- Presse 2022
- 20.12.2022, Beitrag zur Versöhnung
- 16.12.2022, Kultur digital erlebbar machen
- 5.12.2022, Erinnerung an Vöhler Juden
- 19.11.2022, Puzzleteile für Familienchronik
- 7.11.2022, Im Gebet wird die Angst kleiner
- 28.10.2022, „Die Kraft der Religion in schwierigen Zeiten“
- 11.10.2022, Versteigert, verkauft, verwertet
- 28.9.2022, Grauen, Gedenken und Alltag
- 15.9.2022, Poesiealbum einer Jüdin
- 15.9.2022, 140 Jahre altes Poesiealbum einer Jüdin gefunden
- 13.9.2022, Musik verbindet Menschen verschiedener Kulturen
- 14.9.2022, Schrecken der NS-Zeit aufgezeigt
- 19.8.2022, Kultur an besonderen Orten
- 19.8.2022, Reise durch viele Musikstile
- 6.8.2022, „Power-Frauen“ ausgezeichnet
- 1.8.2022, „Putin fühlt sich auf historischer Mission“
- 28.7.2022, Judenhass tobte „vor aller Augen“
- 27.7.2022, Virtuose Reise durch sechs Landschaften
- 22.7.2022, Fluchttreppe bietet Sicherheit
- 22.7.2022, Schicksal der Juden vermitteln
- 5.7.2022, Amüsante Weisheiten in der Synagoge
- 1.6.2022, Massenmord unter Tarnnamen „Reinhardt“
- 31.5.2022, Die Namen der Deportierten
- 31.5.2022, VOR 80 JAHREN
- 30.5.2022, Geniale Musiker aus Finnland
- 30.4.2022, Erinnern an jüdisches Leben
- 18.3.2022, Vorstand wiedergewählt – Ingeborg Drüner zum Ehrenmitglied ernannt
- 8.3.2022, Rote Rosen für starke Frauen
- 23.2.2022, Kids-Chor-Projekt mit Songwriterin Nadine Fingerhut
- 19.2.2022, Diesmal 25 000 Euro ausgeschüttet
- 25.1.2022, JAHRESPROGRAMM SYNAGOGE VÖHL
Dienstag, 20. Dezember 2022, Waldeckische Landeszeitung / Guten Morgen, Waldeck!
Beitrag zur Versöhnung
Gedenken an Sühnemord an polnischen Zwangsarbeitern
VON HEIKE SAURE

Vöhl-Herzhausen – Sechs junge Polen zwischen 18 und 31 Jahren wurden vor 80 Jahren nicht nur in Sippenhaft genommen, sondern auf grausame Art und Weise im Wald bei Herzhausen ermordet. Sie waren Zwangsarbeiter wie der damals 27-jährige Nikolay Gluszko, der vom Wachtmeister der Gemeinde-Gendarmerie Fritz Hamel verhaftet und seinem sicheren Todesurteil entgegengeführt wurde. Weil Gluszko sich der Verhaftung durch Tötung des Wachtmeisters entzog, wurde an sechs seiner Landsleute ein Exempel statuiert.
Gerade weil das Erinnern laut der stellvertretenden Bürgermeisterin Susanne Kubat unerlässlich sei, fanden sich Herzhäuser und Bürger aus der Gemeinde Vöhl im Wald bei Herzhausen zusammen, um den Getöteten zu gedenken. Pfarrer Jan-Friedrich Eisenberg hielt vor Ort eine Andacht.
Im zweiten Teil der Veranstaltung kamen Interessierte im Dorfgemeinschaftshaus zu Kaffee und Kuchen zusammen, zwei Schülerinnen der Ederseeschule sowie Karl-Heinz Stadtler erinnerten mit Vorträgen an den Sühnemord vom 19. Dezember 1942. „Waren Sie nicht beide Täter und Opfer zugleich?“. Diese Frage warf der Vorsitzende des Geschichtsvereins Itter-Hessenstein Volker König auf. Denn obwohl der polnische Zwangsarbeiter Unrecht tat, in dem er den ortsansässigen Fritz Hamel tötete, gelte es doch ebenso zu bedenken, dass er als Zwangsarbeiter wohl auch als „Untermensch“ gedemütigt wurde und die Tat im sicheren Wissen ausführte, sonst in den Tod geschickt zu werden.
Hamel seinerseits habe mit der Verhaftung und Überführung des polnischen Zwangsarbeiters zwar nur einen Befehl ausgeführt, doch auch ihm müsste klar gewesen sein, dass er damit das Todesurteil des jungen Mannes fällte.
Jan Krzymowski, Attaché für polnische Angelegenheiten des Generalkonsuls Köln, wusste diese Haltung zu würdigen. Sein Land habe im Zweiten Weltkrieg fast sechs Millionen Todesopfer zu beklagen gehabt, der menschliche Aspekt dieser Tragödie spiegele sich in Königs Worten. Das Gedenken am Polenkreuz, das alljährlich vom Geschichtsverein Itter-Hessenstein sowie dem Förderkreis der Synagoge in Vöhl veranstaltet wird, trage zur deutsch-polnischen Versöhnung bei.
Angesichts des Krieges in der Ukraine mahnte er, dass sich die Fehler des Zweiten Weltkrieges bereits wiederholen würden.
Mit den eindringlichen Worten: „Während ich hier spreche, sterben Menschen in Europa“ warb er für eine europäische Solidarität mit der Ukraine. „Wir dürfen nicht vergessen, wozu Menschen fähig sind“, schloss er seine Ansprache, bevor er gemeinsam mit der stellvertretenden Bürgermeisterin Susanne Kubat einen Kranz in den Nationalfarben Polens niederlegte.
Freitag, 16. Dezember 2022, Waldeckische Landeszeitung / Lokales
Kultur digital erlebbar machen
Der 15-jährige Enrico Nicoló di Stefano unterstützt den Förderkreis Synagoge
VON STEFANIE RÖSNER

Vöhl – Enrico hat ein Faible für Geschichte. Da passt es gut, dass sich der 15-Jährige in der Synagoge in Vöhl ehrenamtlich einbringt. Über das Programm „Digitaler Werkzeugkasten“ möchte er den Förderkreis digital voranbringen.
Als Digital-Coach lässt sich der Schüler in Workshops weiterbilden und bringt dann Ideen mit, um die Arbeit des Förderkreises Synagoge Vöhl digital zu unterstützen. Vorstandsmitglied Philipp Wecker betreut das Projekt. Zunächst hat er mit Enrico Nicoló di Stefano damit begonnen, jüdische Ausstellungsstücke aus dem ersten Stockwerk der Synagoge zu digitalisieren, um sie per Bildschirm im Erdgeschoss zu präsentieren. „So kann durch Digitalisierung mehr Barrierefreiheit erreicht werden“, erklärt Wecker. Die Exponate werden somit auch Menschen gezeigt und beschrieben, denen der Aufstieg über die Treppe ins Obergeschoss zu beschwerlich ist.
„Wir haben großes Glück, dass Enrico uns unterstützt“, sagt Philipp Wecker. Der Schüler einer zehnten Klasse der MPS Sachsenhausen wohnt in Freienhagen und hatte sich um einen Platz beim Synagogen-Projekt für Jugendliche mit dem Namen „Landkulturboten“ beworben. Weil dafür aber schon alle Plätze belegt waren, ergab sich eine andere Gelegenheit: Der Förderkreis Synagoge Vöhl bewarb sich um eine Förderung über das Projekt „Digitaler Werkzeugkasten“ der Landesstiftung „Miteinander in Hessen“ und des DAKU Dachverbandes der Kulturfördervereine. Der Förderkreis war somit der erste Kulturförderverein in Hessen, der einen Jugendlichen vorweisen konnte, der sich als Digital-Coach ausbilden lassen wollte.
Erste Treffen fanden pandemiebedingt noch online statt, berichtet Enrico. Zuletzt war er bei einem Workshop in Eschwege und hat neue Impulse erhalten. So plant Enrico, ein Video zu drehen, das später über die Webseite der Synagoge gezeigt werden soll. „Ich habe mir eine Art von Interview vorgestellt“, sagt Enrico. Philipp Wecker wird ihm dafür Rede und Antwort stehen.
Interesse für Geschichte, insbesondere für die italienische, hat Enrico schon lange. Ein Praktikum im Korbacher Bonhage-Museum hatte ihm gut gefallen, und er liest richtig gerne – gedruckte – Bücher, wie seine Mutter, die in Italien geboren wurde und ein Haus voller Bücher hat.
In seiner mündlichen Abschlussprüfung zum Ende der neunten Klasse beschäftigte sich Enrico mit der Inquisition. Das Thema seiner Abschlussprüfung in der zehnten Klasse werde Mussolini sein. „Ich bin auch religiös interessiert“, sagt Enrico, der Küster in der katholischen Kirche in Waldeck ist.
Die Fortbildung als Digital-Coach bringe ihn persönlich weiter, sagt Enrico. Seine Motivation für das Engagement: „Ich möchte helfen und Neues kennenlernen.“
Montag, 05. Dezember 2022, Waldeckische Landeszeitung / Lokales
Erinnerung an Vöhler Juden
Schilder an vier Häusern angebracht, weitere sind geplant
VON HANS PETER OSTERHOLD

Vöhl – Der Förderkreis „Synagoge in Vöhl“ ist überaus aktiv und hält mit Veranstaltungen und Aktionen die Geschichte der Juden in der Region wach. Am Samstag wurden vier Schilder an Häusern, die einst von Juden bewohnt waren, feierlich enthüllt. Mehr sollen folgen.
Es war ein frischer Wintermorgen, als sich einige Interessierte vor dem Haus in der Basdorfer Straße 9 trafen, um sich das erste Türschild anzusehen. Das Haus war ursprünglich von Juden erbaut worden.
Die hebräische Inschrift in einen Balken ist noch zu erkennen und wurde in Jerusalem übersetzt: „Gesegnet seist du in der Stadt und gesegnet seist du auf dem Feld…“ Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Haus von Familie Selzam gekauft und war in den 1940er-Jahren kurz von Juden bewohnt worden, die später im Holocaust umgebracht wurden.
Die Geschichte des Hauses und seiner Bewohner ist auf der Steintafel kurz skizziert. Wer den QR-Code unten auf der Tafel mit seinem Smartphone einscannt, kommt zur Webseite des Vereins, wo es mehr Details zur Geschichte des Hauses und der jüdischen Familien in Vöhl gibt. Förderkreis-Vorsitzender Karl-Heinz Stadtler begrüßte die Versammlung, und Landrat Jürgen van der Horst hob das Engagement des Vereins hervor, dem es gelinge, „Spuren nachzuzeichnen“. „Es ist wichtig, solche Signale zu setzen“, so der Landrat.
Vöhls Bürgermeister Karsten Kalhöfer betonte, dass trotz der „nie wieder“ Einstellung vieler, es immer noch antisemitische Strömungen in der Gesellschaft gebe. „Dies ist ein wunderbares Projekt, um die Erinnerung zu bewahren.“ SPD-Landtagsabgeordnete Daniela Sommer erzählte von der Begegnung mit einer „Montagsdemonstration“, die sie entsetzte. „Das verschwimmt etwas“, sagte Sommer und rief dazu auf, das nicht zuzulassen und gegen Hass und Hetze aufzustehen.
Christian Schnatz aus Dorf-itter hat die Platten mit den Inschriften gefertigt. Weitere wurden an den Häusern Mittelgasse 1, 7 und 11 angebracht. Für die Zukunft sind an allen Häusern, die von Juden bewohnt waren, Inschriften geplant. Für Karl-Heinz Stadtler sind dies Dokumente der Geschichte der Häuser, des Dorfes und unseres Landes. Wir seien nicht für die Vergangenheit verantwortlich, aber für die Gestaltung der Gegenwart und Zukunft.
In einer Präsentation wurde noch demonstriert, welche Informationen die Internetseite des Vereins über die Häuser und deren Geschichte und Geschichten enthält, die man im Internet findet oder über den QR Code. Die Veranstaltung wurde musikalisch umrahmt vom Posaunenchor Vöhl. Die Veranstaltungen der ehemaligen Synagoge Vöhl werden stets von der Polizei begleitet.
Samstag, 19. November 2022, Waldeckische Landeszeitung / Guten Morgen, Waldeck!
Puzzleteile für Familienchronik
Förderkreis erhält neue Informationen über Juden aus Vöhl
VON STEFANIE RÖSNER
Vöhl-Marienhagen – Es sind die alten Fotos der in Auschwitz umgebrachten Cousinen, es ist die Postkarte von Hilde, der einzigen in ihrer Familie, die den Holocaust überlebte, und es ist der letzte Brief der Mutter, die 1943 in Sobibor starb: Zeugnisse, die die bewegte Familiengeschichte der Kratzensteins aus Marienhagen dokumentieren.
„Durch Zufall sind wir im Internet auf eine Seite gestoßen, auf der ein Mann die Familienchronik seines Vaters, der aus Marienhagen stammte, veröffentlicht hat“, sagt Karl-Heinz Stadtler vom Förderkreis Synagoge Vöhl, der seit Jahren mühsam die Stammbäume früherer Vöhler Juden zusammenstellt. Der Mann, der die Chronik veröffentlichte, ist Walter Ernst Kratzenstein, der Sohn von Julius Kratzenstein, über den und dessen Familie es nun „unheimlich viele neue Informationen“ gibt.
Julius Kratzenstein wurde 1904 als das jüngste von vier Kindern des jüdischen Gastwirts Selig Kratzenstein und seiner Frau Dina geboren. Die Eltern bewohnten das in der Dorfmitte von Marienhagen gelegene alte Landschulheim. Julius genoss eine gute Schulbildung, er studierte in Berlin Geschichte, Philosophie und Pädagogik. Er wurde Rabbiner. Die Lebensläufe seiner drei Geschwister waren dem Förderkreis Synagoge Vöhl bereits bekannt. Zwei von ihnen sowie deren Kinder wurden deportiert und starben in Konzentrations- und Arbeitslagern. „Über Julius wussten wir nichts, außer dass es ihn gibt und dass er irgendwann weggegangen war“, so Stadtler. Dass Julius Kratzenstein nicht in Deutschland blieb, rettete ihm wohl das Leben.
„Julius wechselte zunächst zwischen Deutschland und der Schweiz und blieb schließlich in der Schweiz. Die Schweiz begrenzte zeitweise den Zuzug von deutschen Juden aus Angst, auch sie könne Angriffsziel der Deutschen werden.“ Julius leitete in der zweiten Kriegshälfte eine Einrichtung des Schweizerischen Roten Kreuzes, die sich um jüdische Flüchtlinge kümmerte. Nach dem Krieg wollte er Israel im Unabhängigkeitskrieg helfen, folgte aber bald seiner Familie – seiner Frau Rosa Rachel und seinem Sohn Walter Ernst – in die USA. Im Alter von 80 Jahren besuchte Julius Kratzenstein mit seinem Sohn Walter und dessen Frau Michelle Marienhagen und Vöhl. Er starb 1990 in Michigan, USA.
Montag, 07. November 2022, Waldeckische Landeszeitung / Lokales
Im Gebet wird die Angst kleiner
Gläubige aus vier Religionen diskutieren über Kraftquellen in Krisenzeiten
VON HANS PETER OSTERHOLD

