Überblick über die Geschichte Vöhler Juden

von Karl-Heinz Stadtler

Karte des Fürstentum Waldecks 1789
©Thomas Höckmann 2005

Herrschaft Itter, Kreis Vöhl

Aus dem von Herzhausen am Edersee bis zur Diemel reichenden mittelalterlichen Ittergau entwickelte sich im 12. Jahrhundert die Herrschaft Itter, später Kreis Vöhl. Im Zusammenhang mit den Friedensregelungen des Dreißigjährigen Krieges wurden die 20 Dörfer eine Exklave Hessen-Darmstadts zwischen Waldeck und Hessen-Kassel. Die folgende Karte zeigt, dass die Herrschaft Itter wiederum Exklaven im Waldeckischen hatte, nämlich Höringhausen, Eimelrod, Deisfeld und Hemmighausen.

Die Landgrafschaft, das spätere Großherzogtum Hessen-Darmstadt, war nun wahrlich kein judenfreundlicher Staat, wie mehrere Judenordnungen belegen; allerdings ließ man die Ansiedlung jüdischer Familien im Grenzgebiet zu, möglicherweise um die Exklave wirtschaftlich zu stärken. Zur jüdischen Gemeinde in Vöhl gehörten auch Familien aus den Nachbarorten Marienhagen, Basdorf und Oberwerba. Eine ebenso große Gemeinde entstand in Höringhausen, kleinere in Altenlotheim und Eimelrod. Der Anteil der Juden an der Gesamtbevölkerung der genannten Orte lag zwischen 15 und 20 Prozent.

Der älteste schriftliche Nachweis für einen Juden in Vöhl stammt aus dem Jahr 1682. 1705 waren bereits 8 Vöhler Häuser im Besitz von Juden. Bis Mitte des 18. Jahrhunderts stieg die Zahl der Israeliten, wie man sie oft nannte, auf 140.

Fortsetzung

Synagoge bei GedenkfeierDas Innere des Sakralraums anlässlich einer Gedenkfeier zur Reichspogromnacht

Die Vöhler Synagoge

1827 errichteten die Juden aus Vöhl, Basdorf, Marienhagen und Ober-Werba eine Synagoge, die gleichzeitig bis 1881 auch als Schule der jüdischen Kinder diente. Das Gebäude unterschied sich nicht von irgendwelchen anderen Häusern in der Nachbarschaft: es versteckte sich zwischen ihnen. Von außen war (und ist) nicht zu erkennen, dass sich rechts der Eingangstür ein über drei Geschosse erstreckender Sakralraum befindet.

Im linken Teil des Gebäudes wohnte bis 1881 der jüdische Lehrer mit seiner Familie; ab 1839 war dies Salomon Bär, ein Mann von anerkannt guter pädagogischer Ausbildung, der später auch zu den Honoratioren des Dorfes gehörte.

Im August 1938 verkauften – wohl unter staatlichem Druck – die dreizehn noch verbliebenen Juden die Synagoge an eine gerade zugezogene christliche Familie, weshalb das Gebäude die Pogromnacht, die Zeit der Hitler-Herrschaft und des Krieges überstand. Es war ständig bewohnt; im Sakralraum befand sich bis 1974 ein Baustofflager, danach diente er als Trockenraum für die Wäsche. Deshalb blieb er mit seinem sternenübersäten blauen Himmel und der fast ringsum verlaufenden Frauenempore fast unverändert erhalten.

Blick über den jüdischen Friedhof

Der jüdische Friedhof

Drei Jahre nach dem Bau der Synagoge (1830) erwirkte der Vorstand der Gemeinde die Genehmigung des Kreisrats für die Ausweisung eines jüdischen Friedhofs am Ortsrand. Vorher waren die Vöhler Juden wohl im damals drei Fußstunden entfernten Frankenau bestattet worden.

Im Dritten Reich wurde der Friedhof zweimal geschändet. Mitte der dreißiger Jahre stießen wohl Jugendliche Grabsteine um. 1941 ordnete der Regierungspräsident in Kassel die Schließung der jüdischen Friedhöfe im damaligen Landkreis Frankenberg an. In einigen Orten ist man dieser Weisung wohl nicht so prompt und umfassend nachgekommen wie in Vöhl, wo der Friedhof komplett eingeebnet wurde. Alle Grabsteine wurden entfernt und am Ortsrand gelagert. Dort bedienten sich die Bürger beim Bau ihrer Häuser; ganze Wagenladungen wurden nach Basdorf, sicher auch in andere Nachbarorte geholt. Bei Kriegsende waren noch 45 Steine vorhanden, die auf Weisung der Besatzungsmacht auf dem Friedhof wieder aufzustellen waren.

 

Dreistöckiges verkleidetes FachwerkhausHaus des Ascher Rothschild

Mehrere große Häuser des heutigen Vöhl wurden von Juden erbaut und bewohnt. Sehr vermögend war der Händler, Kaufmann und Geldverleiher Ascher Rothschild, der in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts ein heute noch sehr auffälliges Haus in der Ortsmitte baute.

In dem Gebäude befand sich eine Mikwe, die wohl auch anderen Familien zur Verfügung stand. Nach 1881 war hier die jüdische Schule untergebracht, und die Lehrer wohnten in diesem Haus. Ascher Rothschild finanzierte auch den Bau des Schiffs der evangelischen Kirche, das um 1840 wegen Baufälligkeit abgerissen werden musste.

Weitere reiche Familien waren die Salbergs, die Kaisers und die Sterns; auch den Blums und zeitweise den Katzensteins ging es wohl recht gut. Unter den Juden gab es allerdings auch bittere Armut; dies galt für Zweige der Familien Kugelmann und Liebmann, insbesondere aber für die Familie Lazarus, die als Lumpensammler ihren Lebensunterhalt bestritt.

Weitere Namen größerer Familien in Vöhl, Basdorf und Marienhagen: Bär, Frankenthal, Kratzenstein, Külsheimer, Laser, Löwenstern, Meyer, Mildenberg, Schaumburg, Schönhof und Schönthal.

Die häufigsten Berufe: Schlachter, Vieh-, Frucht-, Spinnerei-, Woll-, Ellenwaren-, Häute und Lederhändler. Die meisten Juden hatten – wie auch die christlichen Familien – nebenbei eine kleine Landwirtschaft. Mitte des 18. Jahrhunderts erstritt sich Simon Mildenberg das Recht, Lehrlinge zu Schreinern auszubilden.

Integration ins Dorf?

Juden und Christen lebten die längste Zeit mehr neben- als miteinander im Dorf. Das Verhältnis zwischen ihnen verbesserte sich langsam, aber stetig. Von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts gehörten zahlreiche Juden dem Gemeinderat an, einige von ihnen zwanzig, David Stern sogar vierzig Jahre lang. Auch am Vereinsleben nahmen sie teil. Sie gehörten zu den Mitbegründern des Gesang- und des Verkehrsvereins, einige nahmen Funktionen im Vorstand wahr. Cäcilie Katzenstein war um die Jahrhundertwende Mitbegründerin eines wohltätigen Frauenvereins. Die Katzensteins und insbesondere die Mildenbergs gehörten zu den tragenden Säulen des Gesangvereins. Max Mildenberg war außerdem sehr aktiver Sportler: Er gehörte zur Faustball- wie auch zur ersten Vöhler Fußballmannschaft und war außerdem ein guter Leichtathlet. Mitte der dreißiger Jahre war es damit vorbei: Noch bevor die Vereine im Rahmen der Gleichschaltung aufgelöst wurden, entledigten sie sich ihrer jüdischen Mitglieder, zum Teil auf sehr unschöne Weise.

Opfer des Völkermords

Im Jahr 1933 lebten noch 45 Juden in Vöhl und Marienhagen. Nach und nach zogen sie weg: nach Kassel und Frankfurt, ins Ruhrgebiet, aber auch bereits ins Ausland. Im August 1938 lebten noch 13 Juden in Vöhl: 3 Männer, 9 Frauen und ein 6jähriger Junge. Einige von ihnen zogen auch jetzt noch nach Frankfurt, andere wurden im Dezember 1941, im Juni und im September 1942 nach Riga, Sobibor und Majdanek sowie nach Theresienstadt deportiert. 45 Frauen, Kinder und Männer, die viele Jahre in Vöhl und seinen Nachbarorten gewohnt hatten, wurden in den Vernichtungs- und Konzentrationslagern umgebracht. Bei den alljährlich am 9. November stattfindenden Gedenkfeiern werden die Namen von über 70 Personen verlesen, weil auch an die Ehepartner und Kinder Vöhler Juden erinnert werden soll.

SW-Aufnahme der Synagoge

Der Förderkreis

Am 9. November 1999 gründeten über 70 Vöhler und Bürger von Nachbargemeinden den Förderkreis „Synagoge in Vöhl e.V.“, der das alte Gebäude erwarb und zu renovieren begann.

Von Anfang an und zu jeder Bauphase fanden dort Veranstaltungen statt: Konzerte, Kleinkunstveranstaltungen, Vorträge, Kunstausstellungen und vieles mehr. Der Förderkreis erarbeitet alljährlich ein umfangreiches und vielseitiges Programm. Neben dem kulturellen Angebot und der denkmalschützerischen Arbeit ist dies die dritte Säule des Förderkreises: Die Erforschung der Geschichte der Juden in Vöhl und in der Region.

Gruppenbild vor Thoravorhang

Besuche ehemaliger jüdischer Bewohner/innen

Auch deshalb war es dem Förderkreis wichtig, so bald wie irgend möglich die ehemaligen Vöhler Juden, so weit sie noch lebten, in ihren Heimatort einzuladen. Fünfzehn von ihnen kamen im September 2000, erzählten von den Jahren ihrer Kindheit und Jugend in Vöhl, von dem Leid, das sie und ihre Familien erlebt hatten. Vor der Thorawand der Synagoge versammelten sie sich zu einem Gruppenfoto.

 

Museum in der Synagoge

Der Sakralraum ist inzwischen fertiggestellt. In den früheren Wohnräumen des Lehrers wird durch Bilder, Dokumente, Sakralgegenstände, Präsentationen usw. an jene Zeit erinnert, als auch Juden das Bild unserer Dörfer und Städte prägten und zu ihrer Entwicklung beitrugen.

Menschliche Gestalt auf einer Rampe

Mahnmal für alle Deportierten der NS-Zeit

Ein Mahnmal im Hof der Synagoge – geschaffen von der Frankfurter Künstlerin E.R. Nele -erinnert eindrucksvoll an alle Deportierten der Nazizeit. Es ist den vielen hundert Menschen – darunter mehr als 700 Juden aus Waldeck-Frankenberg – gewidmet, die in den Jahren zwischen 1933 und 1945 entweder bereits in der Heimat gefoltert und getötet oder aber in die Vernichtungslager im Osten deportiert und vergast, erschossen oder auf andere Weise umgebracht wurden: Kommunisten und Sozialdemokraten, Sinti und Roma, Zeugen Jehovas, Homosexuelle, Kriegsgefangene (insbesondere aus dem Osten) und eben auch den vielen Jüdinnen und Juden.

 

 

 

 

 

Jüdische Familien in Vöhl

Geschichte Vöhler Juden

von Karl-Heinz Stadtler

Karte des Fürstentum Waldecks 1789
©Thomas Höckmann 2005

Herrschaft Itter, Kreis Vöhl

Aus dem von Herzhausen am Edersee bis zur Diemel reichenden mittelalterlichen Ittergau entwickelte sich im 12. Jahrhundert die Herrschaft Itter, später Kreis Vöhl. Im Zusammenhang mit den Friedensregelungen des Dreißigjährigen Krieges wurden die 20 Dörfer eine Exklave Hessen-Darmstadts zwischen Waldeck und Hessen-Kassel. Die folgende Karte zeigt, dass die Herrschaft Itter wiederum Exklaven im Waldeckischen hatte, nämlich Höringhausen, Eimelrod, Deisfeld und Hemmighausen.

Die Landgrafschaft, das spätere Großherzogtum Hessen-Darmstadt, war nun wahrlich kein judenfreundlicher Staat, wie mehrere Judenordnungen belegen; allerdings ließ man die Ansiedlung jüdischer Familien im Grenzgebiet zu, möglicherweise um die Exklave wirtschaftlich zu stärken. Zur jüdischen Gemeinde in Vöhl gehörten auch Familien aus den Nachbarorten Marienhagen, Basdorf und Oberwerba. Eine ebenso große Gemeinde entstand in Höringhausen, kleinere in Altenlotheim und Eimelrod. Der Anteil der Juden an der Gesamtbevölkerung der genannten Orte lag zwischen 15 und 20 Prozent.

Der älteste schriftliche Nachweis für einen Juden in Vöhl stammt aus dem Jahr 1682. 1705 waren bereits 8 Vöhler Häuser im Besitz von Juden. Bis Mitte des 18. Jahrhunderts stieg die Zahl der Israeliten, wie man sie oft nannte, auf 140.

Fortsetzung

Synagoge bei GedenkfeierDas Innere des Sakralraums anlässlich einer Gedenkfeier zur Reichspogromnacht

Die Vöhler Synagoge

1827 errichteten die Juden aus Vöhl, Basdorf, Marienhagen und Ober-Werba eine Synagoge, die gleichzeitig bis 1881 auch als Schule der jüdischen Kinder diente. Das Gebäude unterschied sich nicht von irgendwelchen anderen Häusern in der Nachbarschaft: es versteckte sich zwischen ihnen. Von außen war (und ist) nicht zu erkennen, dass sich rechts der Eingangstür ein über drei Geschosse erstreckender Sakralraum befindet.

Im linken Teil des Gebäudes wohnte bis 1881 der jüdische Lehrer mit seiner Familie; ab 1839 war dies Salomon Bär, ein Mann von anerkannt guter pädagogischer Ausbildung, der später auch zu den Honoratioren des Dorfes gehörte.

Im August 1938 verkauften – wohl unter staatlichem Druck – die dreizehn noch verbliebenen Juden die Synagoge an eine gerade zugezogene christliche Familie, weshalb das Gebäude die Pogromnacht, die Zeit der Hitler-Herrschaft und des Krieges überstand. Es war ständig bewohnt; im Sakralraum befand sich bis 1974 ein Baustofflager, danach diente er als Trockenraum für die Wäsche. Deshalb blieb er mit seinem sternenübersäten blauen Himmel und der fast ringsum verlaufenden Frauenempore fast unverändert erhalten.

