiften und auf eine Stimmung zielen, die endgültig zu Halle, Hanau und zur Ermordung von aufrechten Demokraten wie unserem verehrten Regierungspräsidenten Dr. Walter Lübcke führen.
Was müssen wir tun:
Wir müssen Strategien gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus entwickeln. Diese müssen wir in politisches und gesellschaftliches Handeln auf allen Ebenen umsetzen.
Wir müssen öffentlich eintreten für kulturelle Vielfalt und Toleranz.
Wie müssen Rechtsextremismus offensiv bekämpfen.
Wie hat sich unser Bundespräsident zu den Demonstrationen in Berlin am 30. August 2020 geäußert:
„Unsere Demokratie lebt“, betonte Steinmeier. Wer sich über die Corona-Maßnahmen ärgere oder ihre Notwendigkeit anzweifele, könne das tun, auch öffentlich, auch in Demonstrationen. „Mein Verständnis endet da, wo Demonstranten sich vor den Karren von Demokratiefeinden und politischen Hetzern spannen lassen. Wer auf den Straßen den Schulterschluss mit Rechtsextremisten sucht, aber auch wer nur gleichgültig neben Neonazis, Fremdenfeinden und Antisemiten herläuft, wer sich nicht eindeutig und aktiv abgrenzt, macht sich mit ihnen gemein." Soweit unser Bundespräsident!
Meine Damen und Herren,
wir müssen – und das sage ich mit heißem Herzen - gerade junge Menschen an Fragestellungen, wie wir sie an Gedenktagen wie dem 09. November formulieren, heranführen und ihnen deutlich machen, was Verblendung bewirkt.
Dabei sollten wir als oberste Maxime unseres Handelns den Artikel 1 (1) unseres Grundgesetzes in den Mittelpunkt stellen: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“.
Ermordet 1933-1945
Vöhler Opfer des Holocaust

Die Namen und Lebensläufe der ermordeten Personen sind auch zum Ausdrucken verfügbar. Bitte antippen!
Erna Baruch, geb. Katzenstein und Bernhard
Baruch
Erna Baruch wurde am 3. März 1882 als Tochter vonCäcilie und Samuel Katzenstein in einem Haus in der unteren Mittelgasse in Vöhl geboren. 1901 heiratete sie Albert Baruch und zog mit ihm nach Essen, wo ihnen die beiden Söhne Bernhard und Heinz geboren wurden. Erna starb im Alter von 60 Jahren am 23. August 1942 in Auschwitz, wo auch ihr Sohn Bernhard Baruch einen Monat später, am 23. September, umkam.
Max, Paula, Marianne und Lieselotte
Cossen
geb. am 18. November 1899 in Weener, war von 1925 bis 1927 bei Ferdinand Kaiser in Vöhl als Kaufmann beschäftigt. Nach der Eheschließung mit Paula Meyer aus Eimelrod wohnten sie dort, später in Köln zusammen. Während der dreißiger Jahre emigrierten sie in die Niederlande
und wohnten in Amsterdam. Nach der Besetzung der Niederlande durch Deutschland wurden sie in dem Lager Westerbork interniert. Am 7. September 1943 wurde Max Cossen zusammen mit seiner Ehefrau und den beiden Kindern von Westerbork nach Auschwitz deportiert.
Nach der Ankunft am 9. September wurden Paula Cossen und ihre Töchter Marianne und Lieselotte in den Gaskammern umgebracht. Max Cossen ließ man noch einige Monate Zwangsarbeit leisten, bevor man ihn am 31. März 1944 auch tötete.
Julius, Jenny und Kurt Flörsheim
Julius Flörsheim, geb. am 25. 10. 1883 in Wolfhagen, war von 1907 bis 1914 Lehrer an der jüdischen Schule in Vöhl. 1913 gehörte er zu den Gründern eines Schüt-zenvereins. 1914 wechselte er als Mittelschullehrer nach Frankfurt, wo er bis 1935 an verschiedenen Schu-len, anschließend bis Oktober 1941 in Einrichtungen für jüdische Kin-der unterrichtete. Nach der Pogromnacht kam er Ende 1938 für sechs Wochen ins KZ Buchenwald. Im Oktober 1941 wurde er zusammen mit Ehefrau Jenny und Sohn Kurt nach Lodz deportiert. Dort starb er nach Zeugenaussagen Anfang 1942 an Erschöpfung. Jenny Flörsheim wurde wahrscheinlich 1942/43 in Chelmno vergast, während Sohn Kurt Flörsheim 1944/45 in Auschwitz umgebracht wurde.
Beate Frankenthal
Johanna und Bernhard Frankenthals Tochter Beate wurde am 7. Juni 1892 in Vöhl geboren. Sie galt im Ort als eine sehr zurückhaltende Frau und blieb ledig. Beate Frankenthal wurde Ende Mai 1942 nach Kassel und von dort am Dienstag, dem 1. Juni nach Osten deportiert. Am 3. Juni kam der Zug in Sobibor an, wo die Zuginsassen sofort nach ihrer Ankunft vergast wurden. Beate Frankenthals Name ist in dem Gedenkbuch des nahe gelegenen Lagers Majdanek verzeichnet. Möglicherweise kam sie dort ums Leben.
Berta Frankenthal
wurde am 6. 9. 1887 als Tochter des Vöhler Kauf-manns Hermann Hirsch Frankenthal und seiner Frau Emma geboren. In Zeitzeugenberichten wird sie als ei-ne fürsorgliche und hilfsbereite Frau geschildert. Nach dem frühen Tod des Vaters führte sie dessen Geschäft in kleinem Rahmen weiter. Sie wohnte in einem kleinen Haus in der Arolser Straße. Kurz nach dem Tod ihrer Mutter im Frühjahr 1940 zog sie nach Frankfurt, von wo sie am 22. November 1941 nach Osten de-portiert wurde. Angehörige der SS-Einsatzgruppe A erschossen sie am 25. November in Fort IX in Kaunas (Litauen).
Johanna Frankenthal, geb. Bachrach
Johanna Frankenthal wurde am 7. 7. 1868 in Langen-schwarz bei Hünfeld geboren und heiratete 1891 den Vöhler Bernhard Frankenthal. Das Ehepaar wohnte mit den Töchtern Beate und Ida auf dem Schulberg. Am frühen Morgen des 6. September 1942 holten sie der Bürgermeister und ein weiteres führendes Vöhler NSDAP-Mitglied aus ihrem Haus und brachten sie zum Bahnhof Itter. Von dort wurde sie über Kassel am 7. September nach Theresienstadt deportiert, wo sie – 74jährig - am 18. November 1942 starb.
Lina Goldblum, geb. Blum
wurde am 18.7.1884 als Kind der Vöhler Abraham und Frida Blum geboren. 1906 heiratete sie den Kaufmann Adolf Goldblum aus Witten und zog zu ihm. Die beiden betrieben dort ein Lebensmittelgeschäft. Ihnen wurde der Sohn Heinz geboren. 1921 beteiligte sich Lina Goldblum mit einer Spende an der Stiftung des Denkmals für die Ge-fallenen des 1. Weltkriegs, in dem ihr Bruder Louis gestorben war. Lina Goldblum starb bereits am 13. Oktober 1937 53-jährig.
Emma Hirsch, geb. Katz
wurde am 2.1.1882 in Korbach geboren. Sie heiratete Maximilian Hirsch und zog zu ihm nach Sachsenhau-sen. Die Kinder Bernhard, Hildegard und Else wurden ihnen geboren. 1934 verstarb ihr Mann und sie zog wieder nach Korbach. Ende September 1939 wohnte sie einige Wochen bei ihrer Schwester Hermine Rothschild in Vöhl, wohl um dieser nach dem Tod ihres Mannes Alfred Rothschild beizustehen, und zog dann wieder nach Korbach zurück. Am 1.Juni 1942 wurde sie von Kassel über Lublin nach Sobibor deportiert, wo sie wahrschein-lich am 3. Juni in einer Gaskammer starb.
Johanna Jacobs, geb. Blum
stammt ebenfalls aus der alten Vöhler Familie Blum, die mindestens seit 1705 mit Wohnsitz nachgewiesen ist. Sie wurde 1890 als Tochter der Kaufleute Abraham und Frida Blum geboren. Ihr letzter bekannter Aufent-haltsort ist die lettische Hauptstadt Riga, wo sie wahr-scheinlich Anfang der 40er Jahre umgebracht wurde.
Johanna Jacobs, geb. Laser
wurde am 22.3.1890 in Vöhl als Tochter des jüdischen Lehrers Joseph Laser und dessen Ehefrau Bertha gebo-ren. Nach dem Tod des Vaters im Jahre 1907 zog sie mit der Mutter nach Kassel. 1931 heiratete sie dort den Klempner Justus Jacobs und wohnte mit ihm in Gelsen-kirchen. Von dort wurde sie 1942 „evakuiert“, wie man das beschöni-gend nannte. Sie starb am 5. Nov. 1943 in den Gaskammern von Auschwitz.
Ferdinand und Ida Kaiser
Ferdinand Kaiser wurde am 10. Januar 1866 geboren. Seine Eltern waren Mitte des 19. Jahrhunderts von Bas-dorf nach Vöhl in ein Haus in der oberen Arolser Straße gezogen. Im Februar 1903 heiratete der Witwer mit zwei Kindern die 1869 in Korbach geborene Ida Lö-wenstern, die ihm zwei weitere Kinder gebar. Zusammen mit einem Partner betrieb er von 1908 bis 1912 das „Kaiser-Café“ in Korbach. Mit seiner Familie wohnte er weiterhin in Vöhl, wo er ein Geschäft für Manufakturwaren, Landesprodukte und Kunstdünger führte. Er war Anfang des Jahrhunderts Mitglied des Gemeinderats sowie der Wegekommission und wirkte als ehrenamtlicher Schöffe bei Gericht. Er gehörte zu den Stiftern des Kriegerdenkmals für die Gefallenen des 1. Weltkrieges. 1935 verkaufte er sein Geschäft in Vöhl und zog 1936 mit seiner Frau Ida zu Angehörigen in Frankfurt. Am 19. August 1942 wurden die beiden nach Theresienstadt deportiert, wo Ida Kaiser am 17. März und Ferdinand am 20. Dezember 1943 starb.
