20.12.2024, Welt der Juden im Osten

 

Welt der Juden im Osten

Jiddische Erzählungen beim Literarischen Frühling

user:Elisheva Kitrossky, David Bergelson with son Lev, CC BY 3.0
Er schrieb jiddische Erzählungen: Der Schriftsteller Dovid Bergelson (1884-1952), hier mit seinem Sohn Lew im Jahr 1922. © FOTO: ELISHEVA KITROSSKY/NH

Waldeck-Frankenberg – Als eine besondere Veranstaltung beim Literarischen Frühling 2025 wird in der alten Synagoge in Vöhl der ukrainisch-jüdische Schriftstellerr Dovid Bergelson, der in jiddischer Sprache von den Schtetls erzählt, vorgestellt – von der Wissenschaftlerin Sabine Koller.

Dazu teilen die Veranstalter des Literarischen Frühlings mit: Es war eine Welt, die niemals wieder aufersteht – die Welt der jüdischen Schtetl. In Polen, Weißrussland, Litauen, der Ukraine und einigen angrenzenden Gebieten lebten bis zur Nazi-Zeit mehr als vier Fünftel aller Juden in Europa. Viele von ihnen wohnten in ärmlichen Städtchen und Dörfern. Sie sprachen Jiddisch, jenes Amalgam aus Hebräisch, Aramäisch, slawischen Elementen und dem Mittelhochdeutschen, das die seit 1100 aus dem Rheinland geflohenen Juden mitgebracht hatten. Im Zweiten Weltkrieg haben die Deutschen diese Kultur unwiederbringlich ausgelöscht.

Die Wissenschaftlerin Sabine Koller, Professorin für Slavisch-Jüdische Studien an der Universität in Regensburg, stellt beim Literarischen Frühling am Donnerstag, 3. April, ab 16.30 Uhr ein neues Buch mit Erzählungen des Schriftstellers Dovid Bergelson (1884-1952) vor, die von dieser verlorenen Welt des Ostjudentums handeln. „Dieses Buch ist eine Kostbarkeit, die gerade in der heutigen Zeit eine besondere Aufmerksamkeit verdient“, erklärte dazu Christiane Kohl, die Leiterin des Literaturfestivals. „Dovid Bergelson, der aus einem Schtetl in der Ukraine stammte, war einer der wichtigsten Autoren, die in jiddischer Sprache geschrieben haben.“

Der Autor Dovid Bergelson, der ab 1907 in Kijyw, ab 1920 in Berlin lebte, hatte die NS-Zeit in der Sowjetunion überstanden. Dort wurde er 1949 von stalinistischen Schergen verhaftet und 1952 hingerichtet.

Prof. Dr. Susanne Koller hat im Jüdischen Verlag des Suhrkamp-Verlages unter dem Titel „Die Welt möge Zeuge sein“ gemeinsam mit ihrer russischen Kollegin Alexandra Polyan eine Sammlung von Erzählungen Dovid Bergelsons neu herausgegeben, die sie bei der Veranstaltung in Vöhl vorstellen wird. Die Lesung fügt sich ein in eine Reihe von mehr als zwei Dutzend Veranstaltungen, mit denen der Literarische Frühling im nächsten Frühjahr vom Freitag, 28. März, bis Samstag, 6. April, aufwartet.

Weitere Infos auf literarischer-fruehling.de. Eintrittskarten sind unter anderem über die Homepage und in den Geschäftsstellen der HNA erhältlich.
RED/MAB

FOTO: UNI REGENSBURG/NH

6.12.2024, Nachdenkliche Swinging Christmas

 

Nachdenkliche Swinging Christmas

Volkmarser Harmonist:innen haben noch mehr Auftritte geplant

Gu­te Lau­ne und nach­denk­lich Stim­men­des im Re­per­toire: Die Har­mo­nist:in­nen bei ih­rem Auf­tritt im Gus­tav-Hü­ne­berg-Haus in Volk­mar­sen un­ter dem Mot­to Swin­ging Christ­mas. © Fo­to: pri­vat

Volk­mar­sen – Das Kon­zert Swin­ging Christ­mas der Har­mo­nist:in­nen hat das Pu­bli­kum im Gus­tav-Hü­ne­berg-Haus schwung­voll auf den Ad­vent ein­ge­stimmt. Das neu er­ar­bei­te­te Pro­gramm des En­sem­bles mit Weih­nachts­lie­dern aus ver­schie­de­nen Epo­chen in neu­en Ar­ran­ge­ments kam von Be­ginn an bes­tens bei den zahl­rei­chen Be­su­chern an und zau­ber­te sehr schnell ein Lä­cheln in die Ge­sich­ter.

Be­son­ders die sehr ein­fühl­sam vor­ge­tra­ge­nen lei­se­ren Ma­ri­en­lie­der so­wie ver­schie­de­ne Va­ria­tio­nen zur stil­len Nacht lie­ßen ei­ne be­son­de­re At­mo­sphä­re und In­ten­si­tät ent­ste­hen. Da­zu tru­gen der mehr­stim­mi­ge Ge­sang der Da­men und das vir­tuo­se Spiel des Pia­nis­ten bei.

Mit viel Ap­plaus der Be­su­cher ver­ab­schie­de­ten sich Yvon­ne Schmidt-Volk­wein, An­ne Pe­tros­sow, Re­na­te Wal­precht und Bernd Gei­ers­bach in ei­ne kur­ze Pau­se. Da­nach ging es mit Gos­pel- und Swin­glie­dern zum The­ma Weih­nach­ten wei­ter. Er­läu­tern­de Tex­te zu den ver­schie­de­nen Lie­dern mach­ten deut­lich, wie die Na­tio­nal­so­zia­lis­ten ste­tig ver­such­ten, be­lieb­te Weih­nachts­lie­der in ih­rem Sin­ne um­zu­deu­ten bis hin zum schlich­ten Ver­bot.

Den Ab­schluss des Weih­nachts­kon­zer­tes der Har­mo­nist:in­nen bil­de­te ein bun­ter Rei­gen von Weih­nachts­hits und Ever­greens wie „Jing­le Bells“, „Ru­dolph“ oder „Fros­ty“.

Wer die­ses äu­ßerst kurz­wei­li­ge und an­spruchs­vol­le Pro­gramm sel­ber er­le­ben möch­te, dem sei­en die wei­te­ren Ter­mi­ne ans Herz ge­legt: am Sonn­abend, 7. De­zem­ber, um 19 Uhr in der Syn­ago­ge Vöhl, so­wie am Sonn­abend, 14. De­zem­ber, eben­falls um 19 Uhr in der Stadt­kir­che Rho­den.

Am Sonn­tag, 15. De­zem­ber, um 17 Uhr be­schlie­ßt ein Auf­tritt in der Kul­tur­scheu­ne Breu­na den Rei­gen.
RED

19.11.2024, Spannende Schulstunden in der Synagoge

 

Spannende Schulstunden in der Synagoge

Klasse 7b der Ederseeschule erfährt beim Besuch in Vöhl viel Neues über das Judentum

Unterricht einmal anders: Die Klasse 7b der Ederseeschule Herzhausen verbrachte im Rahmen des Religionsunterrichts einen kompletten Schultag in der Vöhler Synagoge. Foto: pr

Vöhl – Es war die Idee der Lehrerin Christiane Schimana-Schreiber: Die Realschulklasse 7b der Ederseeschule Herzhausen verbrachte im Rahmen des Religionsunterrichts einen Schultag in der Vöhler Synagoge.

Zusammen mit ihrer Kollegin Marlen Büddefeld und dem Vorsitzenden des Förderkreises der Synagoge, Karl-Heinz Stadtler, hatte die Lehrerin den Tag akribisch vorbereitet. Kurz nach 8 Uhr trafen die 14 Schüler ein. Zunächst blieb Zeit, die ehemalige Synagoge zu erkunden und einen kurzen Blick in die anderen Räume und das kleine Museum zu werfen.

Anschließend verfolgten die Jugendlichen aufmerksam die Ausführungen Stadtlers über die Geschichte der jüdischen Gemeinde und des Gebäudes, das nicht nur Synagoge, sondern auch jüdische Schule sowie Wohnung des jüdischen Lehrers und dessen Familie war. Die in vorangegangenen Unterrichtsstunden gut vorbereiteten Mädchen und Jungen ließen erkennen, dass sie die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede zwischen Judentum und Christentum gut verstanden hatten.

Dann wurde es interessant und richtig spannend: Den Schülern wurden typisch jüdische Kleidungsstücke sowie rituell wichtige Gegenstände aus jüdischem Haushalt und Synagoge zugewiesen. Sie sollten die Bedeutung dieser Gegenstände recherchieren und sich darauf vorbereiten, sie in einem Video vorzustellen. Die entstandenen Videos sollen später im Religionsunterricht der vierten Grundschulklassen, in denen auch schon das Judentum Thema ist, sowie in anderen Haupt- und Realschulklassen gezeigt werden.

Ein wenig lustig wurde es dann, als sich einige Jungen einen Tallit (Gebetsmantel) überzogen, den jüdische Männer beim Gottesdienst tragen; einer von ihnen band sich auch einen Tefellin (Gebetsriemen) vor die Stirn. Andere Jungen und Mädchen wollten natürlich auch eine Kippa tragen. Menora, Mesusa, Chanukka oder Davidstern waren weitere zu interpretierende und vorzustellende Judaica. Auch der Unterschied zwischen Thora und jüdischer Bibel, dem „Tanach“, wurde bei der Recherche deutlich.

Beim Erstellen der Videos griffen die Jugendliche kurzerhand zum eigenen Handy, weil es mit der Speicherkarte der förderkreiseigenen Kamera ein Problem gab. Sie suchten sich in der Synagoge gut beleuchtete Plätze und geeignete Hintergründe und filmten sich gegenseitig bei ihren Erklärungen.