Vöhl – Verleiht eine Religion Kraft in schwierigen Zeiten? Ein herausforderndes Thema hatten sich die Mitglieder des Projekts „Weiße Taube“, die sich seit mehreren Jahren zu interreligiösen Gesprächen treffen, für ihre Podiumsdiskussion in der ehemaligen Synagoge in Vöhl gestellt. Es gab vier unterschiedliche gedankliche Ansätze, aber auch manche Gemeinsamkeiten.
Zunächst hatte der Vorsitzende des Förderkreises der ehemaligen Vöhler Synagoge, Karl-Heinz Stadler, die Gäste begrüßt und eine kurzen Abriss über die Geschichte des Hauses im 20. Jahrhundert gegeben. Dann ging es mit kurzen Statements der Vertreter der vier vertretenen Religionen ins Thema.
Die Grundlage des Judentums sei Gebet, Nächstenliebe und Umkehr, sagte Armando Simon-Thielen und ging dann auf Phasen der jüdischen Geschichte ein. Die Juden hätten viele Krisen in ihrer Geschichte erlebt, im Exil in Ägypten oder der babylonischen Gefangenschaft beispielsweise. Die zehn Gebote seien ihnen gegeben worden, um für die Verbesserung der Welt einzutreten und die Thora, als „die transportable Heimat der Juden“.
Franz Harbecke sprach aus christlicher Perspektive. Und begann gleich mit kritischen Worten. Die Rolle der Religion in der Coronazeit sei eher von Kraftlosigkeit geprägt worden. Ostern und andere wichtige Feste seien ausgefallen: „Haben wir da Kraft gezeigt?“ Das Zentrum der Kraft der Christen sei der Glaube an Gott und an Jesus Christus. Jesus habe die Liebe Gottes zu den Menschen vorgelebt, geheilt und getröstet. Das werde auch heute von den Christen erwartet. Viele hätten sich in der Zeit der Pandemie für andere eingesetzt. Kraft komme unter anderem aus dem Gebet: „Dann wird die Angst kleiner.“
In Krisen ist Geduld das Wichtigste, sagte Muhammet Balkan aus Sicht des Islam. Gott gebe Hoffnung, Zuflucht und Geduld. Krisen seien die Gelegenheit, die Gottvergessenheit zu überwinden und Mitleid und Erbarmen für andere anzuwenden.
Dr. Bernardo Fritzsche betrachtete die Rolle der Religion in der Krise zunächst als Bahá’í und Mediziner. Studien hätten gezeigt, dass Religion die Resilienz steigere, das schaffe Schutz für andere. Auch die Heiligen Schriften könnten in Krisen helfen, Ängste zu besiegen und Kraft geben, sich und die Welt zu verändern.
Wie der Glaube an die nächste Generation weitergegeben werden könne, wollte jemand aus dem Publikum wissen. Im Judentum sei das zunächst Aufgabe der Mutter, die mit Gebeten und Ritualen den Tag für die Familie gestalte, sagte Simon-Thielen. Von kleinsten Kindesbeinen an würden viele fröhliche jüdische Feste mit der ganzen Familie und auch der Gemeinde gefeiert. Das sei sehr prägend.
Franz Harbecke sieht das Vorbild der Älteren als Chance für die Familie und Gesellschaft. „Machen können wir den Glauben nicht, nur vorleben.“ Für Muhammet Balkan gehört Respekt dazu, den viele Jüngere nicht von ihren Eltern vorgelebt bekämen. Aber er hat auch seine Zweifel, ob das in jeder Familie funktioniert. Wenn er miterlebe, wie sich manche Eltern bei Elternabenden aufführten, täten ihm die Lehrer leid. Auch für Bernardo Fritsche ist das Vorbild das Wichtigste. Die Bahá’í lüden zu Kindertreffen ein, bei denen „Tugenden“ vermittelt werden sollten. Soziales Verhalten würde vielfach in der Familie nicht vermittelt, was früher in der Großfamilie selbstverständlich war, verlautete aus dem Publikum. Die müsse im Bildungssystem besser verankert werden. Auch gehe es beim Bewältigen von Krisen nicht in erster Linie um Religion, sondern um den persönlichen Glauben, darin waren sich die meisten dann einig. Der Abend endete mit Gebeten aus den vier beteiligten Religionen. Die Podiumsdiskussion wurde engagiert moderiert von Tahireh Setz.
Freitag, 28. Oktober 2022, Waldeckische Landeszeitung / Lokales
„Die Kraft der Religion in schwierigen Zeiten“
Laien verschiedenen Glaubens diskutieren am 2. November in Vöhler Synagoge über Krisen
Korbach/Vöhl – Corona, Wirtschaftskrise und Krieg prägen den Alltag – wie hilft der Glaube, durch diese Zeiten zu kommen? Die Frage stellten sich die Teilnehmer des Projekts „Weiße Taube“, die regelmäßig über religiöse Fragen sprechen. Das Thema für die nächste Podiumsdiskussion mit Laien aus Judentum, Christentum, Islam und Bahaitum lautet als „Die Kraft der Religion in schwierigen Zeiten“.
Sie beginnt am Mittwoch, 2. November, um 19 Uhr in der Vöhler Synagoge: „Wir freuen uns und finden es für das Thema sehr angebracht, dass wir uns gerade in diesen Räumen treffen“, sagte der Bahá’í, Dr. Bernardo Fritzsche. Die Geschichte des jüdischen Volkes war von Krisen geprägt, erklärt Armando Simon-Thielen aus Wuppertal. Der Umgang mit den Vernichtungsversuchen sei also die eine Säule seines Beitrags. Die andere sei, wie seine jüdische Gemeinde in Wuppertal mit dem Krieg in der Ukraine umgehe.
Als Christ an der Diskussion beteiligt sich erstmals Franz Harbecke: „Schwere Zeiten“ sei ein sehr weites Feld, er wolle sich auf die Corona-Krise konzentrieren. „Die christlichen Gemeinden in Deutschland gehen nicht gestärkt aus ihr hervor“, befürchtet er nach den Schließungen: In kritischen Momenten sei die Kirche nicht systemrelevant gewesen. „Den Begriff ,schwere Zeiten‘ darf man nicht nur aus heutiger Sicht sehen, sondern auch historisch“, hält der Moslem Muhammet Balkan fest: Die Menschen hielten in vielen Krisen an der Religion fest – er verzeichnete in Korbach nach den Corona-Lockerungen denn auch sehr großen Andrang auf die Moschee.
„Was schwere Zeiten sind, ist ganz individuell“, hält Bernardo Fritzsche fest: Arbeitsverlust, Trauerfälle und psychische Belastungen gehörten ebenso dazu – und Glaube könne auch dort Kraft geben. Da bestätigten Studien über die Auswirkung von Religion auf körperliche wie geistige Gesundheit, die er beleuchten will.
Neu zur Runde stößt die Warburgerin Tahireh Setz als Moderatorin. Die Juristin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni Kassel erklärt: „Ich finde es toll, solch einen gemeinsamen Lern- und Reflexionsraum zu haben.“ Darin kämen empirische Daten und Geschichte, Inspirationsquellen und persönliche Erlebnisse zusammen. Der Dialog unter Laien sei oft fruchtbar. Sie hoffe auf viele Gedanken, um sich als Einzelner und Gesellschaft auf die nächste Krise vorzubereiten.
Die Redner halten jeweils einen gut siebenminütigen Impulsvortrag – die vielen verschiedenen Ansätze bieten dann Anlass zur Diskussion, blickt Muhammet Balkan voraus. „Im Anschluss werden Gebete aus allen Religionen gesprochen“, sagt Dr. Siebo Siuts, Mitgründer der Runde – die Gäste seien eingeladen, sich einzubringen.
Treffen zur Abfahrt nach Vöhl ist am Mittwoch um 18.30 Uhr am Hauerparkplatz, um Fahrgemeinschaften zu bilden. wf
Dienstag, 11. Oktober 2022, Waldeckische Landeszeitung / Lokales
Versteigert, verkauft, verwertet
Liquidation jüdischen Eigentums – Erinnerung an Deportation vor 80 Jahren
Vöhl-Marienhagen – Fast eine halbe Million Menschen jüdischer Herkunft lebten um 1933 in Deutschland. Sie wurden entrechtet, vertrieben, deportiert und ermordet. Ihre Habe wurde vom nationalsozialistischen Staat „verwertet“ – zu Geld gemacht. Wie es Rickchen Katzenstein aus Vöhl erging, ist noch dokumentiert.
Heide Müller, Susanne und Nico Sell, Elke Vogel, Karl-Heinz Stadtler sowie Dr. Heinrich Knoche haben die fast vollständig vorhandenen Archivunterlagen der Jahre 1930 bis 1945 der Gemeinde Marienhagen gesichtet und ausgewertet. Diese zeigen auf, dass Rickchen Katzenstein aus Vöhl von solcher Liquidation betroffen war. Dass die Unterlagen erhalten sind, ist für die Forschenden eine Überraschung. Normalerweise seien die Akten dieser Vorgänge alle vernichtet worden oder sie sind verschwunden.
Die Daten ermöglichen eine nahezu komplette chronologische Darstellung der zum Teil sehr komplexen Ereignisse. Der Grundstücksverkauf in Marienhagen war ein auferlegter indirekter Zwang, beschreibt Dr. Heinrich Knoche.
Das systematische Ineinandergreifen von Behörden, von Finanzämtern, Landeskulturabteilungen, Rechtsanwälten, Notaren, Finanzinstituten, Forstbehörden, Privatpersonen, Bürgermeistern und Gemeinderäten zur damaligen Zeit zeigt die gemeinsame Vorgehensweise auf, deren Folgen zum Teil bis in die gegenwärtige Zeit hineinreichen. So kaufte 1938 die Gemeinde von der Jüdin Friederike, genannt Rickchen, Katzenstein ein 0,54 Hektar großes Grundstück für umgerechnet 50 Euro, das zunächst mit der Forstbehörde gegen Wald getauscht wurde und letztlich an einen Bauern gegen ein anderes landwirtschaftliches Grundstück weiter veräußert wurde.
Rickchen Katzenstein (1870-1942) hat den Verkaufserlös nie erhalten. Sie wurde 1942 in Theresienstadt ermordet. Erst eine Erbengemeinschaft von ihr erhielt in einem Vergleichsurteil eines Landgerichtes im Jahr 1951 umgerechnet 1200 Euro als Wert für das Grundstück als Regress zugesprochen.
Aber auch Häuser, Wohnungen, Hausrat, Möbel und Kleidung, Fahrzeuge, Schmuck oder Tiere fielen an den nationalsozialistischen Staat, der sie verwertete und die Erlöse den Staatsfinanzen zuführte. Die Versteigerungen, die die Finanzbehörden zu diesem Zweck durchführen ließen, fanden in aller Öffentlichkeit statt – in Gaststätten, in Turnhallen und auf offener Straße. Zu Beginn der 1940er Jahre waren diese Versteigerungen fast alltägliche Ereignisse. Die Bevölkerung nahm regen Anteil und sah die Gelegenheit für „Schnäppchenkäufe“.
Oft wurden diese Auktionen aber auch direkt in der Wohnung des früheren Besitzers oder vor dem Haus durchgeführt. In beiden Fällen wussten die Käuferinnen und Käufer, woher die Tischdecke, der Anzug oder das Nachttischchen stammten, das sie erwarben.
So gelangten ungezählte Möbel, Geschirrteile, Kleidungs- und Wäschestücke, aber auch Kunstgegenstände in die deutschen Haushalte. Die Erlöse erhielten nicht die ehemaligen Besitzerinnen und Besitzer, sondern die Staatskasse.
Bis heute sind von diesen Einrichtungs- und Alltagsgegenständen vermutlich zahllose in privatem Besitz, vielleicht in Gebrauch oder verstaut und vergraben unter den Besitztümern von zwei oder drei Generationen auf Dachböden und in Hauskellern. Bei Gelegenheit werden sie durch die Aufmerksamkeit interessierter Bürger oder Bürgerinnen entdeckt – und bestenfalls zurückgeführt. red
Mittwoch, 28. September 2022, Waldeckische Landeszeitung / Lokales
Grauen, Gedenken und Alltag
Fotoausstellung zu Theresienstadt in der Vöhler Synagoge
VON ARMIN HENNIG