Ruth, Helmut und Robert Katzenstein
Ruth Katzenstein wurde am 8. Dezember 1911 als Tochter von MoritzMildenberg und seiner Frau Helene, geb. Kugelmann in Vöhl geboren. Ruth heiratete Hel-mut Katzenstein und wohnte während des Krieges mit ihm in Amsterdam, wo Sohn Robert geboren wurde. Die drei wurden im KZ Westerbork interniert und am 31. August 1943 nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Am 3. September 1943 traf der Zug dort ein, und die meisten Insassen – unter ihnen wohl auch Ruth und der dreijährige Robert Katzenstein – wurden noch am Ankunfts-tag vergast. Helmut Katzenstein wurde ins Lager aufgenommen, musste Zwangsarbeit leisten und starb am 31. März 1944 in Auschwitz.
Friederike Katzenstein, geb. Jakob
genannt Rickchen, wurde am 24.6.1870 in Sachsenhau-sen geboren. 1906 kam sie zunächst als Hausmädchen zu dem soeben verwitweten Samuel Katzenstein nach Vöhl und heiratete den inzwischen 76 Jahre alten Mann einige Monate später. Nach dessen Tod führte sie des-sen Kolonialwarenhandlung allein weiter. Am 6. September 1942 wurde sie von zwei Männern nachts um vier Uhr aus dem Haus geholt und verließ Vöhl mit den Sachen, die sie in einen Rucksack packen konnte. Eine Zeitzeugin erzählte, wie sie die kleine Rickchen Katzen-stein mit dem Rucksack auf dem Rücken zwischen zwei großen Män-nern die Basdorfer Straße entlang gehen sah. Vom Bahnhof Itter wur-de sie nach Kassel und am 8. September von dort nach Theresienstadt deportiert. Dort starb sie bereits am 19. September im Alter von 72 Jahren.
Dina Kratzenstein, geb. Strauß
wurde am 14.4.1867 in Eimelrod geboren. Nach der Hochzeit mit dem Marienhagener Gastwirt, Kaufmann und Landwirt Felix Kratzenstein lebte sie mit ihm in dem Gebäude, das heute als „altes Landschulheim“ be-kannt ist. Sie hatten vier Kinder: Hermann, Hedwig, Herda und Julius. Im Januar 1936 emigrierte sie mit der Familie ihrer Tochter Hedwig nach Holland. Zu einem unbekannten Zeitpunkt wur-de sie in dem KZ Westerbork interniert, von wo sie am 27. April 1943 in das Vernichtungslager Sobibor gebracht wurde. Nach ihrer Ankunft am 30. April wurde sie wohl gleich vergast.
Hermann, Emilie, Ilse und Erich Kratzenstein
Hermann Kratzenstein wurde am 5.2.1891 in Marien-hagen als Sohn von Felix und Dina Kratzenstein gebo-ren. Gleich zu Beginn des 1. Weltkrieges wurde er für Tapferkeit vor dem Feind mit dem Eisernen Kreuz aus-gezeichnet. 1918 heiratete er Emilie, geb. Wertheim und zog zu ihr nach Niedermarsberg. Das Ehepaar hatte drei Kinder: Erich, Hilde und Ilse. Wohl noch vor Kriegsbeginn zogen sie in die Niederlande und wohnten in Enschede. Am 21. April 1943 wurden Hermann und Emi-lie, am 20. Januar 1944 auch Ilse und Erich Kratzenstein nach There-sienstadt deportiert. Am 28. September verbrachte man Hermann und Erich Kratzenstein, am 4. Oktober Emilie und Ilse nach Auschwitz; Letztere trafen zwei Tage später dort ein und wurden wohl gleich nach der Ankunft vergast. Am 22.10.1944 wurde Hermann Kratzenstein in das Kommando Leitmeritz des KZ Flossenbürg überstellt, wo er am 27. Januar 1945 starb. Erich Kratzenstein kam in das KZ Flossenbürg, wohl um im dortigen Steinbruch Zwangsarbeit zu leisten. Der 17Jährige starb dort am 31. März 1945, also wenige Wochen vor Kriegsende.
Antonie Kugelmann
wurde am 5.2.1886 als Tochter von Isaak und Sara Ku-gelmann geboren. Zusammen mit ihren vier Geschwis-tern wuchs sie in einem Haus im Vöhler Kirchweg auf. In Frankfurt erlernte sie den Beruf einer Schneiderin und arbeitete als Hauswirtschafterin. 1921 gehörte sie zu den Stiftern des Denkmals für die Gefallenen des 1. Weltkrieges am Masloh, wozu sie sich wohl vor allem deshalb verpflichtet fühlte, weil ihr Bruder Max in diesem Krieg gefallen war. Mitte der dreißiger Jahre wohnte sie in Köln. Am 30. Oktober 1941 wurde sie nach Lodz deportiert, wo sie bis zu ihrer Ermordung im Vernichtungslager Chelmno (Kulmhof) im Mai 1942 lebte.
Helene Kugelmann
wurde am 8. Oktober 1888 in Korbach geboren. Die Mutter starb noch 1888, der Vater 20 Jahre später. 1911 heiratete sie den Vöhler Metzger Moritz Mildenberg. Sie zog zu ihm und sie bekamen die Töchter Ruth und Else. 1924 ließ sich das Paar scheiden; Helene nahm wieder ihren Mädchennamen an und zog mit ihren Töchtern nach Schwerte. In den 30er Jahren emigrierte sie mit der Familie ihrer in-zwischen verheirateten Tochter Ruth in die Niederlande; sie wohnten in Amsterdam. Besonders tragisch: 1938 besucht sie ihre Tochter Else in Palästina, doch sie kommt wieder zurück in die Niederlande. Nach dem Einmarsch der Deutschen wurde sie mit der Familie der Tochter Ruth im KZ Westerbork interniert. Ruth wurde mit Ehemann und Sohn Ende August 1943 nach Auschwitz deportiert; Helene folgte drei Wochen später, am 21. September. Am 23.9. traf der Zug am Zielort an. Helene Kugelmann wurde noch am Ankunftstag vergast.
Helene Külsheimer
wurde am 15.2. 1874 als Tochter des Händlers Bendix und seiner Frau Rosa Külsheimer in Basdorf geboren, wo sie zusammen mit ihren fünf Geschwistern auch wohnte. Die Familie Külsheimer hat nachweislich schon vor dem Jahre 1800 dort gelebt. Helene Küls-heimer zog dann nach Bad Wildungen und ab Mitte der 30er Jahre nach Kassel. Am 7. September 1942 wurde sie nach Theresienstadt deportiert, wo sie fünf Monate lang auf einem Dachboden schlief und hin und wieder Brot und Kartoffeln zu essen bekam. Sie starb dort am 17. November 1942 an Ruhr und Bauchtyphus. Für 50 Tote gleichzei-tig hielt ein Rabbiner die Trauerrede. Beerdigt wurde sie in einem schönen Leinentuch, wie eine Freundin an die Angehörigen in Palästina schrieb.
Leopold, Else-Eva und Heinz-Egon Laser
Leopold Laser wurde am 29.2.1884 in Vöhl als Sohn des jüdischen Lehrers Joseph Laser und dessen erster Ehefrau Karoline geboren, wo er auch zusammen mit seinen sechs Geschwistern aufwuchs. Die Lasers wohn-ten in dem großen Haus in der Arolser Straße, das Ascher Rothschild gebaut hatte und in dem auch die jüdische Schule untergebracht war. Leopold Laser war Handlungslehrling bei Eisen-ach, arbeitete dann auch in Bochum und Hüsten und heiratete Else Goldberg. Das Ehepaar hatte drei Kinder. Die Familie wohnte zuletzt in Hagen. Leopold und Else-Eva Laser wurden zusammen mit ihrem Sohn Heinz-Egon am 2. März 1943 von Hagen nach Auschwitz de-portiert und wohl am nächsten Tag vergast.
Markus, Minna und Sally Lazarus
Markus Lazarus wurde am 18. Juni 1867 in Oberwerba als Sohn von Hirsch und Schönchen Lazarus geboren. Um 1890 heiratete er Minna Rosenbaum, zog mit ihr nach Vöhl und wohnte in einem Haus in der Nähe von Brunkel und Kirle. Ihnen wurden zwei Kinder geboren, von denen das zweite nach wenigen Tagen starb. Um 1900 heiratete er Minna Müller aus Herleshausen. 1901 wurde Sohn Sally geboren. Ab 1905 lebten sie in Kassel. Am 7. September 1942 wurden Markus und Minna Lazarus nach Theresienstadt deportiert. Markus Lazarus starb dort am 4. Mai 1943, seine Frau Minna sechs Wochen später am 19. Juni 1943. Sohn Sally Lazarus kam am 25.2.1945 im Konzentrations-lager Mauthausen ums Leben.
Minna Lazarus
wurde am 8.2. 1879 als Tochter von Hirsch und Schön-chen Lazarus in Oberwerba geboren und zog mit ihnen nach Vöhl, wo sie aufwuchs. Ab 1915 wohnte sie in Kassel; von dort wurde sie am 9. Dezember 1941 in das Ghetto Riga deportiert. Dort verliert sich ihre Spur.
Gustav, Selma, Arno und Norbert Lorsch
Die Familie Lorsch wohnte in Alsfeld. Gustav Lorsch, Jahrgang 1894, war einige Zeit als Handelsgehilfe bei Abraham Blum in Vöhl beschäftigt. Er, seine Frau Sel-ma, geb. Stiefel (1898) und die Kinder Arno (1927) und Norbert (1928) wurden am 30. September 1942 von Darmstadt nach Polen deportiert und wahrscheinlich im Vernichtungs-lager Treblinka vergast.
Ludwig Meyer
geb. am 17.10.1912 in Bremke, Sohn des jüdischen Lehrers Louis Meyer und seiner Frau Paula, lebte mit seiner Familie zwischen 1914 und 1926 in Vöhl, dann in Korbach. Nach Angaben eines Bruders wurde er ein Op-fer des Holocaust. Über Zeitpunkt und Ort des Todes ist nichts bekannt.
Minna Meyer, geb. Kaiser
wurde am 29. Oktober 1864 in Vöhl geboren. 1889 hei-ratete sie Meier Meyer und wohnte mit ihm in Bremen. Am 8. November 1941 wurde sie im Hamburger Lo-genhaus interniert und wohl noch am selben Tag nach Minsk deportiert, wo der Zug am 11. November 1941 eintraf. Wahrscheinlich hat die doch schon recht alte Minna Meyer nicht mehr lange gelebt. Zeitpunkt und Umstände des Todes sind nicht bekannt.
