Vöhl – „In dei­nen Mau­ern wohnt das Leid“ lau­tet der Ti­tel ei­ner Fo­to­aus­stel­lung zu The­re­si­en­stadt in der Vöh­ler Syn­ago­ge. Zu se­hen sind Bil­der von Al­exis und Dr. Wolf­gang Wer­ner, die ih­re Auf­nah­men aus dem Ghet­to in ana­lo­ger und di­gi­ta­ler Tech­nik vor­ge­nom­men hat­ten. Die Aus­stel­lung mit Auf­nah­men aus La­ger, Zi­ta­del­le und Li­di­ce run­det die Ver­an­stal­tungs­rei­he zum Ge­den­ken an die vor 80 Jah­ren durch­ge­führ­ten De­por­ta­tio­nen in das zu­meist als Sam­mel- und Durch­gangs­la­ger ge­nutz­te The­re­si­en­stadt ab.

Do­ku­men­te zur Iden­ti­tät und den Hin­ter­grün­den der be­trof­fe­nen Ju­den aus Vöhl sind eben­falls aus­ge­stellt, auch Aus­zü­ge aus dem Poe­sie­al­bum von Sel­ma Roth­schild (wir be­rich­te­ten).

Bei der Sicht auf das La­ger und die als Ge­fäng­nis ge­nutz­te Zi­ta­del­le der ba­ro­cken An­la­ge legt die Fo­to­kunst nicht nur den Fo­kus auf das Grau­en oder die Trau­er über die als Kon­se­quenz ei­ner mör­de­ri­schen Ideo­lo­gie ein­ge­sperr­ten und ge­tö­te­ten Men­schen. Mo­ment­auf­nah­men von Si­tua­tio­nen und Ein­bli­cke in Ge­bäu­de, in die längst wie­der der All­tag Ein­zug ge­hal­ten hat, run­den das Pan­ora­ma ab. In ei­ner Kon­stel­la­ti­on hän­gen ein Aus­schnitt des Gal­gens mit dem wie­der als Wohn­haus ge­nutz­ten La­ger­bau ne­ben­ein­an­der. Fried­hof und ge­hei­me Un­ter­grund­syn­ago­ge bil­den ein an­de­res Paar.

Den zwei­ten ein­drucks­vol­len Schwer­punkt bil­det das The­ma Li­di­ce, je­nes im Zu­ge der Re­pres­sa­li­en für das He­yd­rich-At­ten­tat voll­kom­men aus­ra­dier­te Dorf, des­sen er­wach­se­ne Be­völ­ke­rung hin­ge­rich­tet wur­de. Re­lik­te wie ein Chris­tus­tor­so und ei­ne zeit­ge­nös­si­sche Auf­nah­me der Kir­che ge­hö­ren eben­so zu den im Kon­zert­raum ge­zeig­ten Im­pres­sio­nen wie das Denk­mal für die Kin­der von Li­di­ce. Zehn von ih­nen soll­ten im Le­bens­born­pro­gramm ari­siert wer­den, wäh­rend die üb­ri­gen 180 der Ver­nich­tung an­heim fie­len.

Ei­gent­lich soll­te die Ver­an­stal­tung un­ter Be­tei­li­gung von Zeit­zeu­gen aus Hes­sen statt­fin­den, doch bei­de muss­ten aus ge­sund­heit­li­chen Grün­den kurz­fris­tig ab­sa­gen. Stell­ver­tre­tend fun­gier­te das hr-fea­ture „Son­ny – ei­ne Ge­schich­te über den Ho­lo­caust, Ein­tracht und Frank­furt über Hel­mut Son­ne­berg als Ein­füh­rung. Dr. Wolf­gang Wer­ner er­gänz­te das Film­pro­gramm durch Aus­zü­ge aus den Me­moi­ren von Son­nys Halb­schwes­ter Li­lo Günz­ler, die mit Zu­stel­lung der „Trans­port­schei­ne“ und Ab­schied am Bahn­hof das un­mit­tel­ba­re Ent­set­zen stär­ker ak­zen­tu­ier­te als die stär­ker auf den Sport und die Ge­gen­wart fo­kus­sier­te Fern­seh­pro­duk­ti­on.

Die Aus­stel­lung ist vor und nach den Ver­an­stal­tun­gen zu­gäng­lich so wie je­den Sonn­tag­nach­mit­tag von 15 bis 17 Uhr.