Vöhl-Herz­hau­sen – Sechs jun­ge Po­len zwi­schen 18 und 31 Jah­ren wur­den vor 80 Jah­ren nicht nur in Sip­pen­haft ge­nom­men, son­dern auf grau­sa­me Art und Wei­se im Wald bei Herz­hau­sen er­mor­det. Sie wa­ren Zwangs­ar­bei­ter wie der da­mals 27-jäh­ri­ge Ni­ko­lay Glusz­ko, der vom Wacht­meis­ter der Ge­mein­de-Gen­dar­me­rie Fritz Ha­mel ver­haf­tet und sei­nem si­che­ren To­des­ur­teil ent­ge­gen­ge­führt wur­de. Weil Glusz­ko sich der Ver­haf­tung durch Tö­tung des Wacht­meis­ters ent­zog, wur­de an sechs sei­ner Lands­leu­te ein Ex­em­pel sta­tu­iert.

Ge­ra­de weil das Er­in­nern laut der stell­ver­tre­ten­den Bür­ger­meis­te­rin Su­san­ne Ku­bat un­er­läss­lich sei, fan­den sich Herz­häu­ser und Bür­ger aus der Ge­mein­de Vöhl im Wald bei Herz­hau­sen zu­sam­men, um den Ge­tö­te­ten zu ge­den­ken. Pfar­rer Jan-Fried­rich Ei­sen­berg hielt vor Ort ei­ne An­dacht.

Im zwei­ten Teil der Ver­an­stal­tung ka­men In­ter­es­sier­te im Dorf­ge­mein­schafts­haus zu Kaf­fee und Ku­chen zu­sam­men, zwei Schü­le­rin­nen der Eder­see­schu­le so­wie Karl-Heinz Stadt­ler er­in­ner­ten mit Vor­trä­gen an den Süh­ne­mord vom 19. De­zem­ber 1942. „Wa­ren Sie nicht bei­de Tä­ter und Op­fer zu­gleich?“. Die­se Fra­ge warf der Vor­sit­zen­de des Ge­schichts­ver­eins It­ter-Hes­sen­stein Vol­ker Kö­nig auf. Denn ob­wohl der pol­ni­sche Zwangs­ar­bei­ter Un­recht tat, in dem er den orts­an­säs­si­gen Fritz Ha­mel tö­te­te, gel­te es doch eben­so zu be­den­ken, dass er als Zwangs­ar­bei­ter wohl auch als „Un­ter­mensch“ ge­de­mü­tigt wur­de und die Tat im si­che­ren Wis­sen aus­führ­te, sonst in den Tod ge­schickt zu wer­den.

Ha­mel sei­ner­seits ha­be mit der Ver­haf­tung und Über­füh­rung des pol­ni­schen Zwangs­ar­bei­ters zwar nur ei­nen Be­fehl aus­ge­führt, doch auch ihm müss­te klar ge­we­sen sein, dass er da­mit das To­des­ur­teil des jun­gen Man­nes fäll­te.

Jan Kr­zy­mow­ski, At­ta­ché für pol­ni­sche An­ge­le­gen­hei­ten des Ge­ne­ral­kon­suls Köln, wuss­te die­se Hal­tung zu wür­di­gen. Sein Land ha­be im Zwei­ten Welt­krieg fast sechs Mil­lio­nen To­des­op­fer zu be­kla­gen ge­habt, der mensch­li­che As­pekt die­ser Tra­gö­die spie­ge­le sich in Kö­nigs Wor­ten. Das Ge­den­ken am Po­len­kreuz, das all­jähr­lich vom Ge­schichts­ver­ein It­ter-Hes­sen­stein so­wie dem För­der­kreis der Syn­ago­ge in Vöhl ver­an­stal­tet wird, tra­ge zur deutsch-pol­ni­schen Ver­söh­nung bei.

An­ge­sichts des Krie­ges in der Ukrai­ne mahn­te er, dass sich die Feh­ler des Zwei­ten Welt­krie­ges be­reits wie­der­ho­len wür­den.

Mit den ein­dring­li­chen Wor­ten: „Wäh­rend ich hier spre­che, ster­ben Men­schen in Eu­ro­pa“ warb er für ei­ne eu­ro­päi­sche So­li­da­ri­tät mit der Ukrai­ne. „Wir dür­fen nicht ver­ges­sen, wo­zu Men­schen fä­hig sind“, schloss er sei­ne An­spra­che, be­vor er ge­mein­sam mit der stell­ver­tre­ten­den Bür­ger­meis­te­rin Su­san­ne Ku­bat ei­nen Kranz in den Na­tio­nal­far­ben Po­lens nie­der­leg­te.