Margot und Minna Mildenberg, geb. Spier
Minna Spier wurde 1892 in Allendorf an der Lumda geboren. Sie war die erste Frau des Vöhler Metzgers Albert Mildenberg, hatte mit ihm die Tochter Margot und wohnte mit ihm in Frankfurt. Als er emigrierte, wollte sie ihn nicht begleiten. Am 25. März 1942 wurde Minna Mildenberg zusammen mit ihrer Tochter Margot in das Ghetto Piaski bei Lublin deportiert. Ob sie beide dort oder in den Vernichtungsla-gern Belzec oder Sobibor umgebracht wurden, ist unbekannt.
Max Mildenberg
wurde am 6. Januar 1902 als Sohn von Salomon und Amalie Mildenberg geboren. Seine Jugend verbrachte er zusammen mit seiner Schwester Rosalie im Elternhaus in der Mittelgasse. Schon als Jugendlicher war er akti-ves Mitglied des Sport- und des Gesangvereins. Im De-zember 1930 heiratete er die Tochter eines evangelischen Hand-werksmeisters. Im folgenden Jahr wurde ihnen eine Tochter geboren. Max Mildenberg führte ein Gemischtwarengeschäft, das er Mitte der 30er Jahre aufgeben musste; zuletzt arbeitete er bei der Firma Rohde im Straßenbau und wohnte mit Frau, Kind und Mutter im Elternhaus.
Am 10. November 1938 wurde er über Kassel nach Buchenwald de-portiert. Als Häftling Nr. 25388 lebte er dort in Block 4a bis zum März 1939. Unter der Auflage, Deutschland binnen eines Jahres zu verlassen und nachdem seine Familie eine große Summe bei der Kas-seler SS bezahlt hatte, wurde er nach Hause entlassen. Max Milden-berg wanderte nach Belgien aus. Nach Beginn des „Westfeldzuges“ im Frühjahr 1940 wurde er wieder verhaftet und in mehreren französi-schen Lagern eingesperrt. Am 2. September 1942 wurde er mit einem Zug von Drancy bei Paris nach Auschwitz deportiert und dort wahr-scheinlich am 6. September vergast.
Emanuel und Sophie Nussbaum, geb. Frankenthal
Sophie Frankenthal wurde am 17. Juni 1889 in Vöhl geboren. Sie war die Schwester Berta Frankenthals. 1912 heiratete sie den Kaufmann Emanuel Nussbaum und hatte mit ihm den Sohn Joseph und die Tochter Siddi. 1921 leistete sie einen Beitrag zur Errichtung des Kriegerdenk-mals für die Gefallenen des 1. Weltkrieges auf dem Masloh. Die Nussbaums wohnten im Kreis Hünfeld und zogen später nach Frank-furt. Zusammen mit ihrem Mann wurde sie am 16. September 1942 nach Theresienstadt deportiert, von dort am 23. Januar 1943 nach Auschwitz, wo sie dann wohl umgebracht wurde. Am 23. Dezember 1942 war ihr Mann Emanuel Nussbaum in Theresienstadt gestorben. Sie wurde 53, er 61 Jahre alt.
Mathilde Scharff, geb. Nußbaum
Geb. 1893 in Niederaula, arbeitete ab 1910 als „Stütze der Hausfrau“ bei Ferdinand und Ida Kaiser in Vöhl. Sie wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt an einen unbekannten Ort deportiert.
Bertha Schiff, geb. Hirsch
geb. am 5. August 1875 in der Provinz Posen, kam En-de des 19. Jahrhunderts zusammen mit ihrem Mann nach Vöhl und wohnte hier in einem schon vor Jahr-zehnten abgerissenen Haus im Kreuzungsbereich Arolser Str./Schulberg. 1912 zog sie mit ihrem Mann nach Korbach. Am 15. Juli 1942 wurde sie nach Kassel gebracht, spä-ter nach Theresienstadt, wo sie am 6. Mai 1944 als 69-Jährige starb.
Alfred und Hermine Rothschild
Alfred Rothschild wurde am 4. Oktober 1871 in Vöhl als Sohn von Moritz und Karoline Rothschild geboren, deren Vöhler Stammbaum mindestens bis ins Jahr 1705 zurückreicht. 1904 heiratete er in Korbach die am 4.8.1877 geborene Hermine Katz. Ein Jahr später wurde Sohn Richard geboren, der 1935 nach einer kurzen Lehrzeit im Hach-schara Grüsen nach Palästina emigrierte. Alfred Rothschild erhielt im Ersten Weltkrieg das Eiserne Kreuz, das er sich in den 30er Jahren oft an die Brust heftete, wenn er im Dorf unterwegs war.
Ihm gehörte das Gasthaus „Prinz Wilhelm”; Ehefrau Hermine bekoch-te dort die Gäste. Noch in den 20er Jahren und Anfang der 30er war er Regisseur der Laienspielgruppe und Mitglied des Vöhler Gemeinde-rats.
In der Nacht vom 10. auf den 11. November 1938 wurde er verhaftet und über Kassel in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Eine Woche nach seiner Rückkehr starb er am 13. September 1939 als 67-Jähriger an den Folgen der KZ-Behandlung im Haus des Schwa-gers in Korbach. Ehefrau Hermine kam nach Vöhl zurück, wo sie nun zur Miete wohnte, da der Prinz Wilhelm „arisiert“ worden war.
Am 29. Mai 1942 verschwand sie von hier. Am 1. Juni wurde sie von Kassel über Lublin nach Sobibor deportiert, wo sie wahrscheinlich am 3. Juni in einer Gaskammer starb. Zum selben Transport gehörten Schwester Emma und Bruder Siegfried.
Selma Rothschild
wurde am 10. Februar 1867 in Vöhl geboren. Sie war Alfred Rothschilds Schwester. Bis zu ihrer Deportation wohnte sie im obersten Stockwerk des von ihrem Groß-vater Ascher gebauten Hauses in der Arolser Straße. Anfang September 1942 wurde sie aus ihrer Wohnung geholt, am 6. September vom Bahnhof Itter nach Kassel und dann nach Theresienstadt deportiert. Von dort wurde sie Ende September in das Vernichtungslager Treblinka gebracht, wo man sie am 1. oder 2. Oktober in den Gaskammern umbrachte.
Ernst und Berta Schönhof
Ernst Schönhof wurde am 23. Juni 1864 in Vöhl als Sohn von Jakob und Rosalie Schönhof geboren. Er er-lernte den Beruf des Kaufmanns, heiratete Bertha Öst-reicher und wohnte mit ihr in Hamburg. Bertha Schön-hof wurde am 18. August von Frankfurt, Ernst am 27. September von Darmstadt nach Theresienstadt deportiert. Zu diesem Zeitpunkt war seine Frau schon eine Woche tot. Auch Ernst Schönhof starb bereits am 2. November 1942 in Theresienstadt.
Louis, Rosa und Ilse Schönthal
Louia Schönthal wurde am 1. April 1895 in Marienha-gen als Sohn von Moses und Regine Schönthal geboren. 1925 heiratete er die am 13.12.1902 in Affoldern gebo-rene Rosa Löwenstein. Am 15.11.1927 wurde ihnen die Tochter Ilse geboren. Sie wohnten in Marienhagen, zu-erst in Haus Nr. 50, das 1928 in Folge eines Blitzschlages abbrannte, dann in Haus Nr. 35 an der Hauptstraße. Louis Schönthal war Han-delsmann von Beruf. 1937 zog er mit seiner Familie nach Herford. Im Dezember 1941 wurden sie nach Riga deportiert. Louis Schönthal soll bei einer Bestrafungsaktion durch Genickschuss getötet worden sein. Das Gedenkbuch des Bundesarchivs nennt als Todesdatum den 30. Juni 1942, merkt dann aber an, er sei für tot erklärt worden. Ein Riga-Überlebender berichtete, dass Rosa Schönthal zusammen mit ihrer Tochter erschossen worden sei.
Albert und Rosalie Stern
Rosalie Stern wurde am 22. September 1866, Albert Stern am 22. Juni 1869 als Kinder von David und Ber-tha Stern geboren und wohnten in Vöhl, wo die Familie seit 1705 nachgewiesen ist. Ihnen gehörten die Häuser 1 und 3 in der Mittelgasse, wo sie ein Geschäft betrie-ben. Mitte der dreißiger Jahre verkauften die Geschwister die Vöhler Häuser und zogen nach Frankfurt. Am 15. September 1942 wurden sie nach Theresienstadt deportiert. Albert Stern starb dort 73jährig am 31. Oktober 1942, Schwester Rosalie am 18. Februar 1943.
Martin, Rosalie und Günter Sternberg
Rosalie wurde am 13.7.1904 als Tochter des Kaufmanns Salomon und seiner Frau Amalie Mildenberg in Vöhl geboren. Im Mai 1931 heiratete sie in der Vöhler Syna-goge den ein Jahr älteren Kaufmann Martin Sternberg aus Katzenfurt bei Wetzlar. Am 20.8.1932 wurde ihnen der Sohn Günter Siegfried geboren. Während des Dritten Reiches blieben sie in Vöhl und wohnten in der Mittelgasse, zuletzt in der Basdorfer Straße. Martin Sternberg konnte nicht mehr als Kaufmann sein Geld verdienen und arbeitete für die Firma Rohde im Tiefbau. 1938 wollte die Familie auswandern, doch es kam nicht dazu. Da Ro-salie und Martin Sternberg brieflichen Kontakt zu ihrem Bruder Max in dem Lager Gurs in Südfrankreich aufgenommen hatten, wurden sie 1941 zu einigen Wochen Gefängnis verurteilt. Im Frühjahr 1942 wur-de die Familie ins Sammellager nach Wrexen gebracht und von dort am 1. Juni nach Osten deportiert. Rosalie und Sohn Günter wurden am 3. Juni im Vernichtungslager Sobibor vergast. Martin Sternberg wurde in Lublin aus dem Zug geholt und musste im Konzentrationslager Ma-jdanek Zwangsarbeit leisten. Er starb nach nur drei Monate im Alter von 39 Jahren am 5. September 1942.
Bertha, Hugo und Eleonore Strauß
Bertha Frankenthal wurde am 19.10.1858 als Tochter von Selig und Jettchen Frankenthal in Vöhl geboren, wo sie auch zusammen mit ihren Geschwistern Hermann, Lina, Bernhard und Julius aufwuchs. 1889 heiratete sie den Kaufmann Jacob Strauß aus Eimelrod und hatte mit ihm mehrere Kinder, unter ihnen den Sohn Hugo, der 1921 Eleonore Reinberg aus Kamen heiratete und mit ihr die Tochter Hanna hatte. Von Deutschland wanderte die Familie nach Amsterdam aus, wurde aber am 20. März 1943 in das Lager Westerbork und von dort am 7. September desselben Jahres nach Auschwitz deportiert, wo sie am 10. September umgebracht wurden. Nur die Tochter Hannelore überlebte.