Vöhl – „In deinen Mauern wohnt das Leid“ lautet der Titel einer Fotoausstellung zu Theresienstadt in der Vöhler Synagoge. Zu sehen sind Bilder von Alexis und Dr. Wolfgang Werner, die ihre Aufnahmen aus dem Ghetto in analoger und digitaler Technik vorgenommen hatten. Die Ausstellung mit Aufnahmen aus Lager, Zitadelle und Lidice rundet die Veranstaltungsreihe zum Gedenken an die vor 80 Jahren durchgeführten Deportationen in das zumeist als Sammel- und Durchgangslager genutzte Theresienstadt ab.
Dokumente zur Identität und den Hintergründen der betroffenen Juden aus Vöhl sind ebenfalls ausgestellt, auch Auszüge aus dem Poesiealbum von Selma Rothschild (wir berichteten).
Bei der Sicht auf das Lager und die als Gefängnis genutzte Zitadelle der barocken Anlage legt die Fotokunst nicht nur den Fokus auf das Grauen oder die Trauer über die als Konsequenz einer mörderischen Ideologie eingesperrten und getöteten Menschen. Momentaufnahmen von Situationen und Einblicke in Gebäude, in die längst wieder der Alltag Einzug gehalten hat, runden das Panorama ab. In einer Konstellation hängen ein Ausschnitt des Galgens mit dem wieder als Wohnhaus genutzten Lagerbau nebeneinander. Friedhof und geheime Untergrundsynagoge bilden ein anderes Paar.
Den zweiten eindrucksvollen Schwerpunkt bildet das Thema Lidice, jenes im Zuge der Repressalien für das Heydrich-Attentat vollkommen ausradierte Dorf, dessen erwachsene Bevölkerung hingerichtet wurde. Relikte wie ein Christustorso und eine zeitgenössische Aufnahme der Kirche gehören ebenso zu den im Konzertraum gezeigten Impressionen wie das Denkmal für die Kinder von Lidice. Zehn von ihnen sollten im Lebensbornprogramm arisiert werden, während die übrigen 180 der Vernichtung anheim fielen.
Eigentlich sollte die Veranstaltung unter Beteiligung von Zeitzeugen aus Hessen stattfinden, doch beide mussten aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig absagen. Stellvertretend fungierte das hr-feature „Sonny – eine Geschichte über den Holocaust, Eintracht und Frankfurt über Helmut Sonneberg als Einführung. Dr. Wolfgang Werner ergänzte das Filmprogramm durch Auszüge aus den Memoiren von Sonnys Halbschwester Lilo Günzler, die mit Zustellung der „Transportscheine“ und Abschied am Bahnhof das unmittelbare Entsetzen stärker akzentuierte als die stärker auf den Sport und die Gegenwart fokussierte Fernsehproduktion.
Die Ausstellung ist vor und nach den Veranstaltungen zugänglich so wie jeden Sonntagnachmittag von 15 bis 17 Uhr.
Donnerstag, 15. September 2022, Waldeckische Landeszeitung / Guten Morgen, Waldeck!
Poesiealbum einer Jüdin
Mehr als 140 Jahre altes Buch an Synagoge in Vöhl übergeben
VON STEFANIE RÖSNER
Korbach/Vöhl – Der hübsche violette Einband mit dem eingeprägten Wort „Album“, umrahmt von Mustern, die eine feine Struktur ergeben, weckt sofort die Neugierde. Der Geruch von altem Papier lässt das Alter nur erahnen. Dünne, vergilbte Seiten mit persönlichen Versen in feiner Sütterlin-Handschrift, und einzelne Blätter, die drohen aus der Bindung zu fallen: Das Poesiealbum von Selma Rothschild hat mehr als ein Jahrhundert überdauert.
„Für mich ist es eine Sensation“, sagt Karl-Heinz Stadtler. Der Vorsitzende des Förderkreises Synagoge in Vöhl beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Geschichten der Juden, die in Vöhl lebten, bevor sie von den Nazis deportiert wurden. Darunter war auch Selma Rothschild, die als eine von „Vöhls letzten Juden“ im Jahr 1942 in einem Vernichtungslager umgebracht wurde.
Umso faszinierender ist das Geschenk an den Förderkreis, den Renate Mahaj aus Korbach möglich gemacht hat. Die 66-jährige Rentnerin interessiert sich für alles, was in Sütterlin verfasst ist. „Es macht mir Spaß, das zu übersetzen.“ So stöberte sie wieder einmal im Lager eines Unternehmens, das bei Haushaltsauflösungen entrümpelt. Und sie stieß auf das alte Album, dessen 48 Einträge sie in Vereinfachte Ausgangsschrift übertrug.
„Auf dem Pfad, der dich durchs Leben leitet, sieh o Freundin viele Rosen blühen. Und der Bach des Erdenlebens geleite silbern dir ins Meer der Zeit dahin.“ Poetische Sprüche wie diese enden mit persönlichen Worten: „Zur bleibenden Erinnerung an unsere Freundschaft schrieb dieses deine Rosa Kaiser“. Vöhl, den 27. Dezember 1880. „Ich wurde ganz traurig“, sagt Renate Mahaj. „Es stehen so viele liebe Wünsche darin. Doch sie haben nichts genützt. Die Geschichte von Selma Rothschild hat so ein schlimmes Ende genommen.“
Die Jüdin war am 10. Februar 1867 in Vöhl geboren worden. Mit 13 Jahren hatte sie ihre ersten Freundinnen und Verwandte in ihr Poesiealbum eintragen lassen. Insgesamt finden sich 48 Einträge aus den Jahren zwischen 1880 bis 1901. Auch Erinnerungen von Hotelbesuchern sind darin zu lesen. Denn ihr Vater Moritz Rothschild betrieb das angesehene Hotel „Prinz Wilhelm“ in Vöhl.
In Schönschrift verewigten sich Wegbegleiterinnen aus Vöhl, Gäste aus der Ferne, jüdische und christliche Familienangehörige und Bekannte, die Selma Rothschild Glück und Gottes Segen wünschten. Einzelne Sinnsprüche erscheinen im Nachhinein makaber: „Lerne leiden ohne zu klagen.“
„Das Büchlein muss dahin, wo es hergekommen ist“, sagte sich Renate Mahaj. Daher hat sie es der Synagoge geschenkt. Aus welchem Haushalt das Buch stammt, konnten Renate Mahaj und Karl-Heinz Stadtler bislang nicht erfahren, wobei sie es zu gerne wüssten.
Fotos der Originalseiten und die Transkriptionen sind nun im Museum der Synagoge sowie auf der Internetseite synagoge-voehl.de (Rubrik „Vöhler Juden“ - „Die Synagoge in Vöhl“) zu sehen. Elizabeth Foote aus Salt Lake City in den USA und Karl-Heinz Stadtler haben zudem Informationen über die Personen, die sich im Poesiealbum eintrugen, zusammengestellt.
Das Poesiealbum soll restauriert werden, was laut Karl-Heinz Stadtler mehrere Hundert Euro kosten wird. Spenden an den Förderkreis „Synagoge in Vöhl“: Sparkasse Waldeck-Frankenberg; BIC: HELADEF1KOR; IBAN: DE 5652 3500 0500 0700 7222.
Donnerstag, 15. September 2022, Waldeckische Landeszeitung / Titelseite
140 Jahre altes Poesiealbum einer Jüdin gefunden

Im Zuge einer Haushaltsauflösung hat Renate Mahaj aus Korbach einen kleinen Schatz gefunden: das Poesiealbum von Selma Rothschild, einer Jüdin, die in Vöhl lebte und 1942 von den Nazis im Vernichtungslager Treblinka getötet wurde. Renate Mahaj hat das mehr als 140 Jahre alte Poesiealbum an den Förderkreis „Synagoge in Vöhl“ übergeben. Dessen Vorsitzender Karl-Heinz Stadtler nennt den Fund „eine Sensation“. Die Einträge stammen aus den Jahren von 1880 bis 1901. srs Foto: STEFANIE RÖSNER ➔ SEITE 3
Dienstag, 13. September 2022, Waldeckische Landeszeitung / Lokales
Musik verbindet Menschen verschiedener Kulturen
Ensemble „The Klezmer Tunes“ gibt virtuoses Konzert in der Vöhler Synagoge
VON NADJA ZECHER-CHRIST

Vöhl – Seit einem halben Jahr führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. In schwierigen Zeiten ist Musik bedeutsam, da sie Menschen und Kulturen verbindet. Solch ein harmonisches Miteinander zeigte das Ensemble „The Klezmer Tunes“ am Samstagabend in der Vöhler Synagoge, denn zwei der Musiker stammen aus Russland und einer aus der Ukraine.
Mit grandioser Virtuosität verzückte die Gruppe ihre Zuhörerinnen und Zuhörer mit dem Programm „Back to Odessa“ und wurde mit begeistertem Zwischenapplaus belohnt. Mit kreativen Arrangements verliehen die Musiker altbekannten Werken ihre persönliche Note.
Zum geschmeidigen Klang von „Shalom/Let’s Be Happy“ schritten Igor Mazritsky (Violini) und Dimitri Schenker (Klarinette) auf die Bühne, wo Vadim Baev (Akkordeon) auf sie wartete. „Wir geben heute alles“, versprach Schenker. Er hatte nicht zu viel versprochen, da schon die lateinamerikanischen Klänge von „Odom Nechome“ zahlreiche Füße mitwippen ließen.
Mitreißend war auch die finnische Polka „Di Mechaje“. Melodiös und temporeich kam das Werk „Tates Freilach“ daher, das die Musiker „fröhlichen Vätern“ widmeten. Auch die Damen wurden nicht vergessen – für sie erklang das Swingstück „Bei mir bistu shein“ mit Gesang. Mit dem Rücken zum Publikum starteten die Musiker das Stück „Naftules Freilach“ des einflussreichen jüdischen Klarinettisten Naftuli Brandwine. Laut Schenker habe dieser so verhindern wollen, dass man seine Technik kopieren könne. Mitsingen war beim traditionellen jiddischen Lied „As de Rebbe singt“ angesagt.
Eher ruhige Klänge ertönten beim traditionellen Schreittanz aus Osteuropa. Eine klangreiche Zugreise wurde mit dem Werk „7.40 PM“ imitiert. Feurige Klänge ertönten beim ukrainisch-russischen Schlager „Begelach“, der den Bagel thematisierte. Die Gruppe spielte durchweg Stücke in Moll, eine Ausnahme bildete „Bulgar in Bb“, ein fröhliches Stück in Dur vom berühmten Ukrainer Multiinstrumentalisten Dave Tarras.
Auf eine musikalische Reise durch die Ukraine, Polen, Amerika, Australien und Israel entführte das Trio mit dem fröhlichen „Freilach“. Lautstark forderte das Publikum am Ende zwei Zugaben von „The Klezmer Tunes“ ein. Beim finalen Stück „Hava Nagila“ sangen alle Gäste aus vollem Halse mit.
Mittwoch, 14. September 2022, Waldeckische Landeszeitung / Lokales
Schrecken der NS-Zeit aufgezeigt
Landkulturboten stellen in der Vöhler Synagoge ihre Abschlussprojekte vor
VON BARBARA LIESE