Blick über den jüdischen Friedhof

Der jüdische Friedhof

Drei Jahre nach dem Bau der Synagoge (1830) erwirkte der Vorstand der Gemeinde die Genehmigung des Kreisrats für die Ausweisung eines jüdischen Friedhofs am Ortsrand. Vorher waren die Vöhler Juden wohl im damals drei Fußstunden entfernten Frankenau bestattet worden.

Im Dritten Reich wurde der Friedhof zweimal geschändet. Mitte der dreißiger Jahre stießen wohl Jugendliche Grabsteine um. 1941 ordnete der Regierungspräsident in Kassel die Schließung der jüdischen Friedhöfe im damaligen Landkreis Frankenberg an. In einigen Orten ist man dieser Weisung wohl nicht so prompt und umfassend nachgekommen wie in Vöhl, wo der Friedhof komplett eingeebnet wurde. Alle Grabsteine wurden entfernt und am Ortsrand gelagert. Dort bedienten sich die Bürger beim Bau ihrer Häuser; ganze Wagenladungen wurden nach Basdorf, sicher auch in andere Nachbarorte geholt. Bei Kriegsende waren noch 45 Steine vorhanden, die auf Weisung der Besatzungsmacht auf dem Friedhof wieder aufzustellen waren.

 

Dreistöckiges verkleidetes FachwerkhausHaus des Ascher Rothschild

Mehrere große Häuser des heutigen Vöhl wurden von Juden erbaut und bewohnt. Sehr vermögend war der Händler, Kaufmann und Geldverleiher Ascher Rothschild, der in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts ein heute noch sehr auffälliges Haus in der Ortsmitte baute.

In dem Gebäude befand sich eine Mikwe, die wohl auch anderen Familien zur Verfügung stand. Nach 1881 war hier die jüdische Schule untergebracht, und die Lehrer wohnten in diesem Haus. Ascher Rothschild finanzierte auch den Bau des Schiffs der evangelischen Kirche, das um 1840 wegen Baufälligkeit abgerissen werden musste.

Weitere reiche Familien waren die Salbergs, die Kaisers und die Sterns; auch den Blums und zeitweise den Katzensteins ging es wohl recht gut. Unter den Juden gab es allerdings auch bittere Armut; dies galt für Zweige der Familien Kugelmann und Liebmann, insbesondere aber für die Familie Lazarus, die als Lumpensammler ihren Lebensunterhalt bestritt.

Weitere Namen größerer Familien in Vöhl, Basdorf und Marienhagen: Bär, Frankenthal, Kratzenstein, Külsheimer, Laser, Löwenstern, Meyer, Mildenberg, Schaumburg, Schönhof und Schönthal.

Die häufigsten Berufe: Schlachter, Vieh-, Frucht-, Spinnerei-, Woll-, Ellenwaren-, Häute und Lederhändler. Die meisten Juden hatten – wie auch die christlichen Familien – nebenbei eine kleine Landwirtschaft. Mitte des 18. Jahrhunderts erstritt sich Simon Mildenberg das Recht, Lehrlinge zu Schreinern auszubilden.

Integration ins Dorf?

Juden und Christen lebten die längste Zeit mehr neben- als miteinander im Dorf. Das Verhältnis zwischen ihnen verbesserte sich langsam, aber stetig. Von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts gehörten zahlreiche Juden dem Gemeinderat an, einige von ihnen zwanzig, David Stern sogar vierzig Jahre lang. Auch am Vereinsleben nahmen sie teil. Sie gehörten zu den Mitbegründern des Gesang- und des Verkehrsvereins, einige nahmen Funktionen im Vorstand wahr. Cäcilie Katzenstein war um die Jahrhundertwende Mitbegründerin eines wohltätigen Frauenvereins. Die Katzensteins und insbesondere die Mildenbergs gehörten zu den tragenden Säulen des Gesangvereins. Max Mildenberg war außerdem sehr aktiver Sportler: Er gehörte zur Faustball- wie auch zur ersten Vöhler Fußballmannschaft und war außerdem ein guter Leichtathlet. Mitte der dreißiger Jahre war es damit vorbei: Noch bevor die Vereine im Rahmen der Gleichschaltung aufgelöst wurden, entledigten sie sich ihrer jüdischen Mitglieder, zum Teil auf sehr unschöne Weise.

Opfer des Völkermords

Im Jahr 1933 lebten noch 45 Juden in Vöhl und Marienhagen. Nach und nach zogen sie weg: nach Kassel und Frankfurt, ins Ruhrgebiet, aber auch bereits ins Ausland. Im August 1938 lebten noch 13 Juden in Vöhl: 3 Männer, 9 Frauen und ein 6jähriger Junge. Einige von ihnen zogen auch jetzt noch nach Frankfurt, andere wurden im Dezember 1941, im Juni und im September 1942 nach Riga, Sobibor und Majdanek sowie nach Theresienstadt deportiert. 45 Frauen, Kinder und Männer, die viele Jahre in Vöhl und seinen Nachbarorten gewohnt hatten, wurden in den Vernichtungs- und Konzentrationslagern umgebracht. Bei den alljährlich am 9. November stattfindenden Gedenkfeiern werden die Namen von über 70 Personen verlesen, weil auch an die Ehepartner und Kinder Vöhler Juden erinnert werden soll.

SW-Aufnahme der Synagoge

Der Förderkreis

Am 9. November 1999 gründeten über 70 Vöhler und Bürger von Nachbargemeinden den Förderkreis „Synagoge in Vöhl e.V.“, der das alte Gebäude erwarb und zu renovieren begann.

Von Anfang an und zu jeder Bauphase fanden dort Veranstaltungen statt: Konzerte, Kleinkunstveranstaltungen, Vorträge, Kunstausstellungen und vieles mehr. Der Förderkreis erarbeitet alljährlich ein umfangreiches und vielseitiges Programm. Neben dem kulturellen Angebot und der denkmalschützerischen Arbeit ist dies die dritte Säule des Förderkreises: Die Erforschung der Geschichte der Juden in Vöhl und in der Region.

Gruppenbild vor Thoravorhang

Besuche ehemaliger jüdischer Bewohner/innen

Auch deshalb war es dem Förderkreis wichtig, so bald wie irgend möglich die ehemaligen Vöhler Juden, so weit sie noch lebten, in ihren Heimatort einzuladen. Fünfzehn von ihnen kamen im September 2000, erzählten von den Jahren ihrer Kindheit und Jugend in Vöhl, von dem Leid, das sie und ihre Familien erlebt hatten. Vor der Thorawand der Synagoge versammelten sie sich zu einem Gruppenfoto.

 

Museum in der Synagoge

Der Sakralraum ist inzwischen fertiggestellt. In den früheren Wohnräumen des Lehrers wird durch Bilder, Dokumente, Sakralgegenstände, Präsentationen usw. an jene Zeit erinnert, als auch Juden das Bild unserer Dörfer und Städte prägten und zu ihrer Entwicklung beitrugen.

Menschliche Gestalt auf einer Rampe

Mahnmal für alle Deportierten der NS-Zeit

Ein Mahnmal im Hof der Synagoge – geschaffen von der Frankfurter Künstlerin E.R. Nele -erinnert eindrucksvoll an alle Deportierten der Nazizeit. Es ist den vielen hundert Menschen – darunter mehr als 700 Juden aus Waldeck-Frankenberg – gewidmet, die in den Jahren zwischen 1933 und 1945 entweder bereits in der Heimat gefoltert und getötet oder aber in die Vernichtungslager im Osten deportiert und vergast, erschossen oder auf andere Weise umgebracht wurden: Kommunisten und Sozialdemokraten, Sinti und Roma, Zeugen Jehovas, Homosexuelle, Kriegsgefangene (insbesondere aus dem Osten) und eben auch den vielen Jüdinnen und Juden.


Erstellen und Aktualisieren des Verzeichnisses der Vöhler Juden

von Karl-Heinz Stadtler

Fortsetzung
Vektorgrafik eines Stammbaums

Die Daten werden wegen der Fülle der vorliegenden Informationen nur nach und nach ins Netz gestellt werden. Es ist beabsichtigt, dies in alphabetischer Reihenfolge zu tun. Sie können auch die Suchfunktion der Website benutzen. Des weiteren werden die Angaben dort, wo dies möglich ist, durch Fotos und Dokumente ergänzt werden.

Für Fehler und Mängel bitte ich um Verständnis, für Berichtigungen und Ergänzungen wäre ich außerordentlich dankbar. Senden Sie dazu bitte eine Email an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

Warum wird diese Zusammenstellung ins Netz gestellt?

Der wichtigste Grund ist, dass immer wieder Anfragen kommen, die sich auf Vöhler Personen und Familien beziehen. Meist erkundigen sich Juden, die von anderen Ländern aus nach Ahnen und Verwandten suchen. Manchmal sind es auch Personen, die in ihrer deutschen Heimatgemeinde – ähnlich wie das im Vöhler Förderkreis Synagoge geschieht – die jüdische oder die gemeinsame Vergangenheit erarbeiten und sich deshalb auf „Spurensuche“ befinden.

Von Interesse mögen die in diesem Verzeichnis enthaltenen Informationen aber auch für all die Bürger aus Vöhl und aus der nordhessischen Region sein, die wissen möchten, wie man früher gelebt hat und wie Juden und Christen neben- und manchmal auch miteinander lebten.

Die Daten können wegen der Fülle der vorliegenden Informationen nur nach und nach ins Netz gestellt werden. Es ist beabsichtigt, dies in alphabetischer Reihenfolge zu tun. Des weiteren werden die Angaben dort, wo dies möglich ist, durch Fotos und Dokumente ergänzt werden.

Weiterhin werden dort, wo es sinnvoll erscheint, Stammbäume erarbeitet. Sie sind interaktiv. Durch Anklicken der einzelnen Namen gelangen Sie auch vom Stammbaum aus zu weiteren Informationen über die betreffende Person.

Vorbemerkungen

Dieses Verzeichnis Vöhler Juden ist „in Arbeit“. Das heißt vor allem: es ist nicht vollständig und kann es nicht werden.

Einige Jahre lang hat der Verfasser aus verschiedenen Quellen (Staatsarchiv Marburg, Gemeindearchiv Vöhl, verschiedenen Fachbüchern aus der Region, Gesprächen mit Zeitzeugen usw.) Daten und Fakten gesammelt und personenbezogen zusammen gestellt.

Anfangs bestand die Vermutung, dass es insgesamt nur wenige Informationen gebe, denn es hieß, dass kurz vor dem Eintreffen der amerikanischen Besatzungstruppen im April 1945 einige Tage lang die Vöhler Bäckeröfen nicht ausgegangen seien. Tatsächlich gibt es im Vöhler Archiv nicht viele Akten aus den zwölf Jahren des Tausendjährigen Reiches.

Doch Vöhler Bürgerinnen und Bürger wussten noch einiges aus der Erinnerung heraus zu berichten. Und dann sind da ja auch jene jüdischen Mitbürger, die den Holocaust überlebt haben, zu denen reger Kontakt besteht, nicht erst seit wir viele von ihnen in Vöhl zu Gast hatten.

Im Übrigen sind jene zwölf Jahre nationalsozialistischer Herrschaft eine relativ kurze Zeitspanne im Vergleich zu jenen 260 Jahren von 1682 bis 1942, in denen nachweislich Juden in Vöhl wohnten.

Das Verzeichnis ist nicht frei von Fehlern. Dafür gibt es verschiedene Gründe:

Juden hatten bis in das 20. Jahrhundert hinein nicht nur ihren bürgerlichen, sondern darüber hinaus einen religiös motivierten Vornamen. Zwar wurde Letzterer öffentlich nicht gebraucht, aber manchmal eben doch; und deshalb ist es nicht auszuschließen, dass Personen vorkommen, die mit anderen identisch sind.

Auch wurden manchmal Koseformen (z.B. Malchen für Amalie, Rickchen für Friederike, Jettchen für Henriette und Johannette) benutzt oder Namen fast beliebig modifiziert. Dass ein „Moses“ manchmal nur Mose hieß, dass es den „Isaak“ auch als „Isai“, „Isak“ oder Isack“ gab, mag noch nachvollziehbar sein; wenn ein „Feist“ aber auch als „Veit“ oder gar „Uri“ erscheint, so ist die Zuordnung schon schwieriger. In Korbach gab es eine Familie Kugelmann, in der man fast jede weibliche Person „Rickchen“ nannte; eine davon, die eigentlich „Helene“ hieß, hat nach Vöhl geheiratet, wo es aber auch mehrere Familien Kugelmann gab.

Außerdem haben häufig Personen gleichen Vor- und Zunamens zu gleicher Zeit gelebt. Da ist es nicht auszuschließen, dass Informationen der falschen Person zugeordnet wurden. In mindestens einem Fall vermutet der Verfasser, dass es solche zwei Personen gleichen Namens zu gleicher Zeit gegeben hat; aber die Quellenlage ist noch zu vage, um die Existenz der zweiten Person zu behaupten. Also sind möglicherweise Informationen, die sich eigentlich auf zwei Personen beziehen, nur einer zugeordnet.

Auch waren Bedienstete der Gemeinde- oder Kreisbehörden durchaus nicht immer so gewissenhaft, wie man ihnen das heute nachsagt. So wurde ein Name einmal so und einmal anders geschrieben; für die selbe Person gibt es manchmal mehrere Geburts- oder Heiratsdaten in den Akten; Steuerdaten wurden verschiedentlich ohne exakte Nachprüfung auf das nächste Jahr übertragen.

Und es kann, trotz aller aufgewendeten Sorgfalt, durchaus auch Fehler geben, die auf einer Nachlässigkeit oder auf einem Irrtum des Verfassers dieser Zusammenstellung beruhen.

All diese möglichen Fehlerquellen sind Grund dafür, dass dieses Verzeichnis im einleitenden Satz als „in Arbeit“ befindlich bezeichnet wurde. Auch nach dem „Ins-Netz-Stellen“ wird weiter geforscht, wird geändert und ergänzt werden.

