Jüdischer Friedhof in Vöhl, ©Kurt-Willi Julius
Dokumentation des Jüdischen Friedhofs in Vöhl
Aufgeschrieben und aus dem Hebräischen übersetzt von Christiane Hilmes; Sommer 1991
1. Einleitung
Der jüdische Friedhof in Vöhl existiert seit den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts. Vorher benutzten die Vöhler Juden den jüdischen Friedhof in Frankenau/Eder [1] .
46 Grabsteine sind noch vorhanden - im Februar 1967 sollen es noch 60 bis 70 gewesen sein [2]. Teilweise sind sie nicht mehr zu entziffern. Bei einer Art Grabstein wurde eine Marmor- oder Metallplatte in hiesigen Stein eingelegt. Diese Platten sind alle verschwunden. Da es diese Grabsteine auch auf dem Marienhagener Friedhof gibt, sind sie auf die zwanziger Jahre dieses Jahrhunderts zu datieren.
Die Steine stecken manchmal zum Teil im Boden, so daß nicht der ganze Text zu lesen ist. Ein Stein (1.1) steht auf dem Kopf.
Die Steine sind folgendermaßen nummeriert: Die erste Zahl gibt die Reihe an, die zweite die Nummer in der Reihe.
2. Lage der Gräber
(nicht maßstabsgetreu)
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Der deutsche Text auf den Grabsteinen ist von denen der Christen kaum zu unterscheiden. Im hebräischen Text findet sich das Todesdatum in jüdischer Zeitrechnung.
Die Juden zählen die Jahre seit der Schöpfung [3]. Danach befinden wir uns [jetzt, 1990] im Jahr 5751. Auf den Grabsteinen wird immer das Jahr in "kleiner Zählung" angegeben. Das bedeutet, daß die Tausenderzahl 5 weggelassen wird. Danach befinden wir uns jetzt [1990] im Jahr 751.
Während wir unsere Monate nach der Sonne richten, haben die Juden einen Mondkalender. Alle paar Jahre werden Schaltmonate eingefügt, um das Jahr wieder der Sonne anzugleichen. Deshalb stimmen die Monate immer nur so ungefähr mit den uns geläufigen überein.
Folgendes fällt auf dem Jüdischen Friedhof in Vöhl auf, gilt aber auch für andere Friedhöfe:
1. Das Symbol des Judensternes taucht ca. ab 1900 auf.
2. Je später die Menschen geboren wurden, desto deutschere Namen erhielten sie. Während die jüdischen Kinder um 1800 noch Selig und Rahel genannt wurden, waren ab ca. 1850 eher Namen wie Hermann und Ludwig modern. Allerdings erhielten sie daneben auch einen hebräischen Namen.
3. Auf den früheren Steinen ist eine Seite deutsch, die andere hebräisch beschriftet. Später wurde beides auf eine Seite geschrieben, die zweite Seite blieb leer.
4. Auf den älteren Steinen stehen im hebräischen Text manchmal ganz interessante Dinge. Je neuer die Steine sind, desto stereotyper wird der hebräische Text.
[1] Vgl. Arnsberg, Paul; Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn, Band 2, Frankfurt 1971, S. 329.
[2] Ebd.
[3] Als diese Zeitzählung eingeführt wurde, dachte man zumindest, daß dies das Alter der Erde ist.
Obiger Text stellt - auch in den Fußnoten - zu großen Teilen eine Abschrift der Arbeit von Christiane Hilmes dar. In einigen wenigen Fällen erfolgte nach Rücksprache mit ihr eine Korrektur durch Karl-Heinz Stadtler.
Ergänzende Anmerkungen zu den einzelnen Gräbern erfolgten durch Karl-Heinz Stadtler und sind im Einzelnen kenntlich gemacht. Die Textteile wurden digitalisiert und durch neue Fotos ergänzt von Kurt-Willi Julius im Dezember.
Gedenkstein auf dem Friedhof
Foto: Karl-Heinz Stadtler
Am Donnerstag, den 19. Oktober 2023 wurde ein Denkmal für alle auf dem Friedhof beerdigten Juden eingeweiht.
Vortrag über den Jüdischen Friedhof in Vöhl
ein Aufsatz von Karl-Heinz Stadtler
Jüdischer Friedhof in Vöhl auf der Website „findagrave“
Camille Calman, deren Vorfahren aus der Familie Rothschild Vöhl bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts in die USA verließen, hat die Grabsteine 2019 fotografiert und auf der Website findagrave veröffentlicht.
„Vohl, Landkreis Waldeck Frankenberg, Hessen, Germany“ Dies ist die größte Sammlung von Gräberangaben weltweit und hat in den Utah, USA, ihren Sitz.