Vöhl – „Wir sind legal bis zur letzten Galgensprosse, aber gehenkt wird doch.“ Mit diesem Zitat von Joseph Goebbels beendete Luisa Wilke ihre beeindruckende Projektpräsentation in der Synagoge in Vöhl. Sie ist eine der sechs Schülerinnen und Schülerinnen, die in diesem Jahr an dem Projekt Landkulturboten des Förderkreises Synagoge in Vöhl teilnahmen.
Nach einer Einführung in die Geschichte des Gebäudes, die Entwicklung jüdischen Lebens in der Gemeinde und das Verschwinden der jüdischen Familien übernahmen die jungen Landkulturboten während der Sommerferien die Führungen durch das Haus. Gleichzeitig arbeiteten sie jeweils an einem persönlichen Projekt zu einem Thema ihrer Wahl.
„Diese Gruppe war sehr engagiert und selbstständig“, freute sich der Vorsitzende des Förderkreise, Karl-Heinz Stadler. „Hier zu arbeiten ist eine besondere und anspruchsvolle Aufgabe. Ich konnte dieser Gruppe von Anfang an vertrauen. Das Interesse der Jugendlichen an den Themen, mit denen sie bei uns konfrontiert werden, und die Intensität, mit der sie an ihrem Projekt arbeiten ist bemerkenswert“, betonte er.
Luisa Wilke ist Schülerin der Alten Landesschule in Korbach. Mit großer Sorgfalt hatte sie ihren Vortrag zu dem komplexen Thema „Von der Diktatur zur Demokratie“ vorbereitet. Es gelang ihr, sachlich und wertfrei den gesetzlich legalen Weg Deutschlands von der Demokratie zur Diktatur nachzuzeichnen. Sie verzichtete auf Schuldzuweisungen und persönliche oder politische Botschaften. Gerade diese Neutralität ermöglichte einen freien Blick auf die Verantwortung jedes Einzelnen, auch in einer funktionierenden Demokratie wachsam zu sein.
Die folgenden Präsentationen thematisierten die Folgen des 30. Januar 1933. Sorgfältig recherchierte Fakten und Zusammenhänge standen auch hier im Vordergrund. Gerade das aber ließ die geschilderten Schrecken des Nationalsozialismus besonders klar erscheinen.
Mali Klöcker aus Marienhagen, berichtete von Kindern und Jugendlichen in den Konzentrationslagern. Neben nüchternen Zahlen hatte sie sehr emotionale Geschichten zu erzählen, von den Kindern, die sie die „vergessenen Kinder“ nannte.
Kimberley Simon ist schon zum zweiten Mal Landkulturbotin. Sie hat sich in ihrer Muttersprache in der Hauptsache um den Ausbau des englischen Teils des Internetauftritts gekümmert. Mit dem Thema „Judenverfolgung im Mittelalter“ gab sie außerdem einen geschichtlichen Überblick über die Zeit und die Verfolgungen, die die Juden vor allem im Zusammenhang mit anderen Religionen erleben mussten.
Cara Richter ist ebenfalls Schülerin der Alten Landesschule. „Das Sonderkommando von Auschwitz war die schrecklichste Aufgabe, die die SS einem Häftling zuteilen konnte“, erfuhr man in ihrem Vortrag. Die Häftlinge mussten die Krematorien des Vernichtungslagers bedienen, die Ermordeten aus den Gaskammern entfernen, sie berauben, verbrennen und am Ende beseitigen. Sie waren Opfer und Helfer zugleich; gehasst von beiden Seiten und immer selbst dem Tod geweiht.
Niko Sell aus Marienhagen ist ebenfalls zum zweiten Mal Landkulturbote in der Synagoge. Für sein Projekt „Polnische Zwangsarbeiter“ fand er mit dem sogenannten „Polenkreuz“ bei einem Waldstück „Am Knapp“ in Herzhausen einen direkten regionalen Bezug.
Dort wo heute das Gedenkkreuz steht, jährt sich in diesem Jahr zum achtzigsten Mal der Tag der Ermordung von sechs polnischen Zwangsarbeitern. „Für den 19. Dezember, dem Todestag, haben wir wieder eine Gedenkfeier geplant, Nikos Arbeit wird dabei sicher eine große Rolle spielen“, kündigte Karl Heinz Stadtler an.
Lena Sell konnte das große Thema „Arisierung und Restitution“ in ihrem Heimatort Marienhagen nachempfinden. Die „Arisierung“ und Enteignung jüdischen Eigentums war ein sehr ein komplexer politischer und gesellschaftlicher Prozess mit vielen Beteiligten. Der Weg zu einer Wiedergutmachung nach dem Zweiten Weltkrieg war langwierig und kompliziert. Auch in Marienhagen fiel die Anerkennung und Unterstützung der Betreffenden den Behörden schwer.
synagoge-voehl.de
Es ist Freitagabend, kurz vor Sonnenuntergang. Zwischen all den Informationen der Präsentationen und Gefühlen, die mit den Erinnerungen auflebten, überraschte Sarah Küpfer in der Vöhler Synagoge mit einem weiß gedeckten Tisch. Auf ihm stehen zwei Kerzen, Wein und Brot bereit für den Kiddusch, dem Segensspruch über Wein und Brot. Sie spricht für alle den Segen, der den Sabbat, den Ruhetag im Judentum, einläutet. bl
Freitag, 19. August 2022, Waldeckische Landeszeitung / Guten Morgen, Waldeck!
Kultur an besonderen Orten
Veranstaltungen zum Tag des offenen Denkmals vom 9. bis 11. September
Waldeck-Frankenberg – Von klassischer Musik bis Kabarett wird zum Tag des offenen Denkmals Kultur an besonderen Orten geboten. Vom 9. bis 11. September werden in Adorf, Flechtdorf, Vöhl und Frankenberg anspruchsvolle Konzerte und Kleinkunst zu erschwinglichen Preisen zu erleben sein.
In der evangelischen Kirche in Adorf wird am Freitag, 9. September, um 20 Uhr Philipp Weber auftreten. Der Kabarettist wird sein Programm „Durst – Warten auf Merlot“ zum Besten geben. Der Chemiker und Biologe will sein Publikum in die Abstrusitäten der flüssigen Lebensmittelbezeichnungen entführen.
In der ehemaligen Synagoge Vöhl werden am Samstag, 10. September, um 19 Uhr die „Klezmer Tunes“ ihr ansprechendes Programm mit dem Titel „Back to Odessa“ präsentieren. Die Musiker verarbeiten eingängige Melodien aus der jüdischen Klezmermusik auf ihre individuelle Art.
In der Liebfrauenkirche in Frankenberg wird am Sonntag, 11. September, ebenfalls Musik erklingen. Um 18 Uhr werden dort die Stimmen von den fünf Sängern von „Vocaldente“ zu hören sein – einem Vokalquintett aus Hannover. In ihrem Programm „In the Air“ werden sie Stücke von den Comedian Harmonists bis hin zu Taylor Swift aufführen. Ebenfalls an dem Sonntag wird das „Artaria Quartett“ in der Klosterkirche in Flechtdorf klassische Musik spielen. Darunter werden Stücke von Beethoven sein, komponiert für vier Streichinstrumente. Beginn ist um 18 Uhr.
Wie schwierig es für die Ausrichter ist, Konzerte zu finanzieren, erklärte Karl-Heinz Stadtler vom Förderkreis der Synagoge Vöhl bei einem gemeinsamen Termin der Veranstalter. Seit der Corona-Pandemie würden weniger Menschen die kulturellen Veranstaltungen besuchen, was weniger Einnahmen bringe. Umso hilfreicher sei die Finanzierung anlässlich des Tags des offenen Denkmals.
„Hör-mal im Denkmal“ heißt das Projekt, das von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen mit 10 000 Euro gefördert wird. „Wir sind die Geldgeber, das Projekt lebt aber von den Menschen vor Ort, die sich darum kümmern“, lobte Bettina Riehl von der Sparkassen-Kulturstiftung die Ehrenamtlichen.
„Die Kultur ist zuletzt oft hinten runtergefallen“, sagte Sonja Klein, Mitglied des Vorstandes der Sparkasse Waldeck-Frankenberg. Daher seien die Angebote zum Tag des offenen Denkmals ein wichtiger Beitrag zugunsten der Region.
„Wir hoffen, dass wir unsere treuen Zuhörer ansprechen, aber auch neue Gruppen erreichen“, sagte Birgit Gabriel vom Kulturring Frankenberg. Auch Vertreter des Fördervereins Kloster Flechtdorf, der evangelischen Kirche Adorf und des Förderkreises Synagoge Vöhl stellten ihre Veranstaltungen vor und warben für den Besuch.
Die Atmosphäre in den gepflegten historischen Gebäuden soll besonders reizvoll sein. srs
Freitag, 19. August 2022, Waldeckische Landeszeitung / Lokales
Reise durch viele Musikstile
A-cappella-Ensemble „dezibelles“ erhält viel Beifall in der Vöhler Synagoge
VON ARMIN HENNIG

Vöhl – Die „dezibelles“ bescherten in der ehemaligen Synagoge in Vöhl einen gern gehörten Überraschungscoup im Programm für den Sommer. Unter dem Titel „Best of“ präsentierte das mehrfach preisgekrönte A-cappella-Ensemble nicht nur Höhepunkte aus den vorherigen vier Alben oder längst konzertreife Novitäten, sondern wagte sich auch mit absoluten Premieren vor das Publikum.
Seine Feuertaufe auf der Bühne bestand auch die Quartett-Version von Imogen Heaps „Hide and Seek“. Die Vorlage hatte die Künstlerin mit sich selbst und zahlreichen Tonspuren der eigenen Stimme eingespielt, bei Nicole Hitz, Aude Freyburger (beide Sopran), Daniela Villiger (Mezzo) und Editha Lambert (alt) kamen sämtliche Töne spontan und live aus vier unterschiedlichen Kehlen, gleichbedeutend mit einer Offenbarung für alle Zuhörerinnen und Zuhörer.
Die Aufführung eines noch nie im Konzert gehörten, aber sonst phasenweise omnipräsenten Erfolgstitels erreichte auf Anhieb höchste Zustimmungswerte beim Publikum, ganz anders verhielt es sich oft bei unbekanntem Liedgut. Mit ihrer Hommage an die jenseits der Schweizer Grenzen nicht ganz so populäre Musik der Heimat setzte sich das Quartett zum Auftakt der musikalischen Reise durch sämtliche Stile selbst ein wenig unter Überzeugungsdruck.
Doch klingende Naturschauspiele wie das Gipfelglück „Luegid“ oder „Sommertid“ mit der Reaktion zweier Liebender auf die Sternschnuppe, die für die Trennung eines anderen Paars steht, erwiesen sich als wirkungsvolle Appelle an Gehör und Gemüt, die auch ohne die Vorgeschichte funktionierten.
Als virtuoses Spiel mit dem musikalischen Vorwissen des Publikums erwies sich dagegen das „Mondmashup“, das sich aus der Vorauswahl für das jüngste Album ergab, das eine Reise durch den Weltraum zum Thema hat. „Wir hatten genügend Mondmusik für ein ganzes Album“, gab Daniela Villiger einen Hinweis auf die Vielzahl der Stücke, die in der thematischen Collage mehr oder minder prominent zur Geltung kamen. Auf das „Mondlied“ von Matthias Claudius hatten wohl alle gerechnet, doch Beethovens „Mondscheinsonate“ kam beim stilübergreifenden Weltmusikspektakel ebenso zur Geltung wie „Hijo de la Luna“, „Moon River“ oder der Jazz-Standard „Fly me to the Moon“. Wenn es überhaupt eine stilistische Lücke gegeben hatte, dann Rap. Der melodische Sprechgesang von „So Far“ schloss nach dem Verklingen des stürmischen Beifalles diese Lücke. Als komischer Höhepunkt der zweiten Hälfte erwies sich der choreografierte Flug mit sämtlichen Reaktionen des Passagiers, der mit einem „Campari Soda“ alle Probleme hinter sich lassen möchte.
Samstag, 06. August 2022, Waldeckische Landeszeitung / Landkreis
„Power-Frauen“ ausgezeichnet
Landtagsabgeordnete Sommer würdigt Verdienste auf vielen Themenfeldern