In einem Punkt sind die Informationen gewollt unvollständig: Für die Zeit der Judenverfolgung im Dritten Reich werden sogenannte Täter – also Personen, die in der Region aktiv an Handlungen gegen Juden beteiligt waren – nicht namentlich genannt. Sie leben nicht mehr, ihre Nachkommen sind nicht verantwortlich und sollen deshalb nicht durch öffentliche Nennung der Namen belastet werden.

Juristische Verwicklungen von Vöhler Juden dagegen wurden dargestellt. Sie geben wertvolle Hinweise für die Stellung der Juden in der Gesellschaft, vermitteln aber auch ganz allgemein wichtige Einblicke in das Leben in Vöhl im 19. Jahrhundert.

Schlüsse aus diesen Angaben sollten mit aller Vorsicht gezogen werden, denn die damaligen Verhältnisse sind mit den heutigen nicht zu vergleichen. Zum Beispiel gab es einige Jahrzehnte lang sehr viele Pfändungen, sowohl mit, als auch ohne Beteiligung von Juden. Häufig gab es Ordnungsstrafen wegen Verstoßes gegen die Sonntagsruhe, natürlich ausschließlich gegen Juden. Bei Betrügereien wegen falscher Gewichte waren Juden häufiger betroffen als christliche Kaufleute, doch entsprach dieses Ungleichgewicht ungefähr dem verschiedenen Anteil der Angehörigen beider Religionen am handelnden Gewerbe. Bei einer dieser amtlichen Überprüfungen der Gewichte wurden am selben Tag bei fünf Händlern Gewichtsmanipulationen festgestellt und bestraft. Zwei Händler waren Christen, drei waren Juden. In den 20er Jahren gab es auch Bestrafungen wegen Preiswuchers. Hier mögen Ressentiments in Folge des stärker werdenden Antisemitismus auch im Bereich der Gesetzgebung eine Rolle gespielt haben.

Informationen zur Verfügung gestellt haben Christiane Kupski und Jürgen Evers. Vor allem bezüglich der Familie Frankenthal konnten Nachforschungen von Carol Davidson-Baird, in den USA lebende Nachfahrin von Vöhler Juden, verwendet werden.

Lebensläufe

Erstellt von Karl-Heinz Stadtler.

Für Familien aus Vöhl und den Orten Marienhagen, Basdorf und Oberwerbe - bei denen die vorliegenden Daten es erlauben - wurden Stammbäume erarbeitet.Für Fehler und Mängel bitte ich, Karl-Heinz Stadtler, um Verständnis, für Berichtigungen und Ergänzungen wäre ich außerordentlich dankbar. Senden Sie dazu bitte eine Email an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

 

Oder benutzen sie bitte die Suchfunktion auf unserer Website.

Stammbäume

Zusammengestellt von Karl-Heinz Stadtler.

Für Familien aus Vöhl und den Orten Marienhagen, Basdorf und Oberwerbe - bei denen die vorliegenden Daten es erlauben - wurden Stammbäume erarbeitet. Für Fehler und Mängel bitte ich, Karl-Heinz Stadtler, um Verständnis, für Berichtigungen und Ergänzungen wäre ich außerordentlich dankbar. Senden Sie dazu bitte eine Email an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

 

Familie Mehrgeld > siehe Stammbaum Familie Schönthal Marienhagen
Familie Sternberg > siehe Stammbaum Familie Mildenberg/Mayer
Familie Winter > siehe Stammbaum Familie Kratzenstein, Jacob

Jüdischer Friedhof in Vöhl

 


von Karl-Heinz Stadtler

Im Jahr 1933 lebten noch 45 Juden in Vöhl und Marienhagen. Nach und nach zogen sie weg. Im August 1938 lebten noch 13 Juden in Vöhl: 3 Männer, 9 Frauen und ein 6jähriger Junge. Einige von ihnen zogen auch jetzt noch nach Frankfurt, andere wurden in den Jahren 1941 und 1942 nach Riga, Sobibor, Majdanek und Theresienstadt deportiert.
45 Frauen, Kinder und Männer, wurden in den Vernichtungs- und Konzentrationslagern umgebracht. Bei den alljährlich am 9. November stattfindenden Gedenkfeiern werden die Namen von über 70 Personen verlesen, weil auch an die Ehepartner und Kinder Vöhler Juden erinnert werden soll.

Im Folgenden sind die ermordeten Personen aufgeführt:

Fortsetzung

Erna Baruch, geb. Katzenstein

wurde am 3. März 1882 als Tochter von Cäcilie und Samuel Katzenstein in einem Haus in der unteren Mittelgasse in Vöhl geboren. 1901 heiratete sie Albert Baruch und zog mit ihm nach Essen, wo ihnen die beiden Söhne Bernhard und Heinz geboren wurden. Sie starb im Alter von 60 Jahren am 23. August 1942 in Auschwitz, wo auch ihr Sohn Bernhard Baruch einen Monat später, am 23. September, umkam.

Max Cossen

geb. am 18. November 1899 in Weener, war von 1925 bis 1927 bei Ferdinand Kaiser in Vöhl als Kaufmann beschäftigt. Nach der Eheschließung mit Paula Meyer aus Eimelrod wohnten sie dort, später in Köln zusammen. Während der dreißiger Jahre emigrierten sie in die Niederlande und wohnten in Amsterdam. Nach der Besetzung der Niederlande durch Deutschland wurden sie in dem Lager Westerbork interniert. Am 7. September 1943 wurde Max Cossen zusammen mit seiner Ehefrau und den beiden Kindern von Westerbork nach Auschwitz deportiert. Nach der Ankunft am 9. September wurden Paula Cossen und ihre Töchter Marianne und Lieselotte in den Gaskammern umgebracht. Max Cossen ließ man noch einige Monate Zwangsarbeit leisten, bevor man ihn am 31. März 1944 auch tötete.

Lina Goldblum, geb. Blum

wurde  am 18.7.1884 als ein Kind der Vöhler Familie Abraham und Frida Blum geboren. 1906 heiratete sie den Kaufmann Adolf Goldblum aus Witten und zog zu ihm. Die beiden betrieben dort ein Lebensmittelgeschäft. Ihnen wurde der Sohn Heinz geboren. 1921 beteiligte sich Lina Goldblum mit einer Spende an der Stiftung des Denkmals für die Gefallenen des 1. Weltkriegs. Lina Goldblum starb bereits 1937 53-jährig in Wattenscheid.

Julius Flörsheim

geb. am 25. Oktober 1883 in Wolfhagen, war von 1907 bis 1914 Lehrer an der jüdischen Schule in Vöhl. 1913 gehörte er zu den Gründern eines Schützenvereins in Vöhl. 1914 wurde er Mittelschullehrer in Frankfurt. Sofort nach Kriegsbeginn zog man ihn ein und er geriet in den Vogesen in Kriegsgefangenschaft, aus der er erst vier Jahre später entlassen wurde.. Bis 1935 unterrichtete er an der Brüder-Grimm-Schule in Frankfurt, anschließend bis Oktober 1941 in pädagogischen Einrichtungen für jüdische Kinder. Im Zusammenhang mit der Pogromnacht kam er Ende 1938 für sechs Wochen ins Konzentrationslager Buchenwald. Im Oktober 1941 wurde er zusammen mit 1000 weiteren Frankfurter Juden, darunter seine Ehefrau und einer seiner beiden Söhne, nach Lodz deportiert. Dort starb er nach Zeugenaussagen  Anfang 1942 an Erschöpfung.

Seine Frau Jenny Flörsheim wurde etwas später in dem nahe gelegenen Vernichtungslager Chelmno vergast.

Sohn Kurt Flörsheim wurde erst bei der Räumung des Ghettos von Lodz Mitte 1944 nach Auschwitz gebracht, arbeitete im so genannten Sonderkommando und wurde dann wohl umgebracht.

Beate Frankenthal

Johanna und Bernhard Frankenthals Tochter Beate wurde am 7. Juni 1892 geboren. Sie galt im Ort als eine sehr zurückhaltende Frau und blieb ledig. Beate Frankenthal wurde Ende Mai 1942 nach Kassel und von dort am Dienstag, dem 1. Juni nach Osten deportiert. Wahrscheinlich am 3. Juni kam der Zug in Lublin an. Die arbeitsfähigen Männer mussten dort aussteigen und wurden nach Majdanek getrieben, während der Zug mit den Frauen, Kindern und alten Männern, also wahrscheinlich auch mit Beate Frankenthal, nach Sobibor weiterfuhr. Wahrscheinlich wurden sie dort innerhalb von 2 Stunden nach ihrer Ankunft vergast. Sie war fünfzig Jahre alt geworden. Allerdings ist ihr Name in dem Gedenkbuch des Lagers Majdanek verzeichnet. Möglicherweise kam sie dort ums Leben.;

Bertha Frankenthal

wurde am 6. September 1887 als Tochter des Vöhler Kaufmanns Hermann Hirsch Frankenthal und seiner Frau Emma in Vöhl geboren. In mehreren Zeitzeugenberichten wird sie als eine fürsorgliche und hilfsbereite Frau geschildert. Nach dem frühen Tod des Vaters führte sie dessen Geschäft in kleinem Rahmen weiter. Sie wohnte in einem kleinen Haus in der Arolser Straße. Kurz nach dem Tod ihrer Mutter im Frühjahr 1940 zog sie nach Frankfurt. Berta Frankenthal wurde im November 1941 von Frankfurt nach Kaunas deportiert und dort zusammen mit knapp 3000 Jüdinnen und Juden aus Berlin, München und Frankfurt erschossen. Sie war 54 Jahre alt.

Johanna Frankenthal, geb. Bachrach

Johanna Frankenthal wurde am 7. Juli 1868 als Tochter von Jakob und Marianne Bachrach in Langenschwarz bei Hünfeld geboren und heiratete 1891 den Vöhler Bernhard Frankenthal. Das Ehepaar wohnte mit den Töchtern Beata und Ida auf dem Schulberg. Am frühen Morgen des 6. September 1942 wurde sie vom Bürgermeister und einem weiteren führenden Vöhler NSDAP-Mitglied aus ihrem Haus abgeholt und zum Bahnhof Itter gebracht. Von dort wurde sie über Kassel am 7. September nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 18. November 1942 starb. Sie war 74 Jahre alt.;

Emma Hirsch, geb. Katz

wurde am 2.1.1882 in Korbach geboren. Sie heiratete Maximilian Hirsch und zog zu ihm nach Sachsenhausen. Die Kinder Bernhard, Hildegard und Else wurden ihnen geboren. 1934 verstarb ihr Mann und sie zog wieder nach Korbach. Ende September 1939 wohnte sie einige Wochen bei ihrer Schwester Hermine Rothschild in Vöhl, wohl um dieser nach dem Tod ihres Mannes Alfred Rothschild beizustehen, und zog dann wieder nach Korbach zurück. Am 1.Juni 1942 wurde sie von Kassel über Lublin nach Sobibor deportiert, wo sie wahrscheinlich am 3. Juni in einer Gaskammer starb.

Johanna Jacobs, geb. Blum

stammt aus der alten Vöhler Familie Blum, die mindestens seit 1705 mit Wohnsitz nachgewiesen ist. Sie wurde 1890 als Tochter der Kaufleute Abraham und Frida Blum geboren. Ihr letzter bekannter Aufenthaltsort ist die lettische Hauptstadt Riga, wo sie wahrscheinlich Anfang der 40er Jahre umgebracht wurde.

Johanna Jacobs, geb. Laser

wurde am 22.3.1890 in Vöhl als Tochter des jüdischen Lehrers Joseph Laser und dessen Ehefrau Bertha geboren. Nach dem Tod des Vaters im Jahre 1907 zog sie mit der Mutter nach Kassel. 1931 heiratete sie dort den Klempner Justus Jacobs und zog mit ihm nach Gelsenkirchen. Von dort wurde sie im Januar 1942 nach Riga „evakuiert“. Sie starb am 5. November 1943 in Auschwitz.

Friederike Katzenstein, geb. Jakob

genannt Rickchen, wurde am 24.6.1870 als Tochter von Michel und Jettchen Jakob in Sachsenhausen geboren. 1906 kam sie zunächst als Hausmädchen zu dem soeben verwitweten Samuel Katzenstein nach Vöhl und heiratete den inzwischen 76 Jahre alten Mann einige Monate später. Nach dessen Tod führte sie das Geschäft, eine Kolonialwarenhandlung, allein weiter. Am 6. September 1942 wurde sie von zwei Männern nachts um vier Uhr aus dem Haus geholt und verließ Vöhl mit den Sachen, die sie in einen Rucksack packen konnte. Eine Zeitzeugin erzählte, wie sie die kleine Rickchen Katzenstein mit dem Rucksack auf dem Rücken zwischen zwei großen Männern die Basdorfer Straße entlang gehen sah. Vom Bahnhof Itter wurde sie nach Kassel und am 7. September von dort nach Theresienstadt deportiert. Dort starb sie bereits am 19. September 1942 im Alter von 72 Jahren.;

Gustav Lorsch

wurde am 24.8.1894 in Alsfeld geboren. 1911 bis 1912 arbeitete er als Handlungsgehilfe in Vöhl im Geschäft von Abraham Blum. Später wohnte er in Gießen. Während des Krieges verschwand er irgendwo in Polen. Auch seine Frau Selma, geb. Stiefel (geb. 1898) und die Söhne Arno (geb. 1927) und Norbert (geb. 1928) wurden 1942 nach Polen deportiert; von den beiden Letztgenannten ist bekannt, dass sie in Treblinka ermordet wurden.

Ferdinand Kaiser

wurde am 10. Januar 1866 geboren. Seine Eltern Levi und Selka Kaiser waren Mitte des 19. Jahrhunderts von Basdorf nach Vöhl gezogen. Ferdinand Kaiser, Vater von vier Kindern, besaß zusammen mit einem Partner von 1908 bis 1912 das „Kaiser-Café“ in Korbach. Er wohnte allerdings in Vöhl, wo er auch ein Geschäft für Manufakturwaren, Landesprodukte und Kunstdünger führte. Er war Anfang des Jahrhunderts Mitglied des Gemeinderats und der Wegekommission und übte die Funktion eines ehrenamtlichen Schöffen bei Gericht aus. Ferdinand Kaiser gehörte zu den Stiftern des Kriegerdenkmals für die Gefallenen des 1. Weltkrieges. 1935 verkaufte er sein Geschäft in Vöhl und zog 1936 zu Angehörigen in Frankfurt. Am 19. August 1942 wurde er mit seiner Frau Ida von Frankfurt nach Theresienstadt deportiert, wo er am 20. Dezember 1943 im Alter von fast 78 Jahren starb.

