Vöhl – Auf den Spu­ren der Mu­sik­kul­tu­ren rund ums Schwar­ze Meer be­ga­ben sich die Mu­si­ke­rin­nen und Mu­si­ker der Grup­pe „Fis­Füz“ in Quin­tett­be­set­zung bei ei­nem Som­mer­kon­zert in der ehe­ma­li­gen Syn­ago­ge in Vöhl.

Das För­der­pro­gramm „Neu­start Kul­tur“ hat­te den Auf­tritt er­mög­licht. Zu den Richt­li­ni­en ge­hört al­ler­dings auch ein Ver­an­stal­ter, der da­zu be­reit ist, ins Ri­si­ko zu ge­hen. Von da­her be­dank­te sich Anet­te Meye auch aus­drück­lich bei Ka­rin Kel­ler für die Ein­la­dung.

Die Zu­hö­re­rin­nen und Zu­hö­rer wur­den nicht nur mit fri­schen Klän­gen und ver­trau­ten Har­mo­ni­en be­lohnt, son­dern be­ka­men ein klei­nes Welt­mu­sik­fes­ti­val mit un­ter­schied­li­chen En­sem­bles und So­lis­ten als Zu­ga­be, die sich für die Auf­tritts­mög­lich­keit mit ma­xi­ma­ler Spiel­freu­de be­dank­ten. Denn Mit­grün­der Mu­rat Cos­kun brach­te mit Toch­ter Ma­lit­ka und und Sohn Ya­schar auch die bei­den an­de­ren Mit­glie­der sei­nes Per­cus­sions­tri­os mit, der Ka­nun-Vir­tuo­se Mu­hit­tin Ke­mal er­wei­ter­te zu­dem das Klang­spek­trum mit sei­ner Kas­ten­zi­ther. In­so­fern ge­riet die Tour ums Schwar­ze Meer aus­ge­spro­chen viel­fäl­tig und ge­le­gent­lich auch ex­pe­ri­men­tell.

Der Auf­takt in Voll­be­set­zung mit zwei bul­ga­ri­schen Lie­dern in ra­schen Tem­pi, ver­track­ten Bal­kan­rhyth­men und voll mit ex­pres­si­ven Kla­ri­net­ten­läu­fen bis zum fi­na­len Ac­ce­le­ran­do hol­te das Stamm­pu­bli­kum bei den Hör­ge­wohn­hei­ten ab. An­schlie­ßend be­gann das mu­si­ka­li­sche Aben­teu­er in wech­seln­den Be­set­zun­gen mit al­ler­lei ex­pe­ri­men­tel­len Ele­men­ten oder auch Zu­mu­tun­gen.

Denn Mu­rat Cos­kun er­öff­ne­te die Rei­se mit Was­ser­per­kus­si­on und Stim­mungs­bil­dern von Strand und Ha­fen und bot da­mit ei­ne Im­pro­vi­sa­ti­on, die in Free-Jazz-Re­gio­nen vor­drang. Ei­ne Epi­so­de, bei der sich das tiefs­te Grun­zen der Bass-Kla­ri­net­te an hel­len Zi­ther­ak­kor­den rieb, wäh­rend Rah­men­trom­meln rausch­ten und Shaker ras­sel­ten. Die vir­tuo­se Rei­se durch sechs Land­schaf­ten mit ih­ren Fi­scher-, Hir­ten- oder Lie­bes­lie­dern er­klang als Sui­te voll ver­blüf­fen­der Wen­dun­gen.

Die grö­ß­te Ge­dulds­pro­be für das Pu­bli­kum stell­ten al­ler­dings die naht­lo­sen Über­gän­ge dar, denn die Lü­cken für den Bei­fall für so viel Spiel­kunst wur­den vor der Pau­se schmerz­lich ver­misst. Nach der Pau­se er­öff­ne­te die Aus­ein­an­der­set­zung rus­si­schen Kin­der- und Ko­sa­ken­lie­dern nicht nur grö­ße­re Spiel­räu­me für Ap­plaus, son­dern auch An­knüp­fungs­punk­te zur Klez­mer­tra­di­ti­on und ver­trau­ten Mus­tern.

In zahl­rei­chen So­li reiz­te Anet­te Meye das viel­fäl­ti­ge Klang­spek­trum von Alt- und Bass­kla­ri­net­te vir­tu­os aus, das ef­fekt­vol­le Zu­sam­men­spiel des Per­cus­sions­tri­os, das ab und an durch den Rah­men der Zi­ther zum Quar­tett er­wei­tert wur­de, ließ zu­min­dest der So­lis­tin am Blas­in­stru­ment ein paar Atem­pau­sen. Zum Fi­na­le stimm­te Ya­schar Cos­kun noch ei­ne trau­ri­ge Bal­la­de an, de­ren Me­lan­cho­lie sich auch bei der Über­neh­me des The­mas auf die Kla­ri­net­te über­trug.

Für Stan­ding Ova­tions be­dank­ten sich die Mu­si­ker mit ei­ner ful­mi­nan­ten Zu­ga­be für die vol­le Ka­pel­le.