Waldeck-Frankenberg – Frauen, die privat, im Ehrenamt oder im Beruf Vorbildliches für die Gesellschaft im Landkreis leisten, sind in Mandern von der heimischen SPD-Landtagsabgeordneten Dr. Daniela Sommer ausgezeichnet worden. Motto: „Power-Frauen in Waldeck-Frankenberg – du bist Spitze“.
„Alle Frauen, die beworben wurden, sind auf ihre Art und Weise spitze und haben die Auszeichnung verdient“, sagte Daniela Sommer. „Oft agieren Frauen im Stillen und Verborgenen und werden dafür nicht ausgezeichnet. Und das, obwohl sie für die Gesellschaft Großes leisten. Dieses Engagement will ich herausheben und würdigen.“
Die Ehrung erhielten:
Aus der Gymnastiksparte „Gym Step“ des TV Volkmarsen Andrea Riehl, Karin Rest, Barbara Teppe-Rest und Nicole Anedda-Kempf. Sie alle sind seit den 1990er Jahren in unterschiedlichen Funktionen im Verein tätig, nicht allein in Sachen Gymnastik.
Hildegard Becker aus Diemelsee ist Mitbegründerin der Arbeitsgruppe Waldeck‘sches Platt, engagiert sich im Förderverein Kloster Flechtdorf und im Waldeckschen Geschichtsverein.
Renate Drechsel aus Battenberg ist seit 27 Jahren vielfach aktiv im VdK-Ortsverband und baute das Nachbarschaftsnetzwerk in Battenberg mit auf. Sie fährt den Bürgerbus, bietet mit ihrem Auto Fahrten zum Einkaufen und zum Arzt an und organisiert ein Reparatur-Café.
Anna Evers aus Vöhl ist Vorstandsmitglied im Förderverein Synagoge, in dem sie sich mannigfaltig engagiert und leistet seit 30 Jahren Vorstandsarbeit im Geschichtsverein Itter-Hessenstein.
Christine Goebel aus Bad Wildungen arbeitet in der katholischen Kirche und im Hospizverein ehrenamtlich, den sie mitgegründet hat. 1981 schon richtete sie einen Besucherdienst für Kliniken mit ein, ist Caritas Vorsitzende und im Verein „Wir für uns“ tätig.
Waltraud Stankowitz aus Battenberg wurde von ihren Mann vorgeschlagen, betreut seit Jahren die Rehasportgruppe des TSV Battenberg mit allem Drum und Dran.
Mirjam Weegels aus Dodenau ist ein absoluter Familienmensch. Seit Jahrzehnten wirkt sie ehrenamtlich in Frauenchor, Kirchenchor, bei der Pflege des Außengeländes der Kirche in Allendorf, leistet Vorstandsarbeit und organisiert Veranstaltungen mit. Sie arbeitet im Seniorenheim auf der Burg in Frankenberg und tritt als ver.di-Mitglied für bessere Arbeitsbedingungen ein.
Ute Claßen aus Edertal ist seit 1993 ehrenamtlich in der Evangelischen Gemeinschaft tätig. Seit dem Jahr 2013 ist sie aktiv für geflüchtete Menschen bei den Themen Integration, Asyl, Unterstützung bei Behörden und Arztbesuchen, Orientierung. Sie koordiniert die Grundlagenarbeit der FlüchtlingshilfeVIA in Bad Wildungen.
Die jüngste der geehrten Frauen ist Noel Backhaus. Sie ist Trägerin des „Lu-Röder-Preises“ des Landessportbundes 2021, Abteilungsleiterin Badminton und Highwalkers beim TSV Korbach. 2010 startete sie mit Vollgas in die Ehrenamtlichkeit mit vielerlei Trainingslizenzen und als Fußballschiedsrichterin. 2004 war sie Staffelläuferin von Korbach nach Athen zu den Olympischen Spielen.
Alle Geehrten bekamen eine Urkunde, ein Präsent und eine Flasche Wein. Eine Jury sprach außerdem Ute Glaßen und Christine Goebel je einen Gutschein für eine Reise nach Wiesbaden und Noel Backhaus eine Reise nach Berlin zu. wiw
Montag, 01. August 2022, Waldeckische Landeszeitung / Landkreis
„Putin fühlt sich auf historischer Mission“
MONTAGSINTERVIEW Der Berliner Historiker Prof. Michael Wildt über den Ukraine-Krieg
Bei seinen Forschungsarbeiten über den Nationalsozialismus beschäftigte sich der Berliner Historiker Prof. Michael Wildt auch mit dem Angriffskrieg der Deutschen auf Polen und die damalige Sowjetunion und mit den deutschen Vernichtungslagern in Osteuropa. Er setzte sich dabei auch mit der Geschichte der besetzten Länder auseinander. Bei seinem Besuch in Vöhl sprach er mit unserer Zeitung über den am 24. Februar entfesselten Ukraine-Krieg – der seine historischen Dimensionen hat und tief in die ukrainische Geschichte führt.
Der russische Präsident Wladimir Putin spricht der Ukraine offenbar das Existenzrecht ab und betrachtet sie als historisch zu Russland gehörig. Die Ukrainer beharren auf der Eigenständigkeit ihrer Nation, ihrer Kultur und ihres Volkes. Wie beurteilt der Historiker den Gegensatz?
Die ukrainische Auffassung des Nationalstaates ist völlig zeitgemäß. Putins Machtanspruch stammt aus dem Mittelalter. Er sucht eine historische Legitimität aus imperialen Traditionen der Zarenzeit, die es nicht mehr gibt. Auch ich habe zu spät wahrgenommen, was Putin in seinen Reden gesagt hat, aber wir müssen ihn ernst nehmen: Putin fühlt sich auf einer historischen Mission.
Kanzler Olaf Scholz bezeichnet den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Putins als „Zeitenwende“. Lässt sich der Krieg bereits historisch einordnen?
Für Europa stellt der Krieg einen Bruch mit der europäischen Friedensordnung und mit dem 1975 von der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa geschlossenen Vertrag von Helsinki dar. Da hat die russische Führung eine Zäsur gesetzt, die tief geht. Es braucht eine sehr lange Zeit, bis wieder Vertrauen entstehen kann und eine Zusammenarbeit mit Russland möglich ist. Außerhalb Europas zeigen sich aber schon länger die imperialen Ansprüche Russlands, ob in Afghanistan, in Syrien oder 2014 auf der Krim. Der deutschen Politik ist erst sehr spät gewahr geworden, welche Pläne die russische Regierung hat.
Allerdings ist die nach 1945 geschaffene Friedensordnung der Welt schon gefährdet.
In der Welt bedroht der Angriffskrieg Russlands in hohem Maße die Strukturen der Vereinten Nationen, nach denen die Großmächte für Sicherheit und Ausgleich sorgen sollen – Russland ist ja im UNO-Sicherheitsrat Vetomacht. Hier muss über die Strukturen der UNO nachgedacht werden.
Für das heutige Nationalbewusstsein der Ukrainer ist offenbar die Zeit zwischen der russischen Oktoberrevolution 1917 und dem Sieg der Roten Armee über Nazi-Deutschland 1945 prägend. Wie war die Situation in der heutigen Ukraine zum Ende des Ersten Weltkriegs?
In osteuropäischen Ländern wie in Polen und der Ukraine ist schon im 19. Jahrhundert ein auf die Kultur ausgerichtetes Nationalbewusstsein aufgekommen. Mit dem Zerfall des russischen Imperiums nach 1917 sind die Nationen dann auch als Nationalstaaten entstanden. Auf dem Gebiet der heutigen Ukraine haben aber etliche Kräfte in einem verheerenden Bürgerkrieg über die Vorherrschaft gekämpft.
Der Sieg der Roten Armee im Bürgerkrieg beendete 1920 die Unabhängigkeit der Ukraine, das Baltikum wurde durch den Hitler-Stalin-Pakt 1939 sowjetisch, Polen wurde geteilt. Wie hat sich die Situation für die Ukrainer nach dem Beginn des deutschen Angriffs- und Vernichtungskriegs gegen die Sowjetunion im Juni 1941 geändert?
Im Baltikum und in der Ukraine gab es Nationalbewegungen unterschiedlicher Schattierungen. Sie haben gehofft, durch ein Bündnis mit den Deutschen gegen die sowjetische Herrschaft ihre Nationalstaatlichkeit wiederzugewinnen. Auf deutscher Seite war aber von Anfang an klar, dass keine Nationalstaaten entstehen sollten. Es ging vielmehr darum, Länder wie die Ukraine auszuplündern. Die Wehrmacht sollte sich aus dem Land ernähren. Es war der deutschen Führung völlig klar, dass die Agrarressourcen nicht ausreichten, es war ihr klar, dass Millionen Menschen deshalb verhungern würden.
Ein wichtiger, aber umstrittener Mann dieser Zeit ist der ukrainische Partisanenführer Stepan Bandera: Für die einen ist er bis heute ein Freiheitskämpfer, für andere ein fanatischer Nationalist, Nazi-Kollaborateur und Antisemit. Wie schätzen Sie ihn ein?
Bandera ist zweifellos ein gewalttätiger Antisemit und ein militanter ukrainischer Nationalist. Für ihn war der Kommunismus ein Werk der Juden. Er hat die Pogrome an der jüdischen Minderheit in der Ukraine gewollt und angefeuert. Das macht die Ambivalenzen der Erinnerung heute in Osteuropa aus. Auf der einen Seite wird an den Kampf gegen den Kommunismus erinnert, auf der anderen Seite die mörderische antisemitische Seite nicht gesehen oder sogar geleugnet. Das ist ein schwieriger Umgang dieser Länder mit der eigenen Geschichte.
Durch allzu späte Gerichtsprozesse gegen Aufseher in deutschen Vernichtungslagern wie 2011 gegen John Demjanjuk gerieten die „Trawniki-Männer“ in den Blick: Rädchen in der Tötungsmaschinerie der SS. Wer waren sie?
Die Trawniki waren eine Hilfstruppe, die die SS für die Vernichtungslager im Osten aus den Kriegsgefangenen der Roten Armee rekrutiert hat, vor allem unter ukrainischen Soldaten.
Was hat die Gefangenen bewogen, für „den Feind“ zu arbeiten? Und dann noch in den Vernichtungslagern der SS?
Die deutsche Führung hat sich keine großen Gedanken um die Kriegsgefangenen gemacht, sie hat geglaubt, der Krieg sei in drei Monaten gewonnen. Doch der Krieg dauerte länger, und die Wehrmachtsführung traf die kriegsverbrecherische Entscheidung, sich nicht um die Versorgung der Kriegsgefangenen zu kümmern – bis Februar 1942 waren über mehr als Millionen sowjetische Gefangene verhungert oder an Erschöpfung und Krankheiten gestorben. In dieser Situation erschien es vielen als ein Ausweg vor dem sicheren Tod, sich von der SS rekrutieren zu lassen.
Wie stark sind die Trawniki an Verbrechen beteiligt?
Die meisten haben mitgemacht beim Massenmord in den Vernichtungsstätten Belzec, Sobibor, Treblinka. Sie hatten nichts gegen den Massenmord – oft auch aus antisemitischer Gesinnung. Deshalb ist John Demjanjuk aus meiner Sicht zu Recht wegen Beihilfe zum Mord an 28 060 Menschen verurteilt worden. Es gab aber auch Trawniki, die geflohen sind oder versucht haben, sich mit Waffengewalt gegen die SS-Leute zu stellen. Doch die meisten waren willige Helfer.
Mit dem Sieg 1945 stieg die Sowjetunion zur „Supermacht“ neben den USA auf. Für Putin ist ihr Zerfall 1991 die „größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts“. War die gerade vom neu gewählten russischen Präsidenten Boris Jelzin betriebene Auflösung zwangsläufig?
Der Zerfall der Sowjetunion war unvermeidbar. Das Imperium konnte so, wie es organisiert war, nicht weiter existieren. Selbst ein Staatenbund wie die 1991 gegründete „Gemeinschaft unabhängiger Staaten“ war schon nicht mehr möglich. Die neuen Nationalstaaten wollten ihre eigenen Wege gehen.
Bei der Debatte im Westen über den Umgang mit Putins Angriffskrieg ziehen manche Parallelen zur Lage Ende der 1930er Jahre, als Hitler immer aggressiver nach Gebietserweiterungen verlangte – bis er mit dem Angriff auf Polen den Zweiten Weltkrieg auslöste. Heute heißt es, Verhandlungen mit Putin seien wie die 1939 gescheiterte „Appeasement-Politik“ der Briten und Franzosen, Putin müsse „besiegt“ werden. Lässt sich die Situation vergleichen?
Die Frage stellt sich allgemeiner: Kann man aus der Geschichte lernen? Die Antwort lautet: ja und nein. Wir können nicht aus Hitlers Politik darauf schließen, wie Putin agiert. Eine solche Analogie führt in eine Sackgasse. Und auch ohne historische Parallelen zum Nationalsozialismus ist evident, dass Putin für Kriegsverbrechen verantwortlich ist.
Warum dann der Drang zu historischen Parallelen?
Wir erleben gerade eine unvorhersehbare Situation, in der Menschen versuchen, sich in der Geschichte zu vergewissern, in der sie versuchen, Markierungen zu finden, um Urteile zu finden. Das kann ich sehr gut nachvollziehen. Es gibt durchaus Anknüpfungspunkte, auch Hitler hat die anderen Mächte getäuscht, die mit Deutschland das Münchner Abkommen geschlossen haben. Aber trotzdem sind die Ausgangslagen 1938 und heute völlig anders. Wir sind in einer neuen Situation, auch die Kräfteverhältnisse sind unterschiedlich. 1938 wollten Briten und Franzosen einen neuen Krieg verhindern. In der Gegenwart hat die westliche und besonders die deutsche Politik lange geglaubt, durch Handel und gegenseitigen Nutzen Kriege überflüssig zu machen, und dahinter nicht die imperialen Pläne Russlands wahrnehmen wollen.
Der Krieg und die hektische Suche nach Energiesicherheit verdrängen wichtige andere Themen.
Der Krieg tritt in den Moment in die Weltpolitik, in dem viel Drängenderes im Mittelpunkt stehen müsste: der Klimawandel. Um ihn einzudämmen, wäre eine weltweite Zusammenarbeit zwingend nötig. Der Krieg jetzt macht diese gemeinsamen globalen Anstrengungen zunichte und ist daher eine weltweite Katastrophe. Putin ist für mich insofern nicht nur ein Kriegsverbrecher, sondern ein Menschheitsverbrecher.
Was wäre in der jetzigen Lage zu tun?
Ziel der gemeinsamen Anstrengungen muss es sein, die Souveränität der Ukraine zu erhalten. Russland darf mit seinem Angriffskrieg nicht durchkommen. Dann hat die Ukraine das Wort, um zu sagen, wie eine politische Lösung aussehen kann.
Wie könnte der russische Angriffskrieg zu einem Ende gebracht werden?
Der Krieg endet erst dann, wenn die volle Souveränität der Ukraine wiederhergestellt ist. Sie wird sich mit der Annexion ihrer Gebiete nie zufriedengeben. Aber eine politische Lösung ist mit der derzeitigen russischen Führung wohl nicht möglich. Es braucht einen grundlegenden politischen Wechsel, nur dann wird es eine Lösung geben, die dem Völkerrecht und der europäischen Friedensordnung entspricht. -sg- Fotos: Archiv / Andreas Gebert
Donnerstag, 28. Juli 2022, Waldeckische Landeszeitung / Landkreis
Judenhass tobte „vor aller Augen“
Historiker Michael Wildt berichtet in Vöhl über das Wissen um den Holocaust
VON DR. KARL SCHILLING

Vöhl – „Vor aller Augen. Was wussten die Deutschen vom Holocaust?“ Dieser Frage ging der Historiker Prof. Michael Wildt am Montag in der Vöhler Synagoge nach. Der Fachmann für die nationalsozialistische Diktatur zeichnete in seinem packenden Vortrag nach, wie viele Repressalien gegen Juden in aller Öffentlichkeit abliefen.
„Man musste nicht Antisemit sein, um NSDAP zu wählen“, sagte Prof. Wildt. Es habe viele Gründe gegeben, etwa der Wunsch nach einem „starken Mann“, der die Deutschen aus der Weltwirtschaftskrise und aus dem „Schandvertrag“ von Versailles führe. Aber: „Wer die Partei gewählt hat, hat Antisemitismus gewählt.“
Und die Partei habe viele Schritte zur Ausgrenzung und Demütigung der Juden öffentlich vollzogen. So stelle der erste Boykott jüdischer Geschäfte bereits im April 1933 eine „massive Zäsur“ dar – „jeder konnte sehen, wie die Nationalsozialisten gegen Juden vorgingen – auch außerhalb des Gesetzes.“ Manche hätten nach der Entmachtung der SA 1934 und der Ermordung vieler Führungskader um Ernst Röhm geglaubt, damit sei die „revolutionäre Phase“ beendet und die Regierung komme in „geordnete Bahnen“. Doch der Terror ging weiter. Das Regime verdrängte Juden aus Behörden oder Kliniken – andere profitierten und übernahmen ihre Stellungen. Und: „Das Regime machte keinen Hehl daraus, dass es Konzentrationslager gab.“ Im „Stürmer“-Kasten hätten Einwohner nachlesen können, welche „antisemitischen Maßnahmen“ vor Ort ergriffen worden seien. Viele Juden hätten ihr Geschäft aufgegeben und seien in die Großstadt gezogen.
Die Deutschen hätten zudem mitbekommen müssen, wie ihre jüdischen Nachbarn emigrierten, flüchteten oder verschwanden. Falle es nicht auf, wenn 1000 Menschen zu Fuß durch die Stadt zum Bahnhof zogen, um deportiert zu werden? Hätten Schüler nicht nachgefragt, wo ihre Klassenkameraden geblieben seien? Da zeige sich bereits, dass in der Mehrheitsgesellschaft eine „soziale Distanz“ gegenüber den Juden dagewesen sei.
Beim reichsweiten Pogrom am 9. November 1938 habe sich die Lage noch zugespitzt. Da sei das Regime offen gegen die Juden vorgegangen. „Viele haben es gesehen“, die Zeitungen berichteten, auch die WLZ. Und nicht nur die SA habe mitgemacht, auch andere hätten zerstört und mitgeplündert. Wohl 200 Juden wurden ermordet.
Das Erschreckende: Der angerichtete Schaden sei in der Bevölkerung beklagt worden, betonte Prof. Wildt – „aber kaum jemand äußerte Mitgefühl für die Juden: Gleichgültigkeit war das Moment.“
Auch die Kirchen hätten weitgehend geschwiegen ob der Schändung der Gotteshäuser. Diese „Pogromstimmung“, dieser explosionsartige Ausbruch der Gewalt sei für ihn erklärungsbedürftig, sagte der Historiker. Sei es die Angst vor einem nahen Krieg gewesen?