Ida Kaiser, geb. Löwenstern

wurde 1869 als Tochter von Bernhard und Bertha Löwenstern in Korbach geboren. Anfang Februar heiratete sie den zwei Jahre zuvor verwitweten Ferdinand Kaiser, zog zu ihm nach Vöhl und gebar die Kinder Anna Bertha und Erich. Auch die Stiefkinder Brunhilde und Leopold zog sie auf. Ida Kaiser verließ Vöhl mit ihrem Mann 1936; sie zogen zu Angehörigen nach Frankfurt. Am 19. August 1942 wurde sie mit ihrem Mann von Frankfurt nach Theresienstadt deportiert Dort starb sie am 17. März 1943 74jährig.

Antonie Kugelmann

genannt Toni, wurde am 5.2.1886 als Tochter von Isaak und Sara Kugelmann geboren. Zusammen mit ihren vier Geschwistern wuchs sie in einem Haus im Kirchweg auf. In Frankfurt erlernte sie den Beruf einer Schneiderin und arbeitete als Hauswirtschafterin. 1921 gehörte sie zu den Stiftern des Denkmals für die Gefallenen des 1. Weltkrieges am Maßloh, wozu sie sich wohl vor allem deshalb verpflichtet fühlte, weil ihr Bruder Max in diesem Krieg gefallen war. Mitte der dreißiger Jahre wohnte sie in Köln. Seit ihrer Deportation nach Lodz gibt es keinen Hinweis mehr auf sie. Sie mag ca. 55 Jahre alt geworden sein.

Ruth Katzenstein, geb. Mildenberg, dann Kugelmann

wurde am 8. Dezember 1911 als ein Kind von Moritz und Helene Mildenberg in Vöhl geboren. Nach der Scheidung der Eltern hatte die Mutter wieder ihren Mädchennamen angenommen und den wohl auch auf ihre beiden Töchter übertragen. Ruth heiratete Helmut Katzenstein und wohnte während des Krieges mit ihm und dem Sohn Robert in Amsterdam. Am 31. August 1943 wurde sie mit Mann und Sohn und weiteren über 1000 Juden von Westerbork nach Auschwitz deportiert. Sie starb am 3. September 1943 in Auschwitz im Alter von 32 Jahren. Sohn Robert Katzenstein, gerade mal 3 Jahre alt, starb mit ihr zusammen. Ehemann Helmut Katzenstein wurde bei der Selektion auf die andere Seite gewiesen, leistete noch ein halbes Jahr lang Zwangsarbeit und starb als 33Jähriger am 31. März 1944.

Helene Mildenberg, geb. Kugelmann

wurde am 8. Oktober 1888 in Korbach geboren. 1911 heiratete sie den Vöhler Metzger Moritz Katzenstein und zog zu ihm. Sie hatten die beiden Töchter Ruth und Else. 1924 ließen sie sich scheiden. Helene Mildenberg zog mit den Töchtern nach Korbach und nahm wieder ihren Mädchennamen an. In den 30er Jahren emigrierte sie mit ihrer Tochter Ruth Katzenstein und deren Familie in die Niederlande und wohnte mit ihnen zusammen in Amsterdam. 1938 besuchte sie ihre Tochter Else in Palästina, vielleicht um ihren Enkel Dimor zu sehen. Leider blieb sie nicht dort, sondern reiste zurück in die Niederlande. Am 21. September 1943 wurde sie mit 978 weiteren Juden von Westerbork nach Auschwitz deportiert. Direkt nach Ankunft des Zuges starb sie am 23. September 1943 in den Gaskammern. Sie war kurz vor ihrem 55. Geburtstag.

Dina Kratzenstein, geb. Strauß

wurde am 14.4.1867 als Tochter einer Familie Strauß in Eimelrod geboren. Nach der Hochzeit mit dem Marienhagener Gastwirt, Kaufmann und Landwirt Felix (Selig) Kratzenstein lebte sie mit ihm in dem Gebäude, das heute als „altes Landschulheim“ bekannt ist. Sie hatten vier Kinder: Hermann, Hedwig, Herda und Julius. Im Januar 1936 emigrierte sie mit der Familie ihrer Tochter Hedwig nach Holland. Am 27. April 1943 wurde sie vom holländischen Durchgangslager Westerbork nach Auschwitz deportiert, wo sie wahrscheinlich gleich nach der Ankunft vergast wurde.  Sie war 76 Jahre alt.

Hermann Kratzenstein

wurde am 5.2.1891 in Marienhagen geboren. Gleich zu Beginn des 1. Weltkrieges wurde er für Tapferkeit vor dem Feind mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. 1918 heiratete er Emilie, geb. Wertheim und zog zu ihr nach Niedermarsberg. Das Ehepaar hatte drei Kinder: Erich, Ilse und Hilde. Wohl noch vor Kriegsbeginn zogen sie in die Niederlande und wohnten in Enschede. Am 21. April 1943 wurden Hermann und Emilie Kratzenstein nach Theresienstadt deportiert. Am 20. Januar 1944 folgten die Kinder Ilse und Erich. Am 28. September 1944 wurde die Familie wieder auseinandergerissen: Hermann Kratzenstein und Sohn Erich mussten nach Auschwitz. Eine Woche später, am 4. Oktober, folgten Emilie Kratzenstein und Tochter Ilse in das Vernichtungslager. Emile Kratzenstein (50 Jahre) und wahrscheinlich auch Tochter Ilse (23) wurden sofort nach der Ankunft in den Gaskammern umgebracht.

Am 22.10.1944 wurde Hermann Kratzenstein in das Kommando Leitmeritz des KZ Flossenbürg überstellt, wo er am 27. Januar 1945 im Alter von 53 Jahren starb. Zwei Monate nach dem Vater starb der 17jährige Sohn Erich Kratzenstein am 21. März 1945 im KZ Flossenbürg.

Die in den Niederlanden verheiratete Tochter Hilde war ebenfalls nach Auschwitz deportiert worden und kam in den Block für medizinische Versuche im Stammlager. Sie überlebte.

Helene Külsheimer

wurde am 15.2. 1874 als Tochter des Händlers Bendix und seiner Frau Rosa Külsheimer in Basdorf geboren, wo sie zusammen mit ihren fünf Geschwistern auch wohnte. Die Familie Külsheimer hat nachweislich schon vor dem Jahre 1800 dort gelebt. Helene Külsheimer wohnte dann in Bad Wildungen und ab Mitte der 30er Jahre in Kassel. Am 7. September 1942 wurde sie nach Theresienstadt deportiert, wo sie fünf Monate lang auf einem Dachboden schlief und hin und wieder Brot und Kartoffeln zu essen bekam. Sie starb dort im Januar 1943 an Ruhr und Bauchtyphus. Für 50 Tote gleichzeitig hielt ein Rabbiner die Trauerrede. Beerdigt wurde sie in einem schönen Leinentuch, wie eine Freundin an die Angehörigen in Palästina schrieb

Leopold Laser

wurde am 29.2.1884 als Sohn des jüdischen Lehrers Joseph Laser und dessen erster Ehefrau Karoline in Vöhl geboren, wo er auch zusammen mit seinen sechs Geschwistern aufwuchs. Die Lasers wohnten in dem großen Haus in der Arolser Straße, das Ascher Rothschild gebaut hatte und in dem sich auch die jüdische Schule befand. Leopold Laser war Handlungslehrling bei Eisenach, arbeitete dann auch in Bochum und Hüsten und heiratete Else Goldberg. Mit ihr wohnte er zuletzt in Hagen. Am 2. März wurde er zusammen mit seiner Frau Else-Eva, geb. Goldberg, und ihrem Sohn Heinz-Egon nach Auschwitz deportiert. Da sie in den dortigen Akten nicht erwähnt sind, ist davon auszugehen, dass sie alle drei sofort nach ihrer Ankunft vergast und verbrannt wurden.  Leopold und Else-Eva Laser waren 59, Heinz-Egon war 18 Jahre alt.

Markus Lazarus

wurde am 18. Juni 1867 in Oberwerba als Sohn von Hirsch und Schönchen Lazarus geboren. Um 1890 heiratete er Minna Rosenbaum, zog mit ihr nach Vöhl und wohnte in einem Haus in der Nachbarschaft des späteren Hauses Fleck. Ihnen wurden zwei Kinder geboren, von denen das zweite nach wenigen Tagen starb. Um 1900 heiratete er Minna Müller aus Herleshausen. 1901 wurde Sohn Sally geboren. Ab 1905 lebten sie in Kassel. Am 7. September 1942 wurden Markus und Minna Lazarus von dort nach Theresienstadt deportiert. Markus Lazarus starb dort am 4. Mai 1943, seine Frau Minna Lazarus, geb. Müller, sechs Wochen später am 19. Juni 1943. Sohn Sally Lazarus kam am 25.2.1945 im Konzentrationslager Mauthausen ums Leben.

Minna Lazarus

wurde am 8.2. 1879 als Tochter von Hirsch und Schönchen Lazarus in Oberwerba geboren und zog mit ihnen nach Vöhl, wo sie aufwuchs. Ab 1915 wohnte sie in Kassel; von dort wurde sie am 9. Dezember 1941 in das Ghetto Riga deportiert. Dort verlor sich ihre Spur.

Ludwig Meyer

geb. am 17.10.1912 in Bremke, Sohn des jüdischen Lehrers Louis Meyer und seiner Frau Paula, lebte mit seiner Familie zwischen 1914 und 1926 in Vöhl, dann in Korbach. Nach Angaben des Bruders wurde er ein Opfer des Holocaust. Über Zeitpunkt und Ort des Todes ist nichts bekannt.

Minna Meyer, geb. Kaiser

wurde am 29. Oktober 1864 in Vöhl als Tochter von Levi und Selka Kaiser geboren. Sie war die Schwester des Vöhler Kaufmanns Ferdinand Kaiser. 1889 heiratete sie Meier Meyer und lebte mit ihm in Bremen. Am 8. November 1941 wurde sie mit 1000 weiteren Juden von Hamburg aus nach Minsk deportiert, wo sie wohl aufgrund ihres hohen Alters nicht mehr lange gelebt haben dürfte.

Jenny Mildenberg

wurde am 6.5.1887 in Wohnbach, Kreis Friedberg, geboren und war die erste Ehefrau von Max Mildenberg (dem Älteren). Mit ihm hatte sie den Sohn Leo. Sie trennte sich von ihrem Ehemann und wohnte mit dem Sohn überwiegend in Bad Mergentheim. Im Juli 1942 wurde sie nach Auschwitz deportiert.

Max Mildenberg

wurde am 6. Januar 1902 als Sohn von Salomon und Amalie Mildenberg geboren. Seine Jugend verbrachte er zusammen mit seiner Schwester Rosalie im Haus Mittelgasse 7, neben der Synagoge. Unter anderem war er schon als Jugendlicher Mitglied des Sport- und des Gesangvereins. Im Dezember 1930 heiratete er die evangelische Hebamme Marie Luise Thomas. Im folgenden Jahr wurde ihnen die Tochter Gisela geboren.

Max Mildenberg führte ein Gemischtwarengeschäft zunächst für kurze Zeit in der Henkelstraße, dann in der heutigen Mittelgasse, zuerst im Haus Nr. 15, dann in Nr. 5; zuletzt arbeitete er bei der Firma Rohde im Straßenbau und wohnte im Elternhaus (Mittelgasse 7).

Am 10. November 1938 wurde er von drei Vöhler Polizei- und NSDAP-Vertretern verhaftet und über Kassel nach Buchenwald deportiert. Als Häftling Nr. 25388 lebte er dort in Block 4a bis zum März 1939. Einer der Bediensteten des Konzentrationslagers war, wie er später zu Hause erzählte, ein junger Vöhler. Unter der Auflage, Deutschland binnen eines Jahres zu verlassen und nachdem seine Familie eine Einwanderungserlaubnis für die Dominikanische Republik vorgelegt und einen hohen Betrag an die Kasseler SS bezahlt hatte, wurde er am 7. Februar 1939 nach Hause entlassen. Max Mildenberg verließ Vöhl und ging über Remscheid und Köln nach Brüssel. Er wollte Frau und Kind nachholen, was jedoch wegen des Kriegsbeginns nicht mehr möglich war. Nach dem Beginn des „Westfeldzuges“ im Frühjahr 1940 wurde er zunächst in dem Lager Le Vigean in Zentralfrankreich interniert, dann nach Saint Cyprien (am Mittelmeer, nahe der spanischen Grenze) verlegt, zwischenzeitlich auch im Lager Gurs am Nordrand der Pyrenäen untergebracht und in der 74. Arbeitskolonne im Arsenal von Roanne an der Loire eingesetzt. Im August war er noch in dieser Kolonne in Fort Chapoly am westlichen Stadtrand von Lyon interniert. Von dort wurde er in das Durchgangslager Drancy nordöstlich von Paris gebracht.

Am 2. September 1942 wurde er mit einem Zug von Drancy bei Paris nach Auschwitz deportiert und dort wahrscheinlich am 4. September gleich nach Ankunft des Zuges in den Gaskammern des sogenannten Weißen Bunkers umgebracht.;

Minna Mildenberg, geb. Spier

wurde 1893 in Allendorf an der Lumda geboren.  Sie war die erste Frau des Vöhler Metzgers Albert Mildenberg, hatte mit ihm die Tochter Margot und sie wohnten in Frankfurt. Als er emigrierte, wollte sie ihn nicht begleiten. Als Hausangestellte wohnte sie zusammen mit ihrer Tochter Margot Mildenberg, ebenfalls Hausangestellte, in Mainz. Sie wurden zunächst in einem regionalen Sammellager in Mainz, dann im zentralen Sammellager des Volksstaates Hessen in Darmstadt konzentriert und am 25. März 1942 mit 1000 weiteren Personen in das Ghetto Piaski in der Region Lublin verschleppt. Sofern sie nicht dort in den folgenden Wochen an Krankheit, Hunger etc. zugrunde gegangen oder bei "Aktionen" auf dem dortigen Friedhof erschossen worden sind, könnten Sie Ende Juni 1942 Opfer der Verschleppung eines Großteils der Ghettobewohner in das Vernichtungslager Sobibor geworden sein, wo die meisten nur kurz nach ihrer Ankunft vergast wurden. Es gibt keinen einzigen Überlebenden dieser Deportation.

