Vöhl – Mehr Füh­run­gen in die­sem Som­mer und ei­ne hö­he­re Er­leb­nis­tie­fe für die Be­su­cher, die vier­te Sai­son der Land­kul­tur­bo­ten in der Vöh­ler Syn­ago­ge war ein vol­ler Er­folg. Die­se Bi­lanz zog Karl-Heinz Stadt­ler bei der Vor­stel­lung der Pro­jek­te.

Ei­ne Ur­sa­che für das hö­he­re In­ter­es­se von Tou­ris­ten wa­ren ein neu­es Hin­weis­kon­zept und die An­ge­bo­te im Som­mer. Al­le Teil­neh­mer äu­ßer­ten sich po­si­tiv über ih­re Er­fah­run­gen bei den Füh­run­gen und die Chan­ce, durch den per­sön­li­chen Um­gang mit in­ter­es­sier­ten Gäs­ten fürs Le­ben zu ler­nen.

Vor die­sem Hin­ter­grund bat Bür­ger­meis­ter Kars­ten Kal­hö­fer die sechs Land­kul­tur­bo­ten dar­um, auch nach Ab­lauf ih­rer Zeit und dem Ab­schluss ih­rer Pro­jek­te wei­ter für die Na­tio­nal­park­ge­mein­de Vöhl und die Re­gi­on zu wer­ben.

Kom­mu­ni­ka­ti­on über bis­her be­stehen­de Sprach­bar­rie­ren hin­weg war der An­spruch der Über­set­zer­ar­beit von Kim­ber­ley Si­mon, die we­sent­li­che Tei­le des In­ter­net­auf­tritts in ih­re Mut­ter­spra­che über­setzt hat­te. Denn bei vie­len Nach­fah­ren von Vöh­ler Ju­den, die im an­glo-ame­ri­ka­ni­schen Sprach­raum auf­ge­wach­sen sind, spielt die deut­sche Spra­che nur noch ei­ne un­ter­ge­ord­ne­te Rol­le. Am En­de ih­rer Ar­beit von zwei Wo­chen ste­hen 35 000 Wör­ter und neun Füh­run­gen, in de­nen sie zahl­rei­che Fra­gen schlüs­sig be­ant­wor­ten konn­te.

Gut 150 Jah­re ei­ner Ma­ri­en­ha­ge­ner Fa­mi­lie, die ei­nen we­sent­li­chen Bei­trag zum kul­tu­rel­len und ge­sell­schaft­li­chen Le­ben von Ma­ri­en­ha­gen leis­te­te, bil­de­te das Er­geb­nis der Re­cher­chen von Ni­ko Sell, die fort­an auch über den In­ter­net­auf­tritt der ehe­ma­li­gen Syn­ago­ge zu­gäng­lich sind.

Der Schü­ler aus der Eder­see­schu­le in Herz­hau­sen zeich­ne­te den Stamm­baum ei­ner Fa­mi­lie aus Ma­ri­en­ha­gen. In sei­ner Dar­stel­lung kam dem 1786 ge­bo­re­nen Ja­kob Krat­zen­stein ge­wis­ser­ma­ßen die Rol­le des Pa­tri­ar­chen zu, sein En­kel Jo­sef (*1821) zähl­te zu den Grün­dern der Lie­der­ta­fel.

Als Gast­wirt und Kauf­mann stand Fe­lix Is­ling um die Jahr­hun­dert­wen­de gleich an meh­re­ren Schnitt­stel­len des dörf­li­chen Le­bens. Wäh­rend der NS-Zeit ge­lang ei­ni­gen Nach­fah­ren über ei­nen Häu­ser­tausch die Aus­wan­de­rung nach Hol­land. Der Han­dels­ver­tre­ter Her­mann Krat­zen­feld kam da­ge­gen im KZ Floss­bürg ums Le­ben, sei­ne Schwes­ter Hed­wig Win­ter, die nach Kas­sel ge­hei­ra­tet hat­te, wur­de im Ver­nich­tungs­la­ger Ausch­witz ver­gast. Die Vor­stel­lungs­kraft der Be­su­cher stei­gern und ver­lo­ren ge­gan­ge­nen Glanz wie­der sicht­bar ma­chen woll­ten Erik Pe­per und An­dré Strem­mel mit ih­rem Aug­men­ted-Rea­li­ty-Pro­jekt. Die Be­wäl­ti­gung der tech­ni­schen Her­aus­for­de­run­gen ge­lang mit­tels der Kom­bi­na­ti­on un­ter­schied­li­cher Soft­ware. Nun ent­steht mit­tels im Ge­bäu­de an­ge­brach­ter QR-Codes ei­ne Si­mu­la­ti­on des frü­he­ren Got­tes­dienst­raums auf dem Smart­pho­ne der Be­su­cher. „Wir ha­ben im Um­gang mit Men­schen wie mit der Tech­nik in un­se­rer Zeit als Land­kul­tur­bo­ten viel fürs Le­ben da­zu ge­lernt“, zo­gen die bei­den Schü­ler der Al­ten Lan­des­schu­le in Kor­bach ein rund­um po­si­ti­ves Fa­zit aus ih­rer Zeit als Ent­wick­ler und Füh­rer durch die Ge­schich­te der Vöh­ler Ju­den und ih­rer Syn­ago­ge.