Im Jahr 1939 entfesselte Hitler mit dem Angriff auf Polen den Zweiten Weltkrieg – und die Deutschen erhielten neue Kommunikationsformen: Mit Feldpostbriefen und Fotos informierten Soldaten die Deutschen zu Hause über die Geschehnisse gerade im Osten: die Demütigungen der polnischen Juden, die massenhaften Erschießungen – dies werde auch in den Briefen thematisiert, sagte Prof. Wildt. Sie seien auch das „wesentliche Element der Kenntnisse über den Holocaust“.
Hinzu kam ein weiteres modernes Medium: das von den Nationalsozialisten geförderte Radio. Doch manche „Volksgenossen“ hörten nicht nur wie gewünscht deutsche Propaganda, sondern auch „Feindsender“ wie die britische BBC – die schon ab Sommer 1942 über die systematische Ermordung von Juden in Polen und der Sowjetunion berichtet habe.
Außerdem hätten viele von der Deportation der Juden aus Deutschland, den Niederlanden oder Frankreich profitiert: Ihr Hausrat wurde „vor aller Augen“ versteigert. Wohnungen wurden frei.
Beim Wissen über den Holocaust sei allerdings zu differenzieren, betonte Prof. Wildt: Die Massenerschießungen seien „in allen Familien“ Teil der Erzählung gewesen. Aber das Ausmaß der Tötung in den Vernichtungslagern sei nicht allgemein bekannt gewesen.
Doch schon nachdem sich das Kriegsglück für die Deutschen 1943 gewendet hatte, sei in der Bevölkerung das Unbehagen da gewesen, dass mit den Juden „etwas schlimmes“ passiert sei, dass den Deutschen deshalb Strafe der Sieger drohe. So habe es geheißen: „Wir werden alle vergast.“ Wildt fragte: „Wie kommt jemand darauf?“
Sein Fazit: „Wissen setzt wissen wollen voraus. Wer wissen wollte, konnte wissen.“ Prof. Wildt hat Tagebücher ausgewertet – Schreiber haben mit ihren Nachfragen durchaus einiges an Wissen zusammengetragen.
Warum wollten manche nichts wissen? „Wenn man weiß, ist man gefordert zu handeln“, sagte Prof. Wildt. Viel einfacher sei es, etwas einfach geschehen zu lassen. Das gelte für die Gegenwart genau so wie für die Leute in der NS-Diktatur.
Eine lebhafte Diskussion schloss sich an. Der Vorsitzende des Förderkreises für die Vöhler Synagoge, Karl-Heinz Stadtler, berichtete über Schicksale aus Vöhl und warum die Synagoge das Pogrom 1938 überstand. Es ging um Eigenverantwortung, um Fragen von Abwägungen, um den Antisemitismus in der Gesellschaft, um die Rolle der Kirchen und am Ende um den Krieg in der Ukraine. -sg-
Mittwoch, 27. Juli 2022, Waldeckische Landeszeitung / Lokales
Virtuose Reise durch sechs Landschaften
„FisFüz“ begeistert Publikum in der Vöhler Synagoge mit Musik vom Schwarzen Meer
VON ARMIN HENNIG

Vöhl – Auf den Spuren der Musikkulturen rund ums Schwarze Meer begaben sich die Musikerinnen und Musiker der Gruppe „FisFüz“ in Quintettbesetzung bei einem Sommerkonzert in der ehemaligen Synagoge in Vöhl.
Das Förderprogramm „Neustart Kultur“ hatte den Auftritt ermöglicht. Zu den Richtlinien gehört allerdings auch ein Veranstalter, der dazu bereit ist, ins Risiko zu gehen. Von daher bedankte sich Anette Meye auch ausdrücklich bei Karin Keller für die Einladung.
Die Zuhörerinnen und Zuhörer wurden nicht nur mit frischen Klängen und vertrauten Harmonien belohnt, sondern bekamen ein kleines Weltmusikfestival mit unterschiedlichen Ensembles und Solisten als Zugabe, die sich für die Auftrittsmöglichkeit mit maximaler Spielfreude bedankten. Denn Mitgründer Murat Coskun brachte mit Tochter Malitka und und Sohn Yaschar auch die beiden anderen Mitglieder seines Percussionstrios mit, der Kanun-Virtuose Muhittin Kemal erweiterte zudem das Klangspektrum mit seiner Kastenzither. Insofern geriet die Tour ums Schwarze Meer ausgesprochen vielfältig und gelegentlich auch experimentell.
Der Auftakt in Vollbesetzung mit zwei bulgarischen Liedern in raschen Tempi, vertrackten Balkanrhythmen und voll mit expressiven Klarinettenläufen bis zum finalen Accelerando holte das Stammpublikum bei den Hörgewohnheiten ab. Anschließend begann das musikalische Abenteuer in wechselnden Besetzungen mit allerlei experimentellen Elementen oder auch Zumutungen.
Denn Murat Coskun eröffnete die Reise mit Wasserperkussion und Stimmungsbildern von Strand und Hafen und bot damit eine Improvisation, die in Free-Jazz-Regionen vordrang. Eine Episode, bei der sich das tiefste Grunzen der Bass-Klarinette an hellen Zitherakkorden rieb, während Rahmentrommeln rauschten und Shaker rasselten. Die virtuose Reise durch sechs Landschaften mit ihren Fischer-, Hirten- oder Liebesliedern erklang als Suite voll verblüffender Wendungen.
Die größte Geduldsprobe für das Publikum stellten allerdings die nahtlosen Übergänge dar, denn die Lücken für den Beifall für so viel Spielkunst wurden vor der Pause schmerzlich vermisst. Nach der Pause eröffnete die Auseinandersetzung russischen Kinder- und Kosakenliedern nicht nur größere Spielräume für Applaus, sondern auch Anknüpfungspunkte zur Klezmertradition und vertrauten Mustern.
In zahlreichen Soli reizte Anette Meye das vielfältige Klangspektrum von Alt- und Bassklarinette virtuos aus, das effektvolle Zusammenspiel des Percussionstrios, das ab und an durch den Rahmen der Zither zum Quartett erweitert wurde, ließ zumindest der Solistin am Blasinstrument ein paar Atempausen. Zum Finale stimmte Yaschar Coskun noch eine traurige Ballade an, deren Melancholie sich auch bei der Übernehme des Themas auf die Klarinette übertrug.
Für Standing Ovations bedankten sich die Musiker mit einer fulminanten Zugabe für die volle Kapelle.
Freitag, 22. Juli 2022, Waldeckische Landeszeitung / Guten Morgen, Waldeck!
Fluchttreppe bietet Sicherheit

Als Reaktion auf die Anschläge von Hanau und Halle war die Etablierung von Fluchtwegen bei der alten Synagoge in Vöhl vereinbart worden, denn ein voll besetzter Konzertraum in den Zeiten vor Corona wäre im Falle eines Hassverbrechens, insbesondere für die Besucher auf der Empore, eine Todesfalle gewesen.
In Absprache mit den Denkmalschutz wurde ein Konzept entwickelt, das sämtliche Ansprüche in Sachen Sicherheit mit dem Erhalt von historischer Bausubstanz verbindet. Die Fluchttreppe von der Empore geht an der Rückseite auf den Hof, ein weiterer Fluchtweg im Erdgeschoss führt über die Bühne auf die Gasse.
Finanziert wurden die Maßnahmen mit Kosten von 80 000 Euro vom Land Hessen und Vereinsmitglied Geoffrey Baird, der die fehlenden zehn Prozent zum Gesamtvolumen der Baumaßnahme beisteuerte.
Die Integration der Stelen in das Außengelände der Synagoge ist mittlerweile auch vollbracht. Der Vorsitzende des Fördervereins, Karl-Heinz Stadtler, verspricht sich von den Kunstwerken auch eine Kommunikation mit Passanten und Anwohnern, die bislang keine nähere Verbindungen zu den historischen Wurzeln und kulturellen Themen geknüpft haben, die das Anliegen des Vereins und der Veranstaltungen im Haus bilden. ahi
Freitag, 22. Juli 2022, Waldeckische Landeszeitung / Guten Morgen, Waldeck!
Schicksal der Juden vermitteln
Neue Landkulturboten arbeiten in der Vöhler Synagoge – Projekte umsetzen
VON ARMIN HENNIG