Hedwig, Max, Berni und Gertrud Winter
Hedwig wurde am 28.2.1895 in Marienhagen als Toch-ter des Gast- und Landwirts Felix Kratzenstein und sei-ner Ehefrau Dina geboren. Zusammen mit drei Ge-schwistern wuchs sie im sogenannten „Alten Land-schulheim“ auf. 1919 heiratete sie den am 23.9.1889 geborenen Zigarrenmacher Max Winter, mit dem sie die zwei Töchter Berni (geb. 16.10.1920) und Gertrud (geb. 9.6.1924) hatte. Max Win-ter führte die Gastwirtschaft des gestorbenen Schwiegervaters in Ma-rienhagen weiter. Im Januar 1936 emigrierte die ganze Familie ein-schließlich Hedwigs Mutter Dina Kratzenstein in die Niederlande. Sie wurden während des Krieges in Westerbork interniert. Tochter Berni heiratete dort am 7. Oktober 1942 Karel van Gelder. Max, Hedwig, Berni und Gertrud wurden am 16. Oktober desselben Jahres nach Auschwitz deportiert. Die drei Frauen wurden wohl am 19.10., ihrem Ankunftstag, vergast. Für Max Winter wurde der 31.3.1944 als Todes-tag festgelegt. Wo und wann genau er starb, ist unbekannt.
Das Kaddisch
1877 w:Lviv edition, Public domain, via Wikimedia Commons
Das Gebet können Sie auch ausdrucken, bitte antippen!
Jitgadal w'jitkadaš, Sch'meh rabah, b'Alma di hu Atid l'it'chadata.
Erhoben und geheiligt, sein großer Name, in der Welt die er erneuern wird.
Uleachaja Metaja, uleasaka jatehon leChajej Alma,
Er belebt die Toten, und führt sie empor zu ewigem Leben,
ulemiwnej Karta di-Jeruschelejm
Er erbaut die Stadt Jiruschalajim
uleschachelala Hejcheleh beGawah,
und errichtet seinen Tempel auf ihren Hoehen,
ulemaeeakar Palchana nucheratah min-Areaa,
Er tilgt die Goetzendienerei von der Erde
welaatawa Palchana di-Schmaja leAtra,
und bringt den Dienst des Himmels wieder an seine Stelle,
wejamlich Kudescha berich hu beMalchuteh Wikareh
und regieren wird der Heilige, gelobt sei er, in seinem Reiche und in seiner Herrlichkeit,
beChajejchon uweJomejchon
in eurem Leben und in euren Tagen
ubeChajej dechal-Bejt Jiserael
und im Leben des ganzen Hauses Israel
baAgala uwiSeman kariw,
schnell und in naher Zeit,
weimeru Amejn.
Und sprechet: Amejn.
Jehe Schemeh raba mewarach, leAlam uleAlmej Almaja!
Sein großer Name sei gelobt, in Ewigkeit und Ewigkeit der Ewigkeiten!
Jitbarach wejischtabach
Es sei gelobt und verherrlicht
wejitromam wejitnasej
und erhoben und gefeiert
wejithadar wejitealeh
und hocherhoben und erhoeht
wejitehalal Schemeh deKudescha berich hu,
und gepriesen der Name des Heiligen, gelobt sei er,
leajla min-kal-Birchata weSchirata,
hoch hinaus über jede Lobpreisung und jedes Lied,
Tuschbechata weNechaemata
jede Verherrlichung und jedes Trostwort,
daamiran beAlma,
welche jemals in der Welt gesprochen,
weimeru Amejn.
Und sprechet: Amejn.
Jehi Schem Adonaj Meworach meAtah wead Olam!
Es sei der Name des EWIGEN gelobt, von nun an bis in Ewigkeit!
Jehe Schelama raba min-Schemaja,
Es sei Fülle des Friedens vom Himmel herab,
weChajim,
und Leben,
alejnu weal-kal-Jiserael,
über uns und über ganz Israel,
weimeru Amejn.
Und sprechet: Amejn.
Aeseri me’im Adonaj, Oseh Schamajim waArez.
Meine Hilfe kommt vom EWIGEN, dem Schoepfer des Himmels und der Erde.
Oseh Schalom biMeromaw,
hu jaaeseh Schalom alejnu weal-kal-Jiserael,
Der Frieden schafft in seinen Hoehen, er schaffe Frieden unter uns und ueber ganz Israel, weimeru Amejn. Und sprechet: Amejn.
Quelle: https://www.hagalil.com/judentum/gebet/kadisch.htm
Die Texte sind mit folgenden Links auch in Englisch aufzurufen:
Welcome, Karl-Heinz Stadtler
Commemorative Speech, Jürgen Damm
Vöhler Holocaust Victims, Karl-Heinz Stadtler
A coexistence with all people, Karl-Heinz Stadtler
Begrüßung: Früher nein sagen
Karl-Heinz Stadtler
Herzlich willkommen in der Vöhler Synagoge.
Herzliche willkommen zum Gedenken an den 9. November 1938, an die sogenannten Novemberpogrome.
Am 9. November 1938 wurden überall in Deutschland Synagogen angezündet, die Geschäfte und Wohnhäuser von Juden gestürmt, zerstört und geplündert. 30.000 jüdische Männer wurden verhaftet und in die Konzentrationslager Dachau, Buchenwald und Sachsenhausen bei Berlin gebracht. Unter ihnen auch die Vöhler Max Mildenberg, Martin Sternberg und Alfred Rothschild, aber auch Bruno Frankenthal und der Lehrer Ferdinand Stern.
Der 9. November gilt als ein Tag, an dem die Deutschen die Möglichkeit gehabt hätten, nein zu sagen zu dem, was sie bisher schon gesehen und erlebt hatten an Widerwärtigkeiten, an Benachteiligungen, an Diskriminierungen der jüdischen Bevölkerung, und sie hätten durch ihr Nein verhindern können, was nachher geschah. Die Deutschen haben es nicht getan. Sie haben nicht nein gesagt. In der Nachschau war dieser Tag offensichtlich zu spät. Man hätte früher nein sagen müssen.
Im Hof unserer Synagoge haben wir einen uralten Stein, den wir den Sag-Nein-Stein nennen. Und wenn ich Schüler durch die Synagoge führe oder über den Hof, dann sage ich ihnen angesichts dieses Steins, wenn 1933, 1935 mehr Menschen früher nein gesagt hätten, dann wäre nicht passiert, was geschehen ist.
Und darauf kommt es heute an, dass man frühzeitig nein sagt, dass man frühzeitig opponiert, wenn man den Eindruck hat, dass Rechtsradikale, Rechtsextremisten, faschistoide Strömungen das Klima vergiften. Wir sehen auch in den letzten Jahren in der Bundesrepublik und in unseren Nachbarländern, dass terroristische Taten geschehen, dass Menschen getötet werden. Ich erinnere an den Anschlag auf die Synagoge in Halle oder an die Ermordung von zehn Menschen in Hanau erst in diesem Jahr.
Der erste Satz des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland lautet: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ In diesem Satz heißt es nicht „Die Würde des Deutschen ist unantastbar.“ Oder „Die Würde des Weißen ist unantastbar.“ Oder: „Die Würde des Christen ist unantastbar.“ Sondern die Würde des Menschen, jedes Menschen ist unantastbar. Lassen Sie uns das Verpflichtung sein für uns selbst. Lassen Sie uns gegenseitig versprechen, dass wir rassistischen, antisemitischen, fremdenfeindlichen Äußerungen immer wieder aufs Neue entgegentreten. Auch dann, wenn es in unserem persönlichen Umfeld, in unserem Bekanntenkreis, in unserer Familie der Fall sein sollte. Lassen Sie uns irgendwelche Äußerungen dieser Art nie unwidersprochen lassen. Wenn wir uns das fest vornehmen, werden wir auch entsprechend handeln. Und wenn wir alle so handeln, dann verhindern wir die Gefahr von Entwicklungen, die wir alle nicht wollen. Lassen Sie uns gemeinsam eintreten für Frieden, Freiheit, Demokratie, für Toleranz und für ein solidarisches Miteinander. Ein Miteinander mit allen Menschen.
Dem Gedenken an die Novemberpogrome, aber auch an die rassistischen und antisemitischen Verbrechen der Gegenwart ist der heutige Tag gewidmet. Sie hören anschließend eine Gedenkrede des Ehrenvorsitzenden des Landesverbandes Hessen im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Herrn Jürgen Damm. Anschließend werden die 72 Namen der Vöhler Opfer des Holocaust genannt und für jeden von ihnen eine Kerze angezündet. Sahra Küpfer trägt danach das Kaddisch auf Aramäisch vor, das dann Günter Maier in die deutsche Sprache überträgt. Zum Schluss hören Sie ein kleines Musikstück von Sarah Küpfer.
Gedenkrede
Jürgen Damm
Ehrenvorsitzender des Landesverbands Hessen im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorte
Wer den Frieden will, muss den Frieden vorbereiten!
Si vis pacem para pacem!
Das ist die Konsequenz aus den unvorstellbaren Folgen von Krieg und Gewalt, wenn wir uns die letzten 110 Jahre – also von 1910 bis heute - anschauen.
Wenn wir uns die Entwicklung der Zeit ab 1910 vor Augen führen, dann erkennen wir: Was Anfang des 20sten Jahrhunderts nicht vorstellbar war, entwickelte sich in kurzer Zeit zu einem katastrophalen Flächenbrand in der ganzen Welt. Die Friedensbotschaft – zum Beispiel die der ersten Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner 1905: „Der nächste Krieg wird von einer Furchtbarkeit sein, wie noch keiner seiner Vorgänger, blieb ungehört.
Bertha von Suttner hat auch gesagt:
„Wer die Opfer nicht schreien hören, nicht zucken sehen kann, dem es aber, sobald er außer Seh- und Hörweite ist, gleichgültig ist, dass es schreit.“
Fortsetzung
Meine Frage: Sind wir heute außer Hörweite, sehen und hören wir nicht mehr das Schreien und Zucken der gequälten, gefolterten, ermordeten Menschen in den Vernichtungslagern der Nationalsozialisten.Aber auch das Gebet von Papst Franziskus kann uns auf dem Weg zum Frieden helfen. Das Gebet das er anlässlich des Besuches des Präsidenten des Staates Israel, Schimon Peres, und des Palästinenser-Präsidenten Mahmud Abbas im Vatikan am Sonntag, 08. Juni 2014. gesprochen hat
„Herr, Gott des Friedens, erhöre unser Flehen!