Sophie Nussbaum, geb. Frankenthal

wurde am 17. Juni 1889 in Vöhl geboren. 1912 heiratete sie den Kaufmann Emanuel Mendel Nussbaum und hatte mit ihm den Sohn Joseph und die Tochter Siddi. 1921 leistete sie einen Beitrag zur Errichtung des Kriegerdenkmals für die Gefallenen des 1. Weltkrieges auf dem Maßloh. Die Nussbaums wohnten im Kreis Hünfeld und zogen später nach Frankfurt. Zusammen mit ihrem Mann wurde sie am 16. September 1942 nach Theresienstadt deportiert, von dort am 23. Januar 1943 nach Auschwitz, wo sie dann wohl umgebracht wurde. Am 23. Dezember 1942 war ihr Mann  Emanuel Nussbaum in Theresienstadt gestorben. Sie wurde 53, er 61 Jahre alt.

Harry Karl Plaut,

Ehemann der Basdorferin Klara Külsheimer, wohnte mit seiner Frau in Duisburg, bevor er im April 1942 nach Izbica deportiert wurde. Höchstwahrscheinlich starb er noch im selben Jahr entweder in Izbiza oder in einem der nahe gelegenen Vernichtungslager Belzec, Majdanek oder Sobibor.

Alfred Rothschild

wurde am 4. Oktober 1871 in Vöhl als Sohn von Moritz und Karoline Rothschild geboren, deren Vöhler Stammbaum mindestens bis ins Jahr 1705 zurückreicht. 1904 heiratete er in Korbach Hermine Katz. Ein Jahr später wurde Sohn Richard geboren, der 1935 nach einer kurzen Lehrzeit in der Hachschara (Vorbereitungslager) Grüsen nach Israel emigrierte. Alfred Rothschild erhielt im Ersten Weltkrieg das Eiserne Kreuz, das er sich in den 30er Jahren oft an die Brust heftete, wenn er im Dorf unterwegs war.

Alfred Rothschild gehörte das Gasthaus „Prinz Wilhelm” mit angeschlossenem Kolonialwarenladen. Noch in den 20er Jahren und Anfang der 30er war er Regisseur der Laienspielgruppe und gewähltes Mitglied des Vöhler Gemeinderats. Noch bei den Kommunalwahlen im März 1933 kandidierte er für den Gemeinderat, wurde jedoch nicht mehr gewählt.

In der Nacht vom 10. auf den 11. November 1938 wurde er verhaftet und über Kassel in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Eine Woche nach seiner Rückkehr Anfang September 1939 starb er am 13. September als 67-Jähriger an den Folgen der KZ-Behandlung im Haus des Schwagers in Korbach.

Hermine Rothschild, geb. Katz

wurde am 4.8.1877 als Tochter des Korbacher Getreidehändlers Salomon Katz und seiner Frau Johanna geboren und wohnte mit ihrem Mann Alfred nach der Hochzeit in Vöhl. Gemeinsam betrieben sie das Hotel „Prinz Wilhelm“. Sie soll eine sehr gute Köchin gewesen sein. Nach der Arisierung des Hotels und Alfreds Tod wohnte sie in einem Haus in der Henkelstraße zur Miete.

Am 29. Mai 1942 verschwand sie aus Vöhl. Am 1. Juni wurde sie von Kassel über Lublin nach Sobibor deportiert, wo sie wahrscheinlich am 3. Juni in einer Gaskammer starb.  Zum selben Transport gehörten die  Schwester Emma und der Bruder Siegfried.;

Selma Rothschild

wurde am 10. Februar 1867 als Tochter von Moritz und Karoline Rothschild geboren und war die ältere Schwester Alfred Rothschilds. Bis zu ihrer Deportation wohnte sie im obersten Stockwerk des von ihrem Großvater Ascher gebauten Hauses in der Arolser Straße. Anfang September 1942 wurde sie aus ihrer Wohnung geholt, am 6. September vom Bahnhof Itter nach Kassel und dann nach Theresienstadt deportiert. Am 29. September wurde sie zusammen mit 2000 Juden in das Vernichtungslager Treblinka gebracht und dort am 1. oder 2. Oktober 1942 vergast.;

Mathilde Scharff, geb. Nußbaum,

geb. am 22. April in Niederaula, arbeitete ab Juni 1910 als sogenannte Stütze im Haushalt bei Kaufmann Ferdinand Kaiser.Während des Krieges wurde sie mit unbekanntem Ziel deportiert. Wo und wann sie starb, ist unbekannt.

Bertha Schiff, geb. Hirsch

geb. am 5. August 1875 in der Provinz Posen, kam Ende des 19.  Jahrhunderts zusammen mit ihrem Mann nach Vöhl und wohnte hier in einem schon vor vielen Jahren abgerissenen Haus im Kreuzungsbereich Arolser Str./Schulberg. 1912 zog sie mit ihrem Mann nach Korbach. Am 15. Juli 1942 wurde sie nach Kassel gebracht. Am 7. September 1942 kam sie nach Theresienstadt, wo sie am 6. Mai 1944 als 69jährige starb.

Ernst Schönhof

wurde am 23. Juni 1864 in Vöhl als Sohn von Jacob und Rosalie Schönhof geboren. Mit seiner Frau Bertha, geb. Oestreicher, wohnte er in Hamburg.  Am 18. August 1942 wurde seine Frau von Frankfurt nach Theresienstadt deportiert. Berta Schönhof starb dort am 21. September 1942. Am 27. September wurde auch Ernst Schönhof von Darmstadt nach Theresienstadt gebracht. Am 2. November starb er dort in Folge der katastrophalen Lebensverhältnisse.

Louis Schönthal

wurde am 1. April 1895 in Marienhagen als Sohn von Moses und Regine Schönthal geboren. 1925 heiratete er Rosa Löwenstein aus Affoldern. 1927 wurde ihnen die Tochter Ilse geboren. Sie wohnten in Marienhagen, zuerst in Haus Nr. 50, das 1928 in Folge eines Blitzschlages abbrannte, dann in Haus Nr. 35 an der Hauptstraße. Louis Schönthal war Handelsmann von Beruf. 1937 zog er mit seiner Familie nach Herford. Im Dezember 1941 wurden sie nach Riga deportiert. Louis Schönthal soll bei einer Bestrafungsaktion durch Genickschuss getötet worden sein.

Rosa Schönthal, geb. Löwenstein

genannt Alma, wurde am 13.12.1902 in Affoldern geboren. Nach ihrer Heirat zog sie zu ihrem Mann Louis nach Marienhagen, 1937 nach Herford. Gemeinsam mit ihrer 14jährigen Tochter wurden die Schönthals im Dezember 1941 nach Osten deportiert. Um den Jahreswechsel 1941/42, nach anderen Angaben 1944, soll sie zusammen mit ihrer Tochter erschossen worden sein.

Ilse Schönthal

wurde am 15.11.1927 als Tochter von Louis und Rosa Schönthal in Marienhagen geboren. 1937 zog sie mit ihnen nach Herford, und im Dezember 1941 wurde die 14Jährige zusammen mit ihren Eltern nach Osten deportiert. Ein Buch über die Herforder Juden berichtet, dass Ilse Schönthal starb, als sie sich zum Schutz ihrer Mutter in deren Arme geworfen hatte und mit ihr zusammen erschossen wurde.

Albert Stern

wurde am 22. Juni 1869 als Sohn von David und Bertha Stern geboren und wohnte in Vöhl. Zusammen mit seiner Schwester gehörten ihm die Häuser 1 und 3 in der Mittelgasse, wo sie ein Geschäft betrieben. Mitte der dreißiger Jahre verkauften die Geschwister die Vöhler Häuser und zogen nach Frankfurt. Am 15. September 1942 wurden Albert Stern und seine Schwester Rosalie nach Theresienstadt verbracht. Albert starb 73jährig im Oktober 1942 in Theresienstadt.

Rosalie Stern

geb. am 22. September 1866, war die ältere Schwester Albert Sterns. Beide blieben unverheiratet und lebten sehr zurückgezogen. Mindestens seit 1705 waren ihre Vorfahren in Vöhl ansässig. Mitte der 30er Jahre verkauften sie ihre Häuser und zogen nach Frankfurt. Rosalie Stern starb im Alter von 77 Jahren am 18. Februar 1943 im KZ Theresienstadt.

Rosalie Sternberg, geb. Mildenberg

wurde 1904 als Tochter des Kaufmanns Salomon und seiner Frau Amalie Mildenberg in Vöhl geboren. Im Mai 1931 heiratete sie in der Vöhler Synagoge den Kaufmann Martin Sternberg aus Katzenfurt bei Wetzlar. 1932 wurde ihnen der Sohn Günter Siegfried geboren. Während des Dritten Reiches blieben sie in Vöhl und wohnten in der Mittelgasse. 1938 wollte Rosalie wohl mit Ihrer Familie auswandern. Möglicherweise blieb sie, weil ihr Bruder Max nach Buchenwald deportiert wurde. Da Rosalie brieflichen Kontakt zu Max in dem Lager Gurs in Südfrankreich aufgenommen hatte, wurde sie 1941 zu einigen Wochen Gefängnis verurteilt. Im Frühjahr 1942 wurde die Familie ins Sammellager nach Wrexen gebracht und von dort am 1. Juni nach Sobibor deportiert, wo sie zusammen mit ihrem Sohn wahrscheinlich kurz nach ihrer Ankunft am 3. Juni umgebracht wurde.;

Martin Sternberg

wurde am 18.7.1903 in Katzenfurt bei Wetzlar geboren. Im Mai 1931 zog er nach Vöhl, wo er Rosalie Mildenberg heiratete. 1932 bekamen sie einen Sohn. Während des Dritten Reiches blieben sie in Vöhl. Sternberg war Kaufmann, musste aber zuletzt im Tiefbau arbeiten. Auch er wurde 1941 wegen schriftlicher Kontakte zu seinem Schwager Max im KZ Gurs zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. 1942 wurde die Familie nach Wrexen und von dort am 1. Juni nach Lublin deportiert. Dort wurde er von Frau und Kind getrennt und nach Majdanek gebracht. Nach dreimonatiger Zwangsarbeit im dortigen Lager starb er am 5. September 1942.;

Günther Siegfried Sternberg,

geboren am 20. August 1932 in Sachsenhausen, lebte als Sohn von Martin und Rosalie Sternberg in Vöhl. Da Juden nicht mehr die normale Schule besuchen durften, musste er ab 1939 eine jüdische Schule in Frankfurt besuchen und in einem dortigen jüdischen Waisenhaus wohnen. Im Herbst 1941 wurden die Kinder wegen der beabsichtigten Deportation nach Hause geschickt. Im Frühjahr 1942 wurde die Familie ins Sammellager nach Wrexen gebracht – zunächst Günter, einige Tage später auch die Eltern - und von dort am 1. Juni nach Sobibor deportiert, wo er zusammen mit seiner Mutter wahrscheinlich kurz nach ihrer Ankunft umgebracht wurde.;

Bertha Strauß, geb. Frankenthal

wurde am 19.10.1858 als Tochter von Selig und Jettchen Frankenthal in Vöhl geboren, wo sie auch zusammen mit ihren Geschwistern Hermann, Lina, Bernhard und Julius aufwuchs. 1889 heiratete sie den Kaufmann Jacob Strauss und hatte mit ihm mehrere Kinder. Von Deutschland wanderte sie nach Amsterdam aus, wurde aber am 20. März 1943 in das Lager Westerbork und von dort am 7. September desselben Jahres nach Auschwitz deportiert, wo sie am 10. September umgebracht wurde, am selben Tag wie ihr Sohn Hugo Strauß und dessen Frau Ella Strauß, geb. Reinberg.

Hedwig Winter, geb. Kratzenstein

wurde am 28.2.1895 in Marienhagen als Tochter des Gast- und Landwirts Felix Kratzenstein und seiner Ehefrau Dina geboren. Zusammen mit drei Geschwistern wuchs sie im sogenannten „Alten Landschulheim“ auf. 1919 heiratete sie den Zigarrenmacher Max Winter, mit dem sie die zwei Töchter Berni und Gertrud hatte. Im Januar 1936 emigrierte die ganze Familie einschließlich der Großmutter Dina Kratzenstein nach Holland. Am 19.10. 1942 wurde sie in Auschwitz umgebracht.

Max Winter

wurde am 23.9.1889 als Sohn des Zigarrenmachers Abraham Winter und seiner Ehefrau Bertha in Tortrow, nach anderer Quelle in Jastrow geboren. 1919 heiratete er Hedwig Kratzenstein und zog zu ihr nach Marienhagen, wo er das Gasthaus seines Schwiegervaters weiterführte. 1936 emigrierte die Familie, zu der auch die Töchter Berni und Gertrud sowie die Schwiegermutter Dina gehörten, nach Holland. Max Winter wurde am 31.3.1944 ermordet; der Ort ist nicht bekannt.

Berni von Geldern, geb. Winter

wurde am 16.10.1920 als Tochter von Max und Hedwig Winter geboren und lebte in Marienhagen im späteren „alten“ Landschulheim. 1936 emigrierte die Familie nach Holland. Am 19. Oktober 1942 wurde sie zusammen mit ihrer Schwester nach Auschwitz deportiert, wo sie am 19.10.1942 ermordet wurden.

Gertrud Winter

wurde am 9.6.1924 als Tochter von Max und Hedwig Winter geboren und lebte in Marienhagen im späteren „alten“ Landschulheim. 1936 emigrierte die Familie nach Holland. Am 19. Oktober 1942 wurde sie zusammen mit ihrer Schwester nach Auschwitz deportiert, und am selben Tag wahrscheinlich in einer Gaskammer getötet.


Karte San José, Europe countries map de, verkleinert von Herberz, CC BY-SA 3.0
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Zusammenstellung von Karl-Heinz Stadtler
 
Nicht alle Schicksale sind aufgeklärt. So ist die Aufstellung nicht vollständig und auch nicht immer gesichert. Beachten Sie bitte die Angaben in den Lebensläufen.