Unterrichtete und Unterrichtende waren sich einig: Es war ein besonderer, interessanter und lehrreicher Tag für die Schüler. Und Stadtler wies darauf hin, dass man die Synagoge gerne Schülern aller Altersstufen und Schulformen in der Region für einen Unterrichtsbesuch zur Verfügung stellen würde.

Abschließend schaute sich die Klasse noch den jüdischen Friedhof an. Auf dem Weg dorthin kam sie an einigen der Haustafeln vorbei, die der Förderkreis in den letzten Jahren an früher von Juden bewohnten Häusern angebracht hatte.  red

12.11.2024, Gedenken an Pogrom-Opfer

Gedenken an Pogrom-Opfer

Veranstaltung am 86. Jahrestag in der Synagoge Vöhl

 
Mit viel Einfühlungsvermögen und dem Lied „Meine Seele ist still in Dir“ griff das Ensemble „Da Capo“ aus Frankenberg am Ende des Vortrags die Stimmung auf und führte hin zu den 70 Kerzen, die mit der Namensnennung der Opfer entzündet wurden. Fotos: Barbara Liese

Vöhl – Jedes Jahr am 9. November wird in der Vöhler Synagoge an die Opfer der Pogromnacht von 1938 gedacht. Die Gäste und Besucher erinnern an mehr als 70 Männer, Frauen und Kinder, darunter an 45 Personen, die lange Zeit in Vöhl, Marienhagen und Basdorf wohnten.

Pfarrer Harald Wahl gestaltete zu Beginn der Feier ein Friedensgebet in der Martins-kirche. Das Volk Israel, so erklärt es das 2. Buch Mose, Exodus, Kap. 19, sei das Volk Gottes, sein Volk, dem er sein Land, das Heilige Land, gibt. Wie ein Ölbaum, der mit seinen Wurzeln, die Zweige leben lässt und einer dieser Zweige sei das junge Christentum.

Zur Gedenkfeier in der alten Synagoge begrüßte Philipp Wecker, zweiter Vorsitzender des Förderkreises, Prof. Dietfrid Krause-Vilmar. Er hielt unter dem Titel „In Kassel flog der erste Stein – Die Novemberpogrome begannen in Nordhessen“ die Gedenkrede.

„Die Pogrome, haben schon zwei Tage vorher in Kassel begonnen“, erklärte Krause-Vilmar den Zuhörern. „Am 7. November schoss der polnische Jude Herschel Grynspan in Paris auf den deutschen Diplomaten Ernst Eduard vom Rath und setzte damit als Reaktion deutscher Nationalsozialisten eine brutale Bewegung in Gang, die in ebenso unerwarteter Geschwindigkeit zwei Tage später zum November-Pogrom führte. In Kassel hatten sich schnell verschiedene Gruppen gesammelt, um gegen die jüdische Bevölkerung zu demonstrieren. Unter den Augen vieler Zuschauer begannen sie mit den schlimmsten Ausschreitungen, die die Stadt je gesehen hatte. Sie zerstörten ein Café, Verwaltungsgebäude, Geschäfte und versuchten, die Synagoge in Brand zu setzen. Felsberg, Guxhagen, Hoof und weitere nordhessische Gemeinden folgten einen Tag später.“

Es sei also, so führte der Redner aus, kein Befehl von oben gewesen, nicht die Regierungsspitze oder NSDAP hätten die entsprechenden Weisungen gegeben. Die Pogrome seien das Ergebnis lokalen Terrors in einzelnen Gemeinden und Städte gewesen. Sie kamen aus allen Teilen der Gesellschaft, die das Regime mehrheitlich mittrugen, so Krause-Vilmar.

Mit viel Einfühlungsvermögen und dem Lied ‚Meine Seele ist still in Dir, griff das Gesangs-Ensemble „Da Capo“ aus Frankenberg am Ende des Vortrags die Stimmung auf, und führte hin zu den 70 Kerzen, die mit der Namensnennung der Opfer entzündet wurden.

Holger Wagemann von der liberalen jüdischen Gemeinde Felsberg sang dann das „El male rachamim“, ein Totengebet unter anderem für die Opfer von Krieg und Terror, in aramäischer Sprache. Im Wechsel mit Pfarrer Günter Maier, der den deutschen Part übernahm, sprach er das Kaddisch, die Lobpreisung Gottes.

Den musikalischen Abschluss setzten noch einmal „Da Capo“ mit „Bleib mir nah, Herr“ und Pfarrer Maier mit dem aaronitischen Segen. BARBARA LIESE

22.10.2024, Musikalisches Feuerwerk von Meisterwerken

Dienstag, 22. Oktober 2024,

Waldeckische Landeszeitung / Lokales

Musikalisches Feuerwerk von Meisterwerken

Gitarrist Maximilian Mangold begeistert Zuhörer in der Vöhler Synagoge

Reise in den Süden: Maximilian Mangold mit der Laute beim Konzert in der Vöhler Synagoge. © Foto: Fritschi

Vöhl – Die Vöhler Synagoge ist am Samstag einmal mehr zum Schauplatz großer Musik geworden: Im Rahmen des Gitarrenfestivals Edersee fand dort ein weiteres Konzert statt, das die Zuhörer begeisterte. Der Gitarrist Maximilian Mangold entführte das Publikum mit Musik für Laute und Gitarre auf eine Reise durch Spanien, Italien und Südamerika – von der Renaissance bis zur Romantik. Karin Keller vom Förderkreis Synagoge Vöhl begrüßte die rund 70 Gäste und stellte den Künstler vor. Der Titel des Abends, „Klänge des Südens“, versprach nicht zu viel: Ein musikalisches Feuerwerk aus Meisterwerken der Gitarren- und Lautenmusik, das den Bogen über Jahrhunderte spannte. Vom Temperament spanischer Tänze über die feinen Mehrstimmigkeiten der Renaissance bis hin zur gefühlvollen Virtuosität der Romantik – es war alles dabei. Das Programm, eine wahre Schatztruhe musikalischer Juwelen, enthielt Werke von Alonso Mudarra (1510–1580), Agustin Barrios (1885–1944), Isaac Albeniz (1860–1909), Francesco da Milano (1497–1543), Joaquin Turina (1882–1949) und Giolio Regondi (1823–1872). Die musikalische Reise führte durch die Epochen vom 15. Jahrhundert bis in die Gegenwart und vereinte auf eindrucksvolle Weise Elemente von Tanz, Poesie und Virtuosität. Jeder Ton schien das Publikum in eine ferne Klangwelt zu entführen, deren Echo noch lange nachhallen würde. Ungewohnte Klangfarben brachten die Stücke aus dem 15. und 16. Jahrhundert mit ein, dargeboten auf einer nach historischem Vorbild mit modernen Elementen nachgebauten Laute mit acht Saiten. Francesco da Milanos „Fantasia X, Ricercare XVI, II, LVII“ sowie Alonso Mudarras „Fantasia I, X + VII, Pavana de Alexandre und Romanesca“ waren dabei nur zwei der Höhepunkte. Da Milano war ein italienischer Lautenist und Komponist der Renaissance. Seine Werke, hauptsächlich Ricercare und Fantasien, wurden in ganz Europa geschätzt. Mudarra wiederrum war ein spanischer Komponist und Vihuela-Spieler der Renaissance. Er ist bekannt für seine Sammlung „Tres libros de música en cifra para vihuela” (1546), die einige der frühesten erhaltenen Musikstücke für die Gitarre enthält. Mangold wies darauf hin, dass die Klänge für unsere Ohren ungewohnt sein könnten. Er sei sich nicht sicher, ob der Klang des modernen Nachbaus dem des Originals entspreche. Im weiteren Verlauf des Abends brachte Mangold mit Agustín Barrios eine romantische Note in die Synagoge: Barrios war ein paraguayischer Gitarrist und Komponist. Er gilt als einer der größten Gitarrenvirtuosen und Komponisten für die klassische Gitarre. Barrios war bekannt für seine innovativen Kompositionen und seine Fähigkeiten sowohl europäische als auch lateinamerikanische Musikstile zu integrieren. Zu hören waren die Werke „Vals op. 8 Nr. 3 Julia Florida“ sowie „Cancion de la Hilandera Vals“. Die temperamentvolle „Sevillana“ von Joaquin Turina, gefolgt von Regondis „Reverie-Nocturne“ und schließlich Isaac Albéniz’ Stücke „Cordoba“, „Capriccio Catalan“ und „Cataluna y Sevilla“ bildeten den krönenden Abschluss. Jedes Stück wurde mit tosendem Applaus belohnt – ein Abend, den die Zuhörer sicher nicht so schnell vergessen werden. PETER FRITSCHI

21.10.2024, Enkel auf Spuren ihrer Vorfahren

Montag, 21. Oktober 2024,

Waldeckische Landeszeitung / Lokales

Enkel auf Spuren ihrer Vorfahren

Familie Chajuss aus Israel besucht Synagoge in Vöhl

Auf den Spuren ihrer Vorfahren: Vorne steht Talma Chajuss, dahinter ihre Söhne. Das hinten stehende Ehepaar gehört nicht zur Familie. Rechts: Karl-Heinz Stadtler, Vorsitzender des Förderkreises. © Foto: pr Vöhl