Viele Male und über viele Jahre hin haben wir versucht, unsere Konflikte mit unseren Kräften und auch mit unseren Waffen zu lösen; so viele Momente der Feindseligkeit und der Dunkelheit; so viel vergossenes Blut; so viele zerbrochene Leben; so viele begrabene Hoffnungen. … Doch unsere Anstrengungen waren vergeblich. Nun, Herr, hilf Du uns! Schenke Du uns den Frieden, lehre Du uns den Frieden, führe Du uns zum Frieden! Öffne unsere Augen und unsere Herzen und gib uns den Mut zu sagen: ‚Nie wieder Krieg! Mit dem Krieg ist alles zerstört!‘ Flöße uns den Mut ein, konkrete Taten zu vollbringen, um den Frieden aufzubauen. Herr, Gott Abrahams und der Propheten, Du Gott der Liebe, der Du uns erschaffen hast und uns rufst, als Brüder zu leben, schenke uns die Kraft, jeden Tag Baumeister des Friedens zu sein; schenke uns die Fähigkeit, alle Mitmenschen, denen wir auf unserem Weg begegnen, mit wohlwollenden Augen zu sehen. Mach uns bereit, auf den Notschrei unserer Bürger zu hören, die uns bitten, unsere Waffen in Werkzeuge des Friedens zu verwandeln, unsere Ängste in Vertrauen und unsere Spannungen in Vergebung. Halte in uns die Flamme der Hoffnung am Brennen, damit wir mit geduldiger Ausdauer
Entscheidungen für den Dialog und die Versöhnung treffen, damit endlich der Friede siege. Und mögen diese Worte – Spaltung, Hass, Krieg – aus dem Herzen jedes Menschen verbannt werden! Herr, entwaffne die Zunge und die Hände, erneuere Herzen und Geist, damit das Wort, das uns einander begegnen lässt, immer ‚Bruder‘ laute und unser Leben seinen Ausdruck finde in ‚Shalom, Frieden, Salam‘! Amen.“
Mir ganz persönlich ist dieses Gebet des Papstes Ansporn, für den Frieden zu arbeiten und unseren Herrgott zu bitten, mir die Kraft dazu zu geben.
Ja, schauen wir ganz bewusst auf die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts, den Ersten Weltkrieg; schauen wir auf den grausamen Zweiten Weltkrieg; schauen wir auf den Koreakrieg, den Vietnamkrieg, aber auch auf die Kriege, die heute in vielen Teilen der Welt täglich Menschenopfer fordern. In Mali, in Afghanistan, in der Ostukraine , aber auch in Bergkarabach!
Nun könnten wir fragen: Warum können wir in dieser Welt nicht friedlich miteinander leben? Warum müssen wir unsere Konflikte blutig ausfechten? Warum lernen wir nicht aus der Geschichte? Und jetzt sage ich etwas, was mich seit vielen Jahren umtreibt. Was kann ich, was können wir, jede und jeder Einzelne mit Blick auf die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Welt tun? Da erlebe ich bei vielen Menschen das berühmte Achselzucken. Diesem Achselzucken halte ich entgegen: Schauen wir genau hin, welche brutalen Folgen Krieg und Gewalt in der Vergangenheit gehabt haben; aber schauen wir auch auf unser angeblich so friedliches Leben. Schauen wir in unsere Familien, in unsere Vereine, in unsere Schulen, in unsere politischen Gemeinden. Ja, schauen wir uns in unserm unmittelbaren Lebensumfeld um. Überall ist Neid, ist Auseinandersetzung, die sehr oft die Würde des Menschen antastet. Und nun behaupte ich, dass diese Welt friedlicher wird, wenn jeder von uns nicht auf die unveränderbaren großen Auseinandersetzungen dieser Welt verweist, sondern ganz klein in seinem unmittelbaren Umfeld den Frieden schafft, der möglich ist. Ich behaupte - und das ist für mich lebensbestimmend -, wenn wir alle in unserem unmittelbaren Umfeld für Frieden arbeiten, dann wird die Welt friedlicher.
Der Leitspruch des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, der im Jahre 1953 von jungen Menschen acht Jahre nach dem zweiten Weltkrieg mit seinen 55 Millionen Toten beim ersten großen internationalen Jugendlager auf der Kriegsgräberstätte Lommel in Belgien geprägt wurde, lautet: „Arbeit für den Frieden – Versöhnung über den Gräbern“ und bestimmt die friedenspädagogische Arbeit des Volksbundes. Diese baut auf der Erinnerung an die fürchterlichen Folgen von Krieg und Gewalt auf.
Heute hier in der Synagoge von Vöhl, vor dem Thora-Vorhang, denken wir an die grausamen Ereignisse des 09. November 1938 und der dann mit aller Brutalität des Volkszorns – auch hier im Waldecker Land – von deutschen Menschen, von Mitbürgern, Nachbarn - begangene Mord an Juden im Holocaust. Da handelten nicht asoziale Menschen, da handelten Menschen wie Du und ich, verblendet und hirnlos gemacht durch Propaganda.
Meine Generation - ich bin Jahrgang 1938, habe also noch Erinnerungen an Kriegsereignisse – kann bald nicht mehr befragt werden; deshalb ist es so wichtig, dass wir Orte der Erinnerung schaffen, Orte wie diese ehemalige Synagoge oder das Gustav-Hüneberg-Haus in Volkmarsen. Für mich als Angehöuger des Volksbundes sind natürlich historisch
aufgearbeitete Kriegsgräberstätten Orte, an denen wir deutlich machen können, welche Folgen Krieg und Gewalt haben können.
Ein Gedanke zum Schluss:
Neonationalsozialismus ist im Vormarsch: Heute zeigt er sich in Aussagen wie „Hitler und die Nazis seien nur ein Vogelschiss in über 1000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte “, oder die Forderung nach einer “erinnerungspolitischen Wende um 180 Grad”, was heißt, die Zeit des Nationalsozialismus positiv zu betrachten.
Diese Grundhaltungen sind es, meine Damen und Herren, die den Brunnen vergiften und auf eine Stimmung zielen, die endgültig zu Halle, Hanau und zur Ermordung von aufrechten Demokraten wie unserem verehrten Regierungspräsidenten Dr. Walter Lübcke führen.
Was müssen wir tun:
Wir müssen Strategien gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus entwickeln. Diese müssen wir in politisches und gesellschaftliches Handeln auf allen Ebenen umsetzen.
Wir müssen öffentlich eintreten für kulturelle Vielfalt und Toleranz.
Wie müssen Rechtsextremismus offensiv bekämpfen.
Wie hat sich unser Bundespräsident zu den Demonstrationen in Berlin am 30. August 2020 geäußert:
„Unsere Demokratie lebt“, betonte Steinmeier. Wer sich über die Corona-Maßnahmen ärgere oder ihre Notwendigkeit anzweifele, könne das tun, auch öffentlich, auch in Demonstrationen. „Mein Verständnis endet da, wo Demonstranten sich vor den Karren von Demokratiefeinden und politischen Hetzern spannen lassen. Wer auf den Straßen den Schulterschluss mit Rechtsextremisten sucht, aber auch wer nur gleichgültig neben Neonazis, Fremdenfeinden und Antisemiten herläuft, wer sich nicht eindeutig und aktiv abgrenzt, macht sich mit ihnen gemein." Soweit unser Bundespräsident!
Meine Damen und Herren,
wir müssen – und das sage ich mit heißem Herzen - gerade junge Menschen an Fragestellungen, wie wir sie an Gedenktagen wie dem 09. November formulieren, heranführen und ihnen deutlich machen, was Verblendung bewirkt.
Dabei sollten wir als oberste Maxime unseres Handelns den Artikel 1 (1) unseres Grundgesetzes in den Mittelpunkt stellen: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“.
Ermordet 1933-1945
Vöhler Opfer des Holocaust

Die Namen und Lebensläufe der ermordeten Personen sind auch zum Ausdrucken verfügbar. Bitte antippen!
Erna Baruch, geb. Katzenstein und Bernhard
Baruch
Erna Baruch wurde am 3. März 1882 als Tochter vonCäcilie und Samuel Katzenstein in einem Haus in der unteren Mittelgasse in Vöhl geboren. 1901 heiratete sie Albert Baruch und zog mit ihm nach Essen, wo ihnen die beiden Söhne Bernhard und Heinz geboren wurden. Erna starb im Alter von 60 Jahren am 23. August 1942 in Auschwitz, wo auch ihr Sohn Bernhard Baruch einen Monat später, am 23. September, umkam.
Max, Paula, Marianne und Lieselotte
Cossen
geb. am 18. November 1899 in Weener, war von 1925 bis 1927 bei Ferdinand Kaiser in Vöhl als Kaufmann beschäftigt. Nach der Eheschließung mit Paula Meyer aus Eimelrod wohnten sie dort, später in Köln zusammen. Während der dreißiger Jahre emigrierten sie in die Niederlande
und wohnten in Amsterdam. Nach der Besetzung der Niederlande durch Deutschland wurden sie in dem Lager Westerbork interniert. Am 7. September 1943 wurde Max Cossen zusammen mit seiner Ehefrau und den beiden Kindern von Westerbork nach Auschwitz deportiert.
Nach der Ankunft am 9. September wurden Paula Cossen und ihre Töchter Marianne und Lieselotte in den Gaskammern umgebracht. Max Cossen ließ man noch einige Monate Zwangsarbeit leisten, bevor man ihn am 31. März 1944 auch tötete.
Julius, Jenny und Kurt Flörsheim
Julius Flörsheim, geb. am 25. 10. 1883 in Wolfhagen, war von 1907 bis 1914 Lehrer an der jüdischen Schule in Vöhl. 1913 gehörte er zu den Gründern eines Schüt-zenvereins. 1914 wechselte er als Mittelschullehrer nach Frankfurt, wo er bis 1935 an verschiedenen Schu-len, anschließend bis Oktober 1941 in Einrichtungen für jüdische Kin-der unterrichtete. Nach der Pogromnacht kam er Ende 1938 für sechs Wochen ins KZ Buchenwald. Im Oktober 1941 wurde er zusammen mit Ehefrau Jenny und Sohn Kurt nach Lodz deportiert. Dort starb er nach Zeugenaussagen Anfang 1942 an Erschöpfung. Jenny Flörsheim wurde wahrscheinlich 1942/43 in Chelmno vergast, während Sohn Kurt Flörsheim 1944/45 in Auschwitz umgebracht wurde.