Vöhl – Mit personeller Konstanz und gesteigerter historischer Kompetenz startet das Projekt der Landkulturboten in der ehemaligen Synagoge Vöhl ins fünfte Jahr.
Mit Kimberley Simon und Niko Sell gibt es zwei personelle Konstanten. Die native Speakerin soll den englischen Teil des Internetauftritts weiter ausbauen. Der Vorsitzende des Fördervereins, Karl-Heinz Stadtler, hat schon einige Themen ausgemacht, die unbedingt internationalisiert werden sollen.
Niko Sell ist der zweite „Wiederholungstäter“, im Vorjahr recherchierte er die Schicksale der Marienhagener Familie Katzenstein. Seine Schwester Lena ist zum ersten Mal mit dabei, die Geschwister, beide Schüler an der Ederseeschule in Herzhausen, haben sich noch nicht endgültig entschieden, wo der thematische Schwerpunkt in diesem Sommer liegen wird.
Luisa Wilke ist in diesem Punkt schon einen Schritt weiter, die Schülerin der Alten Landesschule in Korbach, die im kommenden Jahr ihr Abi bauen will, möchte gern die Transformation einer Demokratie in die Diktatur des Dritten Reichs untersuchen. Auch Cara Richter belegt den Leistungskurs Geschichte an der Alten Landesschule, wie auch Mali Klöcker, die bei der Vorstellung krankheitsbedingt nicht dabei sein konnte.
Neben der Arbeit an den jeweiligen Projekten gehören zu den Aufgaben der Landkulturboten die Führung durch das Gebäude der Synagoge, die Erläuterung seiner Geschichte und die Ausstellung zur „Aktion Reinhardt“, bei deren Durchführung seinerzeit auch die Vöhler Juden auf direktem Weg oder nach vollständiger Ausplünderung über den angeblichen Altersruhesitz Theresienstadt in die Vernichtungslager deportiert wurden.
Als Beispiel für die Praxis, mit der ältere Juden über das Versprechen lebenslänglichen Wohnrechts im Alters-ghetto Theresienstadt überlistet wurden, erwähnte Karl-Heinz Stadtler Selma Rothschild, deren Poesiealbum zu den neuen Funden gehört, die im Gefolge der Ausstellung zu Tage kamen. 23 Tage dauerte das lebenslängliche Wohnrecht in der Vorzeigeeinrichtung, den anderen alten Damen aus Vöhl waren sogar nur 10 und 11 Tage in der gelegentlich vom Roten Kreuz besuchten Veranstaltung beschert, ehe sie ihre Reise weiter nach Osten und ins Gas antreten mussten, so der Vorsitzende des Fördervereins, der für Sonntag, 11. September, um 15 Uhr den Vortrag „Vöhls letzte Juden“ mit der Vorstellung der neuen Funde ankündigte. Zwei Tage vorher präsentieren die Landkulturboten die Ergebnisse ihrer Forschungen am 9. September um 19 Uhr.
Der Vöhler Bürgermeister Karsten Kalhöfer, nominell der Chef der Landkulturboten, die bei der Gemeinde Vöhl angestellt sind, wies auf die Bedeutung der Landkulturboten für Touristen und Einheimische hin.
Er übergab einen Förderbescheid in Höhe von 550 Euro, die Finanzierung des Projekts in der Vöhler Synagoge für das Jahr 2022 wird zudem durch Mittel der Tassilo-Dröscher-Stiftung, des Netzwerks für Toleranz und Spenden der Rotarier und des Lions Clubs Korbach-Bad Arolsen gesichert.
Dienstag, 05. Juli 2022, Waldeckische Landeszeitung / Guten Morgen, Waldeck!
Amüsante Weisheiten in der Synagoge
Schauspieler Michael Trischan erzählt Witze zu verschiedenen Themen
Vöhl – „Meine Frau und ich haben das Geheimnis für eine glückliche Ehe herausgefunden. Zweimal die Woche gehen wir in ein hübsches Restaurant, ich geh dienstags, sie freitags.“: Viele solcher amüsanten Weisheiten hat der Schauspieler Michael Trischan, bekannt geworden als Hans-Peter Brenner in der Arztserie „In aller Freundschaft“, in einer Veranstaltung des Kultursommers Nordhessen in der Vöhler Synagoge erzählt.
Der Auftakt der Veranstaltung war etwas ungewöhnlich: Sie begann mit der Pause. Christel Schiller, Anna Evers, Elke Müller und Birgit Stadtler hatten nachmittags Brote geschmiert und hübsch dekoriert. Peter Göbel hatte die Ausstellung zur „Aktion Reinhardt“ abgebaut, um im Veranstaltungsraum Platz für die zahlreichen Gäste zu schaffen.
Ulrich Müller und Walter Schauderna trugen Stehtische in den Hof, weil angesichts des schönen Wetters die „Pause“ mit belegtem Brot, kühlen Getränken und netten Gesprächen im Hof der Synagoge stattfinden sollte. Inmitten der Stelen, die der Förderkreis im vergangenen Jahr erworben hatte.
Doch zurück zur Hauptsache: „Sex am Sabbat“ hieß das Programm von Michael Trischan, und natürlich hatte er auch zahlreiche anrüchige Witze auf Lager. Eine Kostprobe: „Rabbi, gibt es ein absolut sicheres Mittel, damit die Frau nicht schwanger wird?“ „Das gibt es: ein Glas Wasser trinken!“ „Vorher – oder nachher?“ „Anstatt …“
Trischan erzählte Witze zu verschiedenen Themen: Über die Weisheit des Rabbis, über Priester, Pfarrer und Rabbiner, über Mann und Frau, über Juden in Amerika, Georgien, Palästina und vieles andere.
Und er erzählte sie auf eine Weise, dass die Zuhörer nach jedem Witz gar nicht anders konnten, als herzhaft zu lachen. Und weil man während Lachsalven keine Witze erzählen kann, hatte Trischan Begleiter mitgebracht: Sein Sohn Attila spielte am E-Piano und Johannes Dau auf der Klarinette, und sie waren absolut mehr als Pausenfüller. Beide sind Meister ihres Fachs.
Doch abschließend noch mal zwei Witze, über die besonders stark gelacht wurde: Ein Jude fragt den Rabbi: „Was ist mit dem Sex am Sabbat? Ist er erlaubt?“ Der antwortet: „Man darf am Sabbat Sex haben, aber es sollte die eigene Frau sein– denn ein Vergnügen darf es nicht sein.“ In Vöhl lachten hier die Frauen besonders laut.
Ein letzter Witz: Der kleine David ist eine Niete in Mathe und soll jetzt deshalb auf eine strenge katholische Schule gehen. Und tatsächlich, wie wild und voller Angst fängt er an zu pauken, und erhält im Zeugnis eine Eins. Die Mutter ist erstaunt, wie das passiert sei? Da sagt David: „Na, als ich den armen Typen gesehen habe, den sie ans Pluszeichen genagelt haben, da wusste ich: Die meinen es ernst!“
Das Publikum war sich einig. Das wollen wir öfter sehen. Auch in der alten Synagoge! Und genauso einig war sich der Vorstand des Förderkreises: So was holen wir uns öfter!“ red
Mittwoch, 01. Juni 2022, Waldeckische Landeszeitung / Lokales
Massenmord unter Tarnnamen „Reinhardt“
Alte Synagoge in Vöhl zeigt Sonderausstellung 80 Jahre nach Deportation von Juden
VON KARL-HERMANN VÖLKER
Vöhl – „Vor den Augen der Welt“ geschahen 1942 die Massenmorde der Nazis in den Vernichtungslagern Osteuropas, heißt es auf der letzten Tafel zur Ausstellung mit dem Titel „Aktion Reinhardt– Sie kamen ins Ghetto und gingen ins Unbekannte“,, die e in der ehemaligen Synagoge Vöhl eröffnet wurde. „Die Welt wusste es, aber tat nichts“, sagte Karl-Heinz Stadtler, Vorsitzender des Synagogen-Förderkreises, bei der Vernissage.
Den alliierten Großmächten sei es zu jener Zeit wichtiger gewesen, den Krieg zu gewinnen. Im Zuge der „Aktion Reinhardt“ wurden zwischen Juli 1942 und Oktober 1943 etwa 1,6 bis 1,8 Millionen Juden sowie rund 50 000 Roma aus den fünf Distrikten des Generalgouvernements (Warschau, Lublin, Radom, Krakau und Galizien) in den Vernichtungslagern Belzec, Sobibor und Treblinka ermordet.
Stadtler blätterte die dunklen Seiten der Chronik der systematischen Vernichtung der europäischen Juden in seiner Rede am Vorabend des 1. Juni auf, an dem vor 80 Jahren am Kasseler Hauptbahnhof ein Deportations-Sonderzug mit 508 Juden aus dem Regierungsbezirk Kassel abfuhr, darunter 42 Frauen, Männer und Kinder aus den Kreisen Waldeck und Frankenberg (wir berichteten).
Es sei dies nach Transporten aus Osteuropa der erste Zug aus dem Deutschen Reich gewesen, der in dem Vernichtungslager Sobibor am 3. Juni 1942 angekommen sei, konnte Bürgerforscher Stadtler ermitteln. „Innerhalb von zwei Stunden wurden sie alle in den Gaskammern getötet.“ Zuvor waren arbeitsfähige Männer in Lublin entladen und zum Bau des Konzentrationslagers Majdanek selektiert worden.
Der Tarnname „Aktion Reinhardt“ bezog sich auf den Vornamen von Reinhard Heydrich, Leiter des Reichssicherheitshauptamts (RSHA), und einer der Hauptorganisatoren des Holocaust, der im Mai 1942 nach einem Attentat in Prag gestorben sei und um den sich unter den Nazis ein regelrechter Personenkult entwickelt habe, wie Karl-Heinz Stadtler berichtete. Bis zum 31. Dezember 1942 sollte die „Endlösung der Judenfrage“ erfolgt sein.
In Erinnerung an ein früheres Schwerpunktthema der Synagoge Vöhl verwies Stadtler auf die von den Nationalsozialisten 1940/41 organisierte „Aktion T 4“ zur Ermordung von 70 000 behinderten Menschen in Gaskammern. „Dieses freigesetzte Euthanasie-Personal wurde nun in den osteuropäischen Vernichtungslagern der Aktion Reinhardt eingesetzt.“
Dank galt zu Beginn der Vernissage Raphaela Kula (Kassel) für die Vermittlung der in Majdanek konzipierten Wanderausstellung mit 20 Roll-Ups.
Eine besondere Vertiefung erfahre die Thematik durch acht Bilder und eine Skulptur, die der Korbacher Kunstverein speziell für das Schwerpunktthema Deportationen angefertigt habe, wofür er besonders dankbar sei, hob Stadtler hervor.
Für einen einfühlsamen musikalischen Rahmen der Ausstellungseröffnung sorgte mit der Querflöte Barbara Küpfer.
Dienstag, 31. Mai 2022, Waldeckische Landeszeitung / Landkreis
Die Namen der Deportierten
Die Namen der am 1. Juni 1942 aus dem heutigen Kreis Waldeck-Frankenberg Deportierten hat Karl-Heinz Stadtler vom Förderverein der Vöhler Synagoge aus Transportlisten und Aufstellungen der Landratsämter ermittelt:
Aus Battenfeld: Selma Elsoffer und Wilhelm Elsoffer.
Aus Gemünden: Emilie Marx, Amalie Wolff und Edith Wolff.
Aus Vöhl: Beate Frankenthal, Hermine Rothschild, Günter Sternberg, Martin Sternberg und Rosalie Sternberg.
Aus Rhoden: Louis Jacob, Max Jacob, Sophie Jacob, Rosel Jacob, Klärchen Jacob und Rolf Jacob.
Aus Wrexen: Artur Loeb, Hermine Löwenstern, Abraham Strauss.
Aus Usseln: Berta Schönstädt und Rudolf Schönstädt.
Aus Eimelrod: Hermann Strauss, Irmgard Strauss und Jenny Strauss.
Aus Sachsenhausen: Ilse Bloch und Lina Bloch.
Aus Adorf: Lina Weiler und Paul Weiler.
Aus Volkmarsen: Inge Lichtenstein, Meinhard Lichtenstein, Käthe Lichtenstein, Erna Michel und Rosa Rosenstock.
Aus Korbach: Emma Hirsch, Meta Schönthal, Hedwig Katz, Siegfried Katz, Henny Kaufmann, Rudolf Kaufmann, Herjette oder Henriette Mosheim, Feodora Mosheim, Fritz Mosheim und Ludwig Mosheim.
Dr. Marion Lilienthal hat 18 in Sobibor Ermordete mit Geburts- und Wohnort Korbach ermittelt – sie nennt auch: Frieda Goldberg, Lothar Goldberg, Rosel Jakob, Emma Hirsch, Hedwig Katz, Siegfried Katz, Hennie Hermine Löwenstern, Henriette Mosheim, Hermine Rothschild, Martha Schönthal Friedel Straus, Irmgard Straus, Hermann Straus, Jenny Straus und Johanna Wertheim. Edmund Mosheim wurde in Auschwitz ermordet. zve
Dienstag, 31. Mai 2022, Waldeckische Landeszeitung / Landkreis
VOR 80 JAHREN
Die zweite Deportation von Juden aus Waldeck und Frankenberg läuft an
Keiner hat die Konzentrationslager überlebt
VON DR. MARION LILIENTHAL
Waldeck-Frankenberg – Vor 80 Jahren begann die zweite Deportation von Juden aus 62 Dörfern und Städten des Kasseler Regierungsbezirks. Sie wurden gewaltsam aus ihren Wohnungen geholt und in ein Sammellager nach Kassel gebracht.
Am 1. Juni 1942 startete der Sonderzug „DA 57“ mit 508 Männern, Frauen und Kindern. Die Ziele waren die Vernichtungslager im Distrikt Lublin – als einziger überlebte Robert Eisenstädt.
Unter den Deportierten waren auch mindestens 42 jüdische Einwohner aus dem heutigen Waldeck-Frankenberg. Allein 20 Männer, Frauen und Kinder hatten den Geburts- und Wohnort Korbach – 3,93 Prozent. Keiner von ihnen sollte überleben.
Minutiös wurde auch diese Deportation vorbereitet. Bereits am 20. März 1942 informierte die Geheime Staatspolizeistelle in Kassel die Landräte und Polizeidienststellen über schon „laufende Evakuierungsaktionen“, bei denen in nächster Zeit „auch aus dem Regierungsbezirk Kassel ca. 840 Juden nach dem Osten abgeschoben“ werden sollten.
Auf der Deportationsliste standen auch Juden, die vom ersten Transport am 9. Dezember 1941 zurückgestellt worden waren – etwa die bis 1937 in Korbach lebenden Albert und Ehefrau Frieda Goldberg. Schon Wochen vor der Verschleppung war Wrexen zum Ghetto-Sammellager für jüdische Menschen aus Korbach, Vöhl und Dörfern des Uplandes geworden.
Am 31. Mai 1942, heute vor genau 80 Jahren, mussten auch in den damaligen Kreisen Waldeck und Frankenberg 42 Juden mit wenigen Habseligkeiten im Gepäck in Zuleitungszügen nach Kassel aufbrechen.
Es ist zu vermuten, dass die Korbacher Juden erst relativ spät von der bevorstehenden „Umsiedlung“ erfuhren. Ihr Zug nach Kassel fuhr um 6.20 Uhr ab. Der frühe Termin ermöglichte einen Abtransport ohne öffentliches Aufsehen.
Welche Angst, Verzweiflung und Not die bevorstehende Deportation auslöste, kann nur erahnt werden. Die nach Wrexen gebrachten Korbacherinnen Anna und Ella Baer sahen scheinbar keinen anderen Ausweg, als sich am Vorabend der Deportation das Leben zu nehmen.
Dass bei dieser Verschleppung in den Tod, zynisch „Auswanderertransport“ überschrieben, herzlos gezählt und bürokratisch verwaltet wurde, zeigen die erhaltenen Transportlisten ab Kassel, die die Namen alphabetisch und ohne Rücksicht auf Orts- oder Familienzusammengehörigkeit bis zur Ziffer 508 aufzählen. Die 508 waren in den Waggons, als der Zug am 1. Juni 1942 in Kassel startete. In Halle wurden weitere 155 Menschen eingeladen. Es war heiß und stickig in den Waggons, schnell gingen Wasser und Essen aus. Die Lage war aussichtslos: „Die Leute waren völlig mutlos“, schilderte Robert Eisenstädt später.
Am 3. Juni 1942 erreichte der Sonderzug den Bahnhof in Lublin. Auf einem Nebengleis wurde „entladen“ – um die 100 kräftige, arbeitsfähige Männer zwischen 15 und 50 Jahren wurden für das Konzentrationslager Majdanek „selektiert“ – sie mussten dort Schwerstarbeit leisten.
Dann fuhr der Zug weiter – direkt ins Vernichtungslager Sobibor. Dort wurden die übrigen Deportierten vergast.
Die Deportation am 1. Juni war die zweite große aus dem Regierungsbezirk, bevor am 7. September 1942 die letzten noch in den Kreisen lebenden Juden nach Theresienstadt und von dort in Todeslager abtransportiert wurden.
Montag, 30. Mai 2022, Waldeckische Landeszeitung / Lokales
Geniale Musiker aus Finnland
„Narinkka“ brilliert bei Konzert in Vöhler Synagoge
VON NADJA ZECHER-CHRIST
Vöhl – Einen besonderen musikalischen Leckerbissen haben Musikliebhaber am Mittwochabend in der Vöhler Synagoge serviert bekommen. Präsentiert von der Deutsch-Finnischen Gesellschaft läutete das finnische Ensemble „Narinkka“ die Konzertsaison ein.
Komponist Sampo Lassila (Kontrabass), Markku Lepistö (Akkordeon), Janne Tuomi (Perkussion) und Alexo Trygg (Viola) begeisterten das Publikum mit ihrer speziellen Interpretation der traditionellen jüdischen Instrumentalmusik, die sie als „Suomiklezmer“ bezeichnen. Man konnte sich davon überzeugen, dass der Tango der Blues der Finnen ist, denn dessen Klänge kamen mit melancholischer Leidenschaft daher. Mit einem mitreißenden Stück über Bukowina zeigte das Quartett seinen Support für die Ukraine.
Die kongenialen Musiker entführten das Publikum in die dunklen Wälder im Osten Helsinkis. Sie webten einen zauberhaften Klangteppich. Sampo Lassila entlockte seinem Kontrabass Windgeräusche. Markku Lepistö ahmte mit seinem Akkordeon Vogelgezwitscher nach. Zart zupfend erzeugte Alexo Trygg Wassertropfen auf seiner Viola, während Perkussionist Janne Tuomi auf seinem Becken mit Jazzbesen das Rauschen von Blättern imitierte. Bei der Winterszene auf dem Wikingerhügel verzauberte er zudem mit dem Klang verschiedener Glöckchen.
Die Eigenkompositionen aus dem Osten Helsinkis, die „Suomiklezmer“, bestachen durch rasante Tonartwechsel. Mal waren sie mitreißend rhythmisch, dann gemächlich und sanft oder gar gekonnt schräg melodiös. Bei einer Tanzszene von der größten finnischen Insel wippte so manch Zuhörer mit den Füßen. Mystische Klänge und Geräusche gab es beim Stück über Finnlands Nationalpark Oulanka zu Gehör.
Das Publikum in der Vöhler Synagoge sparte nicht mit Zwischenapplaus und forderte sich am Ende mit donnerndem Applaus noch ein romantisches Stück über eine Liebesszene im Shopping Center ein.
Samstag, 30. April 2022, Waldeckische Landeszeitung / Lokales
Erinnern an jüdisches Leben
Neue Broschüre soll Reisebegleiter bei Touren durch den Landkreis sein
VON ARMIN HENNIG