Karte Pixabay
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Die Aufstellung ist nicht abgeschlossen, die Forschungen sind nicht abgeschlossen!

Zusammenstellung von Karl-Heinz Stadtler

Grafiken © Karl-Heinz Stadtler 
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Die Stammbäume wurden von Karl-Heinz Stadtler erstellt.

Text von Karl-Heinz Stadtler, 2023

Im Jahr 2000 luden wir frühere Vöhler Juden bzw. deren Nachfahren ein. Unter anderem schalteten wir eine Anzeige in der Zeitschrift „Aufbau“, mit der wir nach potenziellen Gästen suchten. Es meldete sich daraufhin ein Joseph Rosenthal aus Coral Springs in Florida mit der Information, dass seine Mutter eine geborene „Voehl“ aus Gedern in Oberhessen sei. In Gedern habe es drei „Stämme“ „Voehl“ gegeben. Seine Familie habe eine Urkunde aus dem Jahre 1732 besessen, in der dem Schutzjuden Joseph aus Vöhl von dem Grafen von Solms das Recht zugesprochen wurde, sich in Gedern anzusiedeln.

Fortsetzung

Joseph war ein in Vöhl durchaus üblicher Name. Es war nicht zu ermitteln, um welchen Joseph es sich da gehandelt haben könnte.

Mehr oder weniger zufällig, aber dank Google auf recht einfache Weise – durch Eingabe der Namen „Vöhl“ und „Gedern“ -, fanden wir kürzlich im Internet recht schnell „Simcha Simon Kohen Zedek“, der in Vöhl geboren wurde und in Gedern starb. Seine Existenz, die seines Sohnes und Enkels sowie weiterer Nachfahren ist auf der Genealogie-Plattform „Geni.com“ zu finden. Ob Simcha Simon jener Joseph war oder ob noch ein weiterer Vöhler ungefähr zeitgleich nach Gedern verzogen ist, wissen wir bisher nicht. Der Namenszusatz Kohen Zedek gibt einen kleinen Identitätshinweis. Kohen oder Kohanim sind Nachfahren der Tempelpriester im alten Israel, sehen sich selbst sogar in der Nachfolge von Aaron, dem Bruder des Moses, von Gott mit der Priesterschaft beauftragt. In Vöhl gehörte die Familie Katzenstein zu den Kohanim; diese Familie war mindestens seit 1705 im Ort ansässig.

Im 18. Jahrhundert hatten Juden in der Regel noch keine Familiennamen, sondern ergänzten den eigenen Vornamen um den des Vaters. Im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts – zur Zeit der Besetzung großer Teile Deutschlands durch Frankreich – wurden auch für Juden Familiennamen verpflichtend. Viele Familien wählten den Namen des Herkunftsorts. So ist zu erklären, dass die Nachfahren jenes Simcha Simon Vöhl zu ihren Familiennamen erkoren.

Den eingangs erwähnten Joseph Rosenthal findet man im Stammbaum des Simcha Simon ganz unten. Er starb 2008. Schade, dass wir ihn nicht kontaktiert haben.

Mehrere hundert Personen umfasst die Nachkommenschaft des Simcha Simon. Wir haben bisher acht Stammbäume zusammengestellt. Nach und nach werden wir sie um kurze Biographien der Personen ergänzen.

Wir haben den Juden in der Nachfolge des Simcha Simon einen eigenen Ordner auf dieser Website zugestanden.

 

Holocaust-Opfer aus Vöhl

Gruppe von Menschen im Gedenken in der Synagoge
Foto: Walter Schauderna, 2023

von Karl-Heinz Stadtler

Im Jahr 1933 lebten noch 45 Juden in Vöhl und Marienhagen. Nach und nach zogen sie weg. Im August 1938 lebten noch 13 Juden in Vöhl: 3 Männer, 9 Frauen und ein 6jähriger Junge. Einige von ihnen zogen auch jetzt noch nach Frankfurt, andere wurden in den Jahren 1941 und 1942 nach Riga, Sobibor, Majdanek und Theresienstadt deportiert.
45 Frauen, Kinder und Männer, wurden in den Vernichtungs- und Konzentrationslagern umgebracht. Bei den alljährlich am 9. November stattfindenden Gedenkfeiern werden die Namen von über 70 Personen verlesen, weil auch an die Ehepartner und Kinder Vöhler Juden erinnert werden soll.

Im Folgenden sind die ermordeten Personen aufgeführt:

 

Fortsetzung

Erna Baruch, geb. Katzenstein

wurde am 3. März 1882 als Tochter von Cäcilie und Samuel Katzenstein in einem Haus in der unteren Mittelgasse in Vöhl geboren. 1901 heiratete sie Albert Baruch und zog mit ihm nach Essen, wo ihnen die beiden Söhne Bernhard und Heinz geboren wurden. Sie starb im Alter von 60 Jahren am 23. August 1942 in Auschwitz, wo auch ihr Sohn Bernhard Baruch einen Monat später, am 23. September, umkam.

Max Cossen

geb. am 18. November 1899 in Weener, war von 1925 bis 1927 bei Ferdinand Kaiser in Vöhl als Kaufmann beschäftigt. Nach der Eheschließung mit Paula Meyer aus Eimelrod wohnten sie dort, später in Köln zusammen. Während der dreißiger Jahre emigrierten sie in die Niederlande und wohnten in Amsterdam. Nach der Besetzung der Niederlande durch Deutschland wurden sie in dem Lager Westerbork interniert. Am 7. September 1943 wurde Max Cossen zusammen mit seiner Ehefrau und den beiden Kindern von Westerbork nach Auschwitz deportiert. Nach der Ankunft am 9. September wurden Paula Cossen und ihre Töchter Marianne und Lieselotte in den Gaskammern umgebracht. Max Cossen ließ man noch einige Monate Zwangsarbeit leisten, bevor man ihn am 31. März 1944 auch tötete.

Lina Goldblum, geb. Blum

wurde  am 18.7.1884 als ein Kind der Vöhler Familie Abraham und Frida Blum geboren. 1906 heiratete sie den Kaufmann Adolf Goldblum aus Witten und zog zu ihm. Die beiden betrieben dort ein Lebensmittelgeschäft. Ihnen wurde der Sohn Heinz geboren. 1921 beteiligte sich Lina Goldblum mit einer Spende an der Stiftung des Denkmals für die Gefallenen des 1. Weltkriegs. Lina Goldblum starb bereits 1937 53-jährig in Wattenscheid.

Julius Flörsheim

geb. am 25. Oktober 1883 in Wolfhagen, war von 1907 bis 1914 Lehrer an der jüdischen Schule in Vöhl. 1913 gehörte er zu den Gründern eines Schützenvereins in Vöhl. 1914 wurde er Mittelschullehrer in Frankfurt. Sofort nach Kriegsbeginn zog man ihn ein und er geriet in den Vogesen in Kriegsgefangenschaft, aus der er erst vier Jahre später entlassen wurde.. Bis 1935 unterrichtete er an der Brüder-Grimm-Schule in Frankfurt, anschließend bis Oktober 1941 in pädagogischen Einrichtungen für jüdische Kinder. Im Zusammenhang mit der Pogromnacht kam er Ende 1938 für sechs Wochen ins Konzentrationslager Buchenwald. Im Oktober 1941 wurde er zusammen mit 1000 weiteren Frankfurter Juden, darunter seine Ehefrau und einer seiner beiden Söhne, nach Lodz deportiert. Dort starb er nach Zeugenaussagen  Anfang 1942 an Erschöpfung.

Seine Frau Jenny Flörsheim wurde etwas später in dem nahe gelegenen Vernichtungslager Chelmno vergast.

Sohn Kurt Flörsheim wurde erst bei der Räumung des Ghettos von Lodz Mitte 1944 nach Auschwitz gebracht, arbeitete im so genannten Sonderkommando und wurde dann wohl umgebracht.

Beate Frankenthal

Johanna und Bernhard Frankenthals Tochter Beate wurde am 7. Juni 1892 geboren. Sie galt im Ort als eine sehr zurückhaltende Frau und blieb ledig. Beate Frankenthal wurde Ende Mai 1942 nach Kassel und von dort am Dienstag, dem 1. Juni nach Osten deportiert. Wahrscheinlich am 3. Juni kam der Zug in Lublin an. Die arbeitsfähigen Männer mussten dort aussteigen und wurden nach Majdanek getrieben, während der Zug mit den Frauen, Kindern und alten Männern, also wahrscheinlich auch mit Beate Frankenthal, nach Sobibor weiterfuhr. Wahrscheinlich wurden sie dort innerhalb von 2 Stunden nach ihrer Ankunft vergast. Sie war fünfzig Jahre alt geworden. Allerdings ist ihr Name in dem Gedenkbuch des Lagers Majdanek verzeichnet. Möglicherweise kam sie dort ums Leben.;

Bertha Frankenthal

wurde am 6. September 1887 als Tochter des Vöhler Kaufmanns Hermann Hirsch Frankenthal und seiner Frau Emma in Vöhl geboren. In mehreren Zeitzeugenberichten wird sie als eine fürsorgliche und hilfsbereite Frau geschildert. Nach dem frühen Tod des Vaters führte sie dessen Geschäft in kleinem Rahmen weiter. Sie wohnte in einem kleinen Haus in der Arolser Straße. Kurz nach dem Tod ihrer Mutter im Frühjahr 1940 zog sie nach Frankfurt. Berta Frankenthal wurde im November 1941 von Frankfurt nach Kaunas deportiert und dort zusammen mit knapp 3000 Jüdinnen und Juden aus Berlin, München und Frankfurt erschossen. Sie war 54 Jahre alt.

Johanna Frankenthal, geb. Bachrach

Johanna Frankenthal wurde am 7. Juli 1868 als Tochter von Jakob und Marianne Bachrach in Langenschwarz bei Hünfeld geboren und heiratete 1891 den Vöhler Bernhard Frankenthal. Das Ehepaar wohnte mit den Töchtern Beata und Ida auf dem Schulberg. Am frühen Morgen des 6. September 1942 wurde sie vom Bürgermeister und einem weiteren führenden Vöhler NSDAP-Mitglied aus ihrem Haus abgeholt und zum Bahnhof Itter gebracht. Von dort wurde sie über Kassel am 7. September nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 18. November 1942 starb. Sie war 74 Jahre alt.;

Emma Hirsch, geb. Katz

wurde am 2.1.1882 in Korbach geboren. Sie heiratete Maximilian Hirsch und zog zu ihm nach Sachsenhausen. Die Kinder Bernhard, Hildegard und Else wurden ihnen geboren. 1934 verstarb ihr Mann und sie zog wieder nach Korbach. Ende September 1939 wohnte sie einige Wochen bei ihrer Schwester Hermine Rothschild in Vöhl, wohl um dieser nach dem Tod ihres Mannes Alfred Rothschild beizustehen, und zog dann wieder nach Korbach zurück. Am 1.Juni 1942 wurde sie von Kassel über Lublin nach Sobibor deportiert, wo sie wahrscheinlich am 3. Juni in einer Gaskammer starb.

Johanna Jacobs, geb. Blum

stammt aus der alten Vöhler Familie Blum, die mindestens seit 1705 mit Wohnsitz nachgewiesen ist. Sie wurde 1890 als Tochter der Kaufleute Abraham und Frida Blum geboren. Ihr letzter bekannter Aufenthaltsort ist die lettische Hauptstadt Riga, wo sie wahrscheinlich Anfang der 40er Jahre umgebracht wurde.

Johanna Jacobs, geb. Laser

wurde am 22.3.1890 in Vöhl als Tochter des jüdischen Lehrers Joseph Laser und dessen Ehefrau Bertha geboren. Nach dem Tod des Vaters im Jahre 1907 zog sie mit der Mutter nach Kassel. 1931 heiratete sie dort den Klempner Justus Jacobs und zog mit ihm nach Gelsenkirchen. Von dort wurde sie im Januar 1942 nach Riga „evakuiert“. Sie starb am 5. November 1943 in Auschwitz.

Friederike Katzenstein, geb. Jakob

genannt Rickchen, wurde am 24.6.1870 als Tochter von Michel und Jettchen Jakob in Sachsenhausen geboren. 1906 kam sie zunächst als Hausmädchen zu dem soeben verwitweten Samuel Katzenstein nach Vöhl und heiratete den inzwischen 76 Jahre alten Mann einige Monate später. Nach dessen Tod führte sie das Geschäft, eine Kolonialwarenhandlung, allein weiter. Am 6. September 1942 wurde sie von zwei Männern nachts um vier Uhr aus dem Haus geholt und verließ Vöhl mit den Sachen, die sie in einen Rucksack packen konnte. Eine Zeitzeugin erzählte, wie sie die kleine Rickchen Katzenstein mit dem Rucksack auf dem Rücken zwischen zwei großen Männern die Basdorfer Straße entlang gehen sah. Vom Bahnhof Itter wurde sie nach Kassel und am 7. September von dort nach Theresienstadt deportiert. Dort starb sie bereits am 19. September 1942 im Alter von 72 Jahren.;

Gustav Lorsch

wurde am 24.8.1894 in Alsfeld geboren. 1911 bis 1912 arbeitete er als Handlungsgehilfe in Vöhl im Geschäft von Abraham Blum. Später wohnte er in Gießen. Während des Krieges verschwand er irgendwo in Polen. Auch seine Frau Selma, geb. Stiefel (geb. 1898) und die Söhne Arno (geb. 1927) und Norbert (geb. 1928) wurden 1942 nach Polen deportiert; von den beiden Letztgenannten ist bekannt, dass sie in Treblinka ermordet wurden.

Ferdinand Kaiser

wurde am 10. Januar 1866 geboren. Seine Eltern Levi und Selka Kaiser waren Mitte des 19. Jahrhunderts von Basdorf nach Vöhl gezogen. Ferdinand Kaiser, Vater von vier Kindern, besaß zusammen mit einem Partner von 1908 bis 1912 das „Kaiser-Café“ in Korbach. Er wohnte allerdings in Vöhl, wo er auch ein Geschäft für Manufakturwaren, Landesprodukte und Kunstdünger führte. Er war Anfang des Jahrhunderts Mitglied des Gemeinderats und der Wegekommission und übte die Funktion eines ehrenamtlichen Schöffen bei Gericht aus. Ferdinand Kaiser gehörte zu den Stiftern des Kriegerdenkmals für die Gefallenen des 1. Weltkrieges. 1935 verkaufte er sein Geschäft in Vöhl und zog 1936 zu Angehörigen in Frankfurt. Am 19. August 1942 wurde er mit seiner Frau Ida von Frankfurt nach Theresienstadt deportiert, wo er am 20. Dezember 1943 im Alter von fast 78 Jahren starb.