Beate Frankenthal
Johanna und Bernhard Frankenthals Tochter Beate wurde am 7. Juni 1892 in Vöhl geboren. Sie galt im Ort als eine sehr zurückhaltende Frau und blieb ledig. Beate Frankenthal wurde Ende Mai 1942 nach Kassel und von dort am Dienstag, dem 1. Juni nach Osten deportiert. Am 3. Juni kam der Zug in Sobibor an, wo die Zuginsassen sofort nach ihrer Ankunft vergast wurden. Beate Frankenthals Name ist in dem Gedenkbuch des nahe gelegenen Lagers Majdanek verzeichnet. Möglicherweise kam sie dort ums Leben.
Berta Frankenthal
wurde am 6. 9. 1887 als Tochter des Vöhler Kauf-manns Hermann Hirsch Frankenthal und seiner Frau Emma geboren. In Zeitzeugenberichten wird sie als ei-ne fürsorgliche und hilfsbereite Frau geschildert. Nach dem frühen Tod des Vaters führte sie dessen Geschäft in kleinem Rahmen weiter. Sie wohnte in einem kleinen Haus in der Arolser Straße. Kurz nach dem Tod ihrer Mutter im Frühjahr 1940 zog sie nach Frankfurt, von wo sie am 22. November 1941 nach Osten de-portiert wurde. Angehörige der SS-Einsatzgruppe A erschossen sie am 25. November in Fort IX in Kaunas (Litauen).
Johanna Frankenthal, geb. Bachrach
Johanna Frankenthal wurde am 7. 7. 1868 in Langen-schwarz bei Hünfeld geboren und heiratete 1891 den Vöhler Bernhard Frankenthal. Das Ehepaar wohnte mit den Töchtern Beate und Ida auf dem Schulberg. Am frühen Morgen des 6. September 1942 holten sie der Bürgermeister und ein weiteres führendes Vöhler NSDAP-Mitglied aus ihrem Haus und brachten sie zum Bahnhof Itter. Von dort wurde sie über Kassel am 7. September nach Theresienstadt deportiert, wo sie – 74jährig - am 18. November 1942 starb.
Lina Goldblum, geb. Blum
wurde am 18.7.1884 als Kind der Vöhler Abraham und Frida Blum geboren. 1906 heiratete sie den Kaufmann Adolf Goldblum aus Witten und zog zu ihm. Die beiden betrieben dort ein Lebensmittelgeschäft. Ihnen wurde der Sohn Heinz geboren. 1921 beteiligte sich Lina Goldblum mit einer Spende an der Stiftung des Denkmals für die Ge-fallenen des 1. Weltkriegs, in dem ihr Bruder Louis gestorben war. Lina Goldblum starb bereits am 13. Oktober 1937 53-jährig.
Emma Hirsch, geb. Katz
wurde am 2.1.1882 in Korbach geboren. Sie heiratete Maximilian Hirsch und zog zu ihm nach Sachsenhau-sen. Die Kinder Bernhard, Hildegard und Else wurden ihnen geboren. 1934 verstarb ihr Mann und sie zog wieder nach Korbach. Ende September 1939 wohnte sie einige Wochen bei ihrer Schwester Hermine Rothschild in Vöhl, wohl um dieser nach dem Tod ihres Mannes Alfred Rothschild beizustehen, und zog dann wieder nach Korbach zurück. Am 1.Juni 1942 wurde sie von Kassel über Lublin nach Sobibor deportiert, wo sie wahrschein-lich am 3. Juni in einer Gaskammer starb.
Johanna Jacobs, geb. Blum
stammt ebenfalls aus der alten Vöhler Familie Blum, die mindestens seit 1705 mit Wohnsitz nachgewiesen ist. Sie wurde 1890 als Tochter der Kaufleute Abraham und Frida Blum geboren. Ihr letzter bekannter Aufent-haltsort ist die lettische Hauptstadt Riga, wo sie wahr-scheinlich Anfang der 40er Jahre umgebracht wurde.
Johanna Jacobs, geb. Laser
wurde am 22.3.1890 in Vöhl als Tochter des jüdischen Lehrers Joseph Laser und dessen Ehefrau Bertha gebo-ren. Nach dem Tod des Vaters im Jahre 1907 zog sie mit der Mutter nach Kassel. 1931 heiratete sie dort den Klempner Justus Jacobs und wohnte mit ihm in Gelsen-kirchen. Von dort wurde sie 1942 „evakuiert“, wie man das beschöni-gend nannte. Sie starb am 5. Nov. 1943 in den Gaskammern von Auschwitz.
Ferdinand und Ida Kaiser
Ferdinand Kaiser wurde am 10. Januar 1866 geboren. Seine Eltern waren Mitte des 19. Jahrhunderts von Bas-dorf nach Vöhl in ein Haus in der oberen Arolser Straße gezogen. Im Februar 1903 heiratete der Witwer mit zwei Kindern die 1869 in Korbach geborene Ida Lö-wenstern, die ihm zwei weitere Kinder gebar. Zusammen mit einem Partner betrieb er von 1908 bis 1912 das „Kaiser-Café“ in Korbach. Mit seiner Familie wohnte er weiterhin in Vöhl, wo er ein Geschäft für Manufakturwaren, Landesprodukte und Kunstdünger führte. Er war Anfang des Jahrhunderts Mitglied des Gemeinderats sowie der Wegekommission und wirkte als ehrenamtlicher Schöffe bei Gericht. Er gehörte zu den Stiftern des Kriegerdenkmals für die Gefallenen des 1. Weltkrieges. 1935 verkaufte er sein Geschäft in Vöhl und zog 1936 mit seiner Frau Ida zu Angehörigen in Frankfurt. Am 19. August 1942 wurden die beiden nach Theresienstadt deportiert, wo Ida Kaiser am 17. März und Ferdinand am 20. Dezember 1943 starb.
Ruth, Helmut und Robert Katzenstein
Ruth Katzenstein wurde am 8. Dezember 1911 als Tochter von MoritzMildenberg und seiner Frau Helene, geb. Kugelmann in Vöhl geboren. Ruth heiratete Hel-mut Katzenstein und wohnte während des Krieges mit ihm in Amsterdam, wo Sohn Robert geboren wurde. Die drei wurden im KZ Westerbork interniert und am 31. August 1943 nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Am 3. September 1943 traf der Zug dort ein, und die meisten Insassen – unter ihnen wohl auch Ruth und der dreijährige Robert Katzenstein – wurden noch am Ankunfts-tag vergast. Helmut Katzenstein wurde ins Lager aufgenommen, musste Zwangsarbeit leisten und starb am 31. März 1944 in Auschwitz.
Friederike Katzenstein, geb. Jakob
genannt Rickchen, wurde am 24.6.1870 in Sachsenhau-sen geboren. 1906 kam sie zunächst als Hausmädchen zu dem soeben verwitweten Samuel Katzenstein nach Vöhl und heiratete den inzwischen 76 Jahre alten Mann einige Monate später. Nach dessen Tod führte sie des-sen Kolonialwarenhandlung allein weiter. Am 6. September 1942 wurde sie von zwei Männern nachts um vier Uhr aus dem Haus geholt und verließ Vöhl mit den Sachen, die sie in einen Rucksack packen konnte. Eine Zeitzeugin erzählte, wie sie die kleine Rickchen Katzen-stein mit dem Rucksack auf dem Rücken zwischen zwei großen Män-nern die Basdorfer Straße entlang gehen sah. Vom Bahnhof Itter wur-de sie nach Kassel und am 8. September von dort nach Theresienstadt deportiert. Dort starb sie bereits am 19. September im Alter von 72 Jahren.
Dina Kratzenstein, geb. Strauß
wurde am 14.4.1867 in Eimelrod geboren. Nach der Hochzeit mit dem Marienhagener Gastwirt, Kaufmann und Landwirt Felix Kratzenstein lebte sie mit ihm in dem Gebäude, das heute als „altes Landschulheim“ be-kannt ist. Sie hatten vier Kinder: Hermann, Hedwig, Herda und Julius. Im Januar 1936 emigrierte sie mit der Familie ihrer Tochter Hedwig nach Holland. Zu einem unbekannten Zeitpunkt wur-de sie in dem KZ Westerbork interniert, von wo sie am 27. April 1943 in das Vernichtungslager Sobibor gebracht wurde. Nach ihrer Ankunft am 30. April wurde sie wohl gleich vergast.
Hermann, Emilie, Ilse und Erich Kratzenstein
Hermann Kratzenstein wurde am 5.2.1891 in Marien-hagen als Sohn von Felix und Dina Kratzenstein gebo-ren. Gleich zu Beginn des 1. Weltkrieges wurde er für Tapferkeit vor dem Feind mit dem Eisernen Kreuz aus-gezeichnet. 1918 heiratete er Emilie, geb. Wertheim und zog zu ihr nach Niedermarsberg. Das Ehepaar hatte drei Kinder: Erich, Hilde und Ilse. Wohl noch vor Kriegsbeginn zogen sie in die Niederlande und wohnten in Enschede. Am 21. April 1943 wurden Hermann und Emi-lie, am 20. Januar 1944 auch Ilse und Erich Kratzenstein nach There-sienstadt deportiert. Am 28. September verbrachte man Hermann und Erich Kratzenstein, am 4. Oktober Emilie und Ilse nach Auschwitz; Letztere trafen zwei Tage später dort ein und wurden wohl gleich nach der Ankunft vergast. Am 22.10.1944 wurde Hermann Kratzenstein in das Kommando Leitmeritz des KZ Flossenbürg überstellt, wo er am 27. Januar 1945 starb. Erich Kratzenstein kam in das KZ Flossenbürg, wohl um im dortigen Steinbruch Zwangsarbeit zu leisten. Der 17Jährige starb dort am 31. März 1945, also wenige Wochen vor Kriegsende.
Antonie Kugelmann
wurde am 5.2.1886 als Tochter von Isaak und Sara Ku-gelmann geboren. Zusammen mit ihren vier Geschwis-tern wuchs sie in einem Haus im Vöhler Kirchweg auf. In Frankfurt erlernte sie den Beruf einer Schneiderin und arbeitete als Hauswirtschafterin. 1921 gehörte sie zu den Stiftern des Denkmals für die Gefallenen des 1. Weltkrieges am Masloh, wozu sie sich wohl vor allem deshalb verpflichtet fühlte, weil ihr Bruder Max in diesem Krieg gefallen war. Mitte der dreißiger Jahre wohnte sie in Köln. Am 30. Oktober 1941 wurde sie nach Lodz deportiert, wo sie bis zu ihrer Ermordung im Vernichtungslager Chelmno (Kulmhof) im Mai 1942 lebte.
