Vöhl – Der Kon­zert­abend in der al­ten Syn­ago­ge be­gann für die schon im Vor­feld be­geis­ter­ten Zu­schau­er zu­nächst auf der Stra­ße.

Mit gu­ter Lau­ne, Bre­zel in der Hand war­te­ten sie auf die Mu­si­ker. Ein Mo­tor­scha­den bei Frank­furt hat­te für Pro­ble­me und ei­ne deut­li­che Ver­spä­tung ge­sorgt. „Wä­re das Team der Syn­ago­ge nicht so hilfs­be­reit und schnell ge­we­sen, hät­ten wir wahr­schein­lich gar nicht spie­len kön­nen. Sie ha­ben sich um­ge­hend ins Au­to ge­setzt, beim Um­la­den und auch hier beim Aus­la­den ge­hol­fen.“ freu­te sich Jan Ga­le­ga Brön­ni­mann, das ‘J’ im Na­men, noch im­mer ein biss­chen atem­los. „Das Vöh­ler Pu­bli­kum ist wirk­lich fan­tas­tisch. Es war so ge­dul­dig und hat uns so nett emp­fan­gen. Wir sa­gen noch ein­mal Dan­ke an al­le.“

Oh­ne Sound­check rich­te­ten sie ih­re Büh­ne ein und leg­ten los. Moussa Cis­sok­ho, das ‘M’ im Na­men, nahm sich Zeit für sein In­stru­ment, die Ko­ra. Mit 22 Sai­ten braucht die tra­di­tio­nel­le afri­ka­ni­sche Steg­har­fe viel Zu­wen­dung. Wäh­rend er kon­zen­triert die Sai­ten stimm­te, nutz­te Om­ri Ha­son, das ‘O’ im Na­men, die Zeit für ei­ne Kost­pro­be an Per­kus­si­ons­in­stru­men­ten und scherz­te „Wenn Moussa sei­ne Har­fe stimmt, nen­nen wir es im­mer Fa­mi­li­en­zu­sam­men­füh­rung. Moussa hat 22 Ge­schwis­ter und je­de Sai­te trägt den Na­men ei­nes Bru­ders oder ei­ner Schwes­ter.“

Naht­los pass­te sich Jan Ga­le­ga Brön­ni­mann mit sei­nem Sa­xo­fon den im­pro­vi­sier­ten Per­cus­sion­klän­gen an, und schlie­ß­lich er­klang auch, per­lend und klar, die Ko­ra.

Von der ers­ten Mi­nu­te an ver­zau­ber­te das Zu­sam­men­spiel der Mu­si­ker aus der Schweiz, Is­ra­el und dem Se­ne­gal das Pu­bli­kum. „Je­der hat ei­nen ei­ge­nen mu­si­ka­li­schen Hin­ter­grund“, er­klär­te Jan Ga­le­ga Brön­ni­mann. „Ich ha­be an ei­ner Mu­sik­hoch­schu­le in der Schweiz stu­diert, Om­ri ist ein Self­made-Mu­si­ker und spielt sei­ne In­stru­men­te vir­tu­os, Moussa hat die strengs­te mu­si­ka­li­sche Aus­bil­dung. Seit Ge­ne­ra­tio­nen ist sei­ne Fa­mi­lie ei­ne Mu­si­ker­fa­mi­lie. Er spielt bei­na­he al­le tra­di­tio­nel­len In­stru­men­te und kann auch tan­zen“.

Ge­tanzt hat Moussa Cis­sok­ho an die­sem Abend nicht. Es war sei­ne Stim­me, die al­le in ih­ren Bann zog. Sein Ge­sang, in den se­ne­ga­le­si­schen Lan­des­spra­chen Man­din­ka oder Wo­lof, bie­tet ein Pot­pour­ri un­ter­schied­lichs­ter Stil­rich­tun­gen. Er schmei­chelt der See­le, wirkt zart und kräf­tig in den Rag­ga­e­klän­gen, so­gar iro­nisch, wenn Moussa Cis­sok­ho ge­konnt ein­zel­ne Ober­tö­ne her­aus­fil­tert und man sie als ge­trenn­te Tö­ne wahr­nimmt. Ob west­lich rhyth­misch, per­kus­siv oder öst­lich lang­sa­mer, ge­tra­ge­ner – mu­si­ka­li­sche Gren­zen kennt das Trio nicht. Fast scheint es, als un­ter­hiel­ten sich Bass­kla­ri­net­te, Per­cus­sion und Ko­ra mit­ein­an­der. Im­pro­vi­siert, oh­ne et­was dem Zu­fall zu über­las­sen.

JMO mach­ten den Abend in der al­ten Syn­ago­ge zu ei­nem au­ßer­ge­wöhn­li­chen Hör­aben­teu­er. Lei­der oh­ne Zu­ga­ben, hung­rig nach ei­ner aben­teu­er­li­chen An­rei­se, muss­te pünkt­lich Schluss ge­macht wer­den.   bl