Ida Kaiser, geb. Löwenstern

wurde 1869 als Tochter von Bernhard und Bertha Löwenstern in Korbach geboren. Anfang Februar heiratete sie den zwei Jahre zuvor verwitweten Ferdinand Kaiser, zog zu ihm nach Vöhl und gebar die Kinder Anna Bertha und Erich. Auch die Stiefkinder Brunhilde und Leopold zog sie auf. Ida Kaiser verließ Vöhl mit ihrem Mann 1936; sie zogen zu Angehörigen nach Frankfurt. Am 19. August 1942 wurde sie mit ihrem Mann von Frankfurt nach Theresienstadt deportiert Dort starb sie am 17. März 1943 74jährig.

Antonie Kugelmann

genannt Toni, wurde am 5.2.1886 als Tochter von Isaak und Sara Kugelmann geboren. Zusammen mit ihren vier Geschwistern wuchs sie in einem Haus im Kirchweg auf. In Frankfurt erlernte sie den Beruf einer Schneiderin und arbeitete als Hauswirtschafterin. 1921 gehörte sie zu den Stiftern des Denkmals für die Gefallenen des 1. Weltkrieges am Maßloh, wozu sie sich wohl vor allem deshalb verpflichtet fühlte, weil ihr Bruder Max in diesem Krieg gefallen war. Mitte der dreißiger Jahre wohnte sie in Köln. Seit ihrer Deportation nach Lodz gibt es keinen Hinweis mehr auf sie. Sie mag ca. 55 Jahre alt geworden sein.

Ruth Katzenstein, geb. Mildenberg, dann Kugelmann

wurde am 8. Dezember 1911 als ein Kind von Moritz und Helene Mildenberg in Vöhl geboren. Nach der Scheidung der Eltern hatte die Mutter wieder ihren Mädchennamen angenommen und den wohl auch auf ihre beiden Töchter übertragen. Ruth heiratete Helmut Katzenstein und wohnte während des Krieges mit ihm und dem Sohn Robert in Amsterdam. Am 31. August 1943 wurde sie mit Mann und Sohn und weiteren über 1000 Juden von Westerbork nach Auschwitz deportiert. Sie starb am 3. September 1943 in Auschwitz im Alter von 32 Jahren. Sohn Robert Katzenstein, gerade mal 3 Jahre alt, starb mit ihr zusammen. Ehemann Helmut Katzenstein wurde bei der Selektion auf die andere Seite gewiesen, leistete noch ein halbes Jahr lang Zwangsarbeit und starb als 33Jähriger am 31. März 1944.

Helene Mildenberg, geb. Kugelmann

wurde am 8. Oktober 1888 in Korbach geboren. 1911 heiratete sie den Vöhler Metzger Moritz Katzenstein und zog zu ihm. Sie hatten die beiden Töchter Ruth und Else. 1924 ließen sie sich scheiden. Helene Mildenberg zog mit den Töchtern nach Korbach und nahm wieder ihren Mädchennamen an. In den 30er Jahren emigrierte sie mit ihrer Tochter Ruth Katzenstein und deren Familie in die Niederlande und wohnte mit ihnen zusammen in Amsterdam. 1938 besuchte sie ihre Tochter Else in Palästina, vielleicht um ihren Enkel Dimor zu sehen. Leider blieb sie nicht dort, sondern reiste zurück in die Niederlande. Am 21. September 1943 wurde sie mit 978 weiteren Juden von Westerbork nach Auschwitz deportiert. Direkt nach Ankunft des Zuges starb sie am 23. September 1943 in den Gaskammern. Sie war kurz vor ihrem 55. Geburtstag.

Dina Kratzenstein, geb. Strauß

wurde am 14.4.1867 als Tochter einer Familie Strauß in Eimelrod geboren. Nach der Hochzeit mit dem Marienhagener Gastwirt, Kaufmann und Landwirt Felix (Selig) Kratzenstein lebte sie mit ihm in dem Gebäude, das heute als „altes Landschulheim“ bekannt ist. Sie hatten vier Kinder: Hermann, Hedwig, Herda und Julius. Im Januar 1936 emigrierte sie mit der Familie ihrer Tochter Hedwig nach Holland. Am 27. April 1943 wurde sie vom holländischen Durchgangslager Westerbork nach Auschwitz deportiert, wo sie wahrscheinlich gleich nach der Ankunft vergast wurde.  Sie war 76 Jahre alt.

Hermann Kratzenstein

wurde am 5.2.1891 in Marienhagen geboren. Gleich zu Beginn des 1. Weltkrieges wurde er für Tapferkeit vor dem Feind mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. 1918 heiratete er Emilie, geb. Wertheim und zog zu ihr nach Niedermarsberg. Das Ehepaar hatte drei Kinder: Erich, Ilse und Hilde. Wohl noch vor Kriegsbeginn zogen sie in die Niederlande und wohnten in Enschede. Am 21. April 1943 wurden Hermann und Emilie Kratzenstein nach Theresienstadt deportiert. Am 20. Januar 1944 folgten die Kinder Ilse und Erich. Am 28. September 1944 wurde die Familie wieder auseinandergerissen: Hermann Kratzenstein und Sohn Erich mussten nach Auschwitz. Eine Woche später, am 4. Oktober, folgten Emilie Kratzenstein und Tochter Ilse in das Vernichtungslager. Emile Kratzenstein (50 Jahre) und wahrscheinlich auch Tochter Ilse (23) wurden sofort nach der Ankunft in den Gaskammern umgebracht.

Am 22.10.1944 wurde Hermann Kratzenstein in das Kommando Leitmeritz des KZ Flossenbürg überstellt, wo er am 27. Januar 1945 im Alter von 53 Jahren starb. Zwei Monate nach dem Vater starb der 17jährige Sohn Erich Kratzenstein am 21. März 1945 im KZ Flossenbürg.

Die in den Niederlanden verheiratete Tochter Hilde war ebenfalls nach Auschwitz deportiert worden und kam in den Block für medizinische Versuche im Stammlager. Sie überlebte.

Helene Külsheimer

wurde am 15.2. 1874 als Tochter des Händlers Bendix und seiner Frau Rosa Külsheimer in Basdorf geboren, wo sie zusammen mit ihren fünf Geschwistern auch wohnte. Die Familie Külsheimer hat nachweislich schon vor dem Jahre 1800 dort gelebt. Helene Külsheimer wohnte dann in Bad Wildungen und ab Mitte der 30er Jahre in Kassel. Am 7. September 1942 wurde sie nach Theresienstadt deportiert, wo sie fünf Monate lang auf einem Dachboden schlief und hin und wieder Brot und Kartoffeln zu essen bekam. Sie starb dort im Januar 1943 an Ruhr und Bauchtyphus. Für 50 Tote gleichzeitig hielt ein Rabbiner die Trauerrede. Beerdigt wurde sie in einem schönen Leinentuch, wie eine Freundin an die Angehörigen in Palästina schrieb

Leopold Laser

wurde am 29.2.1884 als Sohn des jüdischen Lehrers Joseph Laser und dessen erster Ehefrau Karoline in Vöhl geboren, wo er auch zusammen mit seinen sechs Geschwistern aufwuchs. Die Lasers wohnten in dem großen Haus in der Arolser Straße, das Ascher Rothschild gebaut hatte und in dem sich auch die jüdische Schule befand. Leopold Laser war Handlungslehrling bei Eisenach, arbeitete dann auch in Bochum und Hüsten und heiratete Else Goldberg. Mit ihr wohnte er zuletzt in Hagen. Am 2. März wurde er zusammen mit seiner Frau Else-Eva, geb. Goldberg, und ihrem Sohn Heinz-Egon nach Auschwitz deportiert. Da sie in den dortigen Akten nicht erwähnt sind, ist davon auszugehen, dass sie alle drei sofort nach ihrer Ankunft vergast und verbrannt wurden.  Leopold und Else-Eva Laser waren 59, Heinz-Egon war 18 Jahre alt.

Markus Lazarus

wurde am 18. Juni 1867 in Oberwerba als Sohn von Hirsch und Schönchen Lazarus geboren. Um 1890 heiratete er Minna Rosenbaum, zog mit ihr nach Vöhl und wohnte in einem Haus in der Nachbarschaft des späteren Hauses Fleck. Ihnen wurden zwei Kinder geboren, von denen das zweite nach wenigen Tagen starb. Um 1900 heiratete er Minna Müller aus Herleshausen. 1901 wurde Sohn Sally geboren. Ab 1905 lebten sie in Kassel. Am 7. September 1942 wurden Markus und Minna Lazarus von dort nach Theresienstadt deportiert. Markus Lazarus starb dort am 4. Mai 1943, seine Frau Minna Lazarus, geb. Müller, sechs Wochen später am 19. Juni 1943. Sohn Sally Lazarus kam am 25.2.1945 im Konzentrationslager Mauthausen ums Leben.

Minna Lazarus

wurde am 8.2. 1879 als Tochter von Hirsch und Schönchen Lazarus in Oberwerba geboren und zog mit ihnen nach Vöhl, wo sie aufwuchs. Ab 1915 wohnte sie in Kassel; von dort wurde sie am 9. Dezember 1941 in das Ghetto Riga deportiert. Dort verlor sich ihre Spur.

Ludwig Meyer

geb. am 17.10.1912 in Bremke, Sohn des jüdischen Lehrers Louis Meyer und seiner Frau Paula, lebte mit seiner Familie zwischen 1914 und 1926 in Vöhl, dann in Korbach. Nach Angaben des Bruders wurde er ein Opfer des Holocaust. Über Zeitpunkt und Ort des Todes ist nichts bekannt.

Minna Meyer, geb. Kaiser

wurde am 29. Oktober 1864 in Vöhl als Tochter von Levi und Selka Kaiser geboren. Sie war die Schwester des Vöhler Kaufmanns Ferdinand Kaiser. 1889 heiratete sie Meier Meyer und lebte mit ihm in Bremen. Am 8. November 1941 wurde sie mit 1000 weiteren Juden von Hamburg aus nach Minsk deportiert, wo sie wohl aufgrund ihres hohen Alters nicht mehr lange gelebt haben dürfte.

Jenny Mildenberg

wurde am 6.5.1887 in Wohnbach, Kreis Friedberg, geboren und war die erste Ehefrau von Max Mildenberg (dem Älteren). Mit ihm hatte sie den Sohn Leo. Sie trennte sich von ihrem Ehemann und wohnte mit dem Sohn überwiegend in Bad Mergentheim. Im Juli 1942 wurde sie nach Auschwitz deportiert.

Max Mildenberg

wurde am 6. Januar 1902 als Sohn von Salomon und Amalie Mildenberg geboren. Seine Jugend verbrachte er zusammen mit seiner Schwester Rosalie im Haus Mittelgasse 7, neben der Synagoge. Unter anderem war er schon als Jugendlicher Mitglied des Sport- und des Gesangvereins. Im Dezember 1930 heiratete er die evangelische Hebamme Marie Luise Thomas. Im folgenden Jahr wurde ihnen die Tochter Gisela geboren.

Max Mildenberg führte ein Gemischtwarengeschäft zunächst für kurze Zeit in der Henkelstraße, dann in der heutigen Mittelgasse, zuerst im Haus Nr. 15, dann in Nr. 5; zuletzt arbeitete er bei der Firma Rohde im Straßenbau und wohnte im Elternhaus (Mittelgasse 7).

Am 10. November 1938 wurde er von drei Vöhler Polizei- und NSDAP-Vertretern verhaftet und über Kassel nach Buchenwald deportiert. Als Häftling Nr. 25388 lebte er dort in Block 4a bis zum März 1939. Einer der Bediensteten des Konzentrationslagers war, wie er später zu Hause erzählte, ein junger Vöhler. Unter der Auflage, Deutschland binnen eines Jahres zu verlassen und nachdem seine Familie eine Einwanderungserlaubnis für die Dominikanische Republik vorgelegt und einen hohen Betrag an die Kasseler SS bezahlt hatte, wurde er am 7. Februar 1939 nach Hause entlassen. Max Mildenberg verließ Vöhl und ging über Remscheid und Köln nach Brüssel. Er wollte Frau und Kind nachholen, was jedoch wegen des Kriegsbeginns nicht mehr möglich war. Nach dem Beginn des „Westfeldzuges“ im Frühjahr 1940 wurde er zunächst in dem Lager Le Vigean in Zentralfrankreich interniert, dann nach Saint Cyprien (am Mittelmeer, nahe der spanischen Grenze) verlegt, zwischenzeitlich auch im Lager Gurs am Nordrand der Pyrenäen untergebracht und in der 74. Arbeitskolonne im Arsenal von Roanne an der Loire eingesetzt. Im August war er noch in dieser Kolonne in Fort Chapoly am westlichen Stadtrand von Lyon interniert. Von dort wurde er in das Durchgangslager Drancy nordöstlich von Paris gebracht.

Am 2. September 1942 wurde er mit einem Zug von Drancy bei Paris nach Auschwitz deportiert und dort wahrscheinlich am 4. September gleich nach Ankunft des Zuges in den Gaskammern des sogenannten Weißen Bunkers umgebracht.;

Minna Mildenberg, geb. Spier

wurde 1893 in Allendorf an der Lumda geboren.  Sie war die erste Frau des Vöhler Metzgers Albert Mildenberg, hatte mit ihm die Tochter Margot und sie wohnten in Frankfurt. Als er emigrierte, wollte sie ihn nicht begleiten. Als Hausangestellte wohnte sie zusammen mit ihrer Tochter Margot Mildenberg, ebenfalls Hausangestellte, in Mainz. Sie wurden zunächst in einem regionalen Sammellager in Mainz, dann im zentralen Sammellager des Volksstaates Hessen in Darmstadt konzentriert und am 25. März 1942 mit 1000 weiteren Personen in das Ghetto Piaski in der Region Lublin verschleppt. Sofern sie nicht dort in den folgenden Wochen an Krankheit, Hunger etc. zugrunde gegangen oder bei "Aktionen" auf dem dortigen Friedhof erschossen worden sind, könnten Sie Ende Juni 1942 Opfer der Verschleppung eines Großteils der Ghettobewohner in das Vernichtungslager Sobibor geworden sein, wo die meisten nur kurz nach ihrer Ankunft vergast wurden. Es gibt keinen einzigen Überlebenden dieser Deportation.