– Karl-Heinz Stadtler, Vorsitzender des Förderkreises für die Vöhler Synagoge, war bass erstaunt, als er eine E-Mail von einem ihm zunächst unbekannten Ron Chayut erhielt, der sich als Nachfahre von Maximilian Hirsch vorstellte und am nächsten Tag mit weiteren Personen die Synagoge besuchen wollte. In der E-Mail nannte der Absender auch den Namen seiner Mutter Talma, und da ahnte Stadtler, mit wem er es zu tun hatte. Natürlich antwortete er sofort, dass er die Gäste am nächsten Nachmittag gerne begrüßen würde. Die Begrüßung fiel sehr herzlich aus, vor allem auch, weil die erwähnte Talma Chajuss Stadtler als alte Bekannte sofort umarmte. Und sie stellte ihm alle ihre vier Söhne vor: Ron, Amir, Schai und Ori, natürlich alle inzwischen Männer in den mittleren Jahren, die sie auf dem Trip in die Heimat ihrer Vorfahren begleiteten. Rechtzeitig nach Palästina emigriert Talma ist die Enkelin des Sachsenhäuser Juden Maximilian Hirsch und dessen aus Korbach stammender Ehefrau Emma Katz. Deren ältester Sohn Bernhard war 1937 – also noch rechtzeitig – nach Palästina emigriert, hatte dort geheiratet und zwei Töchter bekommen; Talma ist die jüngere der beiden. Während Großvater Maximilian 1934 eines normalen Todes gestorben war, wurde Oma Emma am 1. Juni 1942 in das Vernichtungslager Sobibor deportiert und ermordet. Zusammen mit ihrer älteren Schwester Hermine Rothschild, und das erklärt die Beziehung zu Vöhl: Hermine war die Ehefrau des Vöhler Juden Alfred Rothschild und Mutter von Richard, der wie sein Cousin Bernhard nach Palästina emigriert war. Richard – inzwischen 95-jährig – hatte mit seiner Frau Gerda am Treffen ehemaliger Vöhler Juden im September 2000 in Vöhl teilgenommen, und Stadtler hatte ihn zusammen mit Kurt-Willi Julius fünf Jahre später zu seinem 100. Geburtstag in Israel besucht.

Seit 2005 Kontakt zur Familie Chajuss

Damals ist der Kontakt zu Talma Chajuss entstanden, die dann auch bei der Übersetzung hebräischer Inschriften auf dem Vöhler jüdischen Friedhof geholfen hatte. Nach Richard Rothschilds Tod hatte sie mit dem Nachlass zu tun und dafür gesorgt, dass – entsprechend dem Willen des Verstorbenen – zwanzig seiner Gemälde nach Vöhl geschickt und dem Förderkreis übereignet wurden, der sie hin und wieder in der Synagoge ausstellt.

Selma Rothschilds Poesiealbum

Karl-Heinz Stadtler führte die Gäste, denen sich weitere Interessierte anschlossen, über den Gedenkhof mit dem Mahnmal und den Stelen in den Flur des Gebäudes, wo sie auf der Tafel mit den Vöhler Holocaustopfern nach ihren Verwandten suchten. Sie bewunderten den Sakralraum und die Judaica im kleinen Museum im Obergeschoss der Synagoge. Ihr besonderes Interesse galt dem Poesiealbum der im Oktober 1942 in Treblinka vergasten Selma Rotschild, einer Tante Richards, das die Korbacherin Renate Mahaj 2022 im Rahmen einer Haushaltsauflösung gefunden und dem Förderkreis geschenkt hatte.

Die Familie Chajuss wollte dann auch noch die Rothschild-Häuser sehen. Also führte Stadtler sie zu dem früheren Gasthaus Prinz Wilhelm, in dem Richard Rothschild geboren worden war, und zu dem von Ascher Rothschild erbauten Haus in der Arolser Straße, in dem bis 1925 die jüdische Schule untergebracht war. Auf dem jüdischen Friedhof besuchten die Gäste die Grabsteine von Karoline und Moritz Rothschild sowie den von Sprinza, der ersten Ehefrau des Kaufmanns Ascher Rothschild. Ähnlich herzlich wie die Begrüßung vor der Vöhler Synagoge fiel nun auch der Abschied zwischen Karl-Heinz Stadtler und der Familie Chajuss aus. Sie versprachen sich, weiter in Kontakt zu bleiben. Am nächsten Tag wollten sie mit Dr. Marion Lilienthal den jüdischen Friedhof in Korbach besuchen. RED

Leben mit neuer Generation teilen

Der Besuch der Familie Chajuss in Vöhl bestätigt die Erfahrung der Arolsen Archives, die aber auch in Korbach, Volkmarsen oder Bad Wildungen gemacht wurde: Die Generation der Enkel und Urenkel der früher in unserer Region lebenden jüdischen Familien reisen dorthin, wo die Wurzeln ihrer Familie liegen. Sie wollen wissen, wo und wie ihre Ahnen gelebt haben und wollen vielleicht auch die Nachfahren derer kennenlernen, die für die Gräuel der 1930er und 1940er Jahre verantwortlich waren. Und in aller Regel nehmen sie wahr, was Carol Baird, Nachfahrin der Vöhler Familie Frankenthal, anlässlich eines Besuchs so formulierte: „We came to share our lives with a new generation of Germans – a different Germany.“ (Wir kamen, um unsere Leben zu teilen mit einer neuen Generation von Deutschen – einem anderen Deutschland.) RED

17.10.2024, „Machen großartige Arbeit“

Donnerstag, 17. Oktober 2024,

Wal­de­cki­sche Lan­des­zei­tung / Lo­ka­les

„Machen großartige Arbeit“

Minister Gremmels besucht die ehemalige Synagoge in Vöhl

Be­such der ehe­ma­li­gen Syn­ago­ge in Vöhl: (von links) die Vor­stands­mit­glie­der Ka­rin Kel­ler, Gün­ter Mai­er, Pe­ter Gö­bel und Bir­git Stadt­ler, Mi­nis­ter Ti­mon Grem­mels, För­der­kreis­vor­sit­zen­der Karl-Heinz Stadt­ler und Land­tags­ab­ge­ord­ne­te Dr. Da­nie­la Som­mer. © Fo­to: pr Vöhl – Der hes­si­sche Mi­nis­ter für Wis­sen­schaft und For­schung, Kunst und Kul­tur, Ti­mon Grem­mels, hat die ehe­ma­li­ge Vöh­ler Syn­ago­ge be­sucht. Die SPD-Land­tags­ab­ge­ord­ne­te Da­nie­la Som­mer be­glei­te­te ihn. Meh­re­re Vor­stands­mit­glie­der des För­der­krei­ses führ­ten die Gäs­te über den Ge­denk­hof und durch das Ge­bäu­de. Auf dem Hof mit den vie­len Ste­len von der Aus­stel­lung „Er­in­nern – Wa­chen – Er­le­ben“ wie­sen die Mit­glie­der Grem­mels dar­auf hin, dass sein Mi­nis­te­ri­um die­se Ak­ti­on fi­nan­zi­ell un­ter­stützt hat. Das 2007 vom Land­kreis ge­stif­te­te Mahn­mal „Auf der Schwel­le zwi­schen Le­ben und Tod“ iden­ti­fi­zier­te der Nord­hes­se so­fort als ein Werk von E. R. Ne­le, der Toch­ter des do­cu­men­ta-Er­fin­ders Ar­nold Bo­de, da es ihn an „Die Ram­pe“ vor der Kas­se­ler Uni­ver­si­tät er­in­ner­te. Der Sa­kral­raum be­ein­druck­te Grem­mels vor al­lem des­halb, weil man dem Haus von au­ßen gar nicht an­se­he, dass das ein­fa­che Fach­werk­haus ei­nen über drei Eta­gen rei­chen­den Raum hat. Nicht we­ni­ger war er da­von über­rascht, dass Frau­en­em­po­re und Ster­nen­him­mel so­wie die Fens­ter nicht nur die Po­grom­nacht im No­vem­ber 1938, son­dern auch „das zwei­te Ster­ben der Syn­ago­gen“ nach dem Krieg über­stan­den ha­ben. Im Mu­se­ums­raum in­ter­es­sier­te ihn vor al­lem das dort aus­ge­stell­te To­ten­ge­wand ei­ner aus Bat­ten­berg stam­men­den Jü­din und das vor we­ni­gen Jah­ren bei ei­ner Haus­halts­auf­lö­sung ge­fun­de­ne Poe­sie­al­bum der in Treb­linka er­mor­de­ten Jü­din Sel­ma Roth­schild aus Vöhl. Bei ei­ner Tas­se Kaf­fee in­for­mier­ten die Vor­stands­mit­glie­der den Mi­nis­ter über die Ar­beit des Ver­eins: die Er­in­ne­rungs- und Ge­denk­ar­beit, die Kon­tak­te zu Nach­fah­ren der Vöh­ler Ju­den, die Kon­zer­te und an­de­ren kul­tu­rel­len Ver­an­stal­tun­gen, die Füh­run­gen durch Ge­bäu­de und Dorf, die Vor­trä­ge zu Ge­schich­te und Kul­tur so­wie die in­ten­si­ve Netz­werk­ar­beit im Land­kreis und auf Lan­des­ebe­ne. Be­son­ders in­ter­es­siert nahm Grem­mels die in­ten­si­ve Ar­beit mit Kin­dern und Ju­gend­li­chen zur Kennt­nis, als ihm För­der­kreis­vor­sit­zen­der Karl-Heinz Stadt­ler das Land­kul­tur­bo­ten­pro­jekt aus­führ­lich er­klär­te. „Sie ma­chen hier ei­ne gro­ß­ar­ti­ge, be­wun­derns- und un­ter­stüt­zens­wer­te Ar­beit“, re­sü­mier­te Mi­nis­ter Grem­mels zum Ab­schluss sei­nes Be­suchs. Die vie­len und viel­fäl­ti­gen Ak­ti­vi­tä­ten, ins­be­son­de­re die Aus­ein­an­der­set­zung mit der Ver­gan­gen­heit, die Kon­tras­tie­rung au­to­ri­tä­rer und dik­ta­to­ri­scher Herr­schafts­for­men mit un­se­rem de­mo­kra­ti­schen Sys­tem so­wie die Bil­dungs- und Ju­gend­ar­beit im­po­nier­ten ihm be­son­ders. Er wer­de die Vöh­ler Syn­ago­ge si­cher noch öf­ter be­su­chen. Sei­ner Für­spra­che kön­ne der För­der­kreis „Syn­ago­ge in Vöhl“ ge­wiss sein. RED

24.9.2024, Intensiv zu Geschichte geforscht

 

Intensiv zu Geschichte geforscht

Landkulturboten: Jugendliche präsentieren Arbeiten zu verschiedenen Themen

Wertvolle Leistungen erbracht: die Landkulturboten mit von (links) Kreisbeigeordneter Hannelore Behle und Ortsvorsteher Peter Göbel sowie Helena Heider und Karl-Heinz Stadtler (rechts). Foto: Synagoge Vöhl/PR

Vöhl – Sechs Schülerinnen und Schüler haben in der Synagoge Vöhl ihre Ergebnisse des Landkulturbotenprojektes vorgestellt. Während der hessischen Sommerferien waren sie in dem ehemaligen jüdischen Gotteshaus tätig, haben viel geforscht und Besuchern die Räume gezeigt.