Helene Kugelmann
wurde am 8. Oktober 1888 in Korbach geboren. Die Mutter starb noch 1888, der Vater 20 Jahre später. 1911 heiratete sie den Vöhler Metzger Moritz Mildenberg. Sie zog zu ihm und sie bekamen die Töchter Ruth und Else. 1924 ließ sich das Paar scheiden; Helene nahm wieder ihren Mädchennamen an und zog mit ihren Töchtern nach Schwerte. In den 30er Jahren emigrierte sie mit der Familie ihrer in-zwischen verheirateten Tochter Ruth in die Niederlande; sie wohnten in Amsterdam. Besonders tragisch: 1938 besucht sie ihre Tochter Else in Palästina, doch sie kommt wieder zurück in die Niederlande. Nach dem Einmarsch der Deutschen wurde sie mit der Familie der Tochter Ruth im KZ Westerbork interniert. Ruth wurde mit Ehemann und Sohn Ende August 1943 nach Auschwitz deportiert; Helene folgte drei Wochen später, am 21. September. Am 23.9. traf der Zug am Zielort an. Helene Kugelmann wurde noch am Ankunftstag vergast.
Helene Külsheimer
wurde am 15.2. 1874 als Tochter des Händlers Bendix und seiner Frau Rosa Külsheimer in Basdorf geboren, wo sie zusammen mit ihren fünf Geschwistern auch wohnte. Die Familie Külsheimer hat nachweislich schon vor dem Jahre 1800 dort gelebt. Helene Küls-heimer zog dann nach Bad Wildungen und ab Mitte der 30er Jahre nach Kassel. Am 7. September 1942 wurde sie nach Theresienstadt deportiert, wo sie fünf Monate lang auf einem Dachboden schlief und hin und wieder Brot und Kartoffeln zu essen bekam. Sie starb dort am 17. November 1942 an Ruhr und Bauchtyphus. Für 50 Tote gleichzei-tig hielt ein Rabbiner die Trauerrede. Beerdigt wurde sie in einem schönen Leinentuch, wie eine Freundin an die Angehörigen in Palästina schrieb.
Leopold, Else-Eva und Heinz-Egon Laser
Leopold Laser wurde am 29.2.1884 in Vöhl als Sohn des jüdischen Lehrers Joseph Laser und dessen erster Ehefrau Karoline geboren, wo er auch zusammen mit seinen sechs Geschwistern aufwuchs. Die Lasers wohn-ten in dem großen Haus in der Arolser Straße, das Ascher Rothschild gebaut hatte und in dem auch die jüdische Schule untergebracht war. Leopold Laser war Handlungslehrling bei Eisen-ach, arbeitete dann auch in Bochum und Hüsten und heiratete Else Goldberg. Das Ehepaar hatte drei Kinder. Die Familie wohnte zuletzt in Hagen. Leopold und Else-Eva Laser wurden zusammen mit ihrem Sohn Heinz-Egon am 2. März 1943 von Hagen nach Auschwitz de-portiert und wohl am nächsten Tag vergast.
Markus, Minna und Sally Lazarus
Markus Lazarus wurde am 18. Juni 1867 in Oberwerba als Sohn von Hirsch und Schönchen Lazarus geboren. Um 1890 heiratete er Minna Rosenbaum, zog mit ihr nach Vöhl und wohnte in einem Haus in der Nähe von Brunkel und Kirle. Ihnen wurden zwei Kinder geboren, von denen das zweite nach wenigen Tagen starb. Um 1900 heiratete er Minna Müller aus Herleshausen. 1901 wurde Sohn Sally geboren. Ab 1905 lebten sie in Kassel. Am 7. September 1942 wurden Markus und Minna Lazarus nach Theresienstadt deportiert. Markus Lazarus starb dort am 4. Mai 1943, seine Frau Minna sechs Wochen später am 19. Juni 1943. Sohn Sally Lazarus kam am 25.2.1945 im Konzentrations-lager Mauthausen ums Leben.
Minna Lazarus
wurde am 8.2. 1879 als Tochter von Hirsch und Schön-chen Lazarus in Oberwerba geboren und zog mit ihnen nach Vöhl, wo sie aufwuchs. Ab 1915 wohnte sie in Kassel; von dort wurde sie am 9. Dezember 1941 in das Ghetto Riga deportiert. Dort verliert sich ihre Spur.
Gustav, Selma, Arno und Norbert Lorsch
Die Familie Lorsch wohnte in Alsfeld. Gustav Lorsch, Jahrgang 1894, war einige Zeit als Handelsgehilfe bei Abraham Blum in Vöhl beschäftigt. Er, seine Frau Sel-ma, geb. Stiefel (1898) und die Kinder Arno (1927) und Norbert (1928) wurden am 30. September 1942 von Darmstadt nach Polen deportiert und wahrscheinlich im Vernichtungs-lager Treblinka vergast.
Ludwig Meyer
geb. am 17.10.1912 in Bremke, Sohn des jüdischen Lehrers Louis Meyer und seiner Frau Paula, lebte mit seiner Familie zwischen 1914 und 1926 in Vöhl, dann in Korbach. Nach Angaben eines Bruders wurde er ein Op-fer des Holocaust. Über Zeitpunkt und Ort des Todes ist nichts bekannt.
Minna Meyer, geb. Kaiser
wurde am 29. Oktober 1864 in Vöhl geboren. 1889 hei-ratete sie Meier Meyer und wohnte mit ihm in Bremen. Am 8. November 1941 wurde sie im Hamburger Lo-genhaus interniert und wohl noch am selben Tag nach Minsk deportiert, wo der Zug am 11. November 1941 eintraf. Wahrscheinlich hat die doch schon recht alte Minna Meyer nicht mehr lange gelebt. Zeitpunkt und Umstände des Todes sind nicht bekannt.
Margot und Minna Mildenberg, geb. Spier
Minna Spier wurde 1892 in Allendorf an der Lumda geboren. Sie war die erste Frau des Vöhler Metzgers Albert Mildenberg, hatte mit ihm die Tochter Margot und wohnte mit ihm in Frankfurt. Als er emigrierte, wollte sie ihn nicht begleiten. Am 25. März 1942 wurde Minna Mildenberg zusammen mit ihrer Tochter Margot in das Ghetto Piaski bei Lublin deportiert. Ob sie beide dort oder in den Vernichtungsla-gern Belzec oder Sobibor umgebracht wurden, ist unbekannt.
Max Mildenberg
wurde am 6. Januar 1902 als Sohn von Salomon und Amalie Mildenberg geboren. Seine Jugend verbrachte er zusammen mit seiner Schwester Rosalie im Elternhaus in der Mittelgasse. Schon als Jugendlicher war er akti-ves Mitglied des Sport- und des Gesangvereins. Im De-zember 1930 heiratete er die Tochter eines evangelischen Hand-werksmeisters. Im folgenden Jahr wurde ihnen eine Tochter geboren. Max Mildenberg führte ein Gemischtwarengeschäft, das er Mitte der 30er Jahre aufgeben musste; zuletzt arbeitete er bei der Firma Rohde im Straßenbau und wohnte mit Frau, Kind und Mutter im Elternhaus.
Am 10. November 1938 wurde er über Kassel nach Buchenwald de-portiert. Als Häftling Nr. 25388 lebte er dort in Block 4a bis zum März 1939. Unter der Auflage, Deutschland binnen eines Jahres zu verlassen und nachdem seine Familie eine große Summe bei der Kas-seler SS bezahlt hatte, wurde er nach Hause entlassen. Max Milden-berg wanderte nach Belgien aus. Nach Beginn des „Westfeldzuges“ im Frühjahr 1940 wurde er wieder verhaftet und in mehreren französi-schen Lagern eingesperrt. Am 2. September 1942 wurde er mit einem Zug von Drancy bei Paris nach Auschwitz deportiert und dort wahr-scheinlich am 6. September vergast.
Emanuel und Sophie Nussbaum, geb. Frankenthal
Sophie Frankenthal wurde am 17. Juni 1889 in Vöhl geboren. Sie war die Schwester Berta Frankenthals. 1912 heiratete sie den Kaufmann Emanuel Nussbaum und hatte mit ihm den Sohn Joseph und die Tochter Siddi. 1921 leistete sie einen Beitrag zur Errichtung des Kriegerdenk-mals für die Gefallenen des 1. Weltkrieges auf dem Masloh. Die Nussbaums wohnten im Kreis Hünfeld und zogen später nach Frank-furt. Zusammen mit ihrem Mann wurde sie am 16. September 1942 nach Theresienstadt deportiert, von dort am 23. Januar 1943 nach Auschwitz, wo sie dann wohl umgebracht wurde. Am 23. Dezember 1942 war ihr Mann Emanuel Nussbaum in Theresienstadt gestorben. Sie wurde 53, er 61 Jahre alt.
Mathilde Scharff, geb. Nußbaum
Geb. 1893 in Niederaula, arbeitete ab 1910 als „Stütze der Hausfrau“ bei Ferdinand und Ida Kaiser in Vöhl. Sie wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt an einen unbekannten Ort deportiert.
Bertha Schiff, geb. Hirsch
geb. am 5. August 1875 in der Provinz Posen, kam En-de des 19. Jahrhunderts zusammen mit ihrem Mann nach Vöhl und wohnte hier in einem schon vor Jahr-zehnten abgerissenen Haus im Kreuzungsbereich Arolser Str./Schulberg. 1912 zog sie mit ihrem Mann nach Korbach. Am 15. Juli 1942 wurde sie nach Kassel gebracht, spä-ter nach Theresienstadt, wo sie am 6. Mai 1944 als 69-Jährige starb.
Alfred und Hermine Rothschild
Alfred Rothschild wurde am 4. Oktober 1871 in Vöhl als Sohn von Moritz und Karoline Rothschild geboren, deren Vöhler Stammbaum mindestens bis ins Jahr 1705 zurückreicht. 1904 heiratete er in Korbach die am 4.8.1877 geborene Hermine Katz. Ein Jahr später wurde Sohn Richard geboren, der 1935 nach einer kurzen Lehrzeit im Hach-schara Grüsen nach Palästina emigrierte. Alfred Rothschild erhielt im Ersten Weltkrieg das Eiserne Kreuz, das er sich in den 30er Jahren oft an die Brust heftete, wenn er im Dorf unterwegs war.
Ihm gehörte das Gasthaus „Prinz Wilhelm”; Ehefrau Hermine bekoch-te dort die Gäste. Noch in den 20er Jahren und Anfang der 30er war er Regisseur der Laienspielgruppe und Mitglied des Vöhler Gemeinde-rats.