Sophie Nussbaum, geb. Frankenthal

wurde am 17. Juni 1889 in Vöhl geboren. 1912 heiratete sie den Kaufmann Emanuel Mendel Nussbaum und hatte mit ihm den Sohn Joseph und die Tochter Siddi. 1921 leistete sie einen Beitrag zur Errichtung des Kriegerdenkmals für die Gefallenen des 1. Weltkrieges auf dem Maßloh. Die Nussbaums wohnten im Kreis Hünfeld und zogen später nach Frankfurt. Zusammen mit ihrem Mann wurde sie am 16. September 1942 nach Theresienstadt deportiert, von dort am 23. Januar 1943 nach Auschwitz, wo sie dann wohl umgebracht wurde. Am 23. Dezember 1942 war ihr Mann  Emanuel Nussbaum in Theresienstadt gestorben. Sie wurde 53, er 61 Jahre alt.

Harry Karl Plaut,

Ehemann der Basdorferin Klara Külsheimer, wohnte mit seiner Frau in Duisburg, bevor er im April 1942 nach Izbica deportiert wurde. Höchstwahrscheinlich starb er noch im selben Jahr entweder in Izbiza oder in einem der nahe gelegenen Vernichtungslager Belzec, Majdanek oder Sobibor.

Alfred Rothschild

wurde am 4. Oktober 1871 in Vöhl als Sohn von Moritz und Karoline Rothschild geboren, deren Vöhler Stammbaum mindestens bis ins Jahr 1705 zurückreicht. 1904 heiratete er in Korbach Hermine Katz. Ein Jahr später wurde Sohn Richard geboren, der 1935 nach einer kurzen Lehrzeit in der Hachschara (Vorbereitungslager) Grüsen nach Israel emigrierte. Alfred Rothschild erhielt im Ersten Weltkrieg das Eiserne Kreuz, das er sich in den 30er Jahren oft an die Brust heftete, wenn er im Dorf unterwegs war.

Alfred Rothschild gehörte das Gasthaus „Prinz Wilhelm” mit angeschlossenem Kolonialwarenladen. Noch in den 20er Jahren und Anfang der 30er war er Regisseur der Laienspielgruppe und gewähltes Mitglied des Vöhler Gemeinderats. Noch bei den Kommunalwahlen im März 1933 kandidierte er für den Gemeinderat, wurde jedoch nicht mehr gewählt.

In der Nacht vom 10. auf den 11. November 1938 wurde er verhaftet und über Kassel in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Eine Woche nach seiner Rückkehr Anfang September 1939 starb er am 13. September als 67-Jähriger an den Folgen der KZ-Behandlung im Haus des Schwagers in Korbach.

Hermine Rothschild, geb. Katz

wurde am 4.8.1877 als Tochter des Korbacher Getreidehändlers Salomon Katz und seiner Frau Johanna geboren und wohnte mit ihrem Mann Alfred nach der Hochzeit in Vöhl. Gemeinsam betrieben sie das Hotel „Prinz Wilhelm“. Sie soll eine sehr gute Köchin gewesen sein. Nach der Arisierung des Hotels und Alfreds Tod wohnte sie in einem Haus in der Henkelstraße zur Miete.

Am 29. Mai 1942 verschwand sie aus Vöhl. Am 1. Juni wurde sie von Kassel über Lublin nach Sobibor deportiert, wo sie wahrscheinlich am 3. Juni in einer Gaskammer starb.  Zum selben Transport gehörten die  Schwester Emma und der Bruder Siegfried.;

Selma Rothschild

wurde am 10. Februar 1867 als Tochter von Moritz und Karoline Rothschild geboren und war die ältere Schwester Alfred Rothschilds. Bis zu ihrer Deportation wohnte sie im obersten Stockwerk des von ihrem Großvater Ascher gebauten Hauses in der Arolser Straße. Anfang September 1942 wurde sie aus ihrer Wohnung geholt, am 6. September vom Bahnhof Itter nach Kassel und dann nach Theresienstadt deportiert. Am 29. September wurde sie zusammen mit 2000 Juden in das Vernichtungslager Treblinka gebracht und dort am 1. oder 2. Oktober 1942 vergast.;

Mathilde Scharff, geb. Nußbaum,

geb. am 22. April in Niederaula, arbeitete ab Juni 1910 als sogenannte Stütze im Haushalt bei Kaufmann Ferdinand Kaiser.Während des Krieges wurde sie mit unbekanntem Ziel deportiert. Wo und wann sie starb, ist unbekannt.

Bertha Schiff, geb. Hirsch

geb. am 5. August 1875 in der Provinz Posen, kam Ende des 19.  Jahrhunderts zusammen mit ihrem Mann nach Vöhl und wohnte hier in einem schon vor vielen Jahren abgerissenen Haus im Kreuzungsbereich Arolser Str./Schulberg. 1912 zog sie mit ihrem Mann nach Korbach. Am 15. Juli 1942 wurde sie nach Kassel gebracht. Am 7. September 1942 kam sie nach Theresienstadt, wo sie am 6. Mai 1944 als 69jährige starb.

Ernst Schönhof

wurde am 23. Juni 1864 in Vöhl als Sohn von Jacob und Rosalie Schönhof geboren. Mit seiner Frau Bertha, geb. Oestreicher, wohnte er in Hamburg.  Am 18. August 1942 wurde seine Frau von Frankfurt nach Theresienstadt deportiert. Berta Schönhof starb dort am 21. September 1942. Am 27. September wurde auch Ernst Schönhof von Darmstadt nach Theresienstadt gebracht. Am 2. November starb er dort in Folge der katastrophalen Lebensverhältnisse.

Louis Schönthal

wurde am 1. April 1895 in Marienhagen als Sohn von Moses und Regine Schönthal geboren. 1925 heiratete er Rosa Löwenstein aus Affoldern. 1927 wurde ihnen die Tochter Ilse geboren. Sie wohnten in Marienhagen, zuerst in Haus Nr. 50, das 1928 in Folge eines Blitzschlages abbrannte, dann in Haus Nr. 35 an der Hauptstraße. Louis Schönthal war Handelsmann von Beruf. 1937 zog er mit seiner Familie nach Herford. Im Dezember 1941 wurden sie nach Riga deportiert. Louis Schönthal soll bei einer Bestrafungsaktion durch Genickschuss getötet worden sein.

Rosa Schönthal, geb. Löwenstein

genannt Alma, wurde am 13.12.1902 in Affoldern geboren. Nach ihrer Heirat zog sie zu ihrem Mann Louis nach Marienhagen, 1937 nach Herford. Gemeinsam mit ihrer 14jährigen Tochter wurden die Schönthals im Dezember 1941 nach Osten deportiert. Um den Jahreswechsel 1941/42, nach anderen Angaben 1944, soll sie zusammen mit ihrer Tochter erschossen worden sein.

Ilse Schönthal

wurde am 15.11.1927 als Tochter von Louis und Rosa Schönthal in Marienhagen geboren. 1937 zog sie mit ihnen nach Herford, und im Dezember 1941 wurde die 14Jährige zusammen mit ihren Eltern nach Osten deportiert. Ein Buch über die Herforder Juden berichtet, dass Ilse Schönthal starb, als sie sich zum Schutz ihrer Mutter in deren Arme geworfen hatte und mit ihr zusammen erschossen wurde.

Albert Stern

wurde am 22. Juni 1869 als Sohn von David und Bertha Stern geboren und wohnte in Vöhl. Zusammen mit seiner Schwester gehörten ihm die Häuser 1 und 3 in der Mittelgasse, wo sie ein Geschäft betrieben. Mitte der dreißiger Jahre verkauften die Geschwister die Vöhler Häuser und zogen nach Frankfurt. Am 15. September 1942 wurden Albert Stern und seine Schwester Rosalie nach Theresienstadt verbracht. Albert starb 73jährig im Oktober 1942 in Theresienstadt.

Rosalie Stern

geb. am 22. September 1866, war die ältere Schwester Albert Sterns. Beide blieben unverheiratet und lebten sehr zurückgezogen. Mindestens seit 1705 waren ihre Vorfahren in Vöhl ansässig. Mitte der 30er Jahre verkauften sie ihre Häuser und zogen nach Frankfurt. Rosalie Stern starb im Alter von 77 Jahren am 18. Februar 1943 im KZ Theresienstadt.

Rosalie Sternberg, geb. Mildenberg

wurde 1904 als Tochter des Kaufmanns Salomon und seiner Frau Amalie Mildenberg in Vöhl geboren. Im Mai 1931 heiratete sie in der Vöhler Synagoge den Kaufmann Martin Sternberg aus Katzenfurt bei Wetzlar. 1932 wurde ihnen der Sohn Günter Siegfried geboren. Während des Dritten Reiches blieben sie in Vöhl und wohnten in der Mittelgasse. 1938 wollte Rosalie wohl mit Ihrer Familie auswandern. Möglicherweise blieb sie, weil ihr Bruder Max nach Buchenwald deportiert wurde. Da Rosalie brieflichen Kontakt zu Max in dem Lager Gurs in Südfrankreich aufgenommen hatte, wurde sie 1941 zu einigen Wochen Gefängnis verurteilt. Im Frühjahr 1942 wurde die Familie ins Sammellager nach Wrexen gebracht und von dort am 1. Juni nach Sobibor deportiert, wo sie zusammen mit ihrem Sohn wahrscheinlich kurz nach ihrer Ankunft am 3. Juni umgebracht wurde.;

Martin Sternberg

wurde am 18.7.1903 in Katzenfurt bei Wetzlar geboren. Im Mai 1931 zog er nach Vöhl, wo er Rosalie Mildenberg heiratete. 1932 bekamen sie einen Sohn. Während des Dritten Reiches blieben sie in Vöhl. Sternberg war Kaufmann, musste aber zuletzt im Tiefbau arbeiten. Auch er wurde 1941 wegen schriftlicher Kontakte zu seinem Schwager Max im KZ Gurs zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. 1942 wurde die Familie nach Wrexen und von dort am 1. Juni nach Lublin deportiert. Dort wurde er von Frau und Kind getrennt und nach Majdanek gebracht. Nach dreimonatiger Zwangsarbeit im dortigen Lager starb er am 5. September 1942.;

Günther Siegfried Sternberg,

geboren am 20. August 1932 in Sachsenhausen, lebte als Sohn von Martin und Rosalie Sternberg in Vöhl. Da Juden nicht mehr die normale Schule besuchen durften, musste er ab 1939 eine jüdische Schule in Frankfurt besuchen und in einem dortigen jüdischen Waisenhaus wohnen. Im Herbst 1941 wurden die Kinder wegen der beabsichtigten Deportation nach Hause geschickt. Im Frühjahr 1942 wurde die Familie ins Sammellager nach Wrexen gebracht – zunächst Günter, einige Tage später auch die Eltern - und von dort am 1. Juni nach Sobibor deportiert, wo er zusammen mit seiner Mutter wahrscheinlich kurz nach ihrer Ankunft umgebracht wurde.;

Bertha Strauß, geb. Frankenthal

wurde am 19.10.1858 als Tochter von Selig und Jettchen Frankenthal in Vöhl geboren, wo sie auch zusammen mit ihren Geschwistern Hermann, Lina, Bernhard und Julius aufwuchs. 1889 heiratete sie den Kaufmann Jacob Strauss und hatte mit ihm mehrere Kinder. Von Deutschland wanderte sie nach Amsterdam aus, wurde aber am 20. März 1943 in das Lager Westerbork und von dort am 7. September desselben Jahres nach Auschwitz deportiert, wo sie am 10. September umgebracht wurde, am selben Tag wie ihr Sohn Hugo Strauß und dessen Frau Ella Strauß, geb. Reinberg.

Hedwig Winter, geb. Kratzenstein

wurde am 28.2.1895 in Marienhagen als Tochter des Gast- und Landwirts Felix Kratzenstein und seiner Ehefrau Dina geboren. Zusammen mit drei Geschwistern wuchs sie im sogenannten „Alten Landschulheim“ auf. 1919 heiratete sie den Zigarrenmacher Max Winter, mit dem sie die zwei Töchter Berni und Gertrud hatte. Im Januar 1936 emigrierte die ganze Familie einschließlich der Großmutter Dina Kratzenstein nach Holland. Am 19.10. 1942 wurde sie in Auschwitz umgebracht.

Max Winter

wurde am 23.9.1889 als Sohn des Zigarrenmachers Abraham Winter und seiner Ehefrau Bertha in Tortrow, nach anderer Quelle in Jastrow geboren. 1919 heiratete er Hedwig Kratzenstein und zog zu ihr nach Marienhagen, wo er das Gasthaus seines Schwiegervaters weiterführte. 1936 emigrierte die Familie, zu der auch die Töchter Berni und Gertrud sowie die Schwiegermutter Dina gehörten, nach Holland. Max Winter wurde am 31.3.1944 ermordet; der Ort ist nicht bekannt.

Berni von Geldern, geb. Winter

wurde am 16.10.1920 als Tochter von Max und Hedwig Winter geboren und lebte in Marienhagen im späteren „alten“ Landschulheim. 1936 emigrierte die Familie nach Holland. Am 19. Oktober 1942 wurde sie zusammen mit ihrer Schwester nach Auschwitz deportiert, wo sie am 19.10.1942 ermordet wurden.

Gertrud Winter

wurde am 9.6.1924 als Tochter von Max und Hedwig Winter geboren und lebte in Marienhagen im späteren „alten“ Landschulheim. 1936 emigrierte die Familie nach Holland. Am 19. Oktober 1942 wurde sie zusammen mit ihrer Schwester nach Auschwitz deportiert, und am selben Tag wahrscheinlich in einer Gaskammer getötet.

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