Vöhl – „Erinnerung an jüdisches Leben in Waldeck-Frankenberg“, ist der Titel einer Broschüre mit über 70 Seiten Umfang, die Schüler und Touristen als Reisebegleiter über die Geschichte des Landkreises und seiner Menschen informieren soll. Den ersten gewünschten Effekt hat die mit vielen Bildern aus den Städten und Gemeinden illustrierte Publikation schon geleistet.
So verwies Landrat Jürgen van der Horst auf den Erfolg seiner Tochter, die bei der Vorbereitung eines Referats über jüdisches Leben in Bad Arolsen auf das druckfrische Heft zurückgreifen konnte, das in einer Auflage von 5000 Stück gedruckt wurde.
Der erfolgreich bestandene erste Härtetest war nicht der einzige Grund, weshalb der Landrat den Initiatoren und Autoren des Projekts für ihren Beitrag zur Erinnerungskultur dankte. „Bis zur Zäsur durch die NS-Zeit waren die Juden ein Teil der Gemeinschaft, sie unterschieden sich nur durch ihren Glauben. Von den 800, die einmal hier gelebt haben und Opfer der Verfolgung durch die Nazis wurden, kehrten die allerwenigsten zurück, die Menschen haben eine Lücke hinterlassen, sie fehlen uns“, sagte van der Horst. Er hofft auf eine weitere Intensivierung der Erinnerungskultur.
„Bei dieser Zahl handelt es sich um Menschen, die irgendwann in unserem heutigen Kreisgebiet gewohnt haben, dabei sind auch die, die ausgewandert sind und von dort deportiert wurden“, ergänzte Karl Heinz Stadtler, der in seiner Rede bis zu den Anfängen der Spurensuche nach jüdischem Leben Anfang der 1980er zurückging.
„Die ersten Impulse kamen von Zugezogenen, denen es leichter fiel, an den Schutt von Schuld und Verdrängung zu rühren,“ erklärte er. Die erste Idee zu der Broschüre „Erinnerung an jüdisches Leben in Waldeck-Frankenberg“ kam von Ernst Klein und Karl-Heinz Stadtler schon vor zehn Jahren, angedacht war eine Fahrradwanderkarte zu den Denkmalen jüdischen Lebens.
Doch eine Tagestour erwies sich angesichts der Größe des Kreises als nicht durchführbar: zu viele Orte und zu große Distanzen. Konsequent weiter gedacht, entstand nun mithilfe zahlreicher Kollegen und Co-Autoren eine kleine, reichlich bebilderte Enzyklopädie, mit der sich viele Ausflüge von Battenfeld bis Rhoden oder Arolsen bis Willingen planen lassen.
In dem handlichen Reisebegleiter sind mustergültig restaurierte Denkmäler ebenso aufgeführt wie Gebäude, die nach Umbau oder Umwidmung die selben Funktionen erfüllen wie nach 1938. Aber auch andere, nicht auf Anhieb erkennbare Relikte aus der Vergangenheit lassen sich dank der Illustration leichter aufspüren.
Am Ende jedes Kapitels sind Ansprechpartner für jede Stadt oder Gemeinde bzw. die jeweiligen Ortsteile aufgeführt, das sind in der Regel die Autoren der entsprechenden Kapitel.
Finanziert wird die Broschüre durch den Landkreis und das Netzwerk für Toleranz, das die Förderung durch Bundesmittel aus dem Programm „Demokratie leben“ des Bundesfamilienministeriums ermöglicht.
Einen besonderen Dank für die Unterstützung sprach Karl-Heinz Stadtler dem MV Medien Verlags Frankenberg und seinem Geschäftsführers Oliver Gentzsch aus, der mit der kostenfreien Nutzung von Ortskarten aus dem „Handlichen Telefonbuch“ auch zum rundum gelungenen Ergebnis beitrug.
Foto: Walter Schauderma
Das Foto zeigt Ehrenmitglied Ingeborg Drüner und den Vorstand des Förderkreises; es fehlen Sahra Küpfer und Jan-Friedrich Eisenberg.
18. März 2022
Vorstand wiedergewählt – Ingeborg Drüner zum Ehrenmitglied ernannt
Dienstag, 08. März 2022, Waldeckische Landeszeitung / Lokales
Rote Rosen für starke Frauen
Duo „tonArt“ überzeugt in Synagoge mit heiteren und gefühlvollen Liedern
VON STEFANIE RÖSNER

Gibt jedem Lied eine eigene Note: Das Duo „tonArt“ mit Claudia Paul und Gerald Berberich bei ihrem Konzert in der Synagoge Vöhl. Foto: Stefanie Rösner
Mittwoch, 23. Februar 2022, Waldeckische Landeszeitung / Lokales
Kids-Chor-Projekt mit Songwriterin Nadine Fingerhut

Foto: pr. WLZ 21.7.2021
Vöhl – Von Mitte März bis Juli – soweit die pandemische Lage es zulässt – bietet Nadine Fingerhut einen Kids-Popchor-Workshop an, für den sich Kinder im Alter von sechs bis elf Jahren aus Vöhl und Umgebung bewerben können. Die Teilnahme ist kostenlos. Die Plätze sind begrenzt auf maximal 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer pro Gruppe. Gesungen wird in zwei Gruppen jeweils dienstags (Gruppe 1 von 15 bis 16 Uhr und Gruppe 2 von 16 bis 17 Uhr) in der Vöhler Synagoge und in Kooperation mit dem Förderverein der Synagoge Vöhl. Ermöglicht wird das Projekt vom Unternehmen Ernstings Family, das in Deutschland und Österreich Kids-Chor-Projekte an Grundschulen mit professionellen Künstlern fördert. Bisher fanden die Projekte immer nur direkt in und an Schulen statt, zum ersten Mal gibt es jetzt in Vöhl ein für alle Kinder offenes Kids-Chor Projekt.
Nadine Fingerhut: „Es ist egal, woher ihr kommt, ob ihr schon einmal in einem Chor gesungen habt, oder noch gar keine Erfahrung habt – ich freue mich riesig darauf mit euch gemeinsam einige schöne Songs zu erarbeiten. Am Ende des Workshops werden wir sogar gemeinsam auftreten und einen der Songs zusammen aufnehmen.“
Bewerbungen durch die Eltern für ihre Kinder sind noch kurze Zeit per E-Mail an nadine@nadine-fingerhut.de möglich. Es sind nur noch wenige Plätze frei. red
kids-chor.de
Samstag, 19. Februar 2022, Waldeckische Landeszeitung / Guten Morgen, Waldeck!
Diesmal 25 000 Euro ausgeschüttet
Sparkasse Waldeck-Frankenberg überreicht Gewinne aus Adventskalender

Das Landkulturboten-Pojekt der Synagoge Vöhl hat sich in den letzten Jahren etabliert. 1000€ sollen dabei helfen, dass es so bleibt. Foto pR
VON JONAS BREMMER
Waldeck-Frankenberg – Die Advents- und Weihnachtszeit ist nicht nur die Zeit der Besinnlichkeit und des Miteinanders, sie ist natürlich auch die Zeit der Geschenke. Doch nicht immer kommt alles, was im Strumpf steckt oder unter dem Baum liegt, gut an.
Ganz anders sehen das die insgesamt 29 Vereine, die im Dezember reichlich beschenkt wurden. Die Sparkasse Waldeck-Frankenberg hat mit ihrem Adventskalender wieder zahlreiche Wünsche erfüllt und dafür gesorgt, dass tolle Vereinsprojekte realisiert werden können. „Das besondere am Sparkassen- Adventskalender 2021 war, dass erstmals fünf besonders nachhaltige Projekte zusätzlich ausgezeichnet wurden“, sagt Michael Bott, Vorsitzender des Vorstandes der Sparkasse Waldeck-Frankenberg. Und so warteten die Vereinsvertreter nicht nur vom 1. bis 24. Dezember, ob sich für sie ein Türchen öffnet, die Chance bot sich noch bis Silvester.
Die Gesamtgewinnsumme erhöhte sich diesmal auf 25 000 Euro mit Tagesgewinnen von 250 bis 2000 Euro, wobei auf jedes Nachhaltigkeitsprojekt 1000 Euro entfielen. „Insgesamt wurden 80 Anträge von 78 Vereinen aus allen Großgemeinden unseres Geschäftsgebiets gestellt“, so Michael Bott. Das seien zwar nicht so viele Anträge wie im Rekordjahr 2020, als 119 Vereine 130 Projekte beworben hatten, dennoch sei die Zahl bemerkenswert.
„Immerhin darf man nicht vergessen, dass Corona das Vereinsleben im vergangenen Jahr besonders gebeutelt hat“, so Bott. Eines mache die Vielzahl an Bewerbungen deutlich: „Der Bedarf der Vereine ist weiterhin groß. Sie sind willens kleine wie große Projekte umzusetzen, um tolle Angebote für Mitglieder und ihr Umfeld zu schaffen. Und der Nachhaltigkeitsgedanke spielt dabei eine sehr große Rolle, weswegen die Sonderpreise genau zur rechten Zeit kommen.“
■ Über die beiden Hauptpreise in Höhe von je 2000 Euro freuen sich die AWO Waldeck-Frankenberg, die die Finanzspritze für die Durchführung ihrer Ferienspiele verwenden wird, und die Kinderkrebshilfe Waldeck-Frankenberg, die ein Ferienhaus für krebskranke Kinder und Familien realisiert.
■ Die Gruppe Modern Line Dance des TSV Frankenberg möchte den Gewinn dazu nutzen, in diesem Jahr einen Tanznachmittag auszurichten. Bei kalkulierten Kosten von rund 450 Euro sind die 250 Euro der Sparkasse mehr als eine Starthilfe.
■ Turni Turnfrosch ist das Maskottchen des Turngau Waldeck e.V. Er animiert Kinder zu mehr Bewegung und vermittelt dabei Spaß und Freude. Um künftig noch mehr Kinder zu erreichen, soll Turni einen Partner erhalten. Das zweite Maskottchen wird in einem Malwettbewerb ermittelt. Für jede Einsendung pflanzt der Turngau einen Baum im Waldecker Land. Dafür gab es 1000 Euro aus dem Adventskalender.
■ Bäume hat auch der Förderverein Soroptimist International Club Bad Wildungen gepflanzt, und dabei großen Wert auf Klimastabilität durch Diversität gelegt. 36 Winterlinden, 36 Vogelkirschen und 20 Robinien sollen sich künftig nicht nur positiv auf die CO2-Bilanz auswirken, sondern auch Lebensraum für viele Tierarten sein. Mit 500 Euro hat die Sparkasse Waldeck-Frankenberg das Projekt unterstützt.
■ Seit einigen Jahren informieren Jugendliche aus der Gemeinde Vöhl als Landkulturboten über die Geschichte der jüdischen Gemeinde und der alten Synagoge Vöhl. Die Finanzierung des Sommerferienjobs muss durch Spenden und Förderungen gesichert werden. Da kommen 1000 Euro aus dem Sparkassen-Adventskalender gerade recht.
■ Im Museum Mengeringhausen wird den Besuchern Handwerk und Kultur aus der Region näher gebracht. Um Kosten und Energie einzusparen, sollen die 180 vorhandenen Leuchtmittel auf LED-Technik umgerüstet werden. Für das Projekt erhält der Heimat- und Museumsverein Mengeringhausen 500 Euro.
„Es ist uns immer ein großes Anliegen die Vereinsarbeit im Geschäftsgebiet zu unterstützen. Wir sehen, dass die Vereinsvielfalt und die damit einhergehenden Angebote ein wichtiger Baustein unserer Gesellschaft sind. Daher steht bereits fest, dass der Sparkassen-Adventskalender 2022 in seine nächste Runde geht“, verspricht Michael Bott. Dann werden wieder 25 000 Euro für innovative und nachhaltige Projekte bereitgestellt.
Der Bewerbungsstart wird im September sein. Online unter www.sparkassenadventskalender.de können Vereine ihre Projekte bewerben und auch Informationen zum Gewinnspiel und den Teilnahmebedingungen finden.
Dienstag, 25. Januar 2022, Waldeckische Landeszeitung / Guten Morgen, Waldeck!
JAHRESPROGRAMM SYNAGOGE VÖHL
Konzerte, Humor und AusstellungenJüdische Kultur aufleben lassen
Vöhl – Nach vielen coronabedingten Absagen in den vergangenen Jahren möchte der „Förderkreis Synagoge in Vöhl“ wieder mit einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm einladen. „Man weiß noch nicht, wie die Lage sich entwickelt“, erklärt Vorsitzender Karl-Heinz Stadtler – es werde also bestimmt Abweichungen vom Programm geben, vielleicht aber auch Ergänzungen. Grundsätzlich sollen die 2G+-Regeln gelten, auf die Entwicklung der Pandemie will der Förderkreis mit Zuschauerbegrenzungen, Abständen und Maskenpflicht reagieren.
„Spirituals und Gospels“ spielen die Riverside Jazz Messengers bei einer Matinee am Sonntag, 13. Februar, um 11 Uhr. Unter dem Titel „Starke Lieder für starke Frauen“ tritt am Sonntag, 6. März, um 11 Uhr das Duo „tonArt“ aus Gitarrist Gerald Berberich und Sängerin Claudia Paul auf. Der Eintritt zu diesen beiden Matineen ist frei, Spenden sind aber erwünscht.
Ein verschobener Auftritt soll am Mittwoch, 25. Mai, um 19 Uhr nachgeholt werden: Die Gruppe Narinkka spielt „Finnischen Klezmer“. In den Kompositionen des Bandleaders Sampo Lassila verschmilzt dabei die Tradition der jüdischen Volksmusik mit der Atmosphäre Finnlands. Das Konzert findet mit Unterstützung der Deutsch-Finnischen Gesellschaft statt. „Das hilft, wenn wir nur die halbe Bestuhlung nutzen können“, sagt Karin Keller vom Förderkreis-Vorstand. Auch bei anderen Terminen freut der Förderkreis sich über Unterstützung und die Anerkennung der Arbeit.
Jüdischer Humor wird am Montag, 20. Juni, um 19 Uhr unter dem Titel „Sex am Sabbat“ präsentiert – hierfür kam der Kultursommer Nordhessen auf die Synagoge zu. Die von Ilan Weiss gesammelten Witze trägt der Schauspieler Michael Trischan vor, umrahmt von Klezmer-Musik mit Klarinette und Klavier.
Zum Tag des Offenen Denkmals am Samstag, 10. September, spielen die „Klezmer Tunes“ um 19 Uhr ein Konzert unter dem Titel „Back to Odessa“. Die Sparkassen-Kulturstiftung unterstützt den Auftritt, der für vergangenes Jahr geplant war. „Eingängige Melodien aus der unendlichen Fungruppe der Klezmermusik verarbeitet das Quartett auf ganz spezielle Weise“, so die Ankündigung.
Zum 175. Synagogenkonzert kommt dann am Samstag, 22. Oktober, um 19 Uhr ein alter Bekannter: Violinist Florian Mayer bietet zusammen mit Falk Zenker an der Gitarre ein „Hörkino“, also „verträumte Fantasien gewürzt mit humorigen Entertainment“. wf/red