Henry Schultz, 16-jähriger Realschüler, hatte sich als Thema das Jahr 1923 ausgesucht. Die durch den Ersten Weltkrieg und Reparationszahlen an die Siegermächte ausgelöste Inflation sei durch den „Ruhrkampf“ – die Besetzung des Ruhrgebiets durch französische und belgische Truppen und den durch die deutsche Regierung initiierten Generalstreik der Arbeitenden in Bergwerken und Fabriken – zur Hyperinflation geworden, die das Geld wertlos machte. Als auf Entscheidungen aus Berlin der Widerstand der Bevölkerung beendet wurde und eine Währungsreform mit Erfolg stattfand, gab es Proteste nationalistischer Kreise, die im sogenannten Hitlerputsch mündeten, der jedoch zunächst erfolglos blieb.

Joona Daniel aus Marienhagen, ebenfalls 16 Jahre alt und Realschüler der Ederseeschule in Herzhausen, hatte sich für das Thema „Euthanasie in Waldeck-Frankenberg“ entschieden. Ziel des Tötens insbesondere erblich kranker Menschen sei die Reinerhaltung der arischen Rasse gewesen, im Krieg auch die Tötung arbeitsunfähiger Männer und Frauen. Das 1933 beschlossene „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ führte zur Zwangssterilisation von an erblichen Krankheiten leidenden Menschen. 1939 wurde durch Geheimerlass Hitlers die Tötung erbkranker Kinder erlaubt.

Fiona Fransaert aus Marienhagen, die die Mittlere Reife absolviert hat, trug zu „Medizin im Dritten Reich“ vor. Damals sei es um „Volksgesundheit“ und um die Reinheit der „arischen Rasse“ gegangen. Ärzte und Pflegende, die nicht nationalsozialistischen Anforderungen genügten, auch Jüdinnen und Juden, wurden entlassen. Fiona erwähnte die „Braunen Schwestern“, deren Arbeit schwerpunktmäßig bei der Euthanasie, in den von deutschen Soldaten besetzten Gebieten, im Sanitätsdienst während des Krieges und in der Gemeindepflege gelegen habe.

Sophie Wensel aus Vöhl, Schülerin der Alten Landesschule, stellte Breitenau und seine Geschichte vor. Sie hatte einen Podcast erstellt, der demnächst auch auf der Website des Förderkreises publiziert wird. Politische Gegner und Juden wurden dort ab 1933 als „Schutzhäftlinge“ inhaftiert. Die Aufsicht hatten SA- und dann auch SS-Angehörige. Als „Arbeitserziehungslager“ nahm es während des Krieges vor allem auch Zwangsarbeiter auf, auch wegen geringfügigster Verfehlungen. Ausführlich ging Sophie auf das Schicksal von Lille Jahn ein, die als Jüdin und weil sie weiterhin den Doktortitel führte, nach Breitenau kam und dann nach Auschwitz deportiert und dort getötet wurde, obwohl sie mit einem Christen verheiratet war und im christlichen Glauben erzogene Kinder hatte.

„Jugend und Schule im Nationalsozialismus“ war das Thema des Gymnasiasten Elias Räbiger. Das Bildungssystem sei ab 1933 völlig von der NS-Ideologie bestimmt worden. „Rassenkunde“ sei Unterrichtsfach geworden, und auch in allen anderen Fächern seien die Inhalte auch mithilfe propagandistisch geprägter Lehrmaterialien ideologisch gestaltet worden. Politisch unzuverlässige Lehrer wurden entlassen. Elias erwähnte auch Widerstandsgruppen wie die „Weiße Rose“ und die „Edelweißpiraten“, stellte jedoch fest, dass Widerstand überwiegend durch Nonkonfirmität und in manchen Fällen durch die Verweigerung der Mitgliedschaft in den Jugendorganisationen bestanden habe.

Lynn Winter, ebenfalls ALS-Schülerin, stellte das Schicksal der Schwestern Beate und Ida aus der Vöhler jüdischen Familie Frankenthal vor. Inspiriert wurde sie hierfür durch den Besuch von neun Nachfahren von Ida Frankenthal Davidsohn beim Jubiläum des Förderkreises im vergangenen Juli, und da insbesondere durch Gespräche mit Carol Davidsohn Baird, die ihr nach dem Besuch zahlreiche Fotos schickte und Informationen gab.

Die Besucher applaudierten allen sechs Präsentatoren. Die Schüler erhielten Zertifikate, in denen allen eine ausgezeichnete Leistung bescheinigt wurde.

Feierlich umrahmt wurde die Veranstaltung von Sahra Küpfer und Ellen Glotze auf ihren Querflöten.  red

19.9.2024, A-cap­pel­la-Ge­sang trifft Sa­xo­fon-Mu­sik

 

A-cappella-Gesang trifft Saxofon-Musik

Wup­per­ta­ler Mu­si­ker be­geis­tern das Pu­bli­kum beim Auf­tritt in der Vöh­ler Syn­ago­ge

 
Ge­lun­ge­ne Ver­bin­dung von A-cap­pel­la und Sa­xo­fon: Der Kam­mer­chor „amici del can­to“ und der Sa­xo­fo­nist Mat­thi­as Kurz­hals be­geis­ter­ten die Zu­hö­rer bei ih­rem Auf­tritt in der Vöh­ler Syn­ago­ge. Fo­to: Uwe Wal­ter

Vöhl – Der För­der­kreis Syn­ago­ge in Vöhl hat­te am Sams­tag zu ei­nem Chor­kon­zert in die al­te Syn­ago­ge ein­ge­la­den. Der Kam­mer­chor „amici del can­to“ und der Sa­xo­fo­nis­ten Mat­thi­as Kurz­hals, bei­de aus Wup­per­tal, ge­stal­te­ten ge­mein­sam das Pro­gramm.

Die „amici“ bo­ten dem be­geis­ter­ten Pu­bli­kum ei­nen Quer­schnitt aus ih­rem Re­per­toire, das sich vor­wie­gend aus A-cap­pel­la-Songs aus ver­schie­de­nen Epo­chen vom Jahr 1500 bis heu­te zu­sam­men­setzt. So er­klan­gen fran­zö­si­sche Chan­sons aus der Zeit der Re­nais­sance, deut­sche Chor­mu­sik der Ro­man­tik und zeit­ge­nös­si­sche Chor­stü­cke schwe­di­scher, deut­scher, fran­zö­si­scher und pol­ni­scher Kom­po­nis­ten, zu de­nen et­wa Fan­ny Hen­sel, die Schwes­ter von Fe­lix Men­dels­sohn-Bar­thol­dy, oder Pa­vel Lu­ka­schwe­ski ge­hör­ten.

Die rund 30 Sän­ge­rin­nen und Sän­ger des Kam­mer­chors sind be­kannt da­für, auch im­mer wie­der neue We­ge aus­zu­pro­bie­ren. So ha­ben sich die Mit­glie­der für den Auf­tritt in Vöhl mit dem Wup­per­ta­ler Sa­xo­fo­nis­ten Mat­thi­as Kurz­hals zu­sam­men ge­tan und We­ge ge­fun­den, um den sphä­ri­schen Klang der Stim­men mit dem mar­kan­ten Klang des Sa­xo­fons zu ver­bin­den.  uw

18.9.2024, Ehrenamt wertschätzen

 

Ehrenamt wertschätzen

Gemeinde fördert Vereinsprojekte mit insgesamt 15 800 Euro

 
Die Arbeit der Vereine unterstützen: Vertreter von Vöhler Vereinen haben am Montag die Bescheide über finanzielle Förderungen entgegengenommen. Foto: Stefanie Rösner

Vöhl-Buchenberg – Die Nationalparkgemeinde Vöhl hat Projekte von 13 Vereinen gefördert. Bürgermeister Karsten Kalhöfer und Sven Lorenz vom Ausschuss Soziales und Tourismus haben die Förderbescheide am Montagabend in der Sitzung der Gemeindevertreter in Buchenberg überreicht:

976 Euro gingen an „Glück auf“ Thalitter für den Bau des Fahrradparcours in Thalitter; 1079 Euro an TSV Schwarz-Weiß Vöhl für Bau eines Outdoor-Bewegungsparks; 3568 Euro an Turnverein Marienhagen für Sanierung der Flutlichtanlage; 256 Euro an Sportfreunde Ederbringhausen für Austausch einer Schankanlage; 620 Euro an 775 Jahre Ederbringhausen für Waldsofa, Schaukel und Geschwindigkeitsdisplay; 923 Euro für das Jubiläum des Förderkreises Synagoge Vöhl; 1176 Euro an den Segel-Club Asel-Süd für Stegerweiterung; 2500 Euro an Feuerwehr Schmittlotheim für Fahrzeug; 567 Euro für Schützenverein Orketal (Kauf von Luftgewehren); 822 Euro an Förderverein Basdorf für Spielgerät; 300 Euro an „Wir in Dorfitter“ für überdachte Sitzbänke; 2702 Euro an SV Ittertal – Sanierung Sportlerheim; 327 Euro an Hallengemeinschaft Schmittlotheim (Renovierung Festhalle Schmittlotheim).

Die gesamte Fördersumme beträgt gut 15 800 Euro. Nach einem Beschluss des Gemeindeparlamentes unterstützt die Gemeinde jedes Jahr Projekte von Vereinen aus dem Gemeindegebiet. Auch Nachhaltigkeit werde berücksichtigt. Bürgermeister Kalhöfer würdigte „Engagement, Tatkraft und Leidenschaft“ der Vereinsvertreter. „Die Vereine sind das Herzstück unserer Gemeinschaft. Sie bereichern unser gesellschaftliches Leben auf vielfältige Weise.“ Mit der finanziellen Förderung möchte die Gemeinde einen „kleinen, aber hoffentlich wirksamen Beitrag leisten“ und zeigen, dass der ehrenamtliche Einsatz gesehen, geschätzt und unterstützt werde.  srs

14.9.2024, Große Bandbreite der Musik präsentiert

Große Bandbreite der Musik präsentiert

Musikschüler aus Frankenberg haben beeindruckendes Konzert in Vöhler Synagoge gegeben

Frankenberger Musikschüler haben das Publikum in der Synagoge begeistert. Foto: SynagogePR

Vöhl – Die zahlreichen Besucher waren sich einig: Das war ein großartiges Konzert der Frankenberger Musikschüler, das Sahra Küpfer am Tag des offenen Denkmals in der Vöhler Synagoge auf die Beine gestellt hat.

Sahra Küpfer, in Personalunion Vorstandsmitglied im Vöhler Förderkreis und Musikpädagogin in der Frankenberger Musikschule, hat zum wiederholten Male ihren Schülerinnen und Schülern Gelegenheit gegeben, sich in der Vöhler Synagoge mit ihrer einzigartigen Akustik öffentlich zu präsentieren.

Von einigen jungen Musikerinnen, die sie zum Teil seit 16 Jahren unterrichtete, hat sie sich bei dieser Gelegenheit verabschiedet. Mehrere von ihnen haben schon öfter Veranstaltungen in der Synagoge einen musikalischen Rahmen gegeben.

Eröffnet wurde der Nachmittag von einem Sextett auf Querflöten: Laura Staudt, Anna Schwarz, Evelyn Friesen, Maja Rauch, Ellen Glotze und Sahra Küpfer boten zunächst eine Chaconne von Georg Friedrich Händel als feierlichen Beginn des Konzerts. In einem harmonischen Miteinander der Flöten war die Spielfreude der Musikerinnen deutlich zu erkennen. Ebenfalls von Händel war die „Ankunft der Königin von Saba“, lebhaft und festlich dargebracht. Auch gegen Ende traten die sechs Musikerinnen nochmal mit dem „Russischen Tanz“ von Thomas Hamori auf, den sie mit hoher Geschwindigkeit sehr sicher darboten.

Die 18-jährige Anna Ssubi, immerhin Gewinnerin eines ersten Preises im bundesweiten Wettbewerb „Jugend musiziert“, spielte, ebenfalls auf der Querflöte, einige Variationen von „Die Feldflasche“ von Raphael Dressler. Unheimlich leicht und beschwingt bei hoher Geschwindigkeit und sauberer Intonation stellte sie auch „Le Basque“ des französischen Komponisten Marin Marais vor.

Es wurde auch gesungen, am Klavier begleitet von Matthias Müller, Musiklehrer an der Edertalschule; Merle und Julie trugen „All about that bass“ von Magan Trainor und dann den Klassiker „Mamma mia“ von Abba vor, den die Zuhörerinnen und Zuhörer am liebsten mitgesungen hätten. Stark war auch die 18-jährige Leni Hofmann, die Händels „Lascia Ch’io Pianga“ von Händel vortrug und die Rockballade „My Immortal“ von Evenecence mit ihrer wunderschönen Sopranstimme sehr ausdrucksstark darbrachte.

Das Tenorsaxophon-Duo Sahra Küpfer/Ingo Stotz bot einen voluminösen Klang bei aus chassidischer Tradition stammenden „Nigun bracha“, Lieder zum Segen, gefühlvoll und melodisch vorgetragen. Absolut virtuos war wieder einmal der Pianist Josel Strauch, langjähriges Mitglied des Sinfonieorchesters der Edertalschule Frankenberg, der zum wiederholten Male in der Vöhler Synagoge musizierte. Seine Version der sehr modernen und mit jazzigen Elementen gespickten „Asturias“ von Joja Wendt war großartig. Auch die Polonaise von Frédéric Chopin, eines seiner bekanntesten und bedeutendsten Klavierwerke, gefiel außerordentlich.

Den Schluss des Konzerts in der Vöhler Synagoge gestaltete die Liedermacherin Beate Lambert. Sie weckte die Neugier des Publikums, als sie einen Liederzettel verteilte. Doch alle sangen gerne mit, als sie das von ihr getextete Lied „Zeit der Wende“ zur Melodie von Beethovens „Ode an die Freude“ anstimmte.

Karl-Heinz Stadtler, Vorsitzender des Fördervereins der Vöhler Synagoge, dankte zum Abschluss Sahra Küpfer, Matthias Müller, Beate Lambert und den jungen Musikerinnen und Musikern mit einem kleinen Geschenk für das großartige Konzert und die Bereitschaft der Jugendlichen, immer mal wieder Veranstaltungen des Vöhler Förderkreises mit ihrer Musik zu bereichern.  red

10.9.2024, Und weil der Mensch ein Mensch ist

 

„Und weil der Mensch ein Mensch ist“

Ensemble „Die Grenzgänger“ beeindruckt mit anregendem Programm in der Synagoge Vöhl

Geschichte erlebbar machen: Das Ensemble „Die Grenzgänger“ präsentierte in der Vöhler Synagoge Lieder aus sechs Jahrhunderten. Foto: Dr. Hartmut Wecker

Vöhl – „Und weil der Mensch ein Mensch ist“: Unter dieses Motto, eine Textzeile aus dem „Einheitsfrontlied“ von Bert Brecht und Hans Eisler, hatte das Bremer Ensemble „Die Grenzgänger“ das Programm gestellt, das es am vergangenen Samstag, am Vorabend des „Tags des offenen Denkmals“, in einem Konzert in der alten Synagoge Vöhl präsentierte.

„Die Grenzgänger“, das sind Michael Zachical (Gitarre, Gesang, Moderation), Frederic Drobnjak (Gitarre); Annette Rettich (Cello) und Felix Kroll (Akkordeon). Die Gruppe hat sich zum Ziel gesetzt, Geschichte erlebbar und erfahrbar zu machen und zwar anhand von (oft vergessenen) Liedern, die das Zeitgeschehen aus der Sicht der „sogenannten kleinen Leute aus Fabrik, Straße und Alltag“ (Programmtext) reflektieren.

Im Repertoire haben „Die Grenzgänger“ Lieder aus sechs Jahrhunderten, Volkslieder in dem Sinne, dass ihre Entstehung nicht einem primär ästhetisierenden Kalkül geschuldet ist, sondern die persönliche und individuelle Sichtweise von Menschen in zum Teil existenziell bedrohlichen Lebenssituationen in den Fokus stellt. In diesem Fall waren es zunächst Lieder, die in der Zeit des Nationalsozialismus in deutschen Konzentrationslagern entstanden sind. Quelle dafür war das 1962 in Leipzig erschiene Liederbuch „Lieder aus faschistischen Konzentrationslagern“ der Musikwissenschaftlerin Inge Lammel, die auch das Abeiterliedarchiv an der Ost-Berliner Akademie der Künste aufgebaut hatte.

Diese Lieder schildern das Leid, die Entwürdigung und Erniedrigung in den Konzentrationslagern, aber ihnen allen gemeinsam ist, das sie nicht in Resignation erstarren, sondern der unerschütterlichen Hoffnung Ausdruck geben, dass sich alles zum Besseren wenden und die gute Sache siegen wird.

Michael Zachical trug die Stücke sehr eindringlich mit, wandlungsfähiger, facettenreicher und ausdrucksstarker Stimme vor, einfühlsam begleitet von den anderen Mitgliedern des Quartetts. Alle vier sind Vollblutmusiker, die ihre Instrumente in Perfektion beherrschen und durch ihr virtuoses Spiel das Publikum immer wieder zu Beifallsstürmen motivierten.

Michael Zachical verband die einzelnen Stücke mit klugen und kenntnisreichen Kommentaren, die einerseits die Umstände der Entstehung verdeutlichten und darüber hinaus die Texte auch in ihrem politischen, sozialen und kulturelle Kontext verorteten.

Musikalisch dominierten swingende Melodien, die Vitalität und Lebensfreude ausstrahlten, auch dort, wo eigentlich ein Marschrhythmus im Urtext vorgesehen war. Aber musikalische Formen wie der Marsch, die die Individualität des Menschen in der gleichgeschalteten Masse auflösen, haben in der musikalischen Sprache der „Grenzgänger“ keinen Platz. Selbstverständlich waren in der Vöhler Synagoge aber auch bekannte Stücke zu hören wie zum Beispiel das titelgebende Einheitsfrontlied oder die praktisch schon zu einem Volkslied gewordenen „Moorsoldaten“.

„Lili Marlen“, das bereits 1915 entstanden und vom Autor Hans Leip mit einer eigenen Melodie versehen worden war, konnte man in dieser Urfassung hören, die sehr viel persönlicher und emotionaler klang als die heute verbreitete „marschierende“ Version von Norbert Schultze.

Als Zugabe gab es die Europahymne, Beethoven/Schillers Ode an die Freude, in einer swingenden Version, an der auch Chuck Berry seine Freude gehabt und eingestimmt hätte.

Insgesamt war dies ein sowohl musikalisch wie auch intellektuell anregendes Programm und das Publikum war sich darin einig, dass eine Fortsetzung unbedingt folgen sollte.

31.7.2024, Landkulturboten informieren über Synagoge

 

Landkulturboten informieren über Synagoge

Elias Räbiger und Joona Daniel bieten Führungen für Besucherinnen und Besucher an

Gut vorbereitet: Elias Räbiger (links) hält eine Chanukka, Joona Daniel zeigt ein Schofarhorn. Foto: Synagoge Vöhl/pr

Vöhl – Auch in dieser und in der nächsten Woche ist die ehemalige Vöhler Synagoge montags bis freitags von 8 bis 12 und von 13 bis 17 Uhr geöffnet.

Die beiden Landkulturboten Elias Räbiger aus Vöhl und Joona Daniel aus Marienhagen haben sich gut darauf vorbereitet, Besucherinnen und Besucher durch das Gottes- und Versammlungshaus der früheren jüdischen Gemeinde zu führen.

Sie können erklären, wie der Sakralraum früher ausgesehen hat, warum das Gebäude während der Pogromnacht 1938 und auch nach dem Krieg nicht zerstört wurde, und sie zeigen im kleinen Museum viele interessante Erinnerungsstücke.  red

19.7.2024, Landkulturbotinnen führen durch die Synagoge

 

Landkulturbotinnen führen durch die Synagoge

Sophie Wensel und Lynn Winter heißen Gäste willkommen

Füh­run­gen bis zum 26. Ju­li bie­ten die Schü­le­rin­nen So­phie Wen­sel (links) und Lynn Win­ter an. Fo­to: syn­ago­ge vöhl/pr

Vöhl – Das Land­kul­tur­bo­ten­pro­jekt hat be­gon­nen. Zum sieb­ten Mal ist die Syn­ago­ge in der Vöh­ler Mit­tel­gas­se wäh­rend der Som­mer­fe­ri­en ge­öff­net. Seit Mon­tag ver­gan­ge­ner Wo­che kön­nen In­ter­es­sier­te das ehe­ma­li­ge jü­di­sche Got­tes- und Ver­samm­lungs­haus in der Zeit von 8 bis 12 Uhr und von 13 bis 17 Uhr be­su­chen.

Bis zum 26. Ju­li bie­ten die Schü­le­rin­nen So­phie Wen­sel und Lynn Win­ter dort Füh­run­gen an. Sie er­klä­ren das frü­he­re Aus­se­hen des Sa­kral­raums, schil­dern die Ge­schich­te des Ge­bäu­des und der jü­di­schen Ge­mein­de und zei­gen die zahl­rei­chen Kult­ge­gen­stän­de, die sich im Ober­ge­schoss der Syn­ago­ge be­fin­den. Als sie ih­re Tä­tig­keit am Mon­tag be­gan­nen, wur­den So­phie Wen­sel und Lynn Win­ter gleich vor ei­ne her­aus­for­dern­de Auf­ga­be ge­stellt: Eng­lisch­spra­chi­ge Nach­fah­ren Vöh­ler Ju­den, die zum Ju­bi­lä­um des För­der­krei­ses nach Vöhl ge­kom­men wa­ren, woll­ten vor ih­rer Ab­rei­se von So­phie und Lynn durch das Ge­bäu­de ge­führt wer­den. Schwie­rig ge­stal­te­te es sich vor al­lem des­halb, weil sie sich mit ei­nem deutsch­spra­chi­gen Skript vor­be­rei­tet hat­ten.

Al­le wa­ren sich am en­de Ei­nig: Die bei­den Land­kul­tur­bo­tin­nen ha­ben die Pro­be mit Bra­vour be­stan­den.

In flie­ßen­dem Eng­lisch par­lier­ten sie mit den Gäs­ten. Die Ame­ri­ka­ner wa­ren von dem Vor­trag be­geis­tert, und För­der­kreis-Vor­sit­zen­der Karl-Heinz Stadt­ler zoll­te den Mäd­chen gro­ßen Re­spekt.

Ge­för­dert wird das Pro­jekt Land­kul­tur­bo­ten in die­sem Jahr durch das Netz­werk für To­le­ranz Wal­deck-Fran­ken­berg im Rah­men des Bun­des­pro­gramms „De­mo­kra­tie le­ben!“ vom Bun­des­fa­mi­li­en­mi­nis­te­ri­um und im Rah­men des Lan­des­pro­gramms „Hes­sen ak­tiv für De­mo­kra­tie, ge­gen Ex­tre­mis­mus“ vom Land Hes­sen.  red

18.7.2024, Lustig, lautstark, liebevoll

 

Lustig, lautstark, liebevoll

Weltmusik mit „Aquabella“ in der Vöhler Synagoge

Vielseitige Stimmen: (von links) Nina Gronich, Maria Thomaschke, Pamela Neuffer und Bettina Stäbert als Quartett „Aquabella“ Foto: hans peter osterhold

Vöhl – Lieder aus der ganzen Welt hatte das bekannte Quartett „Aquabella“ am vergangenen Samstag mitgebracht für sein Konzert in der Synagoge in Vöhl. Das Frauen-Vokal-Ensemble singt und tanzt Weltmusik in 18 Sprachen, in klanglicher Vielfalt und alles A cappella.

So ging es in der voll besetzten Synagoge, dabei waren auch die Gäste zur Feier des 25-jährigen Bestehens des Förderkreises, einmal um die Welt. Die vier Sängerinnen entführten in fremde Länder, sangen viel über Träume, Liebe, Herz und Schmerz, mal lautstark und wieder ganz leise, lustig und beschwingt und darauf besinnlich und melancholisch.

Vier unterschiedliche Stimmlagen, vier verschiedene Charaktere traten auf, alles wurde mit viel Bewegung und ganz viel Humor und großer Souveränität präsentiert. Zwischen den einzelnen Stücken gab es viele Informationen über die Herkunftsländer, Bräuche und Hintergründe der Lieder. Das Publikum ging von der ersten bis zur letzten Minute begeistert mit, und wurde zwischenzeitlich auch zum Mitsingen aktiviert.

Das Liebeslied aus Algerien kam als Wechselgesang mit kanonartigen Einlagen, das Weihnachtslied aus Spanien mit pantomimischen Darstellungen. Es gab Interessantes über die Herkunft der Lieder zu erfahren, etwa über das Volk der Roma, die zwar eine eigene Sprache, aber keine Heimat haben und immer lokale Einflüsse verarbeiten. Schwermütig mit Pathos und viel Theatralik.

Bulgarien habe eine ausgeprägte Frauengesangskultur, erfuhr das Publikum, und das vorgetragene Lied beschrieb den Wettstreit zwischen einer Sängerin und einer Nachtigall. Die Gäste wurden dann auf eine ägyptische Weide geführt mit sanftem akustischem Rhythmus dazu. Den gab es auch zum zügigen Lied aus Georgien, das die Erkenntnis verbreitet „Man ist nie so ganz alleine“, was auch so etwas wie ein Motto des Abends sein könnte.  os

15.7.2024, Erinnerungskultur verändern

 

Erinnerungskultur verändern

Gedenkstätten wollen mehr gesellschaftliche Gruppen erreichen

Waldeck-Frankenberg – Die Arbeit von nordhessischen Gedenkstätten soll breiter aufgestellt werden. Das Erinnern an jüdisches Leben und an die Judenverfolgung soll mehr Menschen erreichen, es soll interaktiver und multimedialer werden. Das wurde am Samstag bei einer Podiumsdiskussion während der Feier zum 25-jährigen Bestehen des Förderkreises Synagoge in Vöhl deutlich.

„Wir sind in Nordhessen gut aufgestellt mit Erinnerungsinitiativen, und wir arbeiten gut zusammen“, sagte Karl-Heinz Stadtler, Vorsitzender des Förderkreises Synagoge Vöhl zur Begrüßung. Gerade die kleineren Orte leisteten wichtige Arbeit, die viel bewirke, sagte der Moderator Professor Dietfrid Krause-Vilmar. Bei der Diskussion ging es darum, wie die Geschichte künftig auf moderne Weise allen Generationen vermittelt werden kann.

„Wir müssen uns bei der Art der Erinnerungskultur öffnen und partizipativ andere mitnehmen“, sagte Dr. Marion Lilienthal aus Korbach. Warum nicht einmal die Freiwillige Feuerwehr bei einer Gedenkveranstaltung zur Unterstützung mit einbeziehen? „Wir müssen auf die Menschen zugehen und mit ihnen zusammen etwas gestalten“, sagte auch Dr. Martin Arnold, Vertreter der Synagoge in Abterode. Über die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen könnten auch mehr Erwachsene erreicht werden, die sonst kaum Interesse an dem Thema hätten, meinte Julia Drinnenberg, Museumspädagogin in Hofgeismar. Dr. Wolfgang Werner vom Verein Rückblende – gegen das Vergessen aus Volkmarsen sagte deutlich: „Unsere Gedenkstätten sind exklusive Orte. Ein Großteil der Bevölkerung hat mit uns nichts zu tun.“ Besonders spannend sei es, wie die Gruppe der 30- bis 50-Jährigen besser zu erreichen sei. Bei der Arbeit mit Schülern haben alle positive Erfahrungen gesammelt.

So hätten sich beispielsweise solche Angebote bewährt, bei denen junge Menschen die Geschichte über interaktive Workshops erfahren und es biografische und lokalgeschichtliche Zugänge gibt. Das ist die Erfahrung von Sebastian Sakautzki, der auf dem Podium das Museum Trutzhain vertrat. Man müsse sich neu ausrichten, da es auch immer weniger Ehrenamtliche gebe, die sich dauerhaft für die Erinnerungskultur stark machen, sagte Dr. Annegret Wenz (Landsynagoge Weimar-Roth).

Zum Förderkreis-Jubiläum gab es viele Veranstaltungen, so auch die Enthüllung von Gedenktafeln, wo früher Juden wohnten.

15.7.2024, Die Erinnerungen an jüdische Familien

 

Die Erinnerungen an jüdische Familien lebendig werden lassen

Drei Haustafeln in Vöhl werden feierlich enthüllt – Persönliche Schicksale und emotionale Reden von Nachfahren

Carol Davidson-Baird aus San Diego. Ihre Urgroßeltern wohnten in diesem Haus auf dem Schulberg. Foto: Stefanie Rösner

Vöhl – Dieser eine Moment bedeutet Carol Davidsohn-Baird so viel. Sie darf die Haustafel enthüllen am Fachwerkhaus auf dem Schulberg, in dem ihre Urgroßeltern wohnten. Carol Bairds Familie aus den USA ist mit dabei – ihr Mann Steve, ihre Söhne Daniel und Geoffrey, Schwiegertochter Denise und die Enkelkinder Flynn, Galen, Noah und Talia.

„Als 14-Jährige kam ich zum ersten Mal nach Vöhl. Damals ahnte ich nicht, dass ich eines Tages mit meiner ganzen Familie zurückkehren würde, um die Erinnerung an meine Großeltern zu feiern, die Nazi-Deutschland verlassen mussten, und an meine Vorfahren, die zurückblieben und in den Konzentrationslagern umkamen.“

Carol Baird ist die Enkelin der in Vöhl geborenen Ida Frankenthal. Ida hatte den Holocaust überlebt, weil sie zusammen mit ihrem Ehemann Hugo Davidsohn und Sohn Ernst nach der Pogromnacht im November 1938 Deutschland über England in die USA verlassen hatte. Idas Schwester Beate wurde in Sobibor oder Majdanek ermordet, die Mutter Johanna in Theresienstadt. „Nun stehen wir hier, um acht Generationen der Frankenthal-Geschichte zu repräsentieren. Und hier stehe ich, um die Erinnerungen lebendig werden zu lassen, indem wir diese Gedenktafel enthüllen. Ich bin froh, diesem besonderen Ereignis mit meiner Familie beiwohnen zu dürfen und danke der Familie, die heute in diesem Haus wohnt, dass sie dem zugestimmt haben“, sagte Carol Baird in einer emotionalen Rede.

Der Handwerker Christian Schnatz aus Dorfitter hatte die Gedenktafel ebenso wie weitere für Vöhler Häuser errichtet, in denen früher Juden lebten. Am Samstag wurden zwei weitere im Beisein von Nachfahren früherer Hausbewohner feierlich enthüllt: eine am Haus Rothschild und eine dort, wo das Stammhaus der Mildenbergs stand, beide in der Arolser Straße.

Zudem wurde an dem Vormittag das neue Straßenschild für die Gasse neben der Synagoge eingeweiht. Dieses ist nach Salomon Bär benannt, der 40 Jahre Lehrer in Vöhl war. Hier gab es den Hinweis, dass bei der nächsten Gelegenheit ein Weg in Vöhl möglichst nach einer jüdischen Frau benannt werden sollte.  srs

15.7.2024, 25 JAHRE FÖRDERKREIS SYNAGOGE VÖHL

 

25 JAHRE FÖRDERKREIS SYNAGOGE VÖHL  Jubiläumsfeier mit Nachfahren jüdischer BürgerGeschichten der Vorfahren nähergebracht

 

  
Sahra Küpfer eröffnete mit einem Kiddusch, der Lobpreisung Gottes, den Sabbat und die Geburtstagsfeier.
 
  
Angehörige von Carol Davidsohn-Baird trugen beim Jubiläumsabend in der Synagoge gemeinsam ein Lied vor. Fotos: Barbara Liese

Es war eine ganz besondere Geburtstagsfeier, zu der sich am Freitagabend Gratulanten und Gastgeber in der ehemaligen Vöhler Synagoge trafen. Anlass war das 25-jährige Bestehen des Förderkreises Synagoge in Vöhl.

Vöhl – Der Abend war geprägt von Erinnerungen an die Anfänge des Förderkreises und daran, wie die Synagoge auch für die Nachfahren ehemaliger Vöhler Juden zu einem festen Ort der Begegnung und Erinnerung in ihrem Leben geworden ist.

Die Ehrengäste waren aus Kalifornien, Seattle, Utah New York, Israel und Hamburg angereist. Sie erzählten, wie sie auf der Suche nach ihren Vorfahren die Arbeit des Förderkreises kennenlernten. Der Vorsitzende Karl-Heinz Stadtler habe sich in den vergangenen Jahren mit großem Engagement und Wissen um die jüdische Kultur und Religion für die ehemalige Synagoge eingesetzt.

Carol Davidsohn-Baird, die mit ihrer Familie angereist war, machte in einer sehr persönlichen Rede deutlich, wie wichtig der Raum der Erinnerung für alle ist – Juden, Christen und Angehörige anderer Religionen.

„Es ist mir eine große Freude, dass unsere Kinder und Enkel den Weg der Erinnerung als großen Schritt in die Zukunft erkennen. Sie fühlen ebenso wie wir, dass hier ein Teil unseres Herzens schlägt. Wir sagen in der Familie immer ‚Healing in Hessen’ – ‚Heilung in Hessen’.“ Ihr Mann, Sohn und Enkel sangen anschließend das Lied „Hat niemand bemerkt, dass niemand zurückkam?“ – eine emotionale Erinnerung und gleichzeitig ein Aufruf, nicht mehr wegzusehen.

Elizabeth Foote aus Utah hat sich der Ahnenforschung verschrieben und berichtete von bewegenden Begegnungen, die sie im Rahmen ihrer aufwendigen Recherchen erlebte. „Mit der Unterstützung des Fördervereins habe ich vielen Menschen die Geschichten ihrer Vorfahren nähergebracht und viele neue, tiefe Freundschaften geschlossen. Wir werden auch in Zukunft gemeinsam die Erinnerungen wachhalten.“

Michael Dimor, Enkelsohn des Vöhler Juden Moritz Mildenberg, und seine Frau Helene sind in Israel zuhause. Der 87-Jährige besuchte Vöhl nicht zum ersten Mal. „Wir erleben im Augenblick einen großen Wandel. Es ist nichts Besonderes in der Geschichte, dass Menschen von einem Land zum anderen ziehen. Es ist auch nichts Besonderes, dass diese Wanderungen mit Konflikten verbunden sind“, sagte Michael Dimor und fügte hinzu: „Sehr unterschiedliche Kulturen lassen sich nicht immer mit Erfolg integrieren. Der 7. Oktober in Israel ist ein schreckliches Beispiel dafür, was Hass anrichten kann. Wäre dieses Ereignis in Deutschland geschehen, wären im Vergleich 15 000 Menschen an einem Tag ermordet worden. Es ist eine Herausforderung an alle Demokratien der Welt, und sie müssen endlich schwere Entscheidungen treffen.“ Nach vielen Wortbeiträgen kamen alle Teilnehmer und Besucher zu entspannten, familiären Gesprächen zusammen.

15.7.2024, Ein bewegender Abend der Begegnung

 

Ein bewegender Abend der Begegnung

Initiativen zur Erinnerung an jüdisches Leben bauen Brücken – Ausländische Gäste loben Arbeit des Förderkreises

Freudige Begegnung: Einige Nachfahren von Vöhler Juden sowie Mitglieder des Förderkreises Synagoge Vöhl beim Begrüßungsabend in Nieder-Werbe. Foto: Hans Peter Osterhold

Vöhl – Einen berührenden Begegnungsabend anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Förderkreises der ehemaligen Synagoge Vöhl erlebten internationale Gäste und Vereinsmitglieder zusammen mit Regierungspräsident Mark Weinmeister am vergangenen Donnerstag.

Im Flair-Hotel in Nieder-Werbe begrüßte der Vorsitzende Karl-Heinz Stadler 15 Gäste, die aus vielen Teilen der Welt, vornehmlich aus den USA und Israel, angereist waren und die jüdische Wurzeln in Vöhl haben, sowie Mitglieder des Fördervereins. Die Arbeit und das Engagement des Förderkreises hat sie alle zusammengeführt, ein internationales Netzwerk geschaffen und bewirkt, dass sich alle emotional mit der Heimat ihrer Vorfahren eng verbunden fühlen, was sie auch im Verlauf des Abends wiederholt eindrücklich zum Ausdruck brachten. Über Jahre sind nicht nur persönliche Kontakte entstanden, sondern tiefe Freundschaften und der Wunsch, sich zumindest gelegentlich an dem Ort wiederzutreffen, der sie mit der Geschichte der eigenen Familie verbindet. Jeder durfte an diesem Abend seinen Wortbeitrag dazu leisten, die meisten in englischer Sprache.

Großfamilie Baird war mit neun Personen aus den USA angereist und hat schon über viele Jahre Kontakt zum Förderkreis. Die Senioren, deren Söhne und die Enkel sind dabei. Steven Baird lobte die großartige Leistung des Förderkreises bei der Aufarbeitung des deutschen Unrechts der Nazizeit. Es gebe keine Nation ohne Schuld. Auch die amerikanische habe bei Sklaven und Indianern große Schuld auf sich geladen, ohne allerdings eine Aufarbeitung zu leisten wie Deutschland: „Wir können von euch lernen“. Ehefrau Carol stimmte ihm zu. Die Großmutter der Gynäkologin wurde in Vöhl geboren und konnte rechtzeitig fliehen. „Das ist heute ein anderes Deutschland“, sagte sie. Sohn Geoffrey war als Kind das erste Mal in Vöhl und studierte danach in Berlin. „Ich fühle mich wie ein Vöhler“, sagte er schmunzelnd. Sein Sohn Flynn studiert in Michigan und macht derzeit ein Praktikum bei Porsche in Stuttgart. „Das ist die beste Zeit in meinem Leben“, ist sein Kommentar, und er plant, nach dem Studium in Deutschland zu leben und zu arbeiten.

Viele Einzelschicksale und Familiengeschichten wurden an diesem Abend ausgetauscht, und manchmal gab es auch ein paar Tränen.

Michael Dimor lebt in Israel und hat vor Jahren in Vöhl das erste Mal etwas über die Hintergründe seiner jüdischen Familie erfahren. „Meine Mutter sprach darüber nicht.“ Er hat ein Buch über die Familiengeschichte geschrieben. Auch andere bestätigen, dass sie oft lange nichts über ihre jüdischen Wurzeln wussten und erst durch die Kontakte nach Vöhl davon erfuhren. Sie sind äußerst dankbar dafür, ihre Vergangenheit verstehen zu können und fühlen eine starke Nähe zu dem Ort und den Menschen – so etwas wie Heimat oder Zuhause.

Regierungspräsident Mark Weinmeister wies auf einige Initiativen von Synagogen und ehemaligen Synagogen in der Region. Ernst Klein aus Volkmarsen betonte die wichtige Funktion dieser Arbeit und auch der des Förderkreises – Brücken zu bauen.

12.7.2024, Eigene Wurzeln entdecken

 

Eigene Wurzeln entdecken

Nachfahren der Familie Salberg besuchen Korbach

Auf den Spuren jüdischer Vorfahren: (von links) Bürgermeister Klaus Friedrich, Christopher Salberg, Christine Salberg, Armorer Wason, Jennifer Salberg, Dr. Marion Lilienthal und Dr. Arnulf Scriba. Foto: Lutz Benseler

Korbach – Sie war unternehmerisch erfolgreich und hatte Einfluss: Die Familie Salberg spielte ab 1859 eine bedeutende Rolle in Korbach. Trotzdem wurden sie wie viele andere jüdische Familien Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung. Nachfahren von Faist Isaak Salberg (1822 – 1870) haben in dieser Woche Korbach besucht.

Für Armorer Wason aus London, ihre Cousine Christine Salberg aus East Grinstead in West Sussex, ihr Cousin Christopher Salberg aus Yeovil in Somerset und seine Ehefrau Jennifer Salberg war es eine Reise in die Familiengeschichte: An vielen Stellen in der Stadt haben Salbergs ihre Spuren hinterlassen. Die Familie besaß unter anderem einen Baustoffhandel, eine Branntwein-Destillerie, eine Privatbank und mehrere Häuser. 1862 gründete Fais Isaak Salberg die „Corbacher Ringofen-Gesellschaft Salberg Co.“. 1859 bereits erwarb er das Haus Unterstraße 5. Bis zur Einweihung der Korbacher Synagoge im Jahr 1895 befand sich in dem Haus Unterstraße 5 auch ein Raum für den Gottesdienst der Korbacher jüdischen Gemeinde – den er aber auch der katholischen Gemeinde zur Verfügung stellte.

„Faist Isaak Salberg und seine Söhne waren nicht nur im Handels- und Bankwesen tätig, sondern engagierten sich auch gesellschaftlich und trugen wesentlich zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region bei“, sagt Dr. Marion Lilienthal. Die Lehrerin an der Alten Landesschule hat intensiv das jüdische Leben in Korbach erforscht.

Salbergs bewahrte indes ihre bedeutende gesellschaftliche Stellung nicht vor der Verfolgung durch das nationalsozialistische Regime: „Einige Familienmitglieder emigrierten, während andere in Konzentrationslagern ermordet wurden“, so Lilienthal.

Die jüdische Herkunft sei in der Familie lange tabu gewesen, berichtet Armorer Wason: Ihr Urgroßvater habe seinen eigenen Kindern erzählt, sie stammten von schwedischen Lutheranern ab. Erst durch eine Korrespondenz mit einem Ahnenforscher in den 1950er Jahren offenbarte sich ihrem Großvater die wahre Geschichte. „Er wollte wahrscheinlich seine Kinder schützen“, versucht Wason die Motivation ihres Urgroßvaters zu deuten.

Bei einem Empfang im Rathaus trugen sich die Gäste ins Goldene Buch der Stadt ein. Museumsleiter Dr. Arnulf Scriba überreichte außerdem einen historischen Backstein, der in der Ziegelei der Familie hergestellt worden war. Bürgermeister Klaus Friedrich übergab den Besuchern Ausdrucke alter Familienfotos aus dem Stadtarchiv und die Kopie einer Anzeige der Ringofen-Gesellschaft, die 1907 in der Corbacher Zeitung erschienen war. Salbergs hatten ihrerseits eine Ausgabe des „Deutschen Künstler-Albums“ mitgebracht, das seit 1878 in Familienbesitz war.

Lilienthal hatte für die Familie Salfeld außerdem ein dreitägiges Besuchsprogramm organisiert. Neben Stadtrundgängen, Besuchen in der Alten Landesschule, dem Museum und der Synagoge in Vöhl gehörte auch eine Fahrt zum Gut Gindfeld bei Medebach dazu, das von 1860 bis 1890 im Familienbesitz war. Armorer Wason: „Wir sind Marion Lilienthal dankbar für die Organisation der Reise und die Recherche.“

8.7.2024, Ferienjob mit Verantwortung

 

Ferienjob mit Verantwortung

Fünf neue Landkulturboten für die Synagoge in Vöhl offiziell vorgestellt

Die neuen Landkulturboten und ihre Unterstützer: (von links) Karsten Kalhöfer, Bürgermeister, Lynn Winter, Ortsvorsteher Volker König, Sophie Wensel, Hannelore Behle, Kreisbeigeordnete, Karl-Heinz Stadtler, Vorsitzender des Fördervereins, Helena Heider, Netzwerk für Toleranz, Fiona Fransaert, Joona Daniel und Elias Räbiger. Foto: Barbara Liese

Vöhl – Es ist schon Tradition in Vöhl, dass kurz vor Beginn der Sommerferien in der Synagoge die neuen Landkulturnoten vorgestellt werden.

Landkulturboten, das sind drei Realschüler und drei Schüler eines Gymnasiums oder einer beruflichen Schule aus Vöhl oder einer Nachbargemeinde, die während der hessischen Sommerferien im Rahmen des Projektes zwei Wochen lang Führungen durch das Gebäude anbieten.

Sie informieren dabei über die Geschichte des Hauses, der jüdischen Gemeinde und die Arbeit des Förderkreises Synagoge in Vöhl. Sie erklären die zahlreichen Gegenstände jüdischer Religion und Kultur, die sich im Haus befinden oder wie das Haus früher einmal aussah und wie die Räume genutzt wurden. Nicht zuletzt bieten sie der Nationalparkgemeinde Vöhl in den Ferien ein weiteres touristisches Angebot.

Sie setzen sich außerdem ein eigenes Thema, mit einem individuellen Projekt, das sie nach den Ferien in einer öffentlichen Veranstaltung präsentieren. „Das ist jedes Jahr eine anspruchsvolle Aufgabe, der sich bisher alle mit großem Engagement und Kreativität gestellt haben“, betonte Karl-Heinz Stadtler, Vorsitzender des Fördervereins, bei der offiziellen Begrüßung der neuen Landkulturboten.

„Natürlich haben wir im Vorfeld die Schüler vorbereitet und geben ihnen eine schriftliche Zusammenfassung aller notwendigen Informationen mit. Sie werden außerdem von einem freiwilligen Team des Fördervereins betreut, das sie jederzeit, wenn sie es wünschen, unterstützen kann“, erklärte er.

Gut versorgt und betreut gehen die Schüler in ihren neuen Ferienjob, der gleichzeitig viele Freiheiten bietet für die Gestaltung, für Eigeninitiative und Selbstständigkeit. Dass er nach Mindestlohn bezahlt wird, ist eine weitere angenehme Überraschung. Gefördert wird das Projekt Landkulturboten in diesem Jahr durch das Netzwerk für Toleranz Waldeck-Frankenberg im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ vom Bundesfamilienministerium und im Rahmen des Landesprogramms „Hessen aktiv für Demokratie, gegen Extremismus“ vom Land Hessen.

Die neuen Landkulturboten Elias Räbiger, Lynn Winter und Sophie Wensel von der Alten Landesschule in Korbach sowie Joona Daniel und Fiona Fransaert von der Ederseeschule in Herzhausen interessieren sich alle für Geschichte, die Zeit vor und während des zweiten Weltkrieges ist ihnen durch den Schulunterricht sehr präsent.

Nun möchten sie einen Beitrag zur Erinnerungskultur leisten und gleichzeitig nachhaltig in der Gegenwart den Besuchern die Synagoge, das jüdische Leben und den Verlust der jüdischen Kultur aktiv nahebringen. Vor allem aber sind sie gespannt, was ihnen dieser ganz besondere Ferienjob an Erfahrungen, Herausforderungen, spannenden Erlebnissen und sicher auch Spaß bringt.

Im September werden sie die von ihnen erarbeiteten Projekte in einer öffentlichen Veranstaltung präsentieren und Karl-Heinz Stadtler, wird sich, auch im siebten Jahr des Landkulturbotenprojekts, nach guter Tradition wieder freuen: „Ich bin immer wieder begeistert wie die Jugendlichen sich engagieren. Es gelingt ihnen in jedem Jahr immer wieder neue Themen zu finden.“ synagoge-voehl.de