In der Nacht vom 10. auf den 11. November 1938 wurde er verhaftet und über Kassel in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Eine Woche nach seiner Rückkehr starb er am 13. September 1939 als 67-Jähriger an den Folgen der KZ-Behandlung im Haus des Schwa-gers in Korbach. Ehefrau Hermine kam nach Vöhl zurück, wo sie nun zur Miete wohnte, da der Prinz Wilhelm „arisiert“ worden war.
Am 29. Mai 1942 verschwand sie von hier. Am 1. Juni wurde sie von Kassel über Lublin nach Sobibor deportiert, wo sie wahrscheinlich am 3. Juni in einer Gaskammer starb. Zum selben Transport gehörten Schwester Emma und Bruder Siegfried.
Selma Rothschild
wurde am 10. Februar 1867 in Vöhl geboren. Sie war Alfred Rothschilds Schwester. Bis zu ihrer Deportation wohnte sie im obersten Stockwerk des von ihrem Groß-vater Ascher gebauten Hauses in der Arolser Straße. Anfang September 1942 wurde sie aus ihrer Wohnung geholt, am 6. September vom Bahnhof Itter nach Kassel und dann nach Theresienstadt deportiert. Von dort wurde sie Ende September in das Vernichtungslager Treblinka gebracht, wo man sie am 1. oder 2. Oktober in den Gaskammern umbrachte.
Ernst und Berta Schönhof
Ernst Schönhof wurde am 23. Juni 1864 in Vöhl als Sohn von Jakob und Rosalie Schönhof geboren. Er er-lernte den Beruf des Kaufmanns, heiratete Bertha Öst-reicher und wohnte mit ihr in Hamburg. Bertha Schön-hof wurde am 18. August von Frankfurt, Ernst am 27. September von Darmstadt nach Theresienstadt deportiert. Zu diesem Zeitpunkt war seine Frau schon eine Woche tot. Auch Ernst Schönhof starb bereits am 2. November 1942 in Theresienstadt.
Louis, Rosa und Ilse Schönthal
Louia Schönthal wurde am 1. April 1895 in Marienha-gen als Sohn von Moses und Regine Schönthal geboren. 1925 heiratete er die am 13.12.1902 in Affoldern gebo-rene Rosa Löwenstein. Am 15.11.1927 wurde ihnen die Tochter Ilse geboren. Sie wohnten in Marienhagen, zu-erst in Haus Nr. 50, das 1928 in Folge eines Blitzschlages abbrannte, dann in Haus Nr. 35 an der Hauptstraße. Louis Schönthal war Han-delsmann von Beruf. 1937 zog er mit seiner Familie nach Herford. Im Dezember 1941 wurden sie nach Riga deportiert. Louis Schönthal soll bei einer Bestrafungsaktion durch Genickschuss getötet worden sein. Das Gedenkbuch des Bundesarchivs nennt als Todesdatum den 30. Juni 1942, merkt dann aber an, er sei für tot erklärt worden. Ein Riga-Überlebender berichtete, dass Rosa Schönthal zusammen mit ihrer Tochter erschossen worden sei.
Albert und Rosalie Stern
Rosalie Stern wurde am 22. September 1866, Albert Stern am 22. Juni 1869 als Kinder von David und Ber-tha Stern geboren und wohnten in Vöhl, wo die Familie seit 1705 nachgewiesen ist. Ihnen gehörten die Häuser 1 und 3 in der Mittelgasse, wo sie ein Geschäft betrie-ben. Mitte der dreißiger Jahre verkauften die Geschwister die Vöhler Häuser und zogen nach Frankfurt. Am 15. September 1942 wurden sie nach Theresienstadt deportiert. Albert Stern starb dort 73jährig am 31. Oktober 1942, Schwester Rosalie am 18. Februar 1943.
Martin, Rosalie und Günter Sternberg
Rosalie wurde am 13.7.1904 als Tochter des Kaufmanns Salomon und seiner Frau Amalie Mildenberg in Vöhl geboren. Im Mai 1931 heiratete sie in der Vöhler Syna-goge den ein Jahr älteren Kaufmann Martin Sternberg aus Katzenfurt bei Wetzlar. Am 20.8.1932 wurde ihnen der Sohn Günter Siegfried geboren. Während des Dritten Reiches blieben sie in Vöhl und wohnten in der Mittelgasse, zuletzt in der Basdorfer Straße. Martin Sternberg konnte nicht mehr als Kaufmann sein Geld verdienen und arbeitete für die Firma Rohde im Tiefbau. 1938 wollte die Familie auswandern, doch es kam nicht dazu. Da Ro-salie und Martin Sternberg brieflichen Kontakt zu ihrem Bruder Max in dem Lager Gurs in Südfrankreich aufgenommen hatten, wurden sie 1941 zu einigen Wochen Gefängnis verurteilt. Im Frühjahr 1942 wur-de die Familie ins Sammellager nach Wrexen gebracht und von dort am 1. Juni nach Osten deportiert. Rosalie und Sohn Günter wurden am 3. Juni im Vernichtungslager Sobibor vergast. Martin Sternberg wurde in Lublin aus dem Zug geholt und musste im Konzentrationslager Ma-jdanek Zwangsarbeit leisten. Er starb nach nur drei Monate im Alter von 39 Jahren am 5. September 1942.
Bertha, Hugo und Eleonore Strauß
Bertha Frankenthal wurde am 19.10.1858 als Tochter von Selig und Jettchen Frankenthal in Vöhl geboren, wo sie auch zusammen mit ihren Geschwistern Hermann, Lina, Bernhard und Julius aufwuchs. 1889 heiratete sie den Kaufmann Jacob Strauß aus Eimelrod und hatte mit ihm mehrere Kinder, unter ihnen den Sohn Hugo, der 1921 Eleonore Reinberg aus Kamen heiratete und mit ihr die Tochter Hanna hatte. Von Deutschland wanderte die Familie nach Amsterdam aus, wurde aber am 20. März 1943 in das Lager Westerbork und von dort am 7. September desselben Jahres nach Auschwitz deportiert, wo sie am 10. September umgebracht wurden. Nur die Tochter Hannelore überlebte.
Hedwig, Max, Berni und Gertrud Winter
Hedwig wurde am 28.2.1895 in Marienhagen als Toch-ter des Gast- und Landwirts Felix Kratzenstein und sei-ner Ehefrau Dina geboren. Zusammen mit drei Ge-schwistern wuchs sie im sogenannten „Alten Land-schulheim“ auf. 1919 heiratete sie den am 23.9.1889 geborenen Zigarrenmacher Max Winter, mit dem sie die zwei Töchter Berni (geb. 16.10.1920) und Gertrud (geb. 9.6.1924) hatte. Max Win-ter führte die Gastwirtschaft des gestorbenen Schwiegervaters in Ma-rienhagen weiter. Im Januar 1936 emigrierte die ganze Familie ein-schließlich Hedwigs Mutter Dina Kratzenstein in die Niederlande. Sie wurden während des Krieges in Westerbork interniert. Tochter Berni heiratete dort am 7. Oktober 1942 Karel van Gelder. Max, Hedwig, Berni und Gertrud wurden am 16. Oktober desselben Jahres nach Auschwitz deportiert. Die drei Frauen wurden wohl am 19.10., ihrem Ankunftstag, vergast. Für Max Winter wurde der 31.3.1944 als Todes-tag festgelegt. Wo und wann genau er starb, ist unbekannt.
Das Kaddisch

Das Gebet können Sie auch ausdrucken, bitte antippen!
Jitgadal w'jitkadaš, Sch'meh rabah, b'Alma di hu Atid l'it'chadata.
Erhoben und geheiligt, sein großer Name, in der Welt die er erneuern wird.
Uleachaja Metaja, uleasaka jatehon leChajej Alma,
Er belebt die Toten, und führt sie empor zu ewigem Leben,
ulemiwnej Karta di-Jeruschelejm
Er erbaut die Stadt Jiruschalajim
uleschachelala Hejcheleh beGawah,
und errichtet seinen Tempel auf ihren Hoehen,
ulemaeeakar Palchana nucheratah min-Areaa,
Er tilgt die Goetzendienerei von der Erde
welaatawa Palchana di-Schmaja leAtra,
und bringt den Dienst des Himmels wieder an seine Stelle,
wejamlich Kudescha berich hu beMalchuteh Wikareh
und regieren wird der Heilige, gelobt sei er, in seinem Reiche und in seiner Herrlichkeit,
beChajejchon uweJomejchon
in eurem Leben und in euren Tagen
ubeChajej dechal-Bejt Jiserael
und im Leben des ganzen Hauses Israel
baAgala uwiSeman kariw,
schnell und in naher Zeit,
weimeru Amejn.
Und sprechet: Amejn.
Jehe Schemeh raba mewarach, leAlam uleAlmej Almaja!
Sein großer Name sei gelobt, in Ewigkeit und Ewigkeit der Ewigkeiten!
Jitbarach wejischtabach
Es sei gelobt und verherrlicht
wejitromam wejitnasej
und erhoben und gefeiert
wejithadar wejitealeh
und hocherhoben und erhoeht
wejitehalal Schemeh deKudescha berich hu,
und gepriesen der Name des Heiligen, gelobt sei er,
leajla min-kal-Birchata weSchirata,
hoch hinaus über jede Lobpreisung und jedes Lied,
Tuschbechata weNechaemata
jede Verherrlichung und jedes Trostwort,
daamiran beAlma,
welche jemals in der Welt gesprochen,
weimeru Amejn.
Und sprechet: Amejn.
Jehi Schem Adonaj Meworach meAtah wead Olam!
Es sei der Name des EWIGEN gelobt, von nun an bis in Ewigkeit!
Jehe Schelama raba min-Schemaja,
Es sei Fülle des Friedens vom Himmel herab,
weChajim,
und Leben,
alejnu weal-kal-Jiserael,
über uns und über ganz Israel,
weimeru Amejn.
Und sprechet: Amejn.
Aeseri me’im Adonaj, Oseh Schamajim waArez.
Meine Hilfe kommt vom EWIGEN, dem Schoepfer des Himmels und der Erde.
Oseh Schalom biMeromaw,
hu jaaeseh Schalom alejnu weal-kal-Jiserael,
Der Frieden schafft in seinen Hoehen, er schaffe Frieden unter uns und ueber ganz Israel, weimeru Amejn. Und sprechet: Amejn.
Quelle: https://www.hagalil.com/judentum/gebet